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Veröffentlicht am 15.11.2023

Lindy Girls

Lindy Girls
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In diesem Buch entführt uns Anne Stern in die Roaering Twenties in Berlin: Das Land hat sich vom Krieg noch nicht erholt, viele Menschen sind arbeitslos, überall herrscht Armut und Hunger. Doch die Leute ...

In diesem Buch entführt uns Anne Stern in die Roaering Twenties in Berlin: Das Land hat sich vom Krieg noch nicht erholt, viele Menschen sind arbeitslos, überall herrscht Armut und Hunger. Doch die Leute wollen feiern, die Lokale sind voll und aus Amerika schwappt die neue Musik mit ihren Tänzen herüber. Alkohol und Drogen werden vom letzten Geld konsumiert. Die frühere Tänzerin und jetzige Choreografin Wally Kaluza erstellt eine Tanzgruppe mit acht unterschiedlichen Mädchen. Als Agent fungiert Wallys früherer Geliebter Toni, eine Frauenheld und Womanizer, da eine Frau allein keine Engagement bekommt. Die Mädchen geben ihr letztes, um erfolgreiche Tänzerinnen zu werden. Hier lernen wir z.B. Thea kennen, eine junge Frau aus der besseren Gesellschaft, die ihrer Tristess entflieht oder Gila, sie verdient ihr Geld als Sekretärin und geht gerne mit ihrem Chef aus, der sie in edle Lokale führt für ein wenig Streicheleinheiten. Alice lebt in ärmlichen Verhältnisse, arbeitet in der Fabrik und muß sich um ihren Bruder kümmern und auch Wally hat einiges zu verbergen. Anne Stern beschreibt uns das Nachtleben von Berlin, Admiralspalast, Großes Schauspielhaus in dem sich die bessere Gesellschaft vergnügt und demgegenüber kleine Kneipen und Spelunken, bei denen es für ein paar Groschen eine warme Suppe gibt. Auf den Straßen spürt man schon den Einfluß von Hitlers Regiment. Ein wirklich sehr gut gelungenes Buch das uns zeigt, mit welcher Inbrunst die Mädchen in dem kalten Studio üben, sie wollen alles daran setzen, berühmt zu werden. Mich hat das Buch sehr fasziniert und uns in eine andere Welt geführt. Die einzelnen Abschnitte erzählen uns von den jeweiligen Personen. Das Cover zeigt zwei junge Frauen, die ausgelassen über Art Schwebebalken tanzen.

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Veröffentlicht am 11.11.2023

Ein Gefühl von Hoffnung

Ein Gefühl von Hoffnung
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Dies ist der zweite Teil der sehr gut gelungenen Rohrpottsaga. Inzwischen haben wir das Jahr 1959. Inge arbeitet in einer Buchhandlung. Sie ist mit Peter verlobt, möchte aber momentan noch nicht heiraten. ...

Dies ist der zweite Teil der sehr gut gelungenen Rohrpottsaga. Inzwischen haben wir das Jahr 1959. Inge arbeitet in einer Buchhandlung. Sie ist mit Peter verlobt, möchte aber momentan noch nicht heiraten. Bärbel soll von der Schule verwiesen werden, hat sie sich doch einem Lehrer widersetzt, der noch immer Hitler verehrt. Johannes ist zum Gewerkschafter aufgestiegen mit eigenem Büro. Mit Hanna führt er eine On-Off-Beziehung. Und die Lehrerin erkennt nicht, das Jakob hochbegabt ist und will ihn auf die Sonderschule bringen. Karls Kriegsverletzung ist sehr spürbar, hat er doch mit seinem Gedächtnis sehr große Probleme. Oma Mine führt noch immer das Regiment und bei den Rabes herrscht nach wir vor Chaos. Die Kohlenkrise macht sich jetzt bemerkbar, die Kumpels bangen um ihre Arbeit. Dire Autorin führt uns wieder mitten ins Leben der Familie Wagner. Man fühlt sich mittendrin in dem kleinen Siedlungshäuschen und spürt den Duft von Oma Mines Essen. Sie haben alle mit ihren Problemen zu kämpfen, halten aber nach wie vor fest zusammen. Der Wirtschaftsaufschwung macht sich bemerkbar, Waschmaschinen und Autos werden jetzt vermehrt gekauft. Doch in diesem Buch gibt es wieder sehr viel Schicksalsschläge, es werden einige Tote zu beklagen sein. Das Buch läßt sich sehr gut lesen, die Kapitel sind einwandfrei unterteil und die Sprache und Ausdruckweise von Eva Völler ist sehr ansprechend. Am Ende des Buches hofft man mit einer Fortsetzung, den sehr gerne möchte man wissen, wie das Leben der Protagonisten weitergeht. Das Cover zeigt im Hintergrund eine Zeche und m Vordergrund hängt eine Frau weiße Wäsche auf, wohlwissend,, dass sie gegen den Ruß ankämpfen muß.

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Veröffentlicht am 07.11.2023

Das achte Haus

Das achte Haus
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Ein Buch, das dem Leser einiges abverlangt. Ist es ein True-Crime, ein Cold Case, ein Esotorikbuch? Ich finde, es ist eine Mischung aus allem. Linda Segtnan entdeckt bei einer Führung zufällig einen Zeitungsartikel ...

Ein Buch, das dem Leser einiges abverlangt. Ist es ein True-Crime, ein Cold Case, ein Esotorikbuch? Ich finde, es ist eine Mischung aus allem. Linda Segtnan entdeckt bei einer Führung zufällig einen Zeitungsartikel über die Ermordung der neunjährigen Brigitta im Jahre 1948. Als Täter wurde damals ein 14jähriger Junge festgenommen, aber er hat die Tat immer bestritten. Linda beginnt nun mit ihrer umfangreichen Recherche und kommt auch zu dem Schluß, dass der Junge dies nicht gewesen sein kann. Es wurde sogar in der Nähe des Tatorts von einer Zeugin ein halbnackter Mann gesehen, aber auch der Trainer der Fußballmannschaft ist für Linda nicht ganz astrein. Im Laufe ihrer Ermittlungen stößt sie noch auf weitere Tötungsdelikte. Während sie sich in Birgittas Leben und Umfeld vertieft, wird sie schwanger. Die Schwangerschaft verläuft nicht ohne Komplikationen und als sie dann ein kleines Mädchen zu Welt bringt, wird sie aus lauter Angst eine Übermutter und läßt das Kind nicht aus den Augen, ihr Sohn leidet sehr darunter, sie weiß selbst, dass sie ihn teilweise vernachlässigt. Linda schreibt Briefe an verschiedene Stellen, forscht in Archiven nach und verstrickt sich so in diese Sache, dass sie teilweise Wahnvorstellungen hat, sie sieht Dinge und spricht mit dem toten Mädchen. Sie nimmt Schlaf-und dann noch Beruhigungsmittel und schafft sich eine Geiser-App an. Ihre Gefühle fahren Achterbahn. Ein Buch, das man nicht so schnell zwischendurch lesen kann, denn es erfordert die volle Aufmerksamkeit des Leser, zudem es auch Zeitsprünge von 1948 bis ins heute macht. Der Fall kann von Linda nicht gelöst werden, im Nachwort schreibt sie aber, dass sie an der Sache dranbleiben wird. Das Cover zeigt einen dunklen Wald, unheimlich schwarz, hier ist das Grauen zuhause.

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Veröffentlicht am 06.11.2023

Close to home

Close to Home
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Ein erschütterndes Buch über Belfast, wo noch heute ganz gravierende die Nachwirkungen des Nordirlandkonflikts zu spüren sind und die Jugend keine Perspektive hat, die Arbeitslosigkeit, die Armut, der ...

Ein erschütterndes Buch über Belfast, wo noch heute ganz gravierende die Nachwirkungen des Nordirlandkonflikts zu spüren sind und die Jugend keine Perspektive hat, die Arbeitslosigkeit, die Armut, der Drogen- und Alkoholkonsum, all dies ist die Folge jener Tristesse. Sean ist inzwischen 22 Jahre alt, hat in Liverpool Literaturwissenschaften studiert. Aber auch dort war keine Chane, eine Arbeit zu finden und so kehrt er nachhause zurück. Mit seinem Freund Ryan bewohnt er eine Wohnung in einem heruntergekommenen Haus. Doch auch dort hat er bald keine Bleibe mehr und er zieht zurück zu seiner Mutter und bewohnt dort eine kleine Besenkammer ohne Fenster. Seine Mutter ist schwer traumatisiert, sie hat als junge Frau den Krieg miterlebt und ist nicht nur einmal knapp den Tod entkommen. Von ihren Männern wurde sie verlassen und so zog sie die Kinder alleine auf. Sean jobbt als Aushilfskellner, trifft sich mit seinem Freunden, es fließt Alkohol und ohne Drogen geht keine Party. Da ihm das Geld hinten und vorne nicht reicht, stiehlt er sich Lebensmittel mit einer gut ausgeklügelten Taktik. Eines Nachts verprügelt er auf einer Party einen anderen Gast und schlägt ihn krankenhausreif. Er landet vor Gericht und kommt noch einmal vom Gefängnis davon und wird zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt, die er auch ableistet. Einziger Halt in seinem desolaten Leben ist seine frühere Freundin Mairead. Doch dann nimmt er sein Schicksal nochmals in die Hand, findet ein Wohnung im Studentenviertel. Ob er sich nun ganz aus dem Sog dieser Stadt abwenden kann? Der Autor beschreibt hier eine Teil des Lebens von Sean. Trotz seines Studiums bekommt er keinen Job und muß Aushilfsarbeiten machen. Die Stadt und ihre Jugend sehen keine Perspektiven mehr und man kann sein tristen Leben nur noch im Rausch ertragen. Eine Milieustudie, die mich als Leser mehr als nachdenklich macht. Jahre nach dem Konflikt ist das Land und seine Bewohner noch nicht in die Höhe gekommen. Schonungslos wird hier das Leben gezeigt und es in alle Facetten beschrieben. Die Sprache ist sehr gut zu lesen und zu verstehen und es wird hier kein Blatt vor dem Mund genommen. Man liest das Buch und meint, in einem ganz anderen Leben zu sein. Das Buch macht Furore und läßt mich sehr nachdenklich zurück. Junge und dynamischen Leuten werden ständig Steine in den Weg gelegt. Allein schon das Cover erregt Aufsehen. Es zeigt in Großaufnahme den Mund eines Kindes, weit aufgerissen zu einem fürchterlichen Schrei,.

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Veröffentlicht am 02.11.2023

Vermächtnis einer Fremden

Vermächtnis einer Fremden
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Ein Buch, das interessant ist uns aber auch die damalige Zeit in der früheren DDR näher bringt. Der ehemalige Polizist und nunmehrige Biograf Tom Berger erhält einen sonderbaren Brief. Von einer fremden ...

Ein Buch, das interessant ist uns aber auch die damalige Zeit in der früheren DDR näher bringt. Der ehemalige Polizist und nunmehrige Biograf Tom Berger erhält einen sonderbaren Brief. Von einer fremden Frau hat er eine Villa und deren Vermögen geerbt. Ihr Namen, Flora Meininger, sagt ihm überhaupt nichts. Bei näheren Nachforschungen bringt er heraus, dass dies eine Industriellenwitwe ist. Leider kann ihm in dieser Sache auch seine Mutter nicht weiterhelfen, die an fortschreitender Demenz leidet. Tom fängt an zu recherchieren und findet heraus, das Flora Meininger unter Mordverdacht steht und in der früheren DDR unter einem anderen Namen gelebt hat. Jetzt liegt sie nach einem Selbstmordversuch in der Klinik im Koma. Auch wird Tom beschattet, was er sich nicht erklären kann. Und dann fährt er in den Osten um mehr über seine sonderbare Gönnerin zu erfahren. Ein Buch, das zwar Fiktion ist, aber die damaligen Gepflogenheiten der DDR gut rüberbringt. Wer nicht linientreu war, hatte mit Repressalien zu rechnen. Wir erleben hier, wie durch dieses unverhoffte Testament das Leben von Tom Berger durcheinandergewirbelt wird und er selbst in Lebensgefahr gerät. Der Autor schreibt derart authentisch, er versteht es, die Spannung immer wieder aufzubauen, dass der Leser mit den Protagonisten leidet. Die Ausdrucksweise ist sehr gut zu gewählt. Man wird nochmal in die Jahre vor der Wende zurückgeworfen und sieht die Trostlosigkeit und die Tristesse dieses Lebens. Jedoch konnten einige sehr engagierte DDR Bürger sich nicht an die neuen Begebenheiten gewöhnen. Toms Leben wurde total auf den Kopf gestellt. Aber der Autor hat in all den dramtischen Gegebenheiten eine kleine Liebesgeschichte mit eingebaut. Ein Buch, das mehr als lesenswert ist. Zum einen wirklich ein total spannender Krimi, zum anderen wurden uns das Leben der DDR etwas näher gebracht. Das Cover ist mehr als passend dazu ausgewählt worden. Es zeigt uns den verschwommenen Schatten einer Frau.

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