Historischer Abenteuerroman
Der KaffeediebAls Kaffeefreund sprach mich natürlich der Titel schon sehr an und ich wurde nicht enttäuscht. Der Leser findet sich plötzlich mitten im 17. Jahrhundert wieder und verfolgt das Leben des Protagonisten ...
Als Kaffeefreund sprach mich natürlich der Titel schon sehr an und ich wurde nicht enttäuscht. Der Leser findet sich plötzlich mitten im 17. Jahrhundert wieder und verfolgt das Leben des Protagonisten Obediah, der einen Großteil seiner Zeit in Kaffeehäusern verbringt. Um sich über Wasser zu halten setzt er auch auf Betrügereien, die ihn in Schwierigkeiten bringen. Doch er bekommt eine Chance! Da sich Kaffee immer größerer Beliebtheit erfreut, soll er die Osmanen, die das Monopol besitzen, überlisten. Eine abenteuerliche, spannende Trickbetrügerei startet.
Zunächst muss man sich in die Sprache einfinden und das ist gar nicht mal so einfach. Sie ist recht dicht und manche antiquierte Begrifflichkeiten kennt der Leser vielleicht nicht, wenn er seltener zu historischen Romanen greift, doch man gewöhnt sich verhältnismäßig schnell an die historisierte Sprache, sodass ich nach rund 50 Seiten keinerlei Probleme mehr damit hatte. Trotzdem muss man extrem aufmerksam lesen, um alles im Detail verstehen und nachvollziehen zu können. In manchem vermeintlichen Nebensatz sind ganz schön wichtige Details enthalten, die man nicht einfach mal überlesen kann. Doch lässt man sich auf die Sprache ein, erwartet ein opulentes, literarisches Mahl. Die Protagonisten sind sehr individuell und in sich facettenreich, besonders der sympathische und scharfsinnige Obediah, der die ganze Expedition leitet. Besonders gut gefiel mir auch sein Widersacher! Inhaltlich bietet das Buch von Abenteuer, über humoristische Elemente, bis hin zum Drama fast alles, was das Leserherz begehrt. Mich hatte nur etwas verwundert, dass der eigentliche Coup recht wenig Platz im Buch für sich in Anspruch nehmen konnte, weil die Planungen bis ins letzte Detail doch sehr umfangreich ausfielen. Dies war jedoch (ausgenommen einen kurzen Hänger etwa in der Mitte des Buches) überhaupt kein Problem. Da der Leser den Figuren gegenüber einen gewissen Wissensvorsprung hat, wurden Spannung und auch Witz noch ausgeprägter, als ich das vorab erwartet hatte. Aus heutiger Sicht sind auch die Einstellungen zum „richtigen“ Kaffeegenuss unterhaltsam und auch die eine oder andere Entwicklung, die damals noch in den Kinderschuhen steckte, macht das Buch spannend und trotzdem lehrreich. Die historischen Fakten sind mE. sehr gut recherchiert. Wer sich darauf einlässt, wird schlauer aus der Lektüre und mit einer spannenden Geschichte belohnt!