Franziska zu Reventlow
Franziska zu ReventlowEine Biografie einer bemerkenswerten Frau ihrer Zeit, die aber viele nicht zu kennen scheinen. Franziska zu Reventlow lebte von 1871 bis 1918. Sie wuchs in Norddeutschland auf, kam in ein sehr strenges ...
Eine Biografie einer bemerkenswerten Frau ihrer Zeit, die aber viele nicht zu kennen scheinen. Franziska zu Reventlow lebte von 1871 bis 1918. Sie wuchs in Norddeutschland auf, kam in ein sehr strenges Mädchenpensionat, mußte dieses aber nach einem Jahr wegen ungebührlichen Verhaltens wieder verlassen. Da sie ihren Eltern zu störrisch, wir würden dies als freiheitsliebend bezeichnen - kam sie zu einer Pfarrersfamilie in Stellung. Von dort flüchtete sie dann nach München und führte das Leben einer Boheme. Ihre Familie verstieß sie, den Vater durfte sie nicht einmal am Sterbebett besuchen. Sie bestritt ihr Leben als Übersetzerin, Schauspielerin, Malerin, Prostituierte, Milchfrau, Schriftstellerin und war ihr Leben lang in finanziellen Schwierigkeiten, so dass sie ihre Miete des Öfteren nicht bezahlen konnte und hungerte. Sie hatte einen unheimlichen Freiheitsdrang, projektierte die freie Liebe, hatte mehrere Liebhaber nebeneinander. Schließlich heiratete sie einen Juristen, nachdem sie von einem anderen Mann schwanger war, hatte eine Fehlgeburt und führte ihr eigenes Leben weiter. Bis dahin wurde sie ihrem Mann finanziell unterstützt, danach stellte er alle Zahlungen ein. Sie reiste nach Italien, Griechenland, in das Voralpenland. Ihre Gesundheit war nicht die beste, viele Operationen fielen an, sie hatte etliche Fehl-oder Totgeburten. Sie flog wie ein Schmetterling von Mann zu Mann, feierte Fasching im großen Stil. Sie verkehrte mit Leuten wie Rilke, Huch, Klages und Wolfskehl. Dann bekam sie ihr Kind, Rolf, den sie abgöttisch liebte. Ein Leben, das wie im Rausch gelebt wurde. Dann gab es wieder Zeiten, wo sie zutiefst depressiv war, sogar an Selbstmord dachte. Nach einem Fahrradsturz verstarb sie im Alter von 47 Jahren. Die Autorin hat hier ein Bild einer außergeöhnlichen Frau gezeichnet, die ihrer Zeit um viele Jahrzehnte voraus war. Ihren Freiheitsdrang zuliebe verzichtete sie auf Sicherheit und Geld. Sie lebte praktisch von der Hand in den Mund. Sie solle eine außergewöhnlich schöne und aparte Frau gewesen sein. Der Text in dem Buch ist an manchen Stellen sehr philosophisch, die Autorin versteht es voller Sensibilität, dem Leser das Leben des emanzipierten Frau näherzubringen und man erfährt sehr vielen, was einem bisher unbekannt war. Das Umschlagbild und die erste Seite des Buches zeigen uns eine schöne Frau mit großen, ernst dreinblickenden Augen. Ein Buch, das auf alle Fälle den Horizont erweitert. Das Nachwort von Kerstin Decker geht einem tief zu Herzen.