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Veröffentlicht am 02.01.2019

Sehr in die Länge gezogener Roman über einen Neuanfang, bei dem nicht wirklich viel passiert

Der Glanz eines neuen Tages
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Lorna hat vor einigen Jahren ihre Eltern verloren und Schwierigkeiten, die Tode, insbesondere den der Mutter, zu verarbeiten. Ihr Therapeut empfahl ihr deshalb, andere Menschen auf ihrem letzten Weg zu ...

Lorna hat vor einigen Jahren ihre Eltern verloren und Schwierigkeiten, die Tode, insbesondere den der Mutter, zu verarbeiten. Ihr Therapeut empfahl ihr deshalb, andere Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten, weshalb sie sich in einem Hospiz engagiert. Als die ältere Dame Betty, die für Lorna zu einer Ratgeberin geworden war, stirbt, erbt sie Dackel Rudy und findet den Mut für einen Neuanfang. Sie kehrt in ihre Heimat Longhampton zurück und übernimmt eine Galerie, die dringend einer Generalüberholung bedarf. Zusammen mit der älteren Künstlerin Joyce, die mit Terrier Bernard ein zurückgezogenes Rentendasein führte, entwickelt sie neue Ideen und legt den Anspruch ab, selbst wie ihre Mutter künstlerisch zu wirken.

"Der Glanz eines neuen Tages" ist die Geschichte über einen Neuanfang und die persönliche Weiterentwicklung Lornas.
Lorna ist ein sehr sozialer Mensch, die sich um andere, vor allem auch um ältere Menschen kümmert. Dabei vernachlässigt sie ihr eigenes Leben und trauert nach all den Jahren noch intensiv um ihre Eltern. Auch mit ihrer Jugendliebe Sam, der sie in Longhampton neu begegnet, hat sie nie wirklich abgeschlossen.

Trotz des Umfangs des Romans mit weit über 500 Seiten, passiert im Roman und im Leben Lornas nicht wirklich viel. Interessanter erscheint ihre ältere Schwester mit ihrer eigenen Familie, die ein Geheimnis birgt.

Lorna ist ein wirklich herzensguter, sympathischer Charakter, die durch den Kontakt mit den älteren Damen und dem Aufbau der Galerie persönlich reift und aus ihrem Schneckenhaus herauskommt. Weite Teile der Handlung, wie die künstlerischen Aspekte über das Stricken von Blumen oder das Malen nach Tönen empfand ich allerdings als ermüdend ausführlich beschrieben und auch die in meinen Augen unausgegorene Liebesgeschichte zwischen Lorna und Sam, die sich am Ende vergleichsweise rasant entwickelt, konnte mich nicht überzeugen.

Viele verschiedene Aspekte des Romans wie die Beziehung Lornas zu ihrer Schwester Jess, zu ihrer ältesten Nichte Hattie oder auch zu ihren Eltern und ihrem Heimatort Longhampton, den sie so lange gemieden hat, bieten interessante Anreize, leider wurde davon allerdings keiner tiefgründiger beschrieben.

Veröffentlicht am 31.12.2018

Ein "hyggeliges" Buch, das das dänische Lebensgefühl idealisiert, wenig tiefgründig und vorhersehbar ist. Netter Auftakt der "Romantc Escapes"

Das kleine Café in Kopenhagen
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Kate arbeitet bei einer PR-Agentur und erhält erstmals einen größeren Auftrag. Das dänische Kaufhaus Hjem plant in London eine Filiale zu eröffnen und benötigt dafür noch entsprechende Werbung. Kate soll ...

Kate arbeitet bei einer PR-Agentur und erhält erstmals einen größeren Auftrag. Das dänische Kaufhaus Hjem plant in London eine Filiale zu eröffnen und benötigt dafür noch entsprechende Werbung. Kate soll sechs Journalisten für eine Pressereise überreden, damit diese in Dänemark das "Hygge"-Gefühl vermittelt bekommen.
Die Mehrheit der Journalisten freut sich auf diese gesponserte Reise, nur Ben reagiert genervt und kann dem Hygge-Hype nichts abgewinnen.

Kates Reisegruppe erweist sich als wahrer Kindergarten und sie hat zu Beginn massive Probleme, die Gruppe beisammen und bei Laune zu halten. Schon bald spüren alle den Wohlfühlfaktor in dem glücklichsten Land der Welt und lassen sich bei Sightseeing, gutem Essen und Aktivitäten in der Gemeinschaft auf das Hygge-Gefühl ein. Anteil daran hat das Café Varme, in das sich Kate morgens gern auf einen ruhigen Kaffee zurückzieht und dessen Inhaberin Eva die Mutter des Kaufhausbesitzers Lars Wilders ist.
Allmählich entspannt sich auch Kate, die durch die Reise einem enormen beruflichen Druck ausgesetzt ist und zieht sich dabei immer stärker zu Ben hingezogen, hinter dessen harter Schale sich ein weicher Kern verbirgt.

"Hygge" ist nicht nur ein Einrichtungstrend, den von den "hyggeligen Dänen" übergeschwappt ist, sondern ein Lebensgefühl, das vor allem für Behaglichkeit und Wohlbefinden steht. Die Vermittlung dieses Gefühls steht im Zentrum des Romans und soll sich nicht nur auf die Journalisten, sondern auch auf den Leser übertragen.

Der Roman ist auch wirklich nett geschrieben und man verfolgt die Entwicklung Kates von einer etwas unsicheren jungen Frau bis hin zu einer kreativen PR-Agentin, die merkt, dass es noch mehr im Leben gibt als der berufliche Erfolg.

Die Geschichte ist wenig tiefgründig, Land und Leute Dänemarks werden durch eine rosarote Brille gesehen und idealisiert. Wie von selbst erfahren auch noch so kritische Journalisten die Erleuchtung und nehmen etwas von der dänischen Lebenseinstellung mit nach London. Mit ein bisschen kochen, ein bisschen backen, die Wohnung neu einrichten - so leicht scheinen sich Sorgen und Probleme in Wohlgefallen aufzulösen und auch Kate zu ihrer wahren Bestimmung zu führen.

Die Liebesgeschichte ist vorhersehbar, was aber nicht weiter schlimm ist, da bis zum Happy End die ein oder andere Hürde noch überwunden werden muss.

"Das kleine Café in Kopenhagen" ist der Auftakt der Buchreihe "Romantic Escapes", die mit "Die kleine Bäckerei in Brooklyn" im Mai 2019 fortgesetzt wird und in der Food-Journalistin Sophie im Fokus der Handlung steht.

Veröffentlicht am 28.12.2018

Sehr eindringliche Schilderung der Krankheit ALS, darüber hinaus eine banale, wenig tief gehende Erzählung über die Beziehung des Ex-Ehepaars

Im Traum höre ich dich spielen
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Karina und Richard sind beide talentierte Musiker. Für ihre Ehe und aus Liebe zu ihrer Tochter Grace gibt Karina ihre Karriere als Pianistin auf und arbeitet stattdessen als Klavierlehrerin, während Richard ...

Karina und Richard sind beide talentierte Musiker. Für ihre Ehe und aus Liebe zu ihrer Tochter Grace gibt Karina ihre Karriere als Pianistin auf und arbeitet stattdessen als Klavierlehrerin, während Richard große Erfolge als klassischer Pianist feiert. Die Ehe scheitert und was bei Karina zurück bleibt, ist nur tiefer Groll.
Als sie erfährt, dass Richard an ALS erkrankt ist, kann sie es kaum glauben, bis sie ihn und seine Hilflosigkeit mit eigenen Augen sieht. Richards Körper baut schnell ab, schon bald kann er die Arme nicht mehr nutzen und droht, beim Essen zu ersticken.
Durch einen Zufall befreit sie ihn später, als Richard kaum mehr alleine leben kann, aus einer misslichen Lage und beschließt, ihn wieder zu sich in das ehemals gemeinsame Haus zu holen. Er zieht in das Musik- und Arbeitszimmer ein, wo sie ihn rund um die Uhr versorgen kann, wenn es nötig ist.

Lisa Genova schildert die Erkrankung, die zunehmenden körperlichen Einschränkungen, die Gefühle der Hilflosigkeit und die Frage nach dem Warum? mit sehr eindringlichen Worten. Ungeschönt wird beschrieben wie sich der nur 45-jährige Richard einkotet oder beinahe an einem Kuchenkrümel erstickt.
Dabei nimmt die Nervenkrankheit ALS, die 2014 durch die Spendenkampagne Ice Bucket Challenge kurzfristig in aller Munde war, aber auch einen so großen Raum ein, dass die Beziehung zwischen Karina und Richard und vor allem ihr Scheitern in der Vergangenheit nicht wirklich aufgearbeitet wird. Karinas Entschluss, Richard bei sich aufzunehmen und nicht mehrmals am Tag fachkundigen Pflegekräften zu überlassen, war aufgrund ihrer zuvor geschilderten negativen Gedanken über Richard und der Spontanität ihrer Entscheidung, zunächst kaum nachvollziehbar. Beiden Ehepartner scheint stets die Musik wichtiger gewesen zu sein, als die Beziehung zueinander und aufgrund der Lügen auf beiden Seiten war die Ehe schon lange Jahre vor ihrer Scheidung gescheitert. Geplagt von Schuldgefühlen wird Karinas Entscheidung für Richards Pflege verständlicher.
So gibt sich Karina einfach nur ein zweites Mal für Richard auf, nur dass sie dieses Mal nicht mehr verheiratet sind. Ist es doch Liebe statt Hass, die sie empfindet? Leidet sie an einem Helfersyndrom und hat einfach nur Mitleid mit einem gebrochenen Mann, für den - im Gegensatz zu einem Stephen Hawking - nicht der Geist, sondern die Hände das Entscheidende sind? Mir fehlten ihre Emotionen, auch wenn die Geschichte sogar abwechselnd aus beiden Perspektiven erzählt wurde.

Das Leid der Erkrankung und die verheerenden Folgen von ALS für Betroffene und ihre Angehörigen sind sehr anschaulich dargestellt. Die darüber hinausgehende Handlung ist jedoch banal und wenig überraschend. Sie zeigt, dass ein getrenntes Paar bzw. eine zerbrochene Familie durch eine tödliche Erkrankung wieder zusammengeführt wird und Entscheidungen und Verhaltensweisen der Vergangenheit unvermeidlich bereut werden, um vor dem unvermeidbaren Ende noch die gewissenserleichternden Entschuldigungen auszusprechen und zu einer Versöhnung zu führen.

Veröffentlicht am 27.12.2018

Tragische Familiengeschichte, eine Erzählung über Neid, Schuld und Rache

Der Verrat
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Ariane, "Nane", wird nach 20 Jahren vorzeitig auf Bewährung aus der Haft entlassen und von ihrer Schwester Birgit aufgenommen. Eine Verkettung unglücklicher Umstände im Sommer 1998 führten letztlich zu ...

Ariane, "Nane", wird nach 20 Jahren vorzeitig auf Bewährung aus der Haft entlassen und von ihrer Schwester Birgit aufgenommen. Eine Verkettung unglücklicher Umstände im Sommer 1998 führten letztlich zu ihrer Verurteilung wegen Mordes.
Geplagt von Schuldgefühlen und Erinnerungslücken möchte sie mit ihrem ehemaligen Liebhaber Thomas von Manthey sprechen, der ihre Schwester Pia geheiratet hat und dessen Sohn Henning im Sommer 1998 bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Sie möchte wissen, was sie ihm in ihrem letzten Telefonat erzählt hat. Zu einem klärenden Gespräch kommt es nicht, da Thomas in seinen Weinbergen einen Herzinfarkt erleidet und ins Koma fällt.
Während dieser Zeit beginnen die handelnden Frauen des Romans - nicht nur die drei Schwestern, sondern auch Hennings Tochter Sonja und Pias Tochter Lissy - sich mit den Ereignissen der Vergangenheit zu beschäftigen.
Widersprüche treten in Bezug auf den Charakter Henning, der für Sonja immer nur der liebende Vater gewesen war, und im Hinblick auf den Verlauf des Abends, an dem dieser starb, auf.

Der Roman ist abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven geschrieben und gerade zu Beginn ist es schwierig, die Vielzahl an handelnden Personen zu durchdringen und die Verwandtschaftsverhältnisse zu durchschauen.
Dann aber steigt die Spannung kontinuierlich an und man fragt sich, wie viel Schuld Nane tatsächlich am Tod von Henning hat oder ob dieser verhindert hätte werden können.

"Der Verrat" ist eine tragische Familiengeschichte, eine Erzählung über Neid, Schuld und Rache. Die Mehrzahl der Frauen erscheint verbittert und boshaft, getrieben von Eifersucht und scheinen alle etwas zu verbergen zu haben. Dies beschäftigt sogar noch die nachfolgende Generation an Töchtern.

Auch wenn man als Leser keine Sympathien für einen Charakter entwickelt, ist man von der Handlung gepackt und verfolgt mit Spannung, wie die Ereignisse der Vergangenheit durch Rückblenden und gezielten Nachforschungen aufgedeckt werden.
Dabei sind vor allem die beiden rivalisierenden Schwestern Nane und Pia tragische Figuren, die geprägt von ihrer Erziehung und dem Glauben an einen Fluch der Weiblichkeit, nicht zu Liebe fähig sind.

Wie der Titel "Der Verrat" bereits suggeriert, ist nichts so, wie es zunächst erscheint. Nach der Entlassung Nanes aus der Haft, werden alle Beteiligten von den Fehlern der Vergangenheit überrollt, denn eine Schuld, insbesondere eine unverbüßte, währt ewig und lässt auch in diesem Fall die handelnden Akteure auch 20 Jahre später noch nicht los. Fast zu spät gelangt man zu der Erkenntnis, dass das Leben nicht von Hass bestimmt werden darf.

Veröffentlicht am 26.12.2018

Witzige, aber auch emotionale Geschichte über Familie und Freundschaft, weniger eine klassische Liebesgeschichte

Immer wieder du und ich
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Charlie hat Kate schon als Kind im Alter von fünf Jahren eine Liebeserklärung gemacht und als Teenager haben sie die erste Liebe miteinander erlebt. Dann kam es zum Streit, einem unaufgeklärten Missverständnis, ...

Charlie hat Kate schon als Kind im Alter von fünf Jahren eine Liebeserklärung gemacht und als Teenager haben sie die erste Liebe miteinander erlebt. Dann kam es zum Streit, einem unaufgeklärten Missverständnis, und ihre Beziehung brach unkittbar auseinander. In Verbindung blieben sie aber schon unweigerlich dadurch, da Kates Cousine und beste Freundin Becca weniger später mit Charlie und Kate mit Beccas Exfreund Julian zusammenkommen. Der Partnertausch begleitet sie auf allen wichtigen Stationen des Lebens, von Hochzeiten, über Taufen und Geburtstagsfeiern bis hin zu Beerdigungen. Kate und Charlie sehen sich immer wieder, freunden sich platonisch an, klären aber das Missverständnis der Vergangenheit nicht auf, bis Kate durch einen Zufall die Wahrheit erfährt und sie in ihren Grundfesten erschüttert wird. Ist es nun - 20 Jahre später - zu spät für die Liebe?

"Immer wieder du und ich" ist nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern erzählt die Leben im Zeitraum von ungefähr 35 Jahren von vier Personen, die sich von Kindesbeinen an kennen, wobei die vernünftige Kate und die quirlige Becca im Fokus des Geschehens stehen. Man erlebt mit ihnen alle Höhen und Tiefen des Lebens mit, begleitet sie in Freude und Trauer.

Die Kapitel beginnen stets kreativ mit einer Einladung für ein Ereignis wie einem Kindergeburtstag oder einer Silvesterparty, bei denen sich die vier Protagonisten begegnen werden, da sie über ihre Liebe und Freundschaft hinaus auch familiär eng miteinander verbunden sind. Die einzelnen Stationen der Erzählung sind aus dem Leben gegriffen und wirken authentisch, auch die Charaktere sind mit ihre Ecken und Kanten interessant und individuell gezeichnet. Keine Person ist nur gut oder böse und kann den Leser immer wieder überraschen. So ist der Roman, mit dem man die vier auf weiten Abschnitten ihres Lebens begleitet, sehr lebendig und abwechslungsreich geschrieben.

Das Buch bietet deshalb auch viel mehr als eine klassische Liebesgeschichte zwischen Mann und Frau, da hier vor allem auch Familie und Freundschaft wesentliche Elemente der Erzählung sind. Im Gegensatz zu anderen Geschichten, die eine ähnliche Idee verfolgen, geht es hier nicht um Gefühle, die unterdrückt werden oder um den Kampf, eine Jugendliebe zurückzugewinnen. Kate und Charlie verlieren nie den Kontakt zueinander und sind sich ehrlich freundschaftlich verbunden, ohne mehr zu erwarten. Sie werden erwachsen, leben ihr Leben mit anderen Partnern, sammeln Erfahrungen und verlieben sich dann neu ineinander.

Mich hat der abwechslungsreiche, witzige, aber phasenweise auch emotionale Roman, der zeigt, wie das Leben so spielt, positiv überrascht. Wer sich allerdings eine leidenschaftliche Liebesgeschichte erhofft, in der die für einander vorbestimmten Protagonisten vom Schicksal gebeutelt einige Hürden bis zum Happy End überwinden müssen, könnte enttäuscht sein.