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Veröffentlicht am 28.10.2017

Sehr persönliches Buch, das Mut macht, nach einem schweren Schicksalsschlag wieder in die Zukunft zu blicken

Wir werden glücklich sein
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Am Freitag, den 13. November 2015 wird Matthieu Silvestre als Besucher eines Konzerts der amerikanische Rockband "Eagles of Death Metal" im Bataclan-Theater in Paris von islamistischen Terroristen getötet. ...

Am Freitag, den 13. November 2015 wird Matthieu Silvestre als Besucher eines Konzerts der amerikanische Rockband "Eagles of Death Metal" im Bataclan-Theater in Paris von islamistischen Terroristen getötet.

Um 21.46 Uhr hatte seine Frau Aurélie, die im fünften Monat schwanger mit dem dreijährigen Sohn Gary zu Hause geblieben war, eine letzte SMS von ihrem Ehemann erhalten. Die folgenden Stunden sind von der Hoffnung geprägt, dass Matthieu die Geiselnahme überlebt haben könnte, aber einen Tag später um 22 Uhr ist traurige Gewissheit, dass ihr Mann erschossen wurde.

Aurélie Silvestre hat ein Buch über die Zeit zwischen dem Terroranschlag im November, über die Geburt ihrer Tochter Thelma am 16. März 2016 bis zu ihrem 35. Geburtstag im Frühling geschrieben.
"Wir werden glücklich sein" - das ist der Vorsatz, den sich Aurélie unmittelbar nach dem tragischen Ereignis zum Ziel gesetzt hat. Sie möchte sich nicht von der Trauer überwältigen lassen, keine Energie mit Wut verschwenden und stattdessen in erster Linie für ihren Sohn da sein und ihre Tochter gesund zur Welt bringen.

In kurzen Kapiteln blickt Aurélie zurück auf die Zeit ihres Kennenlernens und beschreibt die Tage und Wochen nach dem Terroranschlag und wie sie beginnt zu begreifen, dass ihr geliebter Ehemann nicht mehr wiederkommen wird. Vergleichbar mit "Meinen Hass bekommt ihr nicht" hegt auch Aurélie keine Wut gegen die Täter oder gegen den Missbrauch einer Religion zur Rechtfertigung von Gewalt.
Sie macht einen unheimlich gefassten Eindruck und hält sich mit Emotionen zurück. Die Tat an sich bzw. die Serie an Gewaltakten an diesem Abend, weitere Opfer oder Hintergründe der Täter und Drahtzieher bleiben unerwähnt.
Das autobiografische Buch blickt in die Zukunft, auf das Weiterleben und das Überleben ohne den geliebten Partner Jede Erinnerung an ihn schmerzt, aber Aurélie muss für ihren Sohn, der seinen Papa nie wieder sehen wird und für ihre ungeborene Tochter, die ihren Papa nie kennenlernen wird, stark sein.

Ohne Frage bewegt das Schicksal einer Frau, die mit noch nicht einmal 35 Jahren zur Witwe und alleinerziehende Mutter wurde. Es bliebt aber ein sehr persönliches Buch, das ohne den Hintergrund des Terroranschlags keine mediale Aufmerksamkeit bekommen hätte.

Mit ihren Aufzeichnungen gedenkt Aurélie Silvestre ihrem Mann und verarbeitet dessen sinnlosen Tod. Es ist ein Buch, das Mut macht und in dem statt Verzweiflung und Wut Hoffnung und Optimismus stecken, so dass man Aurélie Silvestre und ihrer Familie wünscht, dass sie trotz dem schlimmen Verlust zukünftig glücklich sein werden.

Veröffentlicht am 27.10.2017

Bewegende Familiengeschichte und sehr lebendige Erzählung der deutschen Geschichte anhand des Schicksals dreier Frauen

Marlenes Geheimnis
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Die 34-jährige Christiane, kurz Nane genannt, fährt anlässlich der Beerdigung ihrer Großmutter Eva in ihre Heimat an den Bodensee. Die Pharmavertreterin braucht ohnehin eine Auszeit von ihrem Leben in ...

Die 34-jährige Christiane, kurz Nane genannt, fährt anlässlich der Beerdigung ihrer Großmutter Eva in ihre Heimat an den Bodensee. Die Pharmavertreterin braucht ohnehin eine Auszeit von ihrem Leben in Frankfurt und bleibt ein paar Tage länger bei ihrer Tante Marlene, die die familiengeführte Schnapsbrennerei übernommen hat.
Auch Nanes Mutter Vicky kommt zur Beerdigung, hat aber ein derart zerrüttetes Verhältnis zu ihrer Schwester, dass sie direkt wieder abreist.

Eva hat ihrer Enkelin ein Buch mit ihren Memoiren hinterlassen, in denen Nane zu lesen beginnt und deren Offenbarungen über ihre Familiengeschichte sie überrascht.
Durch die Aufzeichnungen von Eva Menzel im Zeitraum von 1938 bis 1953 erfährt man deren Lebensgeschichte und die ihrer Tochter Marlene. Eva wohnte zur Zeit des Nationalsozialismus in Reichenberg im Sudetenland, wo sie von ihrem Vater, einem Apotheker, das Schnapsbrennen erlernt hat, während ihre Mutter Julika dem Alkohol verfiel. Als ihr Vater letztlich doch an die Front musste, befand sich Eva stets in dem Zwiespalt, weiterhin Schnaps zu brennen, der ein begehrtes Zahlungs- bzw- Tauschmittel wurde und damit die Alkoholsucht ihrer Mutter zu unterstützen.

Als 16-Jährige verliebt sie sich in den Tschechen Jan, der Ende des Zweiten Weltkriegs als Partisan gegen die Deutschen kämpfte und bei dem Versuch Eva vor den übergriffigen russischen Besatzern zu schützen, sein Leben ließ.

Es folgten schwierige Jahre, geprägt von der Krankheit der Mutter, der Vertreibung aus der Heimat und der Ungewissheit, ob der Vater wieder lebend zurückkehren würde.
Über verschiedene Lager in Brandenburg und Sachsen gelangt die Familie schließlich nach Rickenbach am Bodensee, wo Eva zusammen mit Marlene 1946 ein neues Leben beginnt und mit dem heimischen Äpfeln eine florierende Schnapsbrennerei aufbaut.
Aus dem Flüchtlingsmädchen aus Nordböhmen wird in den 40er-Jahren die dreimalige Bodensee-Apfelkönigin.

Genauso gebannt wie Nane die Lebensbeichte ihrer Großmutter liest, die damit ihre Enkelin über ihre Herkunft aufklären möchte und gleichzeitig für eine Annäherung ihrer beiden ungleichen Töchter Marlene und Viktoria sorgen möchte, ist man als Leser von den sehr authentisch wirkenden Frauenschicksalen fasziniert. Eva lernt man als warmherzige und starke Frau kennen, die sich im Leben vieles erkämpfen musste, bevor sie am Bodensee Fuß fasste und Toni, den Vater ihrer Tochter Viktoria heiratete. Marlene war ein aufgewecktes junges Mädchen und wirkt als erwachsene, über 70-jährige Frau reserviert und unnahbar. Rätselhaft ist ihre Allergie auf rohe Äpfel, die so gar nicht zu ihrem Erfolg bei der Herstellung von Obstbränden passt und ihre starke Abneigung gegen die Nachbarsfamilie Bentele, die sogar zur Beerdigung von Eva ausgeladen wird.

All diese Fragen gilt es mit Hilfe von Evas Aufzeichnungen aufzuklären, bei der Nane ihrer Heimat wieder ein Stück näher kommt.
"Marlenes Geheimnis" ist eine bewegende Familiengeschichte, die die Historikerin Brigitte Riebe detailreich und sehr anschaulich schildert. Gerade die Authentizität und die Leidenschaft mit der die deutsche Geschichte anhand des Schicksals von Eva bzw. Marlene wiedergegeben wird, machen den Roman zu einem emotional fesselnden, generationenübergreifenden Leseerlebnis.

Veröffentlicht am 25.10.2017

Sehr amüsanter Beginn, aber anschließend eine leblose Erzählung ohne den (Weihnachts-)zauber des "Comfort Food Cafés"

Weihnachten mit dir
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Becca Fletcher ist die zwei Jahre jüngere Schwester von Laura, der Protagonistin aus dem Roman "Frühstück mit Meerblick". Ich habe den ersten Band um das "Comfort Food Café" nicht gelesen, was - wie die ...

Becca Fletcher ist die zwei Jahre jüngere Schwester von Laura, der Protagonistin aus dem Roman "Frühstück mit Meerblick". Ich habe den ersten Band um das "Comfort Food Café" nicht gelesen, was - wie die Autorin in einem Vorwort betont - auch nicht notwendig ist, um die Geschichte um Becca zu verstehen.

Becca war schon immer das schwarze Schaf der Familie, die etwas ungehobelte Rebellin, die einen hedonistischen Lebensstil pflegte. Ausschweifende Partys, Drogen, One-Night-Stands - sie war ganz anders als ihre häusliche Schwester. Dies änderte sich als Lauras Mann David starb und Becca dem Alkohol entsagte und vor Männern auf Abstand ging.

Weihnachten hasste Becca schon als Kind und trotzdem macht sie sich diesen Dezember auf den Weg zu ihrer Schwester Laura, um dort vier Wochen zu verbringen und das Weihnachtsfest bei ihr, ihrem neuen Freund und den Kindern zu feiern.
In Dorset lernt sie die liebenswürdigen Charaktere kennen, die sich im "Comfort Food Café" versammeln und die den Leser schon aus dem ersten Band kennen. Da ist auch der gut aussehende Sam, mit dem Laura Becca verkuppeln möchte, die nichts davon ahnt, wie sehr sich ihre Schwester verändert hat und sich jedweden Spaß im Leben verboten hat.

Schon letztes Jahr habe ich einen Weihnachtsroman von Debbie Johnson, "Weihnachtspunsch und Rentierpulli", gelesen und mich nach der witzigen Leseprobe von "Weihnachten mit dir", in der Weihnachtshasserin Becca die Weihnachten bei ihren Eltern beschreibt, die Dank der jüngsten Tochter stets im Chaos endeten.

Während die Einführung des Charakters Becca herrlich ironisch und sehr unterhaltsam geschrieben ist, ist de weitere Verlauf des Romans von einer grundsätzlich melancholischen Stimmung geprägt. Lange blieb im Verborgenen, warum Becca sich selbst so quält und wofür sie sich eigentlich bestraft und letztlich konnte ich ihr Verhalten und ihren Lebenswandel nicht nachvollziehen.

Was mich zudem gestört hat, ist der Schreibstil der Erzählung. Die Geschichte von Becca liest sich wie ein Bericht, den sie einem dritten erzählt oder einem Tagebuch anvertraut, was aber wiederum zu Beccas Gefühl passt, dem Leben der anderen zuzusehen und nicht selbst aktiv daran teilzuhaben. "Weihachten mit dir" liest sich damit wie ein Zeitungsartikel und nicht wie ein Roman. Es mangelt an Dialogen und insbesondere an Lebendigkeit der Erzählung. Als Leser erlebt man die Geschichte nicht, weshalb die Ich-Erzählerin distanziert und fremd blieb.

Von "Weihnachten mit dir" hatte ich mir eine warmherzige Weihnachtsromanze erhofft, leider kam der Zauber des "Comfort Food Cafés" aber nicht bei mir an.

Veröffentlicht am 23.10.2017

Spannender, unvorhersehbarer Psychothriller um ein verschwundenes Kind

Die stille Kammer
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Susan Webster war zwei Jahre und acht Monate in einer psychiatrischen Einrichtung in Oakdale untergebracht, ist seit vier Wochen und möchte mit einem neuen Namen ein neues Leben in Ludlow anfangen. Sie ...


Susan Webster war zwei Jahre und acht Monate in einer psychiatrischen Einrichtung in Oakdale untergebracht, ist seit vier Wochen und möchte mit einem neuen Namen ein neues Leben in Ludlow anfangen. Sie war verurteilt worden ihren zwölf Wochen alten Sohn Dylan mit einem Sofakissen erstickt zu haben. Aufgrund der Diagnose einer postpartalen Depression wurde sie nicht wegen Mordes verurteilt. Sie selbst kann sich an die Tat nicht erinnern, auch wenn sie zugibt, mit ihrer Situation als jungen Mutter überfordert gewesen zu sein.

Als sie ein Foto von einem ungefähr dreijährigen Jungen erhält, der ihr Sohn sein könnte, zweifelt sie erneut an ihrer Schuld. Zusammen mit dem Journalisten Nick Whitely beginnt sie mit Nachforschungen und versucht die Vergangenheit mit all den ungeklärten Fragen und Ungereimtheiten während ihres sehr kurzen Prozesses, aufzuarbeiten.
Als sie dann auch noch ein Päckchen mit dem Quilt erhält, den sie für ihr Baby genäht hatte und eine Haarbürste, in der sich nach einem DNA-Test tatsächlich die Haare ihres Kindes befinden, ist sie sicher, dass Dylan noch am Leben ist.

Wer schickt ihr diese Zeichen? Möchte ihr jemand helfen oder sie nur für verrückt erklären lassen?

"Die stille Kammer" handelt überwiegend im Jahr 2013 und wird nur durch Rückblenden in die Jahre 1987 bis 1992 unterbrochen, die sich um eine Jungenfreundschaft an einer Elite-Universität in Durham dreht. Bis ungefähr zur Hälfte des Romans ist unklar, wie die beiden Geschichten in Zusammenhang stehen könnten und wird erst deutlich, als 1992 sie Studentin Bethany Connors ermordet wird, die die Verlobte von Susans Exmann und Vater von Dylan war.

Der Psychothriller ist durchweg spannend geschrieben, da völlig unklar ist, wie es sein kann, dass ein Baby für tot erklärt wurde und jetzt nach knapp vier Jahren doch noch am Leben sein soll. Nach und nach werden die einzelnen Puzzleteile aufgedeckt, aber man rätselt dennoch lange, wer Susan weshalb den Tod an ihrem eigenen Kind untergeschoben hat und wo Dylan all die Jahre verbracht hat. Und wer ist derjenige, der ihr mit den ominösen Briefen und Päckchen auf die Sprünge helfen will?

Susan ist dabei allerdings keine wirklich sympathische Protagonistin, zu inkonsequent hat sie ihre neue Identität gelebt, zu naiv war sie im Umgang mit ihr fremden Menschen und zu egoistisch gegenüber denjenigen, die sie seit Jahren kannte.
Die Auflösung des Rätsels um den verschwundenen Sohn und wie die Vergangenheit und die Vorgänge an der Elite-Universität damit in Zusammenhang stehen, wirkte etwas konstruiert und auch der Titel konnte sich mir so nicht erschließen. Der Originaltitel "How I lost you" erscheint im Vergleich zu "Die stille Kammer" dagegen passend zum Inhalt.
Trotz der Kritikpunkte ist der Debütroman von Jenny Blackhurst ein spannender, unvorhersehbarer Psychothriller, bei dem man zwar von Anbeginn ahnt, dass Susan keine Mörderin ist, aber lange rätselt, wie sich die Tat bzw. das Verschwinden von Dylan letztlich aufklären wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 21.10.2017

Autobiografischer Roman über das unzertrennliche Band zweier Zwillingsschwestern und einer ungewöhnlichen Künstlerkarriere

Unzertrennlich
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"Unzertrennlich" ist der autobiografische Roman von Joyce Scott, der das Leben der beiden Zwillingsschwestern Judith und Joyce Scott beschreibt.
1943 geboren, wachsen beide Mädchen die ersten sieben Jahre ...

"Unzertrennlich" ist der autobiografische Roman von Joyce Scott, der das Leben der beiden Zwillingsschwestern Judith und Joyce Scott beschreibt.
1943 geboren, wachsen beide Mädchen die ersten sieben Jahre unzertrennlich bei ihren Eltern in Cincinnati auf. Als Joyce eingeschult wird und die am Down Syndrom erkrankte Judith zu Hause bleiben muss, ist die Mutter überfordert mit der Tochter, die unruhig auf der Suche nach ihrer Schwester durch das Haus tigert. Judith wird daraufhin in einer Einrichtung für Behinderte untergebracht, wobei den Eltern attestiert wird, dass die Tochter in ihren Fähigkeiten so eingeschränkt ist, dass keine Förderung möglich ist.

Für Joyce, die ihre Schwester auch ohne Worte verstanden hat, ist nicht nachvollziehbar, dass Judith in eine Einrichtung voller Fremder gegeben wurde. Die mehrstündige Fahrt in einen anderen Bundesstaat ist den Eltern bald zu aufwändig, weshalb die Besuche sukzessive weniger werden. Später kann Joyce mit Hilfe ihres älteren Bruders Judith besuchen. Mit Entsetzen muss sie feststellen, dass Judith alle Zähne gezogen worden sind, um sie prophylaktisch vor Zahnarztbesuchen zu schützen.

Joyce hat bald eine eigene Familie, zwei Töchter von zwei verschiedenen Männern, neben der ältesten Tochter, die sie zur Adoption freigegeben hat. Mit Anfang 40 beschließt sie, die Vormundschaft für Judith zu beantragen und aus der Behinderteneinrichtung zunächst zu sich nach Hause zu nehmen und dann bei einem betreuten Wohnen unterzubringen. Erst da stellt sich heraus, dass Judith gehörlos ist und sie deshalb nie zu sprechen gelernt hat., Joyce möchte, dass Judith eine Aufgabe hat, sie mehr gefordert wird und ihr Tag damit auch eine sinnvollere Struktur bekommt. Sie hört von dem "Creative Growth Center", wo Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit gegeben wird, sich frei durch Kunst auszudrücken. Judith erfindet dort ihre ganz eigene Kunstform, in der sie Gegenstände mit Fäden umwickelt und damit zu einer gefeierten "Art brut"-Künstlerin wird.

Joyce Scottt schildert in dem Roman ihr Schicksal von zwei entzweiten Zwillingsschwestern und wie Judith so sträflich vernachlässigt worden ist, ihr in jungen Jahren jede Möglichkeit einer Weiterentwicklung durch individuelle Förderung genommen wurde. 35 Jahre musste sie ohne Therapie in Einrichtungen für Behinderte verbringen, bis sie die Chance bekam, ihre Gefühle durch Gestalten zum Ausdruck zu bringen.

Traurig und erschreckend ist zu lesen, wie noch vor wenigen Jahren in Amerika mit behinderten Menschen umgegangen wurde, sie letztlich regelrecht als abseits der Norm eingestuft weggesperrt worden sind. Genauso berührend ist aber auch Joyces Schicksal, die ohne ihre Schwester stets eine innere Leere verspürt hat, die sie weder durch Heiraten noch durch ihr soziales Engagement für Menschen mit Behinderungen füllen konnte.

"Unzertrennlich" ist ein Roman über das unzertrennliche Band zweier Zwillingsschwestern, der unaufhörlichen , bedingungslosen Liebe zueinander und der Beweis, dass jedes Leben lebenswert ist und jeder Mensch - auch diejenigen, die mehr Unterstützung benötigen - einen Platz in der Gesellschaft haben.

Judith Scott konnte letztlich mit der von ihr kreierten Faserkunst eine Stimme finden, die auch von Kunstsammlerin gehört wurde. Ihr Kunstwerke sind auch zwölf Jahre nach ihrem Tod in Sammlungen vieler Museen ausgestellt.