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Veröffentlicht am 13.07.2023

Jeder hat ein happy End verdient - Geschichte über Mut, Hoffnung und Freundschaft, allerdings zäh, zu gewollt und am Thema vorbei erzählt.

Das Glück der Geschichtensammlerin
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Janice ist eine Putzfrau, eine außergewöhnliche und in Cambridge sehr gefragte Putzfrau. Wenn sie bei den Hausbesitzern saubermacht, hört sie sich ihre Geschichten an und sammelt sie in ihrer imaginären ...

Janice ist eine Putzfrau, eine außergewöhnliche und in Cambridge sehr gefragte Putzfrau. Wenn sie bei den Hausbesitzern saubermacht, hört sie sich ihre Geschichten an und sammelt sie in ihrer imaginären Bibliothek. Sie mag ihre Putzstellen und die Menschen, die sich hinter den Fassaden verbergen, bis auf ein exzentrisches Ehepaar und dann wird sie auch noch gebeten, bei der Mutter des Mannes zu putzen. Widerstrebend lässt sie sich auf ein Kennenlernen ein und trifft auf eine unfreundliche, überhebliche alte Lady, die jedoch die erste ist, die sich nach Janices Geschichte erkundigt. Janice bleibt und während Mrs B ihr eine Geschichte über Becky erzählt, beginnt auch Janice sich zu öffnen und ihre persönliche Geschichte zu offenbaren. Denn alle Menschen haben Geschichten und jeder verdient es, gesehen und gehört zu werden.

Im Fokus der Handlung steht Janice, die Putzfrau, die sich von einer zurückhaltenden Personen, die sich stets immer mehr um andere sorgt als sich selbst und seit einem Kindheitstrauma eine Schuld mit sich trägt, zu einer selbstbewussteren Frau entwickelt, die ihre Stimme erhebt, für sich einsteht und ihre Selbstgeißelung beendet, sich letztlich selbst verzeiht und es sich erlaubt, glücklich zu sein.

Solange sammelt sie Geschichten über andere Personen und gibt sich keinen Raum für ihre eigene Geschichte. Der Grund dafür ergibt sich erst allmählich und ist nachvollziehbar, schließlich geht es um belastende Aspekte, die sie verdrängen und ausblenden möchte.
Die neue Putzstelle bei Mrs B ist der Auslöser dafür, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, denn die selbstbewusste, ruppige ältere Dame erzählt ihr eine Geschichte, in der sich Janice wiederfindet. Dabei wird jedoch nicht verständlich, wie Mrs B daraufkommt, Janice diese Geschichte zu erzählen. Selbst als ehemalige Spionin konnte sie keine Details aus Janices Kindheit kennen. An der Stelle - und die Geschichte über Becky nimmt viel Raum ein - ging das Konzept des Romans für mich nicht wirklich auf. Auch fand ich nicht nachvollziehbar dargestellt, was Janice als Geschichtensammlerin ausmacht. Allein das Zuhören während des Putzens? Zudem werden ihr bis auf von Mrs B keine Geschichten erzählt, sondern Janice erhält einfach nur Einblicke in die Leben ihrer Arbeitgeber.

Dass sich Janice letztlich öffnet und ihre Geschichte preisgibt, sich den Dämonen der Vergangenheit stellt und sich versöhnt, ist der interessanteste Teil des Romans, aber um die Geschichte zu tragen, zu wenig.
Das Buch hat mit einigen originellen Charakteren zwar seinen Charme, ist aber alles andere als fesselnd.
Die Vielfalt der Themen ist gehaltvoll, denn die Figuren müssen sich mit Alkoholsucht, Suizid, Tod, Trauer, Schuld und toxischen Beziehungen auseinandersetzen. Die Stimmung ist deshalb zumal melancholisch, die überspitzt dargestellten Charaktere und aberwizige Situation nehmen dem Roman allerdings die Schwere. Freundschaft, Mut und Hoffnung begleiten Janices Entwicklung und so ist erhebend zu lesen, dass am Ende Janice erkennt, dass auch ihre Geschichte ein Happy End verdient hat.

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Veröffentlicht am 09.07.2023

Abenteuerliche Räuberpistole mit nicht ganz glaubwürdigen Charakteren, die zwar spannend und unterhaltsam ist, aber in ihrer Gesamtheit zu fantasievoll und fernab der Realität ist.

Vielleicht morgen
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Emma Lovenstein ist Sommeliere in einem angesagten Sterne-Restaurant in New York. Beruflich hat sie sich ihre Träume erfüllt, doch privat leidet sie noch immer unter der Trennung von ihrem Freund Francois. ...

Emma Lovenstein ist Sommeliere in einem angesagten Sterne-Restaurant in New York. Beruflich hat sie sich ihre Träume erfüllt, doch privat leidet sie noch immer unter der Trennung von ihrem Freund Francois.
Matthew Shapiro ist nach dem Tod seiner Ehefrau Kate im vergangenen Jahr alleinerziehender Vater und arbeitet als Philosophieprofessor in Boston. Auf einem Flohmarkt erwirbt er ein gebrauchtes MacBook und findet dort noch Fotos der ehemaligen Besitzerin Emma. Er schickt ihr daraufhin eine E-Mail, was diese irritiert, da es sich nicht um ihre Fotos handeln kann. Die beiden kommen sich durch ein munteres Hin und Her aus E-Mails näher und verabreden sich zu einem Treffen in New York. Doch die Begegnung findet nicht statt, obwohl beide pünktlich vor Ort sind. Während sie beide enttäuscht und wütend auf einander über das geplatzte Treffen sind, machen sie beide eine unglaubliche Entdeckung, die ihr ganzes Leben verändern könnte.

"Vielleicht morgen" mutet durch den Klappentext wie eine Liebesgeschichte zweier verletzter Seelen an, entwickelt sich dann aber in gewohnter Guillaume Musso-Manier in eine völlig andere Richtung. Statt eines Liebesromans handelt es sich um einen mysteriöse Thriller, der die Grenzen von Raum und Zeit sprengt.
Aber auch wenn man erst einmal akzeptiert hat, dass die Geschichte ins Paranormale abdriftet, geht die Handlung auch in Bezug auf Matthews Vergangenheit und Emmas Ermittlungen in der Gegenwart abenteuerlich weiter.
Zu Beginn ist nicht absehbar, wohin die Geschichte führen wird. Sie ist spannend und wendungsreich, allerdings sehr konstruiert. Was Emma durch ihre Neugier und daraus resultierende Alleingänge zusammen mit ihrem willigen Hacker "Brillenschlange" herausfindet, gelingt leicht und und zu unproblematisch. Auch ist nicht ganz nachvollziehbar, warum sie überhaupt so tief in Matthews Leben und das seiner Familie eindringt. Matthew verhält sich dagegen selbst recht unkonventionell, indem er aus erpresserischen Motiven einen Hund entführt und seiner Tochter als neues Familienmitglied vorstellt.

"Vielleicht morgen" ist, auch wenn es am Ende doch noch ein wenig romantisch wird, keine Liebesgeschichte, sondern eine abenteuerliche Räuberpistole mit nicht ganz glaubwürdigen Charakteren, die zwar spannend und unterhaltsam, aber in ihrer Gesamtheit zu fantastisch ist, so dass sich die Frage nach ihrer Glaubwürdigkeit gar nicht erst stellt. Wer insofern schon bei "Nachricht von dir" skeptisch über die Wende war, die dieser Roman nimmt, wird mit "Vielleicht morgen" noch mehr Vorbehalte haben.

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Veröffentlicht am 06.07.2023

Wenn die große Liebe zerbricht.... nicht nachvollziehbarer und enttäuschender Verlauf einer so euphorisch begonnenen Liebesgeschichte.

Freitags bei Paolo
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Marie und Clemens haben sich auf einer öden Silvesterparty kennengelernt und auf den ersten Blick ineinander verliebt. Sie ziehen bald zusammen, heiraten nach zwei Jahren und bekommen Zwillinge. Sie gelten ...

Marie und Clemens haben sich auf einer öden Silvesterparty kennengelernt und auf den ersten Blick ineinander verliebt. Sie ziehen bald zusammen, heiraten nach zwei Jahren und bekommen Zwillinge. Sie gelten als Traumpaar, teilen Gemeinsames und ergänzen sich in den Dingen, die sie trennen. Ihre Zweisamkeit ist ihnen wichtig und diese zelebrieren sie jeden Freitag ohne Ausnahme bei ihrem Lieblingsitaliener Paolo. Dort haben sie sich auch gegenseitig einen Heiratsantrag gemacht und die gemeinsame Zukunft zementiert. Doch nach zwanzig Jahren ist die Luft raus und das Paar geht getrennter Weg. Was ist im Lauf ihres Lebens passiert und was hat letztlich dazu geführt, dass das einstige Traumpaar entzweit hat?

Tom Liehr schildert die Entwicklung einer Paarbeziehung authentisch und mit feiner Beobachtungsgabe. Es sind Alltagssituation, Routinen und Banalitäten, die jedoch immer wieder die innige Verbundenheit des Paares zeigen. Beide Charaktere sind eigenwillig, aber nicht unsympathisch, haben ihre Prinzipien und treiben ihre Karrieren voran. Die gemeinsamen Erlebnisse werden vom ersten Freitag bis zum 1000. Freitag unterhaltsam und humorvoll geschildert, auch wenn es natürlich auch traurige und ernste Situationen gibt, die im Leben nicht ausbleiben. Dabei zeigen sich mitunter Zweifel, ein erstes Genervtsein und Überlegungen, wie eine Beziehung mit einer anderen Person aussehe.
Es gibt keinen großen Knall oder konkreten Anlass - Marie und Clemens scheinen ihre Liebe schleichend verloren zu haben. Die Trennung erfolgt kaum nachvollziehbar abrupt, ohne große Diskussion oder die Frage, wie die Beziehung zu retten wäre.

Ein großer Anteil der Geschichte hat das Berufsleben von Clemens, der seinen Schwerpunkt sukzessive auf die Arbeit des Comedians legt. Die Schilderung der Touren und Auftritte empfand ich weniger interessant, an der Stelle hätte ich mir einen größeren Fokus auf die Paarbeziehung gewünscht, um auch die Trennung weniger plötzlich erscheinen zu lassen.

Wie ihr Umfeld können es auch Marie und Clemens nach ein wenig Abstand nicht fassen, dass ihre Ehe nun vorbei sein soll. Machen sie einen Fehler? Haben sie voreilig gehandelt? Waren die Erwartungen zu hoch? Letztendlich erfolgt jedoch keine Auseinandersetzung mit den Gründen der Trennung. Sofern es überhaupt welche gibt, scheinen sie letztlich egal zu sein. Clemens und Marie verstehen sich, mögen sich, lieben sich vielleicht noch, aber eine gemeinsame Zukunft sehen sie offenbar nicht.

"Freitags bei Paolo" ist ein unterhaltsamer und lebendiger Roman, der sich zunächst wie eine Liebesgeschichte liest und die Lebenswirklichkeit eines Paares über die Jahre authentisch abbildet. Der Fokus des Romans rückt ab einem Drittel sehr das berufliche Vorankommen in den Mittelpunkt und setzt sich insbesondere kritisch mit Kunstfreiheit und Zensur auseinander. Diese Richtung empfand ich als zu detailliert und ermüdend.
Zudem verrät der Klappentext zu viel, so dass der Handlungsverlauf in seinen Grundzügen vorweggenommen wird, weshalb die Geschichte an Spannung einbüßt. Die angekündigte Trennung ist dann reichlich vage, unreif und unreflektiert, was nach den vorangegangen Schilderungen der ach so intensiven Liebe des Traumpaares nicht nachvollziehbar unglaubwürdig und enttäuschend ist.

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Veröffentlicht am 04.07.2023

Eine Liebe zum falschen Zeitpunkt? Sehr wechselhafte Liebesgeschichte mit wankelmütigen Protagonisten

Eine Nacht mit dir
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Nach einer schmerzhaften Dreiecksbeziehung hat sich Ruby vorgenommen, ein Jahr nur für sich zu verbringen. Sie zieht deshalb von London nach Manchester, um sich ganz auf ihren Masterstudiengang zu konzentrieren. ...

Nach einer schmerzhaften Dreiecksbeziehung hat sich Ruby vorgenommen, ein Jahr nur für sich zu verbringen. Sie zieht deshalb von London nach Manchester, um sich ganz auf ihren Masterstudiengang zu konzentrieren.
Nic hat sich von seiner langjährigen Jugendliebe getrennt und zieht von Liverpool nach London, wo er neu anfangen und unbeschwert Spaß haben möchte.
Der Verkauf eines Sofas führt die beiden an Rubys letztem Abend in London zusammen. Nic, der offen für Anschluss ist, verbringt den Abend bei Pizza und Tanz mit Ruby und ihren Freunden in ihrer Wohngemeinschaft und letztlich die ganze Nacht mit Ruby. Die beiden haben nichts zu verlieren, werden sich vermutlich nicht wiedersehen und lassen sich deshalb auf einen One-Night-Stand ein.
Durch eine medizinische Notwendigkeit nehmen sie Wochen später ungeplant Kontakt zueinander auf. Auch wenn Ruby eine Anziehung zu Nic verspürt und er ihr an dem einem Abend schon viel näher war, als ihr Exfreund, ist sie nicht bereit für eine Beziehung. Sie möchte sich von nichts ablenken lassen und ganz auf ihr Studium und das Dokumentarfilmprojekt mit dem betagten JP stürzen, der seine große Liebe wiederfinden möchte, die er vor 78 Jahren verloren hat. Nic denkt hingegen sehnsüchtig an Ruby.

"Eine Nacht mit dir" wird aus den Perspektiven von Ruby und Nic erzählt, wobei Rubys Leben zunächst stärker in den Fokus rückt und ihr Charakter präsenter ist. Nic und sein Neustart in London bleiben im Hintergrund, seine Person eher blass, bis auch er später seine eigene Geschichte bekommt.

Ruby und ihr Vorsatz "Ein Jahr für mich" wirken verbissen und Ruby dadurch sehr auf sich selbst bezogen. Die Liebe auf den ersten Blick zwischen Ruby und Nic ist durch die erste Nacht sehr auf das Körperliche beschränkt, weshalb die Trennung nicht emotional berührend ist und es auch weniger bedeutend erscheint, dass sich Ruby ihrem Glück selbst im Weg zu stehen scheint. Erst durch den Kontakt zu JP und seinen Erfahrungen mit der Liebe wird sie offenherziger und gibt der Beziehung zu Nic eine Chance. Als sie sogar bereit erscheint, ihre Vorsätze aufzuweichen und eine Fernbeziehung einzugehen, kommt Nics Vergangenheit dazwischen, die Rubys Entscheidung erneut ins Wanken geraten lässt.

Die Liebesgeschichte ist deshalb ein ständiges Auf und Ab, geprägt von dem mangelnden Mut, sich zu entscheiden, entwickelt sie sich nicht weiter. Es wird zwar häufig von der großen Liebe gesprochen, sie ist allerdings nicht zu spüren. Auch erscheinen die Beteuerungen unglaubwürdig, wenn letztlich andere Prioritäten gesetzt werden.

Mit der Suche nach JPs großer Liebe Amelie erhält die Geschichte einen Hauch Romantik, auch wenn sie nach all der vergangenen Zeit und dem hohen Lebensalter des ehemaligen Liebespaares sehr blauäugig erscheint. Des Weiteren ist befremdlich, dass JP weitaus jünger wirkt und Ruby mit ihm wie mit einem Gleichaltrigen spricht - Sex, Verhütung und traumatische Erlebnisse aus der Vergangenheit plaudert sie ganz offen gegenüber einem Fremden aus, der als Greis selbst in Messengerchats schlagfertig antwortet.

Durch die wankelmütigen Charaktere, ihre eigenen Unsicherheiten und Hürden, die sich ihnen in den Weg stellen, ist die Geschichte abwechslungsreich und lebendig. Die Themen wie Selbstbestimmung, Erwachsenwerden, Freundschaft, Kinderwunsch und Familienplanung, die in beiden Erzählsträngen zum Tragen kommen, bleiben allerdings oberflächlich und scheinen den Roman nur zu füllen, da die unnötig komplizierte Liebesgeschichte überhaupt nicht vorankommt.
Die wesentlichen Entscheidungen und Handlungen sind nicht immer nachvollziehbar, die Charaktere wenig sympathisch. Ob es den richtigen Zeitpunkt für die Liebe gibt, wird letztlich nur unbefriedigend beantwortet, da die Hauptfiguren im entscheidenden Moment kein Risiko eingehen. Das gefällige Ende ist dann so unrund wie die gesamte wechselhafte Geschichte, die immer nur um ihren rote Faden herum mäandert.

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Veröffentlicht am 30.06.2023

Der Roman lässt das Gärtnerherz aufblühen, die Geschichte ist allerdings arg konstruiert und die großen und kleinen Dramen lösen sich am Ende zu leicht in Wohlgefallen auf.

Wie Träume im Sommerwind
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Emilia ist zusammen mit ihrer drei Jahre älteren Schwester Clara auf dem Rosenhof ihrer Eltern auf Usedom aufgewachsen. Im Gegensatz zu ihrer Schwester wollte Emilia den Hof jedoch nicht übernehmen, sondern ...

Emilia ist zusammen mit ihrer drei Jahre älteren Schwester Clara auf dem Rosenhof ihrer Eltern auf Usedom aufgewachsen. Im Gegensatz zu ihrer Schwester wollte Emilia den Hof jedoch nicht übernehmen, sondern Parfumeurin werden und ist dafür zur Ausbildung nach Paris gegangen. Ihr Traum hat sich Jahre später nicht erfüllt. Emilia arbeitet stattdessen als Kellnerin in einem Bistro in Paris, als sie der Anruf ihrer Mutter erreicht, dass Clara nach einem Autounfall schwer verletzt im Krankenhaus liegt. Ohne zu zögern eilt Emilia nach Hause und findet bald ein Foto einer Rose mit einer rätselhaften Widmung und dass Clara vorgehabt hatte, zeitnah nach England zu reisen, wo sie nach ihrer Schulzeit ein Jahr verbracht hat. Als Emilia dann auch noch herausfindet, dass der Rosenhof in Existenznöten ist, beschließt sie zusammen mit ihrer Nichte nach England zu reisen, um herauszufinden, was es mit der ominösen Rose auf sich hat und was Clara dort wollte. Einerseits hegt sie die Hoffnung, Clara mit dem Duft der Rose aus dem Koma holen zu können und andererseits herauszufinden, ob es sich bei dem Briefeschreiber um den geheimen Vater ihrer Nichte handeln könnte.
Emilia selbst hegt immer noch Gefühle für ihren Jugendschwarm, der sich scheinbar nicht für sie interessierte.

Die Geschichte wird in der Gegenwart aus der Perspektive von Emilia geschildert, die wegen des Unfalls ihrer Schwester zurück in ihre Heimat kehrt und trotz ihres Alters ihren Platz im Leben noch nicht gefunden hat und noch nie eine Beziehung geführt, die länger als nur ein paar Monate dauerte. Wechselweise erfolgen Kapitel aus der Sicht von Clara, die 16 Jahre früher handeln, als sich die ältere der beiden Schwestern nach dem Abitur in England aufhielt.
Die Schauplätze, insbesondere die Gärten, die wie die Rosen in dem Roman eine Schlüsselrolle spielen, werden bildhaft beschrieben. Auch die intensiven Düfte, die vor allem olfaktorisch begabte Emilia wahrnimmt, sind eindringlich beschrieben.
Die Geschichte birgt so manches Geheimnis, das allerdings darin begründet liegt, dass die Protagonisten aus nicht immer nachvollziehbaren Gründen nicht mit einander kommunizieren. Geplatzte Träume, finanzielle Sorgen, unglückliche Liebschaften... zu viel wird verdrängt und sorgt nur für noch mehr Probleme. Claras Gesundheitszustand und die Eheprobleme der Eltern kommen noch obendrauf.
Die Suche nach der Rose und die eigentümliche Reise nach Kent erscheinen ein wenig blauäugig und abenteuerlich, aber Sorgen zumindest für ein wenig Spannung, nachdem die Geschichte auf Usedom zu Beginn auf der Stelle tritt.

Möglicherweise sind es zu viele Probleme und Geheimnisse auf einmal, weshalb kein Aspekt wirklich in die Tiefe geht und nachhaltig erörtert wird. Vor allem auch die Gefühle und Beziehungen der Personen untereinander werden überhaupt nicht deutlich. Weder ist das Band innerhalb der Familie noch sind die seit Jahren erhofften Liebesbeziehungen spürbar. Die Liebe zu Pflanzen und zu Düften nimmt in der Geschichte weit mehr Worte ein, als die so romantisch erdachten Liebesgeschichten. Diesbezüglich kann auch nur die zugegebenermaßen sehr dramatische Liebe von Clara überzeugen. Emilias Heimlichkeiten und Unsicherheiten sind in ihrem Alter dagegen nur schwer nachvollziehbar. Auch das Verhalten ihres Schwarms, das Emilia auf Abstand hielt, ist so wenig verständlich wie die abrupte Annäherung der beiden.

Der Roman lässt das Gärtnerherz aufblühen, ist inhaltlich anfangs nur mäßig spannend und birgt zu viel Ungesagtes, das aufgesetzt wirkt, so dass man nicht wirklich mit den Hauptfiguren und ihren großen und kleinen Dramen mitfühlen kann. Dass sich am Ende wirklich alle Schwierigkeiten in Wohlgefallen auflösen, ist für das romantische Leserherz zwar schön, aber nur wenig realitätsnah.

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