Profilbild von schaetzelein83

schaetzelein83

Lesejury Profi
offline

schaetzelein83 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit schaetzelein83 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.02.2023

Der innere Konflikt einer wissenschaftlich interessierten Frau

Die Chirurgin von London
0

Nora Beady überlebt als einzige ihrer Familie eine Choleraepidemie und wächst fortan bei dem eigensinnigen wie auch brillanten Chirurgen Dr. Horace Croft auf. Dort entdeckt sie schnell ihr Interesse für ...

Nora Beady überlebt als einzige ihrer Familie eine Choleraepidemie und wächst fortan bei dem eigensinnigen wie auch brillanten Chirurgen Dr. Horace Croft auf. Dort entdeckt sie schnell ihr Interesse für die Medizin und hilft Dr Croft in seiner Klinik. Doch als ein neuer Arzt eingestellt wird, droht ihr Unterfangen – als ungelernte Frau in einer Klinik zu arbeiten – aufzufliegen oder muss sie die Forschung gar ganz aufgeben? Eine Entscheidung, die ihr ganzes Leben beeinflussen könnte ...

Das Cover ist unheimlich gut gewählt, es zeigt die Hauptprotagonistin (oder wie ich sie mir vorgestellt habe), das Setting in London und, dass es sich um einen historischen Roman handelt.

Der Schreibstil und die Übersetzung sind wirklich gelungen, und durch die kurzen Kapitel fliegt man nur so durch das Buch, wenn es auch manchmal etwas dahinplätschert. Ich finde die damaligen Gegebenheiten sehr gut eingefangen und man merkt, dass da eine unfassbare Recherchearbeit hinter dem Buch stecken muss.

Leider passiert mir das, was im Klappentext angekündigt wird, dann etwas zu zeitig, da hätte ich mir etwas mehr Spannung und ein paar brenzlige Situationen erhofft. Die Protagonisten sind gut aber dargestellt und jeder auf seine Art anders und authentisch, aber letztlich fand ich leider wenig Zugang zu irgendeinem von ihnen.

Dennoch hatte ich eine tolle Zeit und angenehme Lesestunden im London des 19. Jahrhunderts und obwohl es kein offenes Ende gab, würde ich mich freuen, wenn Noras Geschichte eines Tages weitererzählt wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.02.2023

Was nach 13 Jahren Funkstille übrig bleibt

Remember when Love was new
0

Aileen und Hamish sind als Jugendliche ein Paar doch eine folgenschwere Entscheidung treibt sie auseinander. Als Hamish nach 13 Jahren Funkstille wieder nach Stonehaven zurückkehrt, hat sich alles verändert: ...

Aileen und Hamish sind als Jugendliche ein Paar doch eine folgenschwere Entscheidung treibt sie auseinander. Als Hamish nach 13 Jahren Funkstille wieder nach Stonehaven zurückkehrt, hat sich alles verändert: Aileen ist inzwischen Lehrerin und Hamish hat einen Sohn. Doch was sich kaum verändert hat, sind die Gefühle, die sie irgendwie immer noch füreinander hegen. Aber können sie sich das eingestehen und kann es überhaupt funktionieren nach 13 Jahren und dem, was alles vorgefallen ist?

Das Cover zu „Remember when love was new“ ist durch die lila Farbe sehr auffällig und ansprechend. Der Einstieg fiel mir allerdings recht schwer, weil ich sprachlich oft über Metaphern oder Sätze gestolpert bin, die zu gewollt „klug“ erscheinen sollten, aber den Lesefluss einfach nur gestört haben, wenn man sich über deren Sinn Gedanken macht. Den Perspektivenwechsel zwischen Aileen und Hamish fand ich passend, wenn auch oft langatmig und mit langen Gedankengängen, die dann doch nicht ausgesprochen wurden. Leider habe aber ich zu den Protagonisten bis zum Schluss überhaupt keinen Zugang gefunden, sie waren mir zu sehr in ihren jugendlichen Gewohnheiten gefangen, die schlechten Eigenschaften der beiden nahmen mir irgendwie auch zu viel Raum ein, daher konnte ich mich mit niemandem wirklich identifizieren. Am sympathischsten war mir da noch der kleine Dominic, auch wenn mich seine Geschichte manchmal traurig gestimmt hat.

Das Buch hat für mich aber auch eine Message und zeigt ganz deutlich, dass Vieles einfacher wäre, wenn man mal miteinander reden würde oder geredet hätte. Für mich war das Buch leider keine Sensation, aber ich freue mich dennoch den Abstecher nach Stonehaven gemacht zu haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.01.2023

Interessanter Kriminalfall eingebettet in einen Roman

Das Verschwinden des Dr. Mühe
0

Im Juni 1932 verschwindet der angesehene Arzt Dr. Erich Mühe eines Nachts spurlos und trotz der Bemühungen der Berliner Polizeikommissare Keller und Schneider mit den damaligen Mitteln und Möglichkeiten ...

Im Juni 1932 verschwindet der angesehene Arzt Dr. Erich Mühe eines Nachts spurlos und trotz der Bemühungen der Berliner Polizeikommissare Keller und Schneider mit den damaligen Mitteln und Möglichkeiten blieb der Fall bis heute ungeklärt.

Das Cover deutet aufgrund der Farbgebung und der Darstellung bereits auf ein historisches Setting hin und der Untertitel „Eine Kriminalgeschichte aus dem Berlin der 30er Jahre“ ist passend gewählt, denn genau das erwartet den Leser auf den nächsten 250 Seiten.
Oftmals neigen True Crime oder Cold Case Bücher ja dazu, etwas trocken die bloßen Fakten aneinander zu reihen, ohne einen wirklich guten Lesefluss oder Bezug zu den Personen hinzubekommen. Das war hier überhaupt nicht der Fall, man ist als Leser ganz schnell im Berlin der 30er Jahre angekommen und lernt Hauptprotagonisten wie auch sonstige Beteiligte an dem Fall gut kennen. Die kurzen Kapitel mit Zeit- und Personenangaben zeigen natürlich irgendwie protokollartig die Befragungen der Polizisten auf, aber alles was unterhalb der Überschrift passiert, wirkt wie ein richtiger Roman und gar nicht mehr wie ein polizeiliches Befragungsprotokoll.
Neben dem Kriminalfall bekommt man außerdem ein gut recherchiertes und authentisches Bild des damaligen Berlin und der politischen Machtkämpfe mit, was im Buch aber nicht zu ausufernd behandelt wird, sondern die ganze Geschichte abrundet und in die damaligen Gegebenheiten einbettet.
Positiv überrascht hat mich noch, dass obwohl es sich um einen Cold Case handelt, der Autor den Leser glücklicherweise nicht völlig ratlos zurücklässt, und ich muss sagen, mich hat das (mögliche) Ende tatsächlich zufriedengestellt.
Mich persönlich hätte im Nachgang noch interessiert, was davon wirklich auf Dokumenten aus dem Archiv beruht und welche Handlungsstränge der Fantasie des Autors entsprungen sind. Da die am Schluss angegebene Website aber nicht vergeben war und ich auch sonst wenig zu dem Fall gefunden habe, das nicht mit dem Buch in Verbindung stand, war das nicht wirklich möglich. Das ist aber mein persönlicher Geschmack und trägt natürlich nicht zur Gesamtbewertung bei.

Oliver Hilmes beleuchtet diesen ungewöhnlichen Fall mit allen Beteiligten wirklich zufriedenstellend und webt um die Fakten des Kriminalfalls einen interessanten, kurzweiligen Roman. Daher gibt es eine Empfehlung von mir für alle Fans von historischen Romanen, True Crime und Krimis.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.01.2023

Schöner Auftakt mit besonderem Flair

Show me the Stars
0

Liv ist eine ehrgeizige, freie Journalistin, doch ein vermasselter Job führt dazu, dass sie auf Stellensuche geht. Dort entdeckt sie eine außergewöhnliche Anzeige und findet sich kurze Zeit später auf ...

Liv ist eine ehrgeizige, freie Journalistin, doch ein vermasselter Job führt dazu, dass sie auf Stellensuche geht. Dort entdeckt sie eine außergewöhnliche Anzeige und findet sich kurze Zeit später auf einer kleinen irischen Insel in einem Leuchtturm wieder. Endlich mal die Seele baumeln lassen, den Kopf frei kriegen und alle Probleme in Hamburg zurücklassen – so zumindest lautet der Plan. Doch der Skipper Kjer, der ihre Versorgung dort sicherstellt, verdreht ihr gehörig den Kopf. Aber wieso nur warnen sie alle vor ihm?

Der Auftakt der „Leuchtturm“ Reihe ist optisch auf jeden Fall gelungen durch das schöne Cover und die Verzierungen innerhalb des Buchs. Wer den lockeren Schreibstil von Kira Mohn mag, kommt auch hier voll auf seine Kosten, und auch die kurzen Kapitel passen hier wieder sehr gut.

Die Geschichte wird ausschließlich aus Livs Sicht erzählt, wodurch sie mir wirklich schnell ans Herz gewachsen ist und ich so mit ihr mitfühlen konnte. Sie hat in diesem Buch eine Wandlung durchgemacht, die mich beeindruckt hat und vor der ich nur den Hut ziehen kann. Dennoch ist sie wirklich liebenswürdig und toll dargestellt. Das hätte ich mir bei den anderen Protagonisten, allen voran Kjer, auch etwas mehr gewünscht. Durch den fehlenden Perspektivenwechsel blieben seine Gedanken und Gefühle außen vor und er dadurch leider ziemlich unnahbar und unverständlich in seinen Handlungsweisen, aber unsympathisch war er mir zum Glück dennoch nicht.

Das Setting auf der irischen Insel Caorach, der Leuchtturm, die Nebengeschichte des Leuchtturmbesitzers waren einfach nur zum Niederknien schön. Und auch wenn ich mir durch den fehlenden Einblick in Kjers Gefühlswelt seiner „Läuterung“ nicht sicher war, so haben das Setting und die Nebenprotas mich so eingefangen, dass ich unbedingt auch die anderen beiden Mädels und deren Geschichten kennenlernen möchte.

Eine Empfehlung für jeden, der sich gerne mal wegträumen möchte und dieses besondere Flair auf der irischen Leuchtturminsel Caorach zu schätzen weiß.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.01.2023

Alter Vermisstenfall – neues Leben ?

Als der Sommer verschwand
0

Clara lebt mit ihrem älteren Mitbewohner Oscar in London in einer Art WG. Als Oscars Bruder stirbt, erbt er sein altes Elternhaus in Irland und vermacht es kurzerhand direkt an Clara.
Da diese beruflich ...

Clara lebt mit ihrem älteren Mitbewohner Oscar in London in einer Art WG. Als Oscars Bruder stirbt, erbt er sein altes Elternhaus in Irland und vermacht es kurzerhand direkt an Clara.
Da diese beruflich wie privat in einer Art Findungsphase ist, fährt sie kurzerhand nach Irland, um sich das „Schloss“, wie es die Einwohner dort nennen, anzuschauen. Doch sie ahnt nicht, dass mit der Erbschaft ein alter Vermisstenfall einhergeht, der sie nicht mehr loslässt. Kann sie das Rätsel gemeinsam mit dem Tierarzt Jon nach mehr als 50 Jahren noch aufklären?

Das Buch besticht nicht unbedingt durch sein Cover, da es durch die Brauntöne wenig auffällig scheint. Umso interessanter ist der Inhalt, der den Leser direkt abholt.
Der Schreibstil ist wunderbar leicht, die Kapitel recht kurz und die Handlung nimmt durch die unverhoffte Erbschaft schnell Fahrt auf, so dass man unbedingt wissen will, was es mit dem Elternhaus auf sich hat.
Die Protagonisten sind allesamt gut dargestellt und man schließt sie schnell ins Herz, insbesondere Oscar mit seinen Eigenheiten fand ich herzerwärmend. Aber auch Clara und Jon sind schön ausgearbeitet und liebenswürdig. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden nimmt nur wenig Raum ein und ist recht slow-burn, da das Augenmerk sehr auf den Vermisstenfall und die Geschichte des Hauses gelegt wird, was mir persönlich aber sehr gut gefallen hat.

Auch wenn man zunächst wirklich im Dunkeln tappt, war die Auflösung für mich als alte Hobbyermittlerin dann natürlich nicht mehr allzu verwunderlich, wenn man die Hinweise während des Buchs nicht übersehen hat, aber das hat dem Ganzen keinen Abbruch getan und ich hatte wirklich eine tolle Lesezeit. Daher gibt’s von mir eine klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere