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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.03.2022

1923 spannend und unterhaltsam präsentiert

Im Rausch des Aufruhrs
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1923 – ein spannendes Schicksalsjahr in Deutschland. Die junge Weimarer Republik, das von Frankreich besetzte Ruhrgebiet, Kommunisten, Nationalsozialisten und die Inflation haben Spuren in diesem Jahr ...

1923 – ein spannendes Schicksalsjahr in Deutschland. Die junge Weimarer Republik, das von Frankreich besetzte Ruhrgebiet, Kommunisten, Nationalsozialisten und die Inflation haben Spuren in diesem Jahr hinterlassen. Armut und Hunger auf der einen Seite, rauschende Feste auf der anderen. Dazu politische Verwicklungen, die es in sich haben. All das wird in diesem Buch interessant und spannend präsentiert.

Das Buch ist ähnlichem einem Jahreskalender, in zwölf Kapitel unterteilt, die nur so strotzen von historischen Informationen. Die Einleitungen in den jeweiligen Monat mit einer kurzen Zusammenfassung, dem steigenden Brotpreis (der die Inflation verdeutlicht) und den Bildern fand ich sehr gelungen. Es gibt die großen politischen Geschichten, Anekdoten von bekannten und (heute) unbekannten Menschen, die die Lebenssituation deutlich machen. Die politischen Extreme werden veranschaulicht, ihr Aufeinandertreffen. Deutlich wird, wie es ein Hitler schaffen konnte die Zeit für sich zu nutzen und die Grundlagen für sein späteres Führerdasein zu bereiten. Gleichermaßen interessant fand ich jedoch die Geschichten des kleinen Mannes.

Der Schreibstil ist eingängig und ansprechend, die Zusammenstellung der Geschichten, Ausschnitte und Anekdoten gut gewählt, sodass es mir nie langweilig wurde. Und dennoch liest man dieses Buch nicht mal so eben nebenbei oder in einem Rutsch. Vieles recherchiert man weiter, nachdem der Autor den Leser aufmerksam gemacht hat. Selbst wer glaubt, dass er einiges weiß, wird immer noch Neues entdecken können, denn es findet wirklich ein Querschnitt der Gesellschaft ihren Platz, nicht nur die Größe aus Politik, Kultur und dergleichen. Es ist zwar ein historisches Sachbuch, jedoch nie angestaubt, sondern kurzweilig und unterhaltsam.

Ich empfehle dieses offensichtlich sehr gut recherchierte Buch gerne weiter. Interesse für die Geschichte muss man mitbringen, aber ohne das wird man sowieso wohl kaum zu diesem Buch greifen. Hat man dieses, wird man sicher gut unterhalten.

Veröffentlicht am 16.03.2022

Gekonnte Verbindung von Fakt und Fiktion

Ein Präsident verschwindet
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Der Name Otto John sagte mir etwas, aber nicht so richtig. Das machte die Geschichte für mich aber nur umso interessanter. Im Jahr 1954 verschwand der Präsident des Verfassungsschutzes und frühere Widerstandskämpfer. ...

Der Name Otto John sagte mir etwas, aber nicht so richtig. Das machte die Geschichte für mich aber nur umso interessanter. Im Jahr 1954 verschwand der Präsident des Verfassungsschutzes und frühere Widerstandskämpfer. Wurde er entführt? Ist er übergelaufen? Das BKA soll die Ermittlungen aufnehmen, mittendrin Phillip Gerber, denn seine Freundin, die Journalistin eines kommunistischen Blatts, Eva Herder scheint ihre Finger im Spiel zu haben. Was treibt sie um? Hat sie Gerber etwas vorgemacht?

Der Kalte Krieg, die politischen Irrungen und Wirrungen der jungen Bundesrepublik und die noch immer zahlreich in Behörden agierenden (früheren) Nazis bieten einfach ein interessantes Setting. Die Anpassung zwischen West und Ost ist in diesem Buch quasi von Seite eins an greifbar. Was mag John in den Osten verschlagen haben oder ist er entführt worden und nun eine Marionette des Ostens? Und wie wird für Gerber die Zusammenarbeit mit Reinhard Gehlen, der einen Auslandsgeheimdienst aufbaute, dem späteren BND? Fragen über Fragen, auf die das Buch nach und nach Antworten liefert und neue Fragen aufwirft. Doch zunächst geht es noch in Bonn richtig rund, Gerber trifft auf einen ganz speziellen Mann, auf den er auch später in Berlin wieder treffen wird. Ein viel größeres Problem für Gerber ist jedoch, dass ihm Evas Verhalten viele Rätsel aufgibt…

Ich finde die Kombination von historischem Fakt und unterhaltender Fiktion hier sehr gut gelungen. Das Grundgerüst des Buches basiert auf wahren Begebenheiten, die der Autor gekonnt und interessant mit fiktionalen Elementen unterfüttert. Mir erscheint auch dieser Band wieder sehr gut recherchiert. Ein gewisses politisches Grundinteresse sollte man für diesen Krimi schon mitbringen, größere Vorkenntnisse hingegen sind nicht notwendig.
Der Schreibstil ist gleichbleibend gut und nicht selten überschlagen sich Ereignisse, was es mir kaum möglich machte das Buch aus der Hand zu legen, sodass ich es binnen zweier Tage gelesen hatte.

Erst kürzlich hatte ich Band eins gelesen und kritisiert, dass Eva und Gerber eine Beziehung eingingen. Damals erschien sie mir einfach ein wenig überflüssig – in Band zwei ergab das Ganze dann deutlich mehr Sinn. Und auch insgesamt sagte mir Band zwei noch deutlich mehr zu. Ich würde dringend empfehlen die Reihenfolge einzuhalten, da man sonst vielleicht zu Beginn etwas ins Schwimmen gerät, empfehle ansonsten ich dieses Buch geschichtsinteressierten Krimilesern aber auf jeden Fall.

Veröffentlicht am 14.03.2022

Unterhaltsame, aktuelle Gesellschaftskritik vom Feinsten

Die Kinder sind Könige
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Melanie wollte schon immer bekannt werden. Ihre ersten Versuche schlugen fehl, aber mehr oder weniger zufällig entdeckt sie, was in den sozialen Medien möglich ist und beginnt sehr erfolgreich ihre Kinder ...

Melanie wollte schon immer bekannt werden. Ihre ersten Versuche schlugen fehl, aber mehr oder weniger zufällig entdeckt sie, was in den sozialen Medien möglich ist und beginnt sehr erfolgreich ihre Kinder in Szene zu setzen. Anfangs noch überrascht von der schnell steigenden Zahl der Follower, versteht Melanie immer mehr, wie Algorithmen funktionieren und verfeinert ihr „Business“. Zahllose Stories, Videos, Bilder und Co sind alltäglicher Bestandteil des Familienlebens. Eines Tages jedoch verschwindet ihr kleines Mädchen Kimmy beim Spielen spurlos. Unter anderem ermittelt Clara, eine engagierte Polizistin, die allerdings auch einigen Kummer kennt. Wird die Kleine gesund gefunden? Wer hat sie sich geschnappt?

Das Buch beginnt relativ langsam, erklärt die Lebenswege der beiden Protagonistinnen, um ihre Handlungsweisen und Gedankengänge in die Zukunft zu verstehen. Wer die Autorin kennt, weiß, dass diese Einführung wichtig ist und schnell wird es dann auch spannend. Die Kleine ist vom einen auf den anderen Moment verschwunden. Es gibt quasi keinerlei Spuren, jeder könnte Kimmy entführt haben. Auch die Motive sind völlig unklar, denn eine Lösegeldforderung oder dergleichen bleibt aus. Was zunächst wie ein „normaler“ Fall für die Beamten aussieht, stellt sich schnell als etwas anderes heraus. Besonders durch Clara, die sich stundenlang Videos, Stories und Challenges der Familie ansieht, bekommt der Leser eine Vorstellung, wie Melanie ihre Kinder instrumentalisiert. Da man die Geschichte auch durch Melanies Augen sieht, erkennt man, dass ihre Weltsicht eine völlig andere ist und sie tatsächlich zu glauben scheint, dass es nicht nur ihr, sondern auch den Kindern nutzt, dabei haben sie mit allerhand Problemen zu kämpfen. Mobbing, Missgunst und Neid sind an der Tagesordnung, aber auch Menschen, die versuchen auf die Schwierigkeiten der Online-Kinderstars hinzuweisen und deren Eltern an den Pranger stellen.

Ich kann gar nicht alles notieren, was mich an diesem Buch wütend machte und wie wichtig dieses Buch zugleich ist. Es ist ein sehr unterhaltsamer Pageturner, der ohne Blut auskommt, und dennoch ganz tiefe Verletzungen zeigt. Nein, er zeigt die Verletzungen nicht nur, er legt die Finger tief in die Wunde und wühlt dann noch darin rum. Der Stil der Autorin ist einfach richtig gut. Das Buch liest sich schnell und flüssig, es weckt eine ganze Palette von Emotionen und ich habe mich dabei ertappt, wie ich Clara immer wieder zunickte, während Melanie mich mit ihrer Blindheit für die Gefahren und das Leid ihrer Kinder wirklich wütend machte.

Dieses Buch sollten entsprechende Insta-/Youtube-/w. (a-)soziale Medien-Familien erhalten und zum Lesen regelrecht gezwungen werden. Vielleicht – nur vielleicht, würde es den einen oder anderen Mal zum Nachdenken anregen und im besten Fall verhindern, dass Kinder so schamlos ausgebeutet werden. Vielleicht ist das aber auch nur naives Wunschdenken von mir, denn die Aussicht auf Ruhm und Geld lässt manchen wohl wirklich – ganz ähnlich wie in Melanies Fall- das Kindeswohl vergessen oder so weit dehnen, dass es in die Vorstellung und die soziale Medien-Bubble passt. Problem sind ja nicht nur die Pädos, die sich an den Kinderbildern „erfreuen“, sondern auch die psychischen Schäden, die verursacht werden können. Ersteres haben wahrscheinlich noch die meisten Eltern auf dem Schirm, aber für letzteres sind wahrscheinlich viele blind. Sie müssen blind sein, wenn man sieht, wie Kinder teilweise präsentiert werden. Hier im Buch mag manches auf die Spitze getrieben sein (da ich solche Influencer nicht unterstütze, kann ich nicht ganz beurteilen), aber dennoch fühlt es sich „logisch“ an, wenn man die Macht der Algorithmen und nicht der Menschlichkeit als Maßstab anlegt.

Ich könnte mich gefühlt endlos in Rage schreiben, belasse es aber dabei und bin einfach nur froh, dass ich dieses Buch gelesen habe, denn es hat mir noch einmal mehr vor Augen geführt, wie schlimm dieses ausbeuterische System für Kinder sein kann/ist, und zumindest mit Likes oder gar Follows wird das in keinem Fall von mir belohnt. Es ist zwar nur wenig, aber immerhin besser als den Irrsinn noch aktiv zu unterstützen und Kinderrechte mit Füßen zu treten.

Unter dem Strich ist die Geschichte aus meiner Sicht eine unterhaltsame, aktuelle Gesellschaftskritik vom Feinsten – absolute Empfehlung und nicht nur für jene, die mit dem Gedanken spielen ihre Kinder im Netz zu präsentieren.

Veröffentlicht am 11.03.2022

Historischer Krimi

Die Akte Adenauer
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Nach dem zweiten Weltkrieg ist vieles in Deutschland noch unsicher, die junge Bundesrepublik ist noch in einem Findungsprozess, während auf der einen Seite die Amerikaner, auf der anderen die „Roten“ stehen ...

Nach dem zweiten Weltkrieg ist vieles in Deutschland noch unsicher, die junge Bundesrepublik ist noch in einem Findungsprozess, während auf der einen Seite die Amerikaner, auf der anderen die „Roten“ stehen und mittendrin gibt es natürlich noch den einen oder anderen Nazi. Der deutschstämmige Phillip Gerber, dessen Familie vor Hitlers Machtergreifung in die USA emigrierte, war amerikanischer Geheimdienstagent und ermittelt nun mit dem BKA. Es wird ganz schön gefährlich, denn die „Wölfe Deutschlands“ scheinen noch aktiv zu sein und politische Ränkespiele kurz vor der Bundestagswahl sorgen für Zündstoff.

Als ich den Klappentext gelesen hatte war es schnell um mich geschehen, denn ich finde das Setting (also die junge Bundesrepublik) interessant und es hat viel Potenzial. Ich verrate nicht zu viel, wenn ich direkt sage, dass mich das Buch nach einer kurzen Eingewöhnung gut unterhalten hat. Es gab einen spannenden Fall und die geschichtlichen Verwicklungen sind mindestens genauso spannend. Natürlich weiß man schon vieles, wenn man in Geschichte nicht komplett geschlafen hat, allerdings gibt es dann doch Details, die einem vielleicht entfallen waren und/oder deren Zusammenhänge hier einfach verständlich deutlich werden. Mir erscheint der Roman sehr gut recherchiert, die junge Demokratie gut dargestellt und auch die Protagonisten haben mir weitgehend gut gefallen. Allen voran natürlich Gerber, dessen Zerrissenheit zwischen deutsch – amerikanisch man gut spüren kann. Wobei ich manche der Actionszenen fast schon ein bisschen zu amerikanisch angehaucht fand. Gut gelungen hingegen ist, dass der Westen nicht klischeehaft als ausschließlich „gut“ beschrieben wird und zudem auch auf manches Problem hingewiesen wird, dass sich durchgezogen hat (die alten Nazis haben sich ja nicht in Luft aufgelöst). Dass ein Polizist und eine Journalistin zusammenarbeiten ist nicht neu, aber mir gefällt sowas, weil hier zwei Welten aufeinandertreffen – hier nicht nur beruflich, sondern auch „ideologisch“, denn Eva Herter ist bei einem rot angehauchten Blatt beschäftigt. Dafür sind die amourösen Sachen zwischen Gerber und Eva ein bisschen arg Klischee und fast schon überflüssig, aber das ist wohl Geschmackssache. Mir hätte es einfach besser gefallen, hätten die beiden nur eine freundschaftliche Basis und würden dann gemeinsam arbeiten. Denn das hätte auf jeden Fall gereicht, denn lange ist man als Leser wirklich am überlegen, was gespielt wird. Bei mir machte es dann irgendwann Klick und ich kam der Sache auf die Spur und dennoch habe ich das Buch gerne weitergelesen. Und am Ende wurde ich dann auch noch das eine oder andere Mal doch noch überrascht…

Nur würde ich hier von einem politischen Krimi statt einem Thriller sprechen – aber wirklich gestört hat mich das nicht. Auch wenn ich doch den einen oder anderen Kritikpunkt hatte, gefiel mir das Buch, denn in habe mir direkt auch Teil zwei besorgt.

Veröffentlicht am 08.03.2022

Tierisch gutes Bilderbuch

Meine ersten Wörter von den wilden Tieren - Sprechen lernen mit großen Schiebern und Sachwissen für Kinder ab 12 Monaten
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Wilde Tiere – die mögen wir doch alle. Ob jene im Eis, in den Bergen, im Dschungel, im Meer, sie alle haben ihre Anziehungskraft. Das Chamäleon genauso wie Eisbär, Affe, Clownfisch oder Faultier. Die Tiere, ...

Wilde Tiere – die mögen wir doch alle. Ob jene im Eis, in den Bergen, im Dschungel, im Meer, sie alle haben ihre Anziehungskraft. Das Chamäleon genauso wie Eisbär, Affe, Clownfisch oder Faultier. Die Tiere, allesamt solche, die man eben nicht mal eben so bei uns sieht, sind nach ihren Lebensräumen sortiert und man erkennt, welche Wunder die Natur zu bieten hat.

Schon beim Anblick des Buches war ich hin und weg. Die Aufmachung fand ich sehr süß, die Illustrationen sind knallig bunt, aber mindestens genauso ansprechend. Und das Highlight ist natürlich, dass es Klappen gibt, die es tatsächlich in sich haben und Tiere in Aktion zeigen. Die Veränderungen sind erstaunlich – zumindest für Kinder. Das Buch sowie die Klappen sind auch sehr stabil, zumindest hat das Buch schon knapp zwei Wochen in der KiTa einwandfrei überstanden.

Ich hätte das Buch am liebsten behalten, obwohl kein Kind im Haushalt lebt, dass man damit unterhalten könnte. Aber es wurde ja für die KiTa meiner Schwester besorgt und dort haben, wie mir authentisch berichtet wurde, nicht nur die Kinder sehr viel Freude, auch die Erzieherinnen haben Freude das Buch mit den Kindern anzusehen. Ständig kämen die Kinder mit dem Buch an, wechseln sich beim Schieben ab und sind immer wieder erstaunt, wenn „die Tiere sich bewegen“. Die farbenfrohen Abbildungen und vor allem die Schiebemöglichkeiten haben es den Kindern angetan – zumal durch das Verschieben die Tiere mal ihre Farbe, mal ihre Position verändern. Es gibt viele Details Der Text ist sehr überschaubar, kindgerecht und ist eigentlich mehr oder weniger nur eine Hilfe für den Vorleser, denn es wäre schon ein bisschen peinlich, würde man ein Tier nicht erkennen (keine Sorge, es sind alle trotz comicartigem, kindgerechtem Stil erkennbar, nur manchmal steht man ja auf dem Schlauch…). Das Buch bietet sich an, um Tiernamen kennenzulernen, erstes Wissen zu erwerben und Details zu entdecken.

Kleine Kinder können hier gute Einblicke bekommen und auch das eine oder andere lernen. Zudem wird mit dem tierischen Bilderbuch sicher die Freude an Büchern geweckt – was will man mehr?