Toller Reihenauftakt
Fräulein vom Amt – Die Nachricht des MördersBaden-Baden, 1922: Alma ist Telefonistin und hört ein Gespräch mit, welches alles andere als alltäglich erscheint, denn eine Frau sei bei den Kolonnaden zu finden. Kurz später erfährt Alma aus der Zeitung, ...
Baden-Baden, 1922: Alma ist Telefonistin und hört ein Gespräch mit, welches alles andere als alltäglich erscheint, denn eine Frau sei bei den Kolonnaden zu finden. Kurz später erfährt Alma aus der Zeitung, dass dort ein Mordopfer gefunden wurde. Sie hat also die Stimme des Mörders gehört und so macht Alma eine Aussage, aber der Kriminalrat hat kaum Interesse an der Aufklärung des Falls – das kann Alma nicht so auf sich beruhen lassen.
Mich hat das Buch wirklich sehr gut unterhalten, denn es ist in erster Linie eine Kriminalgeschichte im historischen Kontext, gespickt mit humorvollen Momenten und ein wenig fürs Herz ist auch dabei (keine Sorge – das Ganze nimmt nicht Überhand und ist nur nett in das Gesamtgeschehen eingeflochten). Mir erscheint der Roman sehr gut recherchiert und vor allem startete schnell das Kopfkino. Das zum einen an der Geschichte, aber auch an dem flüssigen und ansprechenden Schreibstil. Bis auf wenige Seiten hat mich das Geschehen immer gefesselt, es gab spannende Momente, manches wird richtig brenzlig, aber auch das „normale“ Leben ist sehr interessant. Die Einblicke in Almas Familie haben mir genauso gut gefallen, wie ihre Wohngemeinschaft mit ihrer besten Freundin und die Vermieterin….ein echtes Original die gute Dame, die mir so einige Schmunzler beschert hat. Am besten gefiel mir die sympathische Alma, die zunächst mehr oder weniger zufällig mitten in einen Kriminalfall stolpert und sich dann nach und nach regelrecht festbeißt, um der Gerechtigkeit auf die Sprünge zu helfen. Menschenkenntnis, Kombinationsgabe etc. zeichnen die taffe, junge Frau aus. Emmi nervt gelegentlich ein wenig, aber auch sie hat das Herz am rechten Fleck und die beiden emanzipierten Frauen ergänzen sich einfach sehr gut.
Toll finde ich, dass die Menschen nach dem ersten Weltkrieg einfach einmal leben wollen – trotz Inflation - auch mal ausgelassen feiern und dass die Autorinnen auch interessante gesellschaftliche Themen einstreuen. Klasse ist auch der Handlungsort. Solche Bücher sind meist in Berlin, vielleicht mal in Hamburg angesiedelt, nun endlich ist auch mal ein „Nest“ als Kulisse gewählt worden und das gefällt mir ausgesprochen gut. Durch die Kurgäste, Casinos und dergleichen bietet der Ort alles, was man sich nur so wünscht.
Ein bisschen unrealistisch fand ich das eine oder andere dann doch, denn dass ein Fräulein so bei Ermittlungen mitmischt…naja, aber ganz ehrlich: Es tut der Sache für mich so gar keinen Abbruch und es hat mich einfach unterhalten.
Ich freue mich auf weitere Teile dieser Reihe nach dem vielversprechenden Start.