Von neuen Chancen und Anfängen
Hold Me - New England School of Ballet„Sich nachts ins Theater zu schleichen und zu tanzen, ist kein Gruppending. Jeder, der kommt, macht das für sich, um einmal im Leben die Hauptrolle zu tanzen.“ (S. 195)
„Hold Me“ ist mir damals aufgrund ...
„Sich nachts ins Theater zu schleichen und zu tanzen, ist kein Gruppending. Jeder, der kommt, macht das für sich, um einmal im Leben die Hauptrolle zu tanzen.“ (S. 195)
„Hold Me“ ist mir damals aufgrund der Tanzthematik in der Programmvorschau des Verlags direkt ins Auge gesprungen. Neben Musik, Theater und der Bildenden Kunst ist das eines meiner Lieblingsthemen, das in Geschichten aufgegriffen werden kann. Anna Savas Geschichte besticht durch eine Intensität, die sich durchgehend durch das Buch zieht, dennoch hätte ich mir noch mehr Einblicke rund um das Tanzen gewünscht.
Das Cover: Hält man alle Cover nebeneinander ergibt sich ein durchlaufendes und zusammenhängendes Motiv. Das Tanzband, welches zumindest einen schlichten Hinweis auf das Tanzsetting gibt, windet sich durch alle Cover und bringt eine natürliche Dynamik mit sich. Auch die Farbe ist angenehm. Ein in sich ruhiges und einfaches Cover, welches mir jedoch zusagt!
Die Handlung: Zoes größter Traum ist endlich wahrgeworden: Sie darf an der New England School of Ballet tanzen! Voller aufregender Gefühle und ihren wichtigsten Gegenständen im Gepäck zieht sie in das Wohnheim auf dem Campus, nur um bei ihrer ersten Stunde einen Dämpfer zu bekommen. Denn vor ihr steht plötzlich Jase, bei dem sie vor einem Jahr den Kontakt abgebrochen hat und der noch immer im Unklaren gehalten wird, warum sie sich nicht mehr bei ihm meldet. Doch als die Studierenden in Tanzpaare aufgeteilt werden und die beiden zusammen tanzen sollen, müssen sie sich nicht nur ihrer Vergangenheit stellen, sondern auch miteinander an der Zukunft arbeiten…
Meine Meinung: Diese Geschichte startete vielversprechend. Zoe und Jase‘ Geschichte wird in der Gegenwart erzählt, gleichzeitig wird ihre Beziehung auch in Rückblenden wiedergegeben, um ein Gefühl für den abrupten Kontaktabbruch zu bekommen. Die Rückblenden mochte ich sehr gern, da man augenblicklich emotional tiefer in der Verbindung der beiden verstrickt war. Dazu trug auch der intensive und bildliche Schreibstil der Autorin bei, der mir gefiel und mich angenehm durch die Geschichte trug. Dennoch muss ich zugeben, dass die Geschichte ab der Hälfte für mich nicht mehr das Potenzial vom Anfang halten konnte. Tanzszenen vermisste ich sehr. Es waren für mich so wenige Szenen in der Ballet School und wenn, dann wurde nur der Pas de deux Kurs geschildert, weil Jase darin vorkam. Zoe hat doch sicherlich nicht nur diesen einen Kurs. Einfach für den Aufbau und das Gefühl für das Setting hätte ich mir da mehr Einblicke gewünscht. Das Setting war gegen Ende hin beinahe austauschbar; es war für mich irgendwann eher eine New Adult Liebesgeschichte, die zufälligerweise an einer Tanzschule spielte, was ich sehr schade fand. Ebenso war für mich die Entwicklung der Liebesgeschichte ab einem gewissen Punkt zu gehetzt. Der Aufbau war sehr langsam und voller Raum für Entfaltung, doch ab der Hälfte der Geschichte ging alles sehr schnell. Aus Spoilergründen werde ich nicht tiefer darauf eingehen, doch Zoe erlebte ein traumatisches Ereignis in ihrer Vergangenheit, was sie auch in ihrem Alltag stark beeinflusste. Die daraus resultierende Angst wurde sehr gekonnt beschrieben. Doch dann gab es einen gewissen Punkt im Buch zwischen den beiden, dessen Tempo ich einfach nicht verstanden hatte. Da gingen mir manche Entwicklungen der beiden einfach aufgrund der Umstände viel zu schnell und ohne jegliche Erklärung. Zum Ende hin gab es mir leider auch zu viele dramatische Wendungen. Ich finde es wichtig, wenn Charaktere Tiefe haben und Probleme mit sich tragen, die im Laufe der Geschichte angesprochen werden und daran gearbeitet wird. Doch hier waren es zu viele Konflikte auf einmal, besonders in Bezug auf Jase. Hätte man sich auf 1-2 pro Person beschränkt, hätte man diese noch eingehender behandeln können und wäre am Ende nicht mit all den Auflösungen konfrontiert wurden. Der Anfang der Geschichte war stark, nur leider verlor mich die Geschichte im Verlaufe dieser.
Die Charaktere: Zoe als Protagonistin hat mir gefallen. Ihr alltäglicher Kampf lässt die Lesenden direkt mitfühlen und auch ihre Vielschichtigkeit ist mir weiterhin positiv im Gedächtnis geblieben. Mae, ihre beste Freundin, war hingegen meine Lieblingsperson im Buch. Ihre empathische Art schlich sich direkt in mein Herz. Bei Jase hingegen muss ich sagen, dass es zwar einige Momente gab, in denen ich ihn mochte, ich jedoch insgesamt einfach nicht mit ihm warm wurde. Es gab Augenblicke, in denen er Streit mit seiner Familie hatte und diese Wut dann an Zoe ausließ. Ja, sein Groll ihr gegenüber ist aufgrund des Kontaktabbruchs verständlich, aber gerade diese Wut aufgrund seiner Eltern sollte er nicht an Zoe auslassen. Das machte ihn in meinen Augen alles andere als sympathisch. Auch das viele Fluchen war mir ab einem gewissen Punkt einfach nur zu aufgesetzt. Dennoch muss ich sagen, dass es zwei Szenen zwischen den beiden gab (in der ersten Hälfte), die ich sehr berührend fand.
Fazit: Ich hätte diese Geschichte so gern geliebt. Die Ausgangspunkte waren so stark und der Klappentext erweckte augenblicklich Interesse, doch es war mir am Ende einfach zu viel. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass gerade die vielen Konflikte am Ende Leser:innen gefallen, die dramatische Liebesgeschichte bevorzugen. Doch hierbei handelt es sich nur um meinen einzelnen Eindruck; macht euch gern einen eigenen Eindruck von der Geschichte. Abseits von der Geschichte war die Autorin mir übrigens direkt sympathisch, da ich You and I von PVRIS in ihrer Buchplaylist entdeckte – eine tolle Band!