Empathisch geschilderte Geschichte über zweite Chancen und das Leben im Moment - ohne Kitsch und Plattitüden
Während ich hier binVor einem Jahr hat Maggie nach langer Krankheit ein Spenderherz erhalten und muss sich noch immer schonen. Sie wohnt bei ihren Eltern in Edinburgh, die ein wachsames Auge auf die 30-Jährige haben und in ...
Vor einem Jahr hat Maggie nach langer Krankheit ein Spenderherz erhalten und muss sich noch immer schonen. Sie wohnt bei ihren Eltern in Edinburgh, die ein wachsames Auge auf die 30-Jährige haben und in ständiger Sorge sind. Nach einem Ausflug zur Feier ihres Jahrestags der Organspende und einem Streit mit ihrer Schwester, die ihr vorwarf, ihr Leben zu verschwenden und nichts daraus zu machen, bricht Maggie zusammen.
Sie erwacht in einer fremden Wohnung, in einem fremden Körper und ist kerngesund. Sie findet keine Erklärung für ihren Zustand, vermisst anfangs ihre Familie, aber findet sich bald mit ihrem neuen Leben ab, dass sie in vollkommener Freiheit leben kann. Sie lernt ihren Nachbarn Adam kennen, in den sie sich verliebt und findet durch ihn bald Freunde. Sie belegt verschiedene Kurse und geht ganz ihren Neigungen nach, bis sie etwas über die Frau herausfindet, deren Leben sie lebt, das das Ende ihres neuen Lebens bedeuten könnte.
"Während ich hier bin" ist ein Roman über eine junge Frau, aufgrund einer schweren Herzerkankung jede Anstrengung und jedes Abenteuer vermieden hat, um ihr Herz zu schonen und ihrer Familie kein weiteres Leid zuzufügen, nachdem bereits ihre Schwester durch einen Unfall ums Leben gekommen war.
Doch Maggie erhält eine zweite Chance - durch eine Organspende und einen intensiven Einblick in ein anderes Leben.
Die Geschichte ist lebendig und berührend geschildert. Maggie ist eine bodenständige und sympathische Frau, die zuerst an andere denkt. Aus der Ich-Perspektive erzählt, kann man sich sehr gut in sie und ihre Denkweise hineinversetzen. Sie ist ängstlich, von Schuldgefühlen geplagt und hält sich aufgrund ihres Leidenswegs mit allem zurück, was ein erfülles Leben ausmacht.
Die Wende, die frühzeitig einsetzt und Maggie und die/ den Leser an einen anderen Ort zwei Jahre früher versetzt, bewirkt ein Umdenken in Maggie und lässt sie ihre zweite Chance wahrnehmen. Unabhängig davon ob man an parapsychologische Phänomene glaubt oder den Wandel mit einem intensiven, komatösen Traum erklären mag, ist die Geschichte authentisch, lebendig und einfühlsam geschildert. Es ist schön zu sehen, wie Maggie aufblüht, offen für Neues ist, Dinge ausprobiert, Freunde findet und sich verliebt. Dabei begleitet sie jedoch stets eine Unsicherheit, die absolut nachvollziehbar ist und sie ihr eigenes Leben immer wieder in Frage stellen lässt.
"Während ich hier bin" ist der passende Titel dafür, im Augenblick zu leben, den Moment zu genießen und sich seinen Träumen hinzugeben. Maggie lernt, dass es nicht auf die Länge eines Lebens ankommt, sondern dieses bestmöglich zu nutzen. Auch wenn das vielleicht Plattitüden sind, die im Alltag nicht so leicht umzusetzen und es schon zahlreiche Bücher gibt, die diese Botschaften vermitteln, ist es eine lesenswerte, da so unterhaltsame und empathische Geschichte mit nahbaren Charakteren, die am Ende nicht abgeschmackt wirkt. Durch den flüssigen Schreibstil bin ich nur so durch die Seiten geflogen.