Second-Chance-Roman mit viel Potenzial, aber zu vielen Krisen, um von der Liebesgeschichte gefesselt zu werden
Before you go - Jeder letzte Tag mit dirZoes Ehemann Ed stirbt bei einem Verkehrsunfall-. Die 38-Jährige kann seinen Tod nicht wahrhaben und macht sich Vorwürfe, dass sie im Streit auseinandergegangen sind und sie ihm nicht mehr sagen konnte, ...
Zoes Ehemann Ed stirbt bei einem Verkehrsunfall-. Die 38-Jährige kann seinen Tod nicht wahrhaben und macht sich Vorwürfe, dass sie im Streit auseinandergegangen sind und sie ihm nicht mehr sagen konnte, wie sehr sie ihn liebt. In den letzten Jahren ist die Liebe der beiden wegen Streitigkeiten und existentieller Krisen zu kurz gekommen.
Zwei Monate nach Eds Tod stürzt Zoe und wacht im Jahr 1993 auf, als sie Ed kennenlernte. Ab sofort lebt sie vergangene Schlüsselmomente mit Ed wieder und versucht Dinge zu ändern, ihre Beziehung zu verbessern, um seinen Tod möglichst verhindern zu können.
"Before you go - Jeder letzte Tag mit dir" ist der Debütroman von Clare Swatman, der in über 20 Ländern verkauft wurde. Auch aufgrund der überschwänglichen Kritiken ("Das Debüt begeistert die Welt!") hatte ich hohe Erwartungen an diesen Roman.
Er beginnt zunächst auch sehr emotional mit der Beerdigung von Ed und man kann Zoes Trauer und ihren Schmerz nachvollziehen. Ihr Sturz, die damit verbundene Reise in die Vergangenheit und die Idee, durch die Möglichkeit einer zweiten Chance, sein Leben zu ändern, Dinge besser zu machen, die man im Nachhinein bereut, sind eine schöne Vorstellung und bieten die Vorlage für einen gefühlvollen Liebesroman.
Gleich zu Beginn stellt man allerdings fest, dass es bei Zoe und Ed nicht die Liebe auf den ersten Blick war, sondern dass sie erst in einem zweiten Anlauf Jahre später zusamen gekommen sind. Ihr Zusammenleben war stark von Unzufriedenheiten miteinander und permanenten Konflikten geprägt. Mehrfach haben sie sich zumindest kurzzeitig getrennt. Ed bevorzugt das Leben auf dem Land, Zoe möchte in London wohnen. Ed möchte viele Kinder haben, Zoe keine. Als die beiden sich dann doch entschließen, eine Familie zu gründen, stellen sie fest, dass ihr Kinderwunsch nicht so einfach umzusetzen ist. Die Ehe wird daraufhin durch eine erfolglose Kinderwunschbehandlung nachhaltig erschüttert.
Die Tage der großen Streits und Trennungen erlebt Zoe wieder und kann tatsächlich etwas an ihrem Verhalten ändern, so dass mancher Konflikt gar nicht erst entsteht oder eskaliert. Mir war allerdings beim Lesen irgendwann nicht mehr bewusst, warum Zoe überhaupt so krampfhaft an einer Beziehung festhält, die von so viel Spannungen und wenig Harmonie geprägt ist. Gab es gar keine schönen Erlebnisse zwischen den beiden oder wurden diese für ihren Flashback einfach ausgelassen? Selbst ihre Versöhnungen und Liebesschwüre am Ende der überstanden Krisen konnten mich dann nicht wirklich berühren.
Der Roman hatte viel Potenzial und gerade am Anfang merkt man auch, dass die Autorin sehr emotional schreiben kann und man den Protagonisten nahe kommt. Die Umsetzung der Idee der Zeitreise in die Vergangenheit, um seinem Glück durch eine zweite Chance auf die Sprünge zu helfen, war für mich allerdings nicht so gelungen, da sie zu sehr auf den Aspekt konzentriert war, was Zoe und Ed trennt und nicht auf das, was sie eint.
Das Ende - dieses halbe Happy End - fand ich unpassend, realistischer wäre es gewesen, wenn es einfach mit einem guten Gefühl für Zoe geendet hätte, alles für Ed und eine gemeinsame Zukunft mit getan zu haben.