Profilbild von schnaeppchenjaegerin

schnaeppchenjaegerin

Lesejury Star
online

schnaeppchenjaegerin ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit schnaeppchenjaegerin über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.04.2018

Berührende Geschichte über deutsche Kriegsverbrechen, Entnazifizierung und die Herausforderungen des politischen Wiederaufbaus Deutschlands

Die geliehene Schuld
0

1949 ist der Weltkrieg seit vier Jahren vorbei, Deutschland von den Alliierten besetzt und seht vor der Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Die Journalistin Vera Lessing hat im Krieg ihren Mann und ...

1949 ist der Weltkrieg seit vier Jahren vorbei, Deutschland von den Alliierten besetzt und seht vor der Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Die Journalistin Vera Lessing hat im Krieg ihren Mann und ihre Eltern verloren und in ihrem Kollegen Jonathan Jacobsen bei der Zeitung "Echo" einen guten Freund gewonnen. Als dieser während seiner Recherchen zu Flüchtlingsrouten in Europa einen tödlichen Verkehrsunfall erleidet, ist Vera zunächst schockiert, möchte jedoch seine Arbeit fortsetzen. Die wird dabei immer wieder behindert, sogar körperlich bedroht und ihr wird klar, dass der Tod von Jonathan kein Unfall war. Alte Seilschaften der Nationalsozialisten sind immer noch aktiv und arbeiten mitunter sogar mit den Alliierten zusammen. Vera setzt alles daran, herauszufinden, welchen Skandal oder welchem Verbrechen Jonathan auf der Spur war und wer die Aufdeckung zu unterbinden wusste.

Der Roman springt abschnittsweise einige Monate zurück in das Jahr 1948, als Jonathan mit seinen Recherchen begann und dabei Marie Weißenburg kennenlernte. Maries Vater, der unter den Nationalsozialisten im Reichssicherheitshauptamt gearbeitet hat, ist im Krieg gefallen. Die Familie ist von Berlin nach Köln geflohen, wo Marie nun mit ihrer Mutter und ihren beiden Brüdern wohnt. Sie ist gelernte Sekretärin und bekommt aufgrund ihrer guten Leistungen eine Anstellung bei dem Parlamentarischen Rat in Bonn. Marie hatte sich bisher nicht für Politik interessiert, aber als sie erfährt, dass ein Kollege ihres Vaters bei den Nürnberger Prozessen angeklagt ist, beginnt sie zu hinterfragen, was die Tätigkeit ihres Vaters war und weshalb in ihrer Familie nicht darüber gesprochen wird.

"Die geliehene Schuld" ist ein authentisches Familiendrama, das im Nachkriegsdeutschland mit Wiederaufbau und Entnazifizierung spielt und sich wie ein spannender Krimi liest. Es ist eine fiktionale Geschichte, die jedoch auf historischen Fakten beruht. Sehr eindringlich spürt man, wie sich die Menschen nach 1945 gefühlt haben: Hinterbliebenem die um ihre gefallenen Angehörigen trauern, politisch und religiös Verfolgte, die überlebt haben und traumatisiert sind, mit der Vergangenheit abschließen wollen oder einen nachvollziehbaren Hass auf "die Deutschen" verspüren. Altnazis, die sich ihre gerechten Strafe entziehen möchten und skrupellos versuchen, ihre eigene Haut zu retten. Es gibt Menschen, die ihre Taten bereuen und andere, die die Gräueltaten verdrängen möchten und Menschen, in denen das nationalsozialistische Gedankengut fest verhaftet ist und die dem Führerstaat nachtrauern.

In beiden Handlungssträngen, 1948 und 1949, spielen mutige Frauen eine Hauptrolle, die Dinge hinterfragen und für die Wahrheit ihre Leben aufs Spiel setzen. Durch immer neue Details, die während der Recherchen bekannt werden, bleibt der Roman, der neben dem dramatischen Kriminalfall noch eine zarte Liebesgeschichte enthält, spannend bis zum Schluss.

"Die geliehene Schuld" ist ein sehr gelungenes Werk über deutsche Kriegsverbrechen und Entnazifizierung und die Herausforderungen des noch jungen Deutschlands wenige Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs, der alles andere als trocken ist, sondern durch sympathische Charaktere und deren persönliche Lebensgeschichten und berührenden Schicksale überzeugt.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Autobiographischer Roman über die Schmerzhaftigkeit der Liebe mit "Romeo und Julia" als berühmtes Beispiel

Wie ich dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand
0

Glenn Dixon ist Englischlehrer in Kanada und behandelt jedes Jahr Shakespeares Stück "Romeo und Julia" in seiner Abschlussklasse. Er ist verliebt in Claire, hat ihr aber seine Liebe nie gestanden. Diese ...

Glenn Dixon ist Englischlehrer in Kanada und behandelt jedes Jahr Shakespeares Stück "Romeo und Julia" in seiner Abschlussklasse. Er ist verliebt in Claire, hat ihr aber seine Liebe nie gestanden. Diese ist deshalb immer nur von einem rein freundschaftlichen Interesse seinerseits ausgegangen und hat sich auf einen anderen Mann eingelassen, von dem sie nun schwanger ist.

Glenn ist enttäuscht von Claire und kehrt zurück nach Verona, wo er einen Sommer zuvor bereits als Sekretär im "Club der Julias" gearbeitet hat, um Briefe zu beantworten und selbst Antworten auf die Fragen der Liebe zu finden.

"Wie ich dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand" ist ein autobiographischer Roman, der dreiteilig aufgebaut ist. Glenn Dixon beschreibt seine beiden Aufenthalte in Verona, wie er als einziger Mann im "Club der Julias" arbeitete und sich dabei an seine Beziehung zu Claire erinnert. Weiterhin beschreibt er die Unterrichtsstunden in Kanada und wie er den Schülern begeistert und sehr lebhaft das jahrhundertealte Drama "Romeo und Julia" nahe bringt.

Es ist ein Roman, in der die schmerzhafte Liebe eine zentrale Rolle spielt und in welcher die Geschichte von "Romeo und Julia" als sehr anschauliches Beispiel dafür dient. Es ist kein spannungsgeladener Roman, sondern vielmehr Dixons Verarbeitung seiner zerbrochenen Liebe zu Claire. Mutig kündigt er seine Tätigkeit als Lehrer, verlässt sein Heimatland, um nach Verona zurückzukehren. Dort wandelt er auf den Spuren von "Romeo und Julia", wodurch sich auch der Leser intensiv mit dem Drama auseinandersetzen kann und sich durch die detaillierten Beschreibungen der Stadt und der (Original-)schauplätze des Stückes in das italienische Flair der Stadt Verona versetzt fühlt.

Es ist ein eher philosophischer Roman über die Liebe statt einer temporeichen Erzählung, ein Buch für Romantiker und alle unglücklich Verliebten, der Hoffnung auf einen Neuanfang und das Finden der wahren Liebe macht. Mich konnte aber insbesondere das neue Liebesglück des Autors nicht emotional bewegen. So liest sich der Roman etwas dröge.

Veröffentlicht am 07.04.2018

Emotionaler Roman über Träume, Selbstfindung, zweite Chancen und den Mut, im Augenblick zu leben

Zehn Wünsche bis zum Horizont
0

Maggie ist 33 Jahre alt und lebt seit 17 Jahren mit einem Spenderherz, das sie von einem vierzehnjährigen Mädchen erhalten hat.
Als ihre Ehe gescheitert ist, Maggie immer mehr dem Alkohol zugetan ist ...

Maggie ist 33 Jahre alt und lebt seit 17 Jahren mit einem Spenderherz, das sie von einem vierzehnjährigen Mädchen erhalten hat.
Als ihre Ehe gescheitert ist, Maggie immer mehr dem Alkohol zugetan ist und sie von ihrer Immobilienfirma für zwei Monate von ihrer Arbeit freigestellt wird, um wieder zu sich zu kommen, erhält sie überraschend einen Brief von Simon, dem Bruder von Lucy, der Organspenderin. Sein Vater ist vor Kurzem gestorben und auf diesem Weg versucht er Kontakt zu einem für ihn nahen Angehörigen zu finden.
Maggie freut sich über die Kontaktaufnahme, da sie der Familie, die ihr das Leben gerettet hatte, nie danken konnte. Sie lebt seit der Transplantation mit einem schlechten Gewissen, denkt oft an Lucy und kann sich deshalb nicht richtig über ihr eigenes Leben freuen.

Als Simon sie besucht, übergibt er er eine Keksdose mit Notizen und einem Tagebuch von Lucy, damit Maggie sie kennenlernen kann. In ihrem Tagebuch stehen zehn Vorsätze Lucys wie Gitarre lernen, sich tätowieren lassen, die größte Brücke der Welt besuchen oder ihren Jugendschwarm Tiernan küssen, Träume von Lucy, die Maggie stellvertretend erfüllen möchte.

"Zehn Wünsche bis zum Horizont" ist ein herzerwärmender, emotionaler Roman, der mehr als nur eine "Bucket List" abarbeitet. Es geht vielmehr darum, wie Maggie nach 17 Jahren damit beginnt, zu verarbeiten, mit einem Spenderherz zu leben und zu begreifen, dass sie selbst ein eigenes Leben leben darf, auch wenn Lucy gestorben ist und ihr ihres geschenkt hat.
Durch Lucys Notizen fühlt sie sich der Organspenderin näher und indem sie versucht, deren Träume zu verwirklichen, ist es nicht nur, als wäre Lucy bei ihr, Maggie gerät durch die Umsetzung der Vorsätze aus ihrer Lebenskrise.

Der Roman beschreibt buchstäblich eine Reise Maggies zu sich selbst und ist durch den Wechsel der Schauplätze und die Begegnungen Maggies mit ganz unterschiedlichen Menschen sehr unterhaltsam geschrieben.
Es ist ein Roman, der dazu aufruft, sein Leben im Augenblick zu genießen und zweite Chancen zu nutzen.
Durch Lucys Notizen und die Umsetzung ihrer Träume, die gleichzeitig auch jahrelang gehegte Probleme Maggies lösen wie das gestörte Verhältnis zu ihrem Bruder, ist der Roman jedoch auch hart an der Grenze daran zu übertrieben harmonisch und glückselig zu sein.

Veröffentlicht am 06.04.2018

Triviale Geschichte ohne Spannung, eintönige Sexszenen - eine Fortsetzung unnötig

Cold Princess
1

Saphira des Angelis ist 26 Jahre alt und in ihrem jungen Alter bereits "capo", das Familienoberhaupt der Familie De Angelis, nachdem ihre Eltern und ihr Bruder durch einen Anschlag ums Leben gekommen sind. ...

Saphira des Angelis ist 26 Jahre alt und in ihrem jungen Alter bereits "capo", das Familienoberhaupt der Familie De Angelis, nachdem ihre Eltern und ihr Bruder durch einen Anschlag ums Leben gekommen sind. Sie gilt als "Eisprinzessin" innerhalb der "Cosa Nostra".
Der ausgebildete Auftragskiller Madox Caruso wird ihr neuer persönlicher Leibwächter. Zwischen den beiden bestehen enorme sexuelle Spannungen, eine zunächst rein körperliche Liebe, woraus sich jedoch beiderseitig Gefühle entwickeln, die sie aus unterschiedlichen Gründen nicht zulassen dürfen. Saphira fürchtet als Frau an der Spitze einer Mafiafamilie um ihre Glaubwürdigkeit und ihren Ruf, Madox ist nicht der, der er vorgibt zu sein und verbietet sich selbst aus moralischen Gründen eine Beziehung mit einer De Angelis.

"Cold Princess" ist mein erster "Dark Romance"-Roman, in dem der Leser von der Autorin eingangs sogar vor expliziten Szenen gewarnt wird. Ich empfand das Vorwort als überflüssig - in einem Thriller oder Kriminalroman wird auch nicht vor Mord und Totschlag gewarnt.

Der Roman ist recht einfach aufgebaut. Es geht um zwei verfeindete Mafiafamilien, die sich gegenseitig bekriegen und in denen die nachfolgenden Generationen Rache an ihren verstorbenen Familienmitgliedern nehmen möchten. Es geht um jahrzehntelange Fehden und um den Kampf um die Macht in Palermo, um Schutzgeldeintreibung und Waffengeschäfte. Aus Sicht der jüngeren Generationen gilt die Gewaltspirale als überholt und schon Saphiras Eltern sowie das verfeindete Oberhaupt der Vargas-Familie, Salvatore, wollten vor Jahren bereits Frieden schließen. Der fragile Frieden wurde jedoch von dem machthungrigen Nachfolger, Giuseppe Salvatore, zunichte gemacht. Saphira sieht sich gezwungen sich zu wehren, um sich und ihre Familie zu schützen. Durch Misstrauen und Intrigen weiß sie bald nicht mehr, auf wen sie zählen kann und ob sie in Bezug auf Madox auf ihr Herz oder ihren Verstand hören soll.

Die Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven von Saphira und Madox erzählt, wobei auch einzelne Abschnitte aus der Sicht von Giuseppe geschrieben sind, um die Mafia-Geschichte transparenter erzählen zu können. Ich empfand diese Konstruktion ungeschickt, so musste der Leser wirklich überhaupt nicht mehr eigenständig mitdenken. Auch dass Schlüsselereignisse in Form von erklärenden Briefgen Verstorbener aufklären, war mir zu trivial.

Die Sexszenen, die ich weniger erotisch, sondern vielmehr erniedrigend und aufgrund des wiederholten Ablaufs eher ermüdend empfand, spielten sich ausschließlich in der ersten Hälfte des Romans ab, während sich die Mafia-Geschichte auf den zweiten Teil beschränkte.
Mir hat deshalb auch der zweite Teil des Romans besser gefallen, wobei die Geschichte sehr vorhersehbar war und mit einem unnötigen Cliffhanger endet, der auf den zweiten Band "Fire Queen", der im August 2018 erscheinen wird, neugierig machen soll.

Der Roman lässt sich so schnell herunterlesen, dass man die Geschichte um Saphira und Madox auch gut in einem Band hätte erzählen können. Da der erste Band schon so vorhersehbar war, wage ich auch zu prophezeien, wie die Fortsetzung enden wird, weshalb ich das Erscheinen nicht mit Spannung erwarte.

Veröffentlicht am 04.04.2018

Episodenartiger, melancholischer Roman, bei dem bei mir kein Lesefluss aufkommen wollte - ich empfand ihn sogar als inhaltsarm

Eine Liebe, in Gedanken
0

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen. In der Gegenwart verarbeitet eine Frau den Tod ihrer Mutter. Sie stöbert in ihrem Nachlass, findet Briefe von einem Edgar und denkt über die erste Liebe ihrer Mutter ...

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen. In der Gegenwart verarbeitet eine Frau den Tod ihrer Mutter. Sie stöbert in ihrem Nachlass, findet Briefe von einem Edgar und denkt über die erste Liebe ihrer Mutter Toni nach.

1964 lernen sich Antonia und Edgar in Hamburg kennen. Toni ist eine selbstständige junge Frau, berufstätig und hat die Chance, Karriere als Chefsekretärin zu machen. Sie träumt von einer gemeinsamen Zukunft mit Edgar, der Kaufmann ist und der das Angebot erhält, in Hongkong eine Dependance seiner Firma aufzubauen. Er reist zunächst allein nach Asien, um sich dort einzufinden, bis Toni nachkommen soll. Die beiden schreiben sich Briefe und Telegramme, Toni verzichtet auf den Aufstieg als Chefsekretärin, nimmt Gelegenheitsjobs an, während Edgar sie immer wieder vertröstet.

50 Jahre später möchte die Tochter Kontakt zu Edgar aufnehmen, um die große Liebe ihrer Mutter kennenzulernen.

"Eine Liebe, in Gedanken" ist ein leiser Roman mit kurzen Kapiteln, die abwechselnd die Gegenwart und Vergangenheit beschreiben. Ich habe mich schwer getan, mich in Tonis Liebesgeschichte einzufinden und auch nachzuvollziehen, was die Tochter bei dem Lesen der Briefe empfindet. Ich empfand die Wechsel von Gegenwart und Vergangenheit durch die Kürze der Kapitel zu schnell, so dass ich in keiner der beiden Zeiten wirklich angekommen bin und ein Lesefluss entstehen konnte.
Von der Tochter erfährt man so gut wie nichts, um ein Gefühl für das Verhältnis zu ihrer Mutter zu erhalten. Antonias erste Erfahrungen mit der Liebe in den 60er-Jahren werden mit Hilfe der Briefe von Edgar episodenartig erzählt, bei der eine Sehnsucht von beiden zwar spürbar ist, aber keine Emotionen einer großen Liebe, die es wert ist, auch nach 50 Jahren noch Thema zu sein, bei mir angekommen sind.
Mir war der melancholische Roman insgesamt zu schlicht und zu oberflächlich, als könnte er sich selbst nicht entscheiden eine Liebesgeschichte oder ein Roman über Trauerbewältigung zu sein.
Wie schon bei dem ersten Roman "Die Glücklichen", den ich von Kristine Bilkau gelesen habe, haben die Inhalte der Romane meine Neugier geweckt, konnten mich in der Umsetzung aber leider nicht überzeugen.