Profilbild von schnaeppchenjaegerin

schnaeppchenjaegerin

Lesejury Star
offline

schnaeppchenjaegerin ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit schnaeppchenjaegerin über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2018

Eine Geschichte über Emanzipation, die Rolle der Frau und ein Kampf um Anerkennung und Unabhängigkeit - lebendig und mit ironischem Unterton geschrieben

Zwei unter einem Schirm
1

Lotta spielt jeden Donnerstag Lotto und hofft auf den Millionengewinn. Sie beginnt, für den Trafikanten zu schwärmen, bei dem sie ihre Lose kauft. Er scheint sie allerdings nicht wahrzunehmen. Auch die ...

Lotta spielt jeden Donnerstag Lotto und hofft auf den Millionengewinn. Sie beginnt, für den Trafikanten zu schwärmen, bei dem sie ihre Lose kauft. Er scheint sie allerdings nicht wahrzunehmen. Auch die Arbeit als Controllerin ist alles andere als erfüllend für Lotta, weshalb sie ihr Leben komplett umkrempelt, als der ersehnte Lottogewinn tatsächlich wahr wird. Zunächst hält sie den Gewinn geheim, aber ihr großspuriges Verhalten und ihre zunehmende Überheblichkeit verraten sie. Während alte Freunde sich abwenden und sie ihre Arbeitsstelle kündigt, bekommt sie schnell neue Freunde und kauft sich im Zuge ihrer Euphorie eine renovierungsbedürftige Stadtvilla.

Lotta leidet unter ihrem geringen Selbstwertgefühl und möchte unbedingt zur High Society gehören, um den Trafikanten und ehemaligen Broker auf sich aufmerksam zu machen. Viel zu spät merkt sie dabei, wie sie von ihren "Freunden" benutzt wird und wie der Lottogewinn dahinschmilzt.


Gülcan lebt bei ihren Eltern in Istanbul, wo sie mit ihrem Beruf als Fremdenführerin glücklich ist. Ihre Eltern wollen zurück nach Anatolien und drängen ihre Tochter deshalb dazu, endlich zu heiraten. Der auserwählte ist Cemil Adem stammt aus Anatolien, lebt jedoch in Salzburg. Nach einem kurzen Kennenlernen entsteht eine Hassliebe, sie heiraten und Gülcan zieht nach Salzburg. Cemils Haus entpuppt sich als Wohnung, die er mit seiner konservativen Mutter und seinem dementen Vater bewohnt. Die versprochene Ausbildung darf Gülcan nicht antreten, sondern muss als Beitrag für das Familienbudget in Cemils neu eröffnetem Imbiss Süper Chicken arbeiten. Gülcan ist unglücklich, fühlt sich eingeengt und als Cemil dann auch noch gewalttätig wird, setzt sie sich fluchtartig und klammheimlich in den Zug nach Wien, wo sie Lotta begegnet.


Der Roman über die beiden unterschiedlichen Frauen, deren Leben fast zwei Drittel des Buches parallel nebeneinander verlaufen und abwechselnd geschildert werden, liest sich sehr unterhaltsam und erfrischend spritzig. Der Perspektivenwechsel erfolgt schnell, was den Roman dynamisch macht.


Der Autor kann sich als Mann überraschend gut in die Lagen von Lotta und Gülcan hineinversetzen, was auch auf den Leser übertragen wird. Lotta und Gülcan sind beide auf der Suche nach dem Glück und einem erfüllten Leben. Während die Österreicherin Lotta wenig Selbstbewusstsein besitzt und meint, nur durch Geld auch zu Geltung zu gelangen, ist Muslima Gülcan eine selbstbewusste Frau, die ein unabhängiges, freies Leben führen möchte. Lotta ist so unsicher und verblendet, dass man sie am liebsten schütteln würde. Sie hat ihr Leben völlig aus der Hand gegeben, wendet sich in ihrer Verzweiflung dem Alkohol zu und belügt sich selbst. Gülcan dagegen nimmt ihr Schicksal nach wenigen Monaten nicht mehr hin und beginnt zu kämpfen.


"Zwei unter einem Schirm" ist weniger ein Roman über eine Frauenfreundschaft, sondern vielmehr eine Geschichte über Emanzipation, die Rolle der Frau und ein Kampf um Anerkennung und Unabhängigkeit. Ich habe mich beiden Frauen nahegefühlt und mochte vor allem Gülcans trockene Art, ihre Kraft, nicht zu verzweifeln, sondern entgegen ihrem Glauben, dem Druck der Eltern und der Gesellschaft für ihre persönliche Freiheit zu kämpfen. Lottas eigentlich glückliches Schicksal zeigt dagegen, was ein Lottogewinn aus einem Menschen machen kann und dass Vermögen kein Allheilmittel gegen Frust und Einsamkeit ist.


Beide Leben werden sehr lebendig beschrieben. Der Autor verwendet eine bildhafte Sprache mit einem sympathisch ironischen Unterton.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Thema
Veröffentlicht am 01.09.2018

Dramatische Liebesgeschichte vor historischer Kulisse - für meinen Geschmack etwas übertrieben tragisch und zu vorhersehbar

Das Mädchen im roten Kleid
0

Ein Soldat, dem man den Namen Tom Jones gegeben hat, befindet sich nach Ende des Ersten Weltkrieges in einem Krankenhaus und hat aufgrund eines Schützengraben-Traumas keine Erinnerung mehr an die Zeit ...

Ein Soldat, dem man den Namen Tom Jones gegeben hat, befindet sich nach Ende des Ersten Weltkrieges in einem Krankenhaus und hat aufgrund eines Schützengraben-Traumas keine Erinnerung mehr an die Zeit vor seinem Einsatz in Ypern/ Westflandern.

Im Krankenhaus lernt er Eden Valentine kennen, die im Schneideratelier ihres Vaters arbeitet und einen Anzug ausliefert. Der junge Soldat erinnert sie an ihren verstorbenen Bruder Daniel und sie hat Mitleid mit ihm, weshalb sie ihm hilft, das Krankenhaus heimlich zu verlassen, um abseits des Traumas ein neues eben anzufangen. Die beiden verlieben sich ineinander, Eden ist aber bereits seit ihrer Kindheit Benjamin Levi, der befreundeten jüdischen Familie versprochen.

Alexander Wynter ist der Erbe eines Industrie-Imperiums und des Landsitzes Larksfell Hall. Als seine Familie in Trauer um den verstorbenen Vater ist, überrascht er sie mit unerwartet positiven Nachrichten und fügt sich wenig später schicksalsergeben in die Heirat mit einer entfernten Cousine ein, die er mag, aber nicht liebt.

Der Roman spielt im Nachkriegs-London sowie im idyllischen Sussex von 1918 bis in die 1920er-Jahre und verbindet die Schicksale von Tom, Edie und Alex. Er handelt von zwei Liebenden, die sich unter widrigen Umständen begegnen, alles riskieren,um zusammen sein zu können und durch einen Schicksalsschlag wieder auseinandergerissen werden.
Es ist eine Geschichte voller Leidenschaft und Dramatik, die mir an den entscheidenden Wendepunkten zu klischeehaft und gefühlsduselig war. Mir ging auch die Liebesgeschichte von Edie und Tom - vom Kennenlernen bis zum Heiratsantrag innerhalb weniger Tage - zu schnell. Dagegen wurden andere Nebensächlichkeiten wie die neue Frisur Edies oder die Rasur Toms vergleichsweise episch ausgeführt. Weiterhin störte mich, dass für diese junge Liebe mit so einer Leidenschaft gekämpft wurde, während sich mit allen anderen Schicksalsschlägen zu schnell abgefunden wurde. So hinterfragt Tom nach seiner Flucht aus dem Krankenhaus seine eigene Identität nicht mehr und Edie gibt nach dem Verlust zweier geliebter Menschen zu schnell auf, ohne nach der Wahrheit zu suchen.

Auch wenn die Schicksale der Charaktere aufgrund der Dramatik und der schier unüberwindbaren Hürden, mit denen die Protagonisten konfrontiert werden, berühren und es bis zum Schluss spannend bleibt, nicht ob, sondern wie Edie und Tom wieder zueinander finden, empfand ich den Roman als eine etwas unausgeglichene Mischung aus ermüdenden Beschreibungen von Banalitäten und übertriebener Melodramatik in den entscheidenden Momenten.
Wer dramatische Liebesgeschichten vor historischer Kulisse liebt und sich für Design und Mode interessiert, wird dieser Roman sicher gefallen, sollte allerdings nicht schon den Roman "Gefundene Jahre" ("Random Harvest") von James Hilton kennen, da sich die beiden Romane doch sehr ähneln...

Veröffentlicht am 31.08.2018

Lebendiger Roman, voller Bonmots und witziger Dialoge, gleichzeitig aber auch gefühlvoll, traurig und sehr berührend - ein bisschen Drama, ein bisschen Komödie

Das ganze Leben auf einmal
0

Tom ist alleinerziehender Vater einer 15-jährigen Tochter, die seit Geburt unter dilatativer Kardiomyopathie, einer krankhaften Erweiterung des Herzmuskels leidet. Sein gesamter Lebensinhalt ist die Sorge ...

Tom ist alleinerziehender Vater einer 15-jährigen Tochter, die seit Geburt unter dilatativer Kardiomyopathie, einer krankhaften Erweiterung des Herzmuskels leidet. Sein gesamter Lebensinhalt ist die Sorge um Hannah und die Leitung des kleinen Theaters "Willow Tree" in Somerset.
Hannah wird ihre Krankheit immer mehr bewusst, als sie öfter mit Schwächeanfällen zu kämpfen hat oder gar ohnmächtig wird. Sie möchte sich keine Gedanken um ihre Zukunft machen und welche Fächer sie in den Oberstufenkursen belegen möchte, da ihr Leben ihr perspektivlos erscheint. Viel lieber möchte sie auf der Bühne des Theaters stehen und sicherstellen, dass ihr Vater ohne sie zurecht kommt. Sie möchte eine neue Frau für ihn finden, nachdem er so lange Single war und sich nur um ihr Wohlergehen gekümmert hat. Sie meldet ihn bei einer Partnerbörse an, nötigt ihn zu verschiedenen Dates und macht selbst ihre ersten Erfahrungen mit der Liebe.

Der Roman ist abwechselnd aus der Perspektive von Tom bzw. Hannah geschrieben. Beides sind liebenswürdige Charaktere, die ein sehr enges Verhältnis zueinander pflegen.

Je schwächer Hannah wird, desto mehr Raum nimmt die Krankheit in ihrem Leben ein. Ihr Vater sorgt sich und ist überfürsorglich, behandelt Hannah deshalb noch so, als wäre sie ein kleines Kind, weshalb der Teenager verständlicherweise zumal genervt ist und sich selbst mehr zutraut, als ihr Vater ihr zumuten möchte. Andererseits zeigt sich Hannah aber auch sehr erwachsen, indem sie sich Sorgen um die Zukunft ihres Vaters macht. Sie möchte verhindern, dass Tom an ihrem möglichen Tod zerbricht und sein Leben lang allein bleibt.

"Das ganze Leben auf einmal" ist ein herzerwärmender Roman, der trotz aller Traurigkeit, die Hannahs unheilbare Krankheit mit sich bringt, nicht schwermütig ist. Die Geschichte schildert die Liebe eines Vaters zu seiner Tochter und umgekehrt ohne rührselig zu sein. Die beiden sind trotz aller Schwierigkeiten ein gutes Team, das gemeinsame Rituale pflegt und sich an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen kann.

Mit 15 Jahren erlebt Hannah ihre erste Liebe und gleichzeitig versucht Tom ein wenig tollpatschig eine Partnerin zu finden. Seine Dates sind zumeist Katastrophen, aber der Autor schafft es, dass diese nicht übertrieben oder albern wirken.

Nicht nur die beiden Protagonisten, auch die Nebencharaktere sind liebevoll gestaltet und sehr glaubwürdige, charmante Charaktere, die mehr als nur Laiendarsteller in einem Provinztheater sind, sondern mit Hannah und Tom freundschaftlich verbunden sind, und eine große, besondere Familie bilden, die über Generationen hinweg solidarisch sind.

Die Geschichte ist gleichzeitig amüsant und berührend und vor allem am Ende wird man als Leser Zeuge der Magie des Theaters, das Planungen des Stadtrates zufolge für ein Wohnbauprojekt Platz machen und abgerissen werden sollte. Die Faszination des Theaters, die Illusion, die durch einfache Mittel entsteht, springt förmlich auf den Leser über, so dass man die Leidenschaft der Charaktere dafür nachvollziehen kann.

Kritisch könnte man an diesem Wohlfühlroman anmerken, dass alle Person etwas eindimensional gut sind und wenig Angriffsfläche bieten. Zudem hätte es meines Erachtens die Erkrankung von Hannahs erstem Freund Callum für die Geschichte nicht gebraucht.
Der Roman ist aber so lebendig, voller Bonmots und witziger Dialoge geschrieben, dass sogar Hannahs Krankheit phasenweise in den Hintergrund gerückt wird.
Es ist ein Roman wie das Theater selbst - ein bisschen Drama, ein bisschen Komödie.

Veröffentlicht am 29.08.2018

Durch den Konflikt mit Utilitas deutlich packender als Band 1 - und mit Cliffhanger für Band 3

MUC - Die verborgene Stadt
0

"MUC - die verborgene Stadt" ist die Fortsetzung des ersten Romans der "München 2120-Reihe", der ungefähr ein Jahr nach der Ankunft von Pia in MUC spielt und an die vergangenen Ereignisse anknüpft. Durch ...

"MUC - die verborgene Stadt" ist die Fortsetzung des ersten Romans der "München 2120-Reihe", der ungefähr ein Jahr nach der Ankunft von Pia in MUC spielt und an die vergangenen Ereignisse anknüpft. Durch Rückblenden erinnert die Autorin an die wesentlichen Elemente der Handlung aus Band 1, meines Erachtens ist es zum Gesamtverständnis allerdings hilfreich, den Auftakt der Reihe gelesen zu haben.

[Achtung Spoilerwarnung, falls Band 1 noch nicht gelesen wurde]

Band 2 wird nicht nur aus Sicht von Pia, sondern auch aus der Sicht ihres Bruders Paul, den sie tatsächlich wieder gefunden hatte, aus der Sicht des Sohn des Propheten, Elias, mit dem Pia eine Affäre hatte und zudem sie sich trotz ihrer Beziehung zu Robin nach wie vor hingezogen fühlt, sowie aus der Sicht von Falk beschrieben, der in Band 1 noch etwas geheimnisvoll war, sich in Band 2 aber tatsächlich als der Widersacher entpuppt, den Pia immer hinter ihm vermutet hatte.

Durch den Perspektivenwechsel lernt der Leser nicht nur die einzelnen Personen besser kennen, sondern hat auch einen umfassenden Überblick über die Handlungsorte Hades, MUC und Utilitas.

[Spoilerende]

Auch wenn die Autorin weiterhin viele Worte dafür verwendet, Dinge und Orte zu beschreiben, die Pia nicht mehr aus "der alten Zeit" kennt, ist Band 2 dynamischer und spannender zu lesen als Band 1. Hier geht es nicht mehr darum, sich in einer fremden Umgebung nach "dem großen Sterben" zurechtzufinden, sondern um einen Kampf der Gesellschaften, die sich nach der Apokalypse in Deutschland entwickelt haben. MUC ist nicht die einzige Stadt, in der sich eine staatsähnliche Struktur entwickelt hat. Auch ca. 400 km entfernt gibt es eine im Gegensatz zu den einzelnen Dörfern in der Wildnis eine höher entwickelte Gesellschaft, die MUC einnehmen möchte.

Um sich gegen das übermächtige Utilitas zur Wer zu setzen, muss MUC alle vorhandenen Kräfte bündeln. Erstmalig müssen sich damit die Bewohner MUCs unter Führung des Propheten mit dem Bewohnern des Hades zusammenschließen, um ihr Überleben zu sichern. Dafür soll ach versucht werden, die Bewohner des mutmaßlich radioaktiv belasteten Teils der Stadt MUC am ehemaligen Flughafen zur Kooperation zu bewegen. Die erfahrene Kletterin Pia, die bereits allein aus ihrem Dorf in den Bergen nach MUC gelangt war sowie der Sohn des Propheten, Elias, der sich mehr Anerkennung von seinem Vater erhofft und zudem die Nähe zu Pia sucht, werden den gefährlichen Weg in den Norden der Stadt wagen, auch wenn sie nicht wissen, was sie dort erwarten wird...

Band 2 setzt die Endzeitstimmung 100 Jahre nach der Seuche, die ast ausschließlich Menschen mit dem mutierten Chromosom 16 überlebten, fort. Während mir in Band 1 noch Erklärungen zum Phänomen des Überlebens der Rothaarigen fehlten, hat mit an Band 2 gefallen, dass die Überlebenden den Hintergrund ihrer Existenz selbst hinterfragen und erforschen möchten, wobei Pia aufgrund einer anderen Genmutation ein interessantes Forschungsobjekt ist. Hier ist noch Potenzial für den Abschluss der "München 2120-Reihe" in Band 3 vorhanden.
Darüber hinaus fand ich die Idee eines nahenden Krieges konkurrierender Gesellschaften und die besondere Konstellation von Elias und Pia auf ihrem Weg in Richtung Flughafen als sehr gelungen und auch das Szenario dort war spannend, wenn auch nicht ganz logisch beschrieben.
Band 2 hat mich deshalb deutlich mehr fesseln können als Band 1 und damit neugierig auf den letzten Teil der dystopischen Trilogie gemacht, insbesondere da "MUC - die verborgene Stadt" mit einem Cliffhanger endet, der eine Fortsetzung in Utilitas in Aussicht stellt.

Veröffentlicht am 27.08.2018

Zu oberflächlich - blieb hinter meinen Erwartungen an einen Roman über eine besondere Frauenfreundschaft zurück

Die Frauen von Long Island
0

Maggie ist alleinerziehende Mutter einer zweijährigen Tochter und arbeitet als Putzfrau in New York. Überraschend hat sie ein Haus in Sag Harbor, in den Hamptons, von ihrer Freundin Liza geerbt, zu der ...

Maggie ist alleinerziehende Mutter einer zweijährigen Tochter und arbeitet als Putzfrau in New York. Überraschend hat sie ein Haus in Sag Harbor, in den Hamptons, von ihrer Freundin Liza geerbt, zu der sie nach einem Streit seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Das Haus wird noch von Lizas Mutter, der 82-jährigen Edith bewohnt, die an Alzheimer erkrankt ist.
Maggie zieht mit Töchterchen Lucy bei ihr ein und nach anfänglichen Startschwierigkeiten nähern sich die beiden Frauen, die den Suizid der manisch-depressiven Liza noch nicht begreifen können, an und helfen einander, unausgeräumte Konflikte zu bewältigen und ihre jeweilige Vergangenheit aufzuarbeiten.

Zu Beginn war die Abneigung Ediths gegenüber Maggie sehr deutlich zu spüren. Als diese jedoch stürzt und verletzt auf Hilfe angewiesen ist, arrangieren die beiden sich sehr schnell miteinander und vertrauen der jeweils anderen ihre Probleme der Vergangenheit an, über die sie sonst mit noch niemandem gesprochen haben. Mir ging diese Öffnung zu schnell und auch die Konflikte, die seit Jahren bestanden, wurden sehr schnell als gelöst abgewickelt. Beide suchen die Nähe zu Personen, von denen sie meinen, etwas schuldig zu sein und erleichtern sich ihre Gewissen. Ich vermisste einen intensiveren Diskurs mit den Geistern ihrer Vergangenheit und eine emotionale Tiefe bei ihrer Auseinandersetzung.
Darüber hinaus empfand ich das Geplapper der kleinen Lucy sehr anstrengend. Statt viele Worte mit den Zwischenrufen der sehr reif wirkenden Zweijährigen zu verschwenden, hätte ich mir mehr Raum für den Rest der Geschichte gewünscht. So war der eigentlich malerische Ort in den Hamptons nicht spürbar von Belang und auch die Alzheimererkrankung von Edith nur eine Randnotiz. Auch der Selbstmord von Liza blieb bis zum Ende rätselhaft. Selbst wenn man ihre Depressionen als Grund heranzieht, hätte mich interessiert, warum sie ausgerechnet zum gegenwärtigen Zeitpunkt ihrem Leben ein Ende setzte.

Der Roman hat sein Potenzial für mich nicht ausgeschöpft und blieb hinter meinen Erwartungen an einen Roman über eine besondere Frauenfreundschaft vor einem tragischen Hintergrund zurück.