Kornblumenzeit
KornblumenzeitEin Buch, das einfach wunderschön zu lesen war und man in Gedanken in Masuren weilt. Es handelt sich um einen authentischen Roman, da die Protagonisten Käthe und Carl die Großeltern der Autorin waren. ...
Ein Buch, das einfach wunderschön zu lesen war und man in Gedanken in Masuren weilt. Es handelt sich um einen authentischen Roman, da die Protagonisten Käthe und Carl die Großeltern der Autorin waren. Es beginnt im Jahr 1928. Käthe und Carl sind ein wunderbares Paar und Besitzer einer Bäckerei und eine Kolonialwarengeschäftes. Es werden ihnen sechs Kinder geboren und die Familie gehört zu den bessergestellten im Ort. Es muß zwar viel gearbeitet werden, aber die Familie ist glücklich, hält zusammen und es geht ihnen gut, wenn auch hin und wieder Tiefschläge kommen. Es werden die alten Sitten und Gebräuche zelebriert und die Feiertage werden eingehalten mit gutem Essen und Musik. Lange spürt man vom Krieg nichts in Masuren, das Leben geht wie immer weiter. Doch dann 1945 müssen die Deutschen aus den Ostgebieten flüchten, Käthe ist inzwischen auch gesundheitlich angeschlagen. In Teil zwei des Buches erleben wir die Flucht, den Hunger, Tote liegen auf den Wegen, die Russen vergewaltigen die Frauen und Mädchen, Typhus, Ruhr und Läuse sind Alltag. Die Familie wird getrennt. Doch am Ende des Buches bauen sich die Kühnapfels in der neuen Heimat wieder eine Existenz auf. Das Buch ist mit einer wunderbaren blumigen Sprache geschrieben und dann wird uns im zweiten Teil das Elend und der Schmerz nähergebracht. Man leidet regelrecht mit den Menschen, die aus lauter Hunger sich von Gräser und Moosen ernähren. Wirklich gut wird uns das Leben in Masuren beschrieben, der masurische Dialekt und die Ausdrucksweise lassen das ganze Buch lebendiger wirken. Die 500 Seiten lesen sich flott, zumal man immer als Zaungast bei der Familie und deren Leben und Schicksal dabeisein will. Das Cover zeigt eine masurische Landschaft mit einem Mohnblumenfeld im Vordergrund. Und ich kann verstehen, dass die Heimatvertriebenen ein Leben lang von ihrer alten Heimat träumte und Heimweh danach hatten, was sie stets in ihren sehnsuchtsvollen Liedern zum Ausdruck brachten. Im Epilog ist das weitere Leben bis in die Neuzeit der Kühnapfels erklärt, was dem Ganzen einen runden Abschluß bietet.