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Veröffentlicht am 23.07.2023

Blumental leeres Land

Blumental - Leeres Land
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Mich hat dieses Buch tief beeindruckt und ich habe es in einem Zug gelesen, kenne ich doch persönlich eine Rußland/Deutsche Familie, die vor Jahren nach Deutschland gekommen sind. Das Buch beschreibt eine ...

Mich hat dieses Buch tief beeindruckt und ich habe es in einem Zug gelesen, kenne ich doch persönlich eine Rußland/Deutsche Familie, die vor Jahren nach Deutschland gekommen sind. Das Buch beschreibt eine wahre Geschichte, die Schwiegervorfahren der Autorin wurden hier zum Vorbild genommen. Es ist Sommer 2004 und Olga feiert zusammen mit ihrer großen Familie ihren 90. Geburtstag. Sie leidet an Demenz und erkennt ihre Familie kaum mehr. Sie nimmt ihre alte Bibel zur Hand und träumt sich in ihre Kindheit in Blumental zurück. Sie wächst mit fünf Geschwistern auf, ein weitere Geschwisterkind ist verstorben. Ihre Familie gehört zu den besser gestellten, doch müssen dafür alle hart arbeiten, auch die Kinder. Gerne würde sie eine Schule besuchen, aber das erlaubt ihr der Vater nicht. Das Leben ist gut, es werden die Feste gefeiert, man geht in die Kirche und ist sehr gläubig und die Deutschstämmigen haben ihre eigenen Dialekt. Dann doch dann kommen die Rotarmisten langsam an die Macht, Stalins Regime greift über. Die Bauern müssen immer höhere Abgaben leisten, ihnen bleibt so gut wie nichts mehr und sie müssen mehr und mehr an Hunger leiden. Ihnen werden Vieh und Grundstücke genommen, man möchte es den reichen Kulaken zeigen, alles gehört allen. Olgas Vater wehrt sich und wird angeschossen, ihr Bruder wird verhaftet und der älteste der Söhne muß zum zweitenmal zum Militär. Dann kommt Olga zum Arbeitsdienst auf eine Kolchose und lernt dort ihren späteren Ehemann kennen. Das Buch führt uns in eine ganz andere Welt. Entgegen der herrschenden Meinung, dass es in Sibirien nur Eis und Schnee gibt, werden uns hier die blühendem Mohnfelder beschrieben, Felder voller goldenen Weizens, die Bäume voller Obst und die Kinder badeten im Fluß. Die Bevölkerung versteht es, große Hochzeiten zu feiern, Weihnachten und Neujahr sind ganz besondere Feste, es wird gebacken und geschmort. Und dann erfahren wir einiges über die russische Revolution und wie die Deutschstämmigen darunter zu leiden hatten, ihnen wurde sogar die eigene Sprache verboten. Die Geschichte beginnt und endet mit dem 90. Geburtstag der Ahnin und man merkt auch heute noch den guten Zusammenhalt der Familie. Der sprachliche Stil geht gut und schnell zu lesen, die Autorin schreibt so bunt, lebhaft und wirklichkeitsnah, dass man meint, mit am Tisch der Familie Suppes zu sitzen. In einem weiteren Band erfahren wir, wie es mit Olga weitergeht. Das Cover zeigt die Rückenansicht einer jungen Frau und im Hintergrund ist zeichnerisch ein Haus mit Bäumen dargestellt.

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Veröffentlicht am 22.07.2023

Was das Herz erträumt

Was das Herz erträumt
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Dies ist der dritte Band der Sternberg-Trilogie und ich war wieder total fasziniert von dieser unglaublichen Familie. 1932. Der Judenhaß in Deutschland nimmt immer mehr zu und so entschließt sich die Familie ...

Dies ist der dritte Band der Sternberg-Trilogie und ich war wieder total fasziniert von dieser unglaublichen Familie. 1932. Der Judenhaß in Deutschland nimmt immer mehr zu und so entschließt sich die Familie Friedländer in die Schweiz auszuwandern. Kurt kommt mit seiner hochschwangeren Frau mit und auch Alma mit ihrer Familie verlassen Deutschland. Lucie ist zutiefst betrübt, muß sie doch ihre große Liebe Paul in Deutschland zurücklassen. Lucie verheimlicht in ihrer neuen Schule ihr Judentum und nimmt sogar am Gottesdienst teil. Doch hier in Zürich verspürt sie eine große Entfremdung von Paul, was ihr sehr zu schaffen macht. Sie widmet sich total dem Sport, um Anerkennung zu finden. Kurt trifft ein schwerer Schicksalsschlag und auch Alma muß einen großen Verlust hinnehmen. Hannah zweifelt an ihrer Fähigkeit als Ärztin, sie traut sich nicht mehr zu, zu praktizieren. Wird sich hier in Zürich letztendlich alles noch zum Guten wenden? Wie üblich ist das Buch sehr interessant und voller Emotionen. Man fühlt mit den Protagonisten, man möchte ihnen sogar einen Rat geben, so eng fühlt man sich nach dem dritten Buch mit den Menschen verbunden. Hier versteht es die Autorin, das Wesen und die Eigenschaften der Familie gut zu beschreiben. Jedes Kapitel ist voller Leben, liebevoll wird von den Geschehnissen berichtet, in keiner Weise ist das Buch zäh zu lesen, man möchte immer weiter mit der Familie zusammen sein. Die Ausdrucksweise von Kristina Herzog ist sehr gewählt, sie findet für jede Situation die richtigen Worte, egal ob bei erfreulichen oder traurigen Ereignissen. Leider ist mit diesem Buch die Reihe zu Ende. Für eine Fortsetzung gäbe es auif jeden Fall noch viel Potenzial, das Leben von Lucie wäre hier sehr interessant. Wie üblich bei den Sternbergbüchern zeigt das Cover ein verliebtes junges Paar.

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Veröffentlicht am 21.07.2023

Treacle Walker

Treacle Walker
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Ja, das Buch erscheint mir wundersam. Es ist eine Mischung aus Hans im Glück zu Grimms Märchen, es hat aber auch etwas von Pippi Langstrumpf an sich. Ein Märchen, eine Fantasiegeschichte für Erwachsene? ...

Ja, das Buch erscheint mir wundersam. Es ist eine Mischung aus Hans im Glück zu Grimms Märchen, es hat aber auch etwas von Pippi Langstrumpf an sich. Ein Märchen, eine Fantasiegeschichte für Erwachsene? Joseph, ein Junge (wie alt er ist, erfahren wir nicht), lebt alleine in einem alten Haus. Er vertreibt sich die Zeit mit Comics. Auf einem Auge hat er eine Sehschwäche. Da hält eines Tages der Lumpensammler Treacle Walker mit seinem Pony vor Josephs Haus. Er bietet ihm zum Tausch ein kleines Kästchen mit einem sonderbaren Inhalt und einen Reibestein an. Dafür gibt Jo ihm seinen durchlöcherten Schlafanzug und den Knochen einer Lammschulter. Treacle ist ein sonderbarer Mann, er redet nur in Reimen und in undeutlichen Voraussagen. Er spielt Flöte, die er aus einem alten Knochen gebastelt hat. Und immer wieder schaut er bei Jo vorbei und es geschehen seltsame Dinge. Das Buch ist in sehr kurzen Kapitel geschrieben und es hat eine ganz sonderbare Stilrichtung. Die Gedanken des Autors drehen sich sehr schnell und man kann oft nicht verstehen, wie das jetztige Ereignis plötzlich zustande gekommen ist: Jo scheint etwas heruntergekommen zu sein, er sieht Dinge, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Den Mann im Moor, ist es Einbildung oder existiert dort wirklich ein Mensch. Das ganze Buch besteht aus wirren Träumen, Einbildungen, Halluzinationen und für Joe erwachen seine Comicfiguren plötzlich zum Leben. Das Buch selbst ist in einem sehr edlen Grün gehalten und sieht schon sehr gut aus. Auf dem Umschlag befindet sich der Umriss eines grünen Jungenkopfes, darin spiegelt sich ein altes Haus und ein großer Baum. Auf dem Einband ist vermerkt: The Booker Prize 2022.

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Veröffentlicht am 20.07.2023

Leichenblass im Fass

Leichenblass im Fass
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Ich muß hierzu sagen, dass dies ein Krimi ist, bei dem auch viel gelacht werden darf, denn das Buch ist durchzogen mit herben, ostfriesischen Humor. Die Stammgäste von Gesine Felber überreden sie, mit ...

Ich muß hierzu sagen, dass dies ein Krimi ist, bei dem auch viel gelacht werden darf, denn das Buch ist durchzogen mit herben, ostfriesischen Humor. Die Stammgäste von Gesine Felber überreden sie, mit ihrem selbstgebrauten Tüdelbräu am jährlichen Bierwettbewerb um den begehrten Wattenhumpen teilzunehmen. Und wie es das Schicksal will, Gesines Bier wird Sieger und der seit vielen Jahren an erster Stelle stehende Brauer Neunaber mit seinem Dünenhopfen geht knapp am Sieg vorbei. Das kleine Örtchen Sünnum wird daraufhin von Touristen überschwemmt. Zugleich kommt auch der Freund von Gesines Tochter Wiebke und hilft bei dem großen Ansturm auf. Doch dann steckt der Neunaber tot in einem Bierfass auf Gesines Grund und im Internet kursiert ein Bild, auf dem Gesinde den Mann in das Fass drückt. Und dann ist Gesine nicht mehr da. Ihre Tochter, eine Polizistin und enge Freunde beginnen zu suchen. Für alle ist klar, wer die Mörderin in. Nun beginnt eine Jagd nach weiteren Verdächtigen, die kleine Polizeistation raucht aus allen Ecken. Ein wirklich wunderbarer Nordseekrimi, man spürt das Salz, hört das Meer und die Möwen. Besonders die hier vorkommenden Personen wie z.B. Joris, Monika, Hinnerk, Tammo, Leefke, Hauke, alles gestandene Friesen mit großem Herz und salzigen Humor. Das Buch liest sich leicht und schnell, die Sprache ist sehr gut verständlich und der/die Mörder werden mit viel Geschrei und Gewese gesucht. Ja, da kommen einen Lieder wie an der Nordseeküste, Lapaloma und dergleichen in den Sinn. Joost Jensen hat mit diesem Heimatkrimi total ins Schwarze getroffen. Und man ist wirklich überrascht über den Mörder, hatten wir doch jemand ganz anderes im Visier.

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Veröffentlicht am 19.07.2023

Kopfgewicht

Kopfgewicht
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Ein Buch, das wirklich nicht leicht zu lesen ist und den Leser schon etwas nachdenklich stimmt. Eigentlich, so meint man, hat Katharina alles. Einen Mann, drei reizende Kinder, ein Eigenheim und einen ...

Ein Buch, das wirklich nicht leicht zu lesen ist und den Leser schon etwas nachdenklich stimmt. Eigentlich, so meint man, hat Katharina alles. Einen Mann, drei reizende Kinder, ein Eigenheim und einen guten Beruf als Richterin. Und doch meint sie, dass in ihrem Leben etwas fehlt. Auf einem Online-Portal lernt sie ihren Seitensprung kennen, sie nimmt ab, um schon und schick zu sein. Der Seitensprung war für den Mann wirklich ein Seitensprung und Katharina fühlt sich in eine Spirale gepreßt, wird dünner und dünner, kommt in die Klinik und von dort aus zur Reha in eine psychosomatische Klinik. Sie darf nicht mehr abnehmen, aber ihr inneres Ich sagt, dass sie auch nicht zunehmen darf. Das Essen in der Klinik wird zum Gewaltakt, stets ist sie auf der Suche nach kleinen, leichten Portionen. In der Klinik befinden sich aber Leute mit verschiedenen psychosomatischen Problemen, diese lernt sie in den Gruppentherapien kennen. Langsam schließt sie Freundschaft, öffnet sich auch den Therapeuten gegenüber. Jedoch als ihre Familie zu Besuch kommt und sie mit ihnen in ein Lokal kommt, wird dies für sie ein Gewaltakt, indem sie Essen verschwinden läßt. Ob Katharina je gesund wird und wieder ein normales Verhältnis zum Essen bekommt, glaube ich kaum. Immer wieder ist sie am Kaolrienzählen, sie leidet Hunger, wirklich Hunger, besiegt diesen aber mit dem Willen, nichts essen zu dürfen um schlank und schön zu sein. Mir gefällt es, wie das Leben in der Therapie beschrieben wird, die Kämpfe der Patienten im täglichen Leben, um wieder frei zu sein. Das Buch zeigt, wie schnell Menschen in irgendwelche Abhängigkeiten schlittern können und sei es auch nur durchs Hungern. Ich konnte mich sehr in das Buch vertiefen. Ich schaue auch auf mein Gewicht, aber ich könnte nie so aufs Essen verzichten wie die Protagonisten, teilweise bewundere ich die Menschen, die auf Eis, Kuchen und dergleichen verzichten, aus Angst zuzunehmen. Ein Buch, das wirklich die Nöte und Ängste beschreibt. Hoffen wir, dass Katharina wieder einigermaßen ihr Leben aufnehmen kann und sei es nur ihren Kindern zuliebe. Das Cover mit den welken Blättern auf dem See paßt zur Grundstimmung des Buches und der helle Schein auf dem Wasser soll für die Hoffnung sein.

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