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Veröffentlicht am 06.05.2018

Die Küste der Freiheit

Die Küste der Freiheit
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Es mag sich zwar etwas schwulstig anhören, aber das Buch zu lesen, ist ein Traum. Geschildert wird hier wirklich über 800 Seiten das Leben in der Zeit von 1775 bis 1783. Die junge Anna, die in einer Mennoniten ...

Es mag sich zwar etwas schwulstig anhören, aber das Buch zu lesen, ist ein Traum. Geschildert wird hier wirklich über 800 Seiten das Leben in der Zeit von 1775 bis 1783. Die junge Anna, die in einer Mennoniten Gemeinde in Hessen aufwächst, wird von Lorenz von Tannau vor einer Vergewaltigung gerettet. Doch als der junge von Tannau verletzt wird, pflegt sie ihn gesund und verliebt sich in ihn. Als er dann mit seinem Casseler Regiment in den Krieg nach Amerika geschickt wird, reist sie ihm nach und muß ihre Schiffspassage als Schuldmagd in einer amerikanischen Kolonie abarbeiten. Sie wird dort allerdings wie eine Sklavin behandelt und flieht und nach unendlichen Irrwegen trifft sie dann auf Lorenz. Aber nach kurzer Zeit muß er wieder in die Krieg und ihre Wege trennen sich abermals. Eine Geschichte, die uns in die Zeit der amerikanischen Revolution führt, die Sklavenhaltung im Süden anzeigt. Auch den Soldaten wird viel abverlangt und so mancher verliert sein Leben im Kampf oder aufgrund der schlimmen hygienischen Verhältnisse geht an einer Krankheit zugrunde. Die Geschichte der Anna wird genau beschrieben, ihre Gefühle, ihr Freiheitsdrang und auch die vielen Demütigungen und Hinterhalte, die ihr widerfahren. Aber sie ist eine starke Frau. Die Autorin beschreibt uns, wie hart es die Auswanderer hatten, als sie in Amerika vom Schiff ginge, obgleich ihnen hier das gelobte Land versprochen wurde. In einer sehr gut zu verstehenden Sprache werden wir hier in die Abenteuer der Protangonisten eingebunden und man leidet und fühlt mit und es fällt einem buchstäblich ein Stein vom Herzen, wenn sich etwas zum Guten wendet. Am Anfang des Buches ist eine Karte des Hl. Römischen Reiches zur damaligen Zeit und am Ende die 13 amerikanischen Kolonien. Auch sorgt das Glossar und die Tafel über die geschichtlichen Persönlichkeiten in diesem Buch für mehr Verständnis. Gekonnt versteht es die Autorin, Fiktion und Realität zu vermischen. Ein Buch, das ich nur weiterempfehlen kann und es wert ist, von einer großen Leserschar gelesen zu werden, Nicht zu vergessen ist auch der lilafarbene Einband mit einem Kranich im Vordergrund und im Hintergrund die vielen Segelschiffe.

Veröffentlicht am 03.05.2018

König der Hobos

König der Hobos
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Durch das Buch hat sich mir eine bisher unbekannte Welt aufgetan in dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Ich hatte zuvor noch nie von den Hobos gehört, konnte mit dem Begriff zuerst gar nichts anfangen, ...

Durch das Buch hat sich mir eine bisher unbekannte Welt aufgetan in dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Ich hatte zuvor noch nie von den Hobos gehört, konnte mit dem Begriff zuerst gar nichts anfangen, bis ich mich durch Internet, Google und dergleichen erstmals in die Materie eingearbeitet hatte und dann aber mit vollem Herzen bei der Lektüre dieses Buches dabei war. Der Autor Fredy Gareis war monatelang mit diesen Leuten unterwegs, hat mit ihnen gelebt, als sie ihm endlich ihr Vertrauen geschenkt haben. Es sind die letzten Abenteuerer im Land des amerikanischen Traumes, moderne Nomaden. Sie verzichten auf Sicherheit, Wohnung, regelmäßiges Einkommen und leben ein Leben in vollkommener Freiheit, nur sich selbst überlassen. Sie durchqueren das Land auf Güterzügen von Alaska bis Miami, setzen sich Hitze, Sturm, Regen und Kälte aus, sind auf Almosen angewiesen, holen ihr Essen aus Mülltonnen und treffen sich dann im sogenannten "Dschungel", wo sie alles miteinander teilen. Leider sind viele von den Leuten dem Alkohol und den Drogen verfallen, viele krank von dem Leben, das ihnen viel abverlangt. Wir lernen Ricardo, Tuck, Iwegan, Jewel, David, Ron, Alise Soto und vor allem Shoestring kennen, der heute schon unter den Hobos eine Legende zu sein scheint. Wunderbar sind die Fotos in der Mitte des Buches, die uns ein wenig Einblick in das Leben der Hobos geben. Sie setzen täglich ihr Leben aufs Spiel, um von einem Zug auf den anderen zu springen, viele tragen dabei lebenslängliche Verletzungen davon oder kommen dadurch zu Tode. Mich hat das Buch und das Leben dieser Leute total fasziniert und sehr nachdenklich gemacht. Sie pfeifen auf die Annehmlichkeiten der Zivilisation sondern leben ihren Traum vielleicht vergleichbar mit den Cowboys früherer Zeiten. Jedoch stellt sich mir hierbei immer wieder die Frage, was diese Hobos machen, wenn sie alt und krank sind? Die Hobos sind zwar arm und eine Randgruppe der amerikanischen Gesellschaft, sie sind aber frei und haben keinen Vorgesetzten, kein tägliches Allerlei vor sich.

Veröffentlicht am 30.04.2018

Putzfrau bei den Beatles

Putzfrau bei den Beatles
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Auch diesmal war das Buch von  Birgit Rabisch wieder der volle Treffer. Schon das grell-bunte Cover bringt uns in die verrückten Sixties. Jana, eine bisher verhinderte Schriftstellerin, verdient sich ein ...

Auch diesmal war das Buch von  Birgit Rabisch wieder der volle Treffer. Schon das grell-bunte Cover bringt uns in die verrückten Sixties. Jana, eine bisher verhinderte Schriftstellerin, verdient sich ein Zubrot als Putzfrau bei den "Beatles" die in einer gelben Villa wohnen, der "Yellow Submarine". Die Beatles sind 4 ältere gesetzte Herren, die in ihrer Jugend in den Clubs in und um Hamburg aufgetreten sind und die Beatlessongs spielten. Nun sind alle schon in Pension, Ringo sitzt im Rollstuhl, George hat gegen die beginnende Demenz zu kämpfen, Paul hat es in den Gelenken und John ist ein Gesundheitsfanatiker. Leander ist ein 12jähriger Junge, der bei einem Verkehrsunfall seine Eltern verliert. Kurz zuvor ist seine Oma Moni an einem Herzinfarkt plötzlich verstorben. Mit ihr hat er ziemlich viel Zeit verbracht und von ihr auch alles über die Beatles und deren Musik erfahren. Da Leander nun Vollwaise ist, kommt er zu seinen Großeltern väterlicherseits, die sehr bigottisch sind und den Jungen sehr streng halten. Als er aber das Tagebuch seiner Oma Moni liest, wird dort der Vater seiner Mutter bekanntgegeben. Es ist Paul. einer der 4 Herren. Er türmt bei seinen Großeltern und zieht in die Altherren-WG in die Yellow Submarine. Das bringt natürlich viele Komplikationen mit sich, das Jugendamt ist hinter ihm her, die vier Herren, alle schon ein wenig sonderlich, müssen sich auf ein heranwachsendes Kind einstellen. Der Schriftstellerin gelingt es gekonnt, den Generationenkonflikt darzustellen. Damals in die 68iger, wo die jungen Leute gegen das Regime demonstrierten, die Studentenunruhen, Ohesorg, Dutschke, die langen Haare, Miniröcke, die Pille, Kommunen...... Aber auch schon die übernächste Generation die Enkelgenartion kommt mit den 68igern nicht mehr zu Recht, da die 2000der Generation ganz anders erzogen und aufgewachsen ist. Die Autorin bringt hier alles auf den Punkt, erzählt der jungen Generation von damals und läßt uns 68iger in Erinnerungen schwelgen. Der Inhalt des Buches ist gut aufgebaut, vor allem dadurch, dass Jana  aus ihrer Sicht und Leander aus seiner Sich die ganzen Umstände beschreiben. Wieder mal ein voller Erfolg für Birgit Rabisch (Give peace an Chance John Lennon/Yoko Ono).Vor allem die Texte der Beatles-Songs haben mich berührt und mich an meine Jugend denken lassen

Veröffentlicht am 28.04.2018

Wurzeln - Roots -

Wurzeln »Roots«
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Dieses Epos über die afrikanische Bevölkerung habe ich jetzt zum dritten Mal gelesen und geht total unter die Haut und zwingt dem Leser zum Nachdenken und zum Innehalten. Die Geschichte beginnt im Jahre ...

Dieses Epos über die afrikanische Bevölkerung habe ich jetzt zum dritten Mal gelesen und geht total unter die Haut und zwingt dem Leser zum Nachdenken und zum Innehalten. Die Geschichte beginnt im Jahre 1750 mit Kunta Kinte und endet 1967 mit der 7. Generation mit Alex Haley. Ganz lebensnah wird Kuntas Leben im Dorf Juffure beschrieben. Wir erleben seine Kindheit und Jugend und erleben die afrikanischen Gebräuche und deren Lebensart. Besonders grausam wird die Reise mit dem Schiff beschrieben, manchmal so brutal, dass man im Moment nicht weiterlesen vermag. Er kommt als Sklave zu einem Massr, wird aber weiterverkauft. Er heiratet, bekommt eine Tochter, wird von dieser getrennt, So geht es über viele Generationen weiter. Die Familien arbeiten als Sklaven, halten aber alle sehr zusammen. Manche Masser behandeln ihre Sklaven gut, die anderen sind wahre Teufel. Bis dann der Krieg die Sklaven befreit. Haley schreibt derart authentisch, man kann das Leid, das Trauma, aber auch den Zusammenhalt. den tiefen Glauben dieser leidgeprüften Menschen spüren, Auch halten sie noch nach vielen Jahren in der Fremde und nach vielen Generationen nach an ihren alten Bräuchen fest. Mir gab dieses Buch unheimlich viel Einblick in das Leben der Sklaven und ich habe hier auch erstmals von den Mandinkas gehört und natürlich gleich nachgeschlagen und mich über dieses Volk informiert. Ein Buch, das man immer wieder zur Hand nehmen kann und immer wieder ist man erstaunt über die Leidensfähigkeit dieser Menschen.

Veröffentlicht am 23.04.2018

Spreewaldrache

Spreewaldrache (Ein-Fall-für-Klaudia-Wagner 3)
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Der Prolog beginnt im Jahr 1993, als ein Bootshaus in die Luft fliegt und ein Mensch dabei getötet wird. Über 20 Jahre später: Ein junger Mann wird brutal niedergeschlagen, wenige Tage später findet man ...

Der Prolog beginnt im Jahr 1993, als ein Bootshaus in die Luft fliegt und ein Mensch dabei getötet wird. Über 20 Jahre später: Ein junger Mann wird brutal niedergeschlagen, wenige Tage später findet man einen Obdachlosen tot in einer Datsche auf. Wie die Ermittlungen ergeben, wurde er ermordet. Klaudia Wagner und ihr Team ermitteln in dieser Sache. Dabei taucht der Vater des jungen Mannes plötzlich nach 20 Jahren wieder auf. Bei der Vernehmung von Zeugen spürt man den Hass der verfeindeten Familien. Der Krieg zwischen den Kahnführerfamilien herrscht schon seit über 20 Jahren. Aber warum wurde dann der Obdachlose Opfer der Fehde? Die Kommissarin sticht da in ein Wespennetz und es werden familiäre Zusammenhänge aufgedeckt, die bisher unter dem Mantel der Verschwiegenheit lagen. Jeder der Familienangehörigen hat etwas zu verschweigen, es könnte jeder etwas mit dem Mord zu tun haben. Die Autorin beschreibt sehr gekonnt und wunderbar die Landschaft des Spreewalds, die Wasserläufe, idyllische Kahnfahrten. Ihre Naturbeschreibungen lassen beim Leser ein Kopfkino vorüberziehen. Dies ist bereits der dritte Band dieser Spreewaldserie mit Kommissarin Wagner und ihrem Team. Man kann aber jedes Buch für sich extra lesen, da jeder Krimi in sich geschlossen ist. Was mir an diesen Büchern besonders gut gefällt ist die Tatsache, dass auch die Ermittler ihre privaten Probleme haben und nicht die tollen Helden sind. Christiane Dieckenhoff hat damit wieder einen exzellenten Krimi geschaffen.