Tiefgreifend
Achtzehnter StockAchtzehnter Stock – Sara Gmuer
Zusammenfassung:
Wir begleiten in diesem Roman Wanda und ihre 5-jährige Tochter Karlie auf ihrem Weg im alltäglichen Wahnsinn das Glück und die Hoffnung nicht aus den Augen ...
Achtzehnter Stock – Sara Gmuer
Zusammenfassung:
Wir begleiten in diesem Roman Wanda und ihre 5-jährige Tochter Karlie auf ihrem Weg im alltäglichen Wahnsinn das Glück und die Hoffnung nicht aus den Augen zu verlieren. Wanda versucht durch Freud und Leid allen Unwägbarkeiten zu begegnen und sie tapfer zu meistern. Doch um welchen Preis?
Meine Meinung:
Dieser Roman ist nichts für schwache Nerven. Er behandelt Themen wie Alltagsrassismus, schwere Erkrankung des Kindes und auch die Vernachlässigung dessen. Die gesamte Grundstimmung ist düster und melancholisch bedrückend. Dennoch liest sich Sara Gmuers Schreibstil sehr flüssig und leicht. Sie zeichnet kurze, prägnante Sätze, welche einfach schonungslos ehrlich sind. Durch die kurzen Kapitel fliegt man nur so durch die Seiten. Die Geschichte beinhaltet energisch aufrischtige Wahrheiten und nimmt aktuellen zeitlichen Bezug.
Die Beziehung zwischen Wanda und ihrer Tochter hat mich oft zu tiefst inne halten lassen. Ich habe mich gefragt, wie ich in ihrer Situation reagiert hätte. Doch viel zu oft, stellte sie ihren persönlichen Traum über das Wohl ihrer Tochter. Wanda ist absolut keine Sympathieträgerin und soll das vermutlich auch gar nicht sein. Denn nur so kann für mich die Botschaft dieses Romans übermittelt werden. Was es eben heißt als alleinerziehende Mutter in einem sozialen Brennpunkt zu leben und mental auch nicht auf dem Zenit der Gesundheit zu stehen. So viele Szenen sind wirklich schwer zu ertragen und ich brauchte immer wieder Pausen um das Gelesene zu verarbeiten.
Das Erschreckende an dieser Geschichte ist vermutlich der spürbar nahe Bezug zur Realität. Die Zwischenmenschlichen Beziehungen sind so klar, bildlich und entschlossen dokumentiert, das man unwillkürlich sein eigenes Leben reflektiert.
Ich wollte Wanda so oft und so klar die Meinung sagen, dass es schon fast weh tat. Die Art und Weise, wie sie mit Karlie „umgeht“ machte mich wütend und traurig zugleich. Es ist nicht der Umstand, dass Wanda offensichtlich mit Depressionen zu kämpfen hat, sondern, dass sie sich jeder Hilfe verwehrt, um diesen Zustand zu ändern. Wenn schon nicht für sich, dann doch wenigstens für Karlie.
Es stellt sich die Frage, ob man mit Geld alles wertvoller aussehen lassen kann oder ob man am Ende herausfinden muss, was Glück wirklich heißt. Und ob Zufriedenheit für jeden das Gleiche bedeutet.
Erwähnenswerte Stellen aus dem Buch:
Es gibt Leute, die können einem ins Gesicht schlagen, und man spürt nichts, und bei anderen spürt man selbst Blicke im Nacken.
Man sagt, Glück wird mehr, wenn man es teilt, das ist bei Angst auch so. Angst ist ansteckend.
Was einen nicht umbringt, macht einen nicht stärker. Man wird nicht immun gegen Angst, es gibt keine Antikörperdagegen, man wird nur ängstlicher und zuckt bei jedem Scheiß zusammen.
Es ist nie gut, wenn man Alkohol mit Langeweile panscht.
Ich schaue nicht hin und sehe trotzdem alles.
Scheiß auf seine Idee. Jeder hat Ideen. Ideen sind umsonst und überall, doch wenn man nicht bereit ist, sie zu Ende zu bringen, sind sie nichts wert.