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Veröffentlicht am 18.09.2022

Zwischen zwei Welten

Zwischen zwei Welten
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Und wieder ein unheimlich faszinierende historischer Roman von Izabelle Jardin. Schlesien im Jahre 1844. Die von Achenthals sind Besitzer und gutgehenden Tuchfabrik und führen ein Leben, das man die besseren ...

Und wieder ein unheimlich faszinierende historischer Roman von Izabelle Jardin. Schlesien im Jahre 1844. Die von Achenthals sind Besitzer und gutgehenden Tuchfabrik und führen ein Leben, das man die besseren Kreise nennt. Die älteste Tochter Elise führt ein beschwertes Leben, bis sie eines nachts den Weberaufstand vor den Toren ihre Villa mitbekommt. Als man den Aufstand niederschlägt, werden viele Menschen verletzt und am anderen Morgen findet sie eine tote Frau am Teich. Dies gibt ihr den Anstoß zum Umdenken und mit ihrem Vater bespricht sie, wie man das armselige Leben der Weber ändern könnte. Als sie dann noch dazu kommt, wie ein junges Mädchen brutal vergewaltigt wird, setzt sie alles daran, dass der Täter bestraft wird. Dann lernt sie durch ihren Vater den charismatischen Rittmeister Konrad kennen, der sich auch auf Seiten der Weber stellt. Elise verliebt sich in ihn und sie merkt durch kleine Gesten und Berührungen, dass auch sie dem Rittmeister nicht gleichgültig ist. Als sie mit ihrer Familie dann nach England reist um dort die neuen Maschinen für die Webereien zu besichtigen, macht ihr der reiche Fabrikantensohn Flechter den Hof. Als dann Flechter ihr ihren alles geliebten Hund zurückbringt, der spurlos in London verschwunden war, gibt sie vor lauter Freude Flechter ein unüberlegtes Versprechen. Der Roman ist sehr spannend und derart gut geschrieben, dass man ein Kapitel nach dem anderen verschlingt. Vor allem gibt er uns Einblick in das Leben der Weber und man merkt, dass auch bei diesem Buch die Autorin umfangreich über dieses Thema recherchiert hat und uns auch das Leben in Schlesien zur damaligen Zeit sehr interessant beschreibt. Jedes Kapitel ist mit Datum versehen, so dass wir uns die Zeitspanne sehr gut vorstellen können. Die Jahreszeiten und die Landschaft sind derart wirklichkeitsnah, man riecht die Blumen, hört den Donner oder auch das Eis knirschen und man bekommt Lust, einmal in dieser Landschaft selbst zu sein. Leider hört das Buch gerade dort auf, wo es mehr als spannend wird und um die Zukunft von Elise geht. Ich hoffe sehr auf eine baldige Fortsetzung dieses wirklich grandiosen Romans. Das Cover selbst gibt einen Eindruck auf das Gut Achenthal mitten in einer unberührten Landschaft und im Vordergrund steht eine junge Frau mit einem Jagdhund an ihrer Seite.

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Veröffentlicht am 13.09.2022

Von Grenzen und Stegen

Von Grenzen und Stegen
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Ein sehr kritisches Buch, egal ob gesellschaftlich oder politisch orientiert. Der Autor beschreibt im ersten Teil das Leben seiner Großeltern und Eltern in der damaligen DDR, die Repressalien, die Inhaftierung ...

Ein sehr kritisches Buch, egal ob gesellschaftlich oder politisch orientiert. Der Autor beschreibt im ersten Teil das Leben seiner Großeltern und Eltern in der damaligen DDR, die Repressalien, die Inhaftierung und Sippenhaft wegen Republikflucht, dann wurde Rechtsanwalt Vogel für die Übersiedlung in den Westen eingeschaltet, wo sich die Familie dann eine eigene und gesicherte Existenz aufbaut. Der zweite Teil beschreibt den schulischen und beruflichen Werdegang von Steffen Hahn, ein sehr erfolgsorientierter, fleißiger Schüler und dann auch Student, der immer einer der Besten sein wollte. Der dritte Teil dann ist der heutigen politischen, wirtschaftlichen und klimatischen Situation gewidmet, wo der Autor sehr genau informiert und auch so manche Anregungen hat. Ich habe mir Zeit mit dem Lesen gelassen, da das Buch wirklich nicht in einem Rutsch gelesen werden kann. Der erste Teil liest sich derart spannend und interessant und hat mir so manches offenbart, was ich bisher nicht gewußt habe. Der zweite Teil ist ziemlich privat gehalten, denn Steffen Hahn gibt auch einiges aus seinem Gefühlsleben preis. Der dritte Teil dürfte jeden mündigen Bürger interessieren, da wirklich alle in der letzten Zeit angehäuften Probleme, Versprechungen, politische Auswirkungen festgehalten werden und man diese ja auch in der Presse, Fernsehdiskussionen und dergleichen gehört und gesehen hat. Ein Buch zum Nachdenken. Auch das Cover wurde dem Thema angepaßt. Es zeigt ein Teil der heutigen Berliner Mauer, voll mit Graffity besprüht.

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Veröffentlicht am 11.09.2022

Raue Havel

Raue Havel
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Dies ist bereits der sechste Havelkrimi mit und um Hauptkommissar Toni Sanftleben. Wie alle Krimis des Autors hat auch dieser wieder ein eigenes interessantes Thema im Mittelpunkt. In einem alten Bootshaus ...

Dies ist bereits der sechste Havelkrimi mit und um Hauptkommissar Toni Sanftleben. Wie alle Krimis des Autors hat auch dieser wieder ein eigenes interessantes Thema im Mittelpunkt. In einem alten Bootshaus werden drei Skelette gefunden, die aber dort seit Jahrzehnten liegen müssen. Ein junge Journalistin, die über dieses Thema berichtet, wird bei ihrer Joggingrunde brutal ermordet.. In einem anderen Handlungsstrang gehen wir zurück in das Jahr 1946. Hier wird eine junge Frau von einem englischen Agenten angeworben, einen russischen Gefangenen aus dem Geheimdienststädtchen zu befreien. Die Geschichte wechselt zwischen den beiden Zeitzonen, was den Spannungsbogen noch mehr erhöht. Dann kommt auch noch unverhofft Tonis Mutter nach Jahren zu ihm auf Besuch, sie möchte mit ihm etwas abklären. Aber noch bevor es dazu kommt, entgeht sie knapp einem Attentat. Wie wir es ja bereits gewohnt sind, ermittelt Toni mit allen ihn zur Verfügung stehenden Mitteln, ihn kann dann niemand und nichts zurückhalten, nicht einmal sein Vorgesetzter, mit dem er deswegen öfters Schwierigkeiten hat. Mit ihm ist ständig sein Kollegen Phong, ein absoluter IT-Freak, der alle Computer knacken kann. Der Krimi ist wie alle vorherigen hochsensibel, es werden keine Taten ausgelassen, akribisch werden die Morde und Überfälle beschrieben. Man liest das Buch in einem Zug durch, denn man kann es ganz einfach nicht aus der Hand legen, weil jedes Kapitel mit einem Pageturner endet. Hier werden wir mit den Machenschaften zwischen den einzelnen Zonen bekanntgemacht. Doch nun zweifelt Toni plötzlich an seinem Beruf, er hat es satt, immer nur das Böse zu bekämpfen. Ich hoffe schwer, dass der Autor seine Figur nicht ausklinken läßt, denn es gäbe noch so viel Potenzial, Toni Sanftleben und sein Team sollen noch lange zusammen ermitteln, am liebsten, bis Toni in Pension geht. Das Cover zeigt wie üblich die Havellandschaft, hier eine Brücke und im Hintergrund die untergehende Sonne, die das ganze Firmament rot färbt.

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Veröffentlicht am 11.09.2022

Kerl aus Koks

Kerl aus Koks
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Ein Buch, das einfach gelesen werden muß. Total herzerfrischend, ohne Schnörksel und es zeigt des Leben der einfachen Leute. Den Schauspieler kenne ich aus der Serie Hubert ohne Staller, in der er sein ...

Ein Buch, das einfach gelesen werden muß. Total herzerfrischend, ohne Schnörksel und es zeigt des Leben der einfachen Leute. Den Schauspieler kenne ich aus der Serie Hubert ohne Staller, in der er sein überaus großes schauspielerisches Talent zeigt. Er sagt zwar, dass dieses Buch teilweise Fiktion ist, aber ich bin überzeugt, dass es in den Grundsätzen sein Leben wiedergibt. Als lediges Kind wächst Paul bei Verwandten in Bayern auf. Doch dann heiratet seine Mutter in den Ruhrpott und nimmt das Kind mit. Er versteht sich mit seinem Stiefvater, bekommt von ihm Currywurst und der erste Fernseher wird angeschafft und Vater und Sohn schauen dort Sport und Filme, was die Mutter immer mit Schimpfen quittiert. Die Mutter ist immer am Nörgeln. Nach der Schule beginnt er eine Lehre als Bauzeichner, geht zum Bund, wird Schreiner, Designer und Schauspieler. Was Paul in die Hand nimmt, das geht klar. Er hat sehr viele Talente. Auch die Frauen liegen ihm zu Füßen. Er macht keine großen Pläne und nimmt das Leben so, wie es kommt. Und dann wird er plötzlich als Schauspieler entdeckt und bekommt eine Paraderolle, auf die dann viele andere folgen. Heute ist Paul (Michael) ein erfolgreicher Schauspieler, in München seßhaft und hat Familie. Das Buch zu lesen macht irgendwie gute Laune. Man sieht, dass man vieles schaffen kann, wenn man die Dinge nur nicht so eng sieht. Ein Kindheit im Nachkriegsdeutschland, im Wirtschaftswunder, ohne Internet und Handy, wie es sie heute nicht mehr gibt. Beim Lesen verfällt man direkt in die Nostalgie.

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Veröffentlicht am 08.09.2022

Ursula und die Farben der Hoffnung

Ursula und die Farben der Hoffnung
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Dies sind genau die Bücher die ich liebe und ich denen ich versinken kann. Es beginnt 1911. Ursulas Eltern sind geschieden und sie verbringt sehr viel Zeit bei ihren Großeltern in Potsdam. Der Großvater ...

Dies sind genau die Bücher die ich liebe und ich denen ich versinken kann. Es beginnt 1911. Ursulas Eltern sind geschieden und sie verbringt sehr viel Zeit bei ihren Großeltern in Potsdam. Der Großvater ist Bürgermeister und die Großmutter führt eine großes Haus, bei dem die Hofdamen des Kaisers ein- und ausgehen. Ursula malt und zeichnet sehr gerne und sie sieht und erkennt die Gefühle in Farben. Durch die Großmutter lernt sie auch Paula Dehmel und deren Kinder kennen, Paula ist auch geschieden und eine sehr moderne auf aufschlußreiche Frau. Sie dichtet und schreibt Geschichten. Besonders mit deren Tochter Vera freundet sich Ursula an, die ebenso unkonventionell und künstlerisch veranlagt ist wie die Mutter. Sie wird von der Familie Dehmel in deren Feriendomizil an der Ostsee eingeladen, wo alles so leicht uns so unbeschwert ist. Dabei lernt Ursula auch Paulas Sohn Heinrich kennen und lieben, aber er ist mit einer anderen Frau verlobt. Ursula möchte unbedingt an der Kunstakademie in Berlin studieren und dann Bücher und Kalender und dergleichen illustrieren. Dies stößt zunächst bei ihrer Familie auf Unverständnis, aber letztendlich kann sie sich durchsetzen und kommt sogar in die Meisterklasse von Professor Orlik, eine Koryphäe seiner Zeit. Doch dann macht der erste Weltkrieg dem Bohemien Leben ein Ende. Leider endet das Buch dann und man möchte gerne wissen, wie es mit den Protagonisten weitergeht, insbesondere mit Ursula und Heinrich. Es folgt aber eine Fortsetzung, die wir abwarten müssen. Bereits im Vorgängerband, der sich vor allem mit Paula Dehmel befaßt hat, haben wir Einsicht in das Leben der verschiedenen Personen erhalten. Die Autorin schreibt sehr lebhaft und lebensecht, man meint, dass man sich mittendrin bei den Dehmels und den Stoltes befindet in der Zeit um 1920. Da es sich in dem Buch durchaus um viele fiktive Personen handelt, deren Leben aber mit schriftstellerischer Freiheit aufgewertet wurde, liest sich die Geschichte um so interessanter und man schlägt nach um zu sehen, wie deren Leben wirklich verlaufen ist. Auch das Cover ist sehr gut ausgewählt. Im Vordergrund ist das Porträt einer wunderschönen Frau, dahinter sehen wir Berlin, wie es in den 20iger Jahren war: Ein Buch, das mehr als begeistert und dessen Inhalt auch sehr lehrreich ist.

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