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Veröffentlicht am 14.06.2017

Roman über Selbstfindung und Vergangenheitsbewältigung - leichte vorhersehbare Lesekost

Sommerblau
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Der zweite Roman nach "Der Sommer der Frauen" von Mia March spielt erneut in der Kleinstadt Boothbay Harbor.
Im Vordergrund de Handlung steht dieses Mal allerdings nicht die Pension um die beiden Schwestern ...

Der zweite Roman nach "Der Sommer der Frauen" von Mia March spielt erneut in der Kleinstadt Boothbay Harbor.
Im Vordergrund de Handlung steht dieses Mal allerdings nicht die Pension um die beiden Schwestern Isabel und June, die in diesem Roman nur in Nebenrollen in Erscheinung treten.

Der Roman handelt dennoch wieder um drei Frauen, die sich in dem Ort treffen.
Veronica ist in Boothbay Harbor aufgewachsen, war dort als Teenager schwanger und hat ihr Baby damals zur Adoption freigegeben. Nun ist sie zurückgekehrt, um mit der Vergangenheit abzuschließen. Sie arbeitet als Kellnerin im örtlichen Diner und ist leidenschaftliche Kuchenbäckerin. Sie träumt von einem eigenen kleinen Laden, in welchem sie ihre "Glückskuchen", "Heilskuchen" oder "Schicksalskuchen" anbieten kann.

Die 22-jährige Bea erfährt ein Jahr, nachdem ihre Mutter verstorben ist, dass sie adoptiert ist. Ihre leibliche Mutter hat ihre persönlichen Daten bei der Adoptionsbehörde immer wieder aktualisiert, weshalb Bea ihre Mutter kontaktieren könnte und auch davon ausgeht, dass ihre Mutter selbst gefunden werden möchte. Sie begibt sich also nach Boothbay Harbor, um mit Veronica in Kontakt zu treten.

Gemma ist ungewollt schwanger und weiß nicht, wie sie damit umgehen soll. Sie ist mit Alex verheiratet, der sich riesig über diese Nachricht freuen würde, hat allerdings Angst, dass sie als Mutter ihre Karriere als Journalistin aufgeben muss. Sie nimmt sich zum Nachdenken eine Auszeit und begibt sich nach Boothbay Harbor in die Frühstückspension. Von der örtlichen Zeitung erhält sie den Auftrag über das "Heim der guten Hoffnung" zu schreiben, in welchem werdende Mütter Zuflucht finden können.

Zentrales Thema des Romans ist Schwangerschaft bzw. Mutter-sein, mit dem sich alle drei Frauen in unterschiedlichen Perspektiven konfrontiert sehen.

Während "Der Sommer der Frauen" auch eine Homage an die Schauspielerin Meryl Streep ist, schwärmt Veronica in "Sommerblau" für den britischen Schauspieler Colin Firth, der in Boothbay Harbor seinen neuesten Film dreht.

"Sommerblau" ist ein durch drei unterschiedliche Schicksale, die in der kleinen Küstenstadt aufeinander treffen, unterhaltsamer Frauenroman.
Wie schon in "Der Sommer der Frauen" störte mich auch an diesem Roman das etwas antiquierte Frauenbild, das die Autorin beschreibt. Die Befürchtung, dass eine Mutterschaft mit einem Dasein als kochende und backende Hausfrau gleichzusetzen ist, während der Mann genügend Einkommen für die ganze Familie nach Hause bringt, ist allgegenwärtig. Auch die Situation der Mädchen im "Heim der guten Hoffnung" ist nach 22 Jahren als aus der Familie verstoßene Schwangere anscheinend unverändert.

"Sommerblau" ist ein Roman über Selbstfindung und Vergangenheitsbewältigung mit der Option auf ein versöhnliches Ende für alle Beteiligten - leichte Lesekost für die Sommerliege mit Happy-End-Garantie.

Veröffentlicht am 12.06.2017

Zwei Wochen im Sommer 1989, die zwei kindlich engagierte Mädchen prägen und ernüchtert von den Erwachsenen reifen lassen

Sommernovelle
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Die beiden 15-jährigen Mädchen Panda und Lotte verbringen ihre Pfingstferien an der Nordsee auf einer Vogelstation. Sie sind voller Enthusiasmus und Engagement für die Umwelt und hatten sich vorgestellt, ...

Die beiden 15-jährigen Mädchen Panda und Lotte verbringen ihre Pfingstferien an der Nordsee auf einer Vogelstation. Sie sind voller Enthusiasmus und Engagement für die Umwelt und hatten sich vorgestellt, sich dort um kranke und verletzte Vögel kümmern zu können. Stattdessen ist es aber eine reine Forschungsstation, so dass ihre Aufgabe darin besteht, Vögel zu zählen oder Besucherführungen durch die Dünen zu machen.

Es ist der Sommer 1989, aber dennoch ist Panda noch gedanklich mit den Auswirkungen der Katastrophe von Tschernobyl beschäftigt. Sie wollte eigentlich Vegetarierin werden, wüsste aber dann gar nicht, was sie noch essen soll, da sich sich kaum mehr an Salat und Beeren herantraut. Vor allem bei dem tiefgefrorenen Gemüse, das neuerdings sogar bis zur Haustür geliefert wird, ist sie skeptisch.

Lotte und Panda sind in ihrem jugendlichen Leichtsinn naiv, aber gleichzeitig auch so vorbildhaft engagiert, wenn sie sich vorstellen, die Welt retten oder zumindest ein Stückchen besser machen zu wollen. Themen wie der Kalte Krieg, Umweltzerstörung oder Neonazismus belasten sie. Sie wollen sich dagegen stark machen - Müll einsammeln, gegen den Verkauf von Pelzen vorgehen oder sich bei der Antifa engagieren.

Panda bewundert Hiller, den vogelkundigen Rentner, der wie Panda die Leidenschaft für Bücher teilt, während Lotte für den etwas älteren Julian schwärmt, der auch auf der Vogelstation arbeitet, allerdings ein Auge auf die Studentin Melanie geworfen hat.

Als nach einigen Tagen des Aufenthalts vor Ort der Leiter der Vogelstation, der Forscher und Prof. Dr. Hansjörg Kupfer eintrifft, ändert sich die Stimmung schlagartig durch seine rüde Präsenz. Sein Befehlston und seine Art mit den Vögel umzugehen, lösen bei Panda ein Misstrauen aus, weshalb sie beginnt, seine Forschungsarbeit zu hinterfragen.

Der Coming-of-Age-Roman von Christiane Neudecker hat zwar nicht viele Seiten, ist aber sehr dicht mit vielen klugen und nachdenklich machenden Sätzen aus der Sicht der Ich-Erzählerin Panda geschrieben. Trotz des Alters der Protagonisten ist es kein Jugendroman, sondern eher ein Roman, für diejenigen, die auch in den 80er-Jahren großgeworden sind und die Sorgen und Nöte von Panda und Lotte geteilt haben.

"Sommernovelle" ist per Definition eine kurze Erzählung über zwei Wochen im Sommer, die die beiden Mädchen prägen und in welchem Panda und Lotte ein wenig ernüchtert von der Erwachsenenwelt reifer werde und erwachsener nach Hause zurückkehren.

Veröffentlicht am 09.06.2017

Herzerfrischender Sommerroman um ein Familiengeheimis - nicht nur für Jugendliche

Love & Gelato
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Linas Mutter Hadley ist nach kurzem Krankheitsverlauf an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben. Kurz vor ihrem Tod hat ihre Mutter ihr von ihrer Vergangenheit und einem Howard berichtet, den sie noch vor ...

Linas Mutter Hadley ist nach kurzem Krankheitsverlauf an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben. Kurz vor ihrem Tod hat ihre Mutter ihr von ihrer Vergangenheit und einem Howard berichtet, den sie noch vor Linas Geburt in Italien kennengelernt hat. Aufgrund eines Stipendiums hatte sie ein Jahre in Florenz gewohnt und zwei Semester an einer Universität für Fotografie studiert.

Lina ist von der Trauer über den Tod der Mutter noch völlig überwältigt und möchte am liebsten bei ihrer besten Freundin Abbie und deren Eltern wohnen bleiben. Auf Anraten ihrer Großmutter fährt sie dann allerdings in den Sommerferien nach Florenz, um ihren Vater - Howard - kennenzulernen und zukünftig bei ihm zu leben.

Bei der Ankunft in der Toskana ist Lina zunächst schockiert: Howard wohnt auf einem Friedhof, zumindest im Wohnhaus einer Gedenkstätte für gefallene amerikanische Soldaten des Zweiten Weltkriegs. Er nimmt sie jedoch sehr liebevoll auf, drängt sie zu keinen Gesprächen über ihre Mutter und Lina lernt über den Nachbarsjungen Lorenzo, der selbst Halbamerikaner neue Freunde kennen.

Sonia, eine Angestellte der Gedenkstätte und Freundin von Hadley übergibt Lina ein Tagebuch ihrer Mutter, das diese vor ihrem Tod nach Italien geschickt hatte. Nach und nach beginnt Lina in dem Tagebuch zu lesen und erfährt so mehr von der Studienzeit ihrer Mutter in Italien. Sie war damals schwer in einen Universitätsdozenten verliebt, den Hadley nur als X bezeichnet. Lina geht zunächst davon aus, dass es sich bei X um Howard handelt, fragt sich jedoch weiterhin, warum ihre Mutter so abrupt aus Italien abgereist ist, warum sich Howard nie gemeldet hat und warum ihre Mutter ihr bisher auch nie von Howard erzählt hat, obwohl sie sogar bis kurz vor ihrem Tod noch einen Ring getragen hat, den sie von ihm geschenkt bekommen hatte.

"Love & Gelato" ist ein tragikomisches Jugendbuch um eine sympathische 16-Jährige, die ihre Mutter verloren hat und sich sodann auf die Suche nach ihrer Herkunft begibt. Mit Hilfe des Tagebuches ihrer Mutter erfährt sie mehr über Hadley und die Zeit vor ihrer Geburt. Sie deckt lang gehütete Geheimnisse auf und entdeckt Orte in der Toskana, an denen ihre Mutter glücklich war.

Wer selbst schon einmal in Florenz war, wird sich durch die Lektüre dieses Romans wieder dahin versetzt fühlen. Zusammen mit Lina und ihrem neu gewonnenen Freund Lorenzo besucht man den Duomo, Ponte Vecchio oder reibt an der goldenen Schnauze des berühmten Wildschweines im Brunnen am Neuen Markt.

"Love & Gelato" sind die beiden Gründe, weshalb man wieder nach Italien zurückkehrt und da Lina während des Romans nur einmal in einer Eisdiele war, spielt natürlich auch die Liebe in diesem Roman eine nicht ganz untergeordnete Rolle...

"Love & Gelato" ist - nicht nur für Jugendliche - ein herzerfrischender Sommerroman, der durch die ein oder andere unerwartete Wendung für Spannung und gute Unterhaltung bis zum Schluss sorgt.

Veröffentlicht am 07.06.2017

Stimmungsvoller und einfühlsam geschriebener Roman über eine junge Frau, die auf der Suche ist

Der Sommer, in dem es zu schneien begann
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Am Strand von Dorset wird Evas Ehemann Jackson morgens beim Angeln von den Wellen erfasst und ertrinkt in der eiskalten See. Mit 29 Jahren und nur einem Jahr Ehe ist Eva Witwe. Nachdem keiner von Jacksons ...

Am Strand von Dorset wird Evas Ehemann Jackson morgens beim Angeln von den Wellen erfasst und ertrinkt in der eiskalten See. Mit 29 Jahren und nur einem Jahr Ehe ist Eva Witwe. Nachdem keiner von Jacksons Familie zur Trauerfeier nach England gekommen ist, beschließt Eva, in die Heimat ihres Ehemanns Tasmanien zu reisen, um seinen Vater Dirk und seinen Bruder Saul, mit dem sich Jackson vor vier Jahren überworfen hatte, kennenzulernen.

In Tasmanien wird Eva kühl und abweisend in Empfang genommen. Dirk konfrontiert sie mit der Tatsache, dass er gegen eine Ehe zwischen ihr und Jackson war und auch Saul zeigt deutlich, dass Eva in Tasmanien nicht erwünscht ist. Als sie dort eine Fehlgeburt erleidet, kaum dass sie gemerkt hatte, schwanger zu sein, stellt Saul ihr für einen Aufenthalt eine Hütte am Strand zur Verfügung. Distanziert kümmert er sich um sie und lehrt ihr das Freitauchen. Im Meer fühlt sich Eva unbeschwert und kann sich von ihrem Schmerz der Trauer ablenken. In Gesprächen mit Saul wird ihr bald klar, dass ihr die Familie etwas bewusst verschweigt und dass sie Jackson - ihre Liebe auf den ersten Blick - gar nicht kannte. Nach und nach werden ihr Details aus Jacksons Vergangenheit bekannt, die so gar nichts mit dem Mann zu tun haben, den sie geheiratet hat.

"Der Sommer, in dem es zu schneien begann" ist ein sehr atmosphärischer Roman, der den Leser auf die Insel Tasmanien im Indischen Ozean vor Australien versetzt. Die Stimmung des Romans ist sehr melancholisch, was einerseits an der Fassungslosigkeit und Traurigkeit Evas über den Tod ihres Mannes rührt, aber auch des unterkühlten Empfangs von Jacksons Angehörigen und der schroffen Charaktere geschuldet ist.

De Autorin schenkt tiefe Einblicke in die Gefühlswelt und Empfindungen von Eva, die mit der Absicht Tasmanien gekommen war, ihren Mann, den sie nur zwei Jahre kannte, in Gesprächen mit Freunden und der Familie besser kennenzulernen und mit ihnen gemeinsam zu trauern. Stattdessen passiert das genaue Gegenteil: Niemand möchte zunächst mit ihr über Jackson sprechen und was Eva dann doch bei ihren Begegnungen mit den Menschen vor Ort erfährt, wirft mehr Fragen als Antworten auf. Auch die sich in ihr entwickelnden Gefühle für Saul bringen sie durcheinander. Sie kann nicht einordnen, ob sie nur etwas für ihn empfindet, weil er sie an Jackson erinnert.

Nach "Die Landkarte der Liebe" ist auch der zweite Roman, den ich von Lucy Clarke gelesen habe, ein sehr stimmungsvoller und einfühlsam geschriebener Roman über eine junge Frau, die auf der Suche ist. Neben der Verarbeitung des Todes eines geliebten Menschen ist der Roman eine Reise in die Vergangenheit eines Menschen, den man gelaubt hatte, zu kennen.
Neben dem Liebesdrama verfolgt man mit Spannung an diesem exotischen Schauplatz, wie die Hintergründe von Jackson sukzessive aufgeklärt werden und wie Eva mit dieser Wahrheit umgehen und Jackson am am Ende noch verzeihen kann.

Veröffentlicht am 02.06.2017

Nach Schicksalsschlägen erfüllt sich Posy der Traum einer eigenen Buchhandlung

Der kleine Laden der einsamen Herzen
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Als die Buchhändlerin Lavinia Thorndyke mit 84 Jahren stirbt, erbt Posy ihren Buchladen "Bookends" und soll diesen aus den roten Zahlen führen.
Posy ist 28 Jahre alt, leidenschaftliche Liebesromanleserin ...

Als die Buchhändlerin Lavinia Thorndyke mit 84 Jahren stirbt, erbt Posy ihren Buchladen "Bookends" und soll diesen aus den roten Zahlen führen.
Posy ist 28 Jahre alt, leidenschaftliche Liebesromanleserin und ist in der Buchhandlung, in der ihr Vater der Geschäftsführer war und ihre Mutter das Café betrieb, aufgewachsen. Seitdem ihre Eltern vor sieben Jahren verstorben sind, kümmert sie sich um ihren jüngeren Bruder Sam.

Die chaotische Posy ist mit der Last des Erbes zunächst überfordert, mit Hilfe der Angestellten des Buchladens, die alle ihre Freunde sind, motivieren sich jedoch gegenseitig und möchten aus "Bookends" eine reine Buchhandlung für Liebesromane machen, in der auch Geschenkartikel zu erhalten sein sollen.

Der Enkel von Lavinia, der "unverschämteste Kerl Londons", Sebastian, hat allerdings ganz andere Ideen und traut Posy ohnehin nicht zu, dass sie den Laden lange halten wird. Ständig kreuzt er ungebeten in der Buchhandlung auf und macht Posy das Leben schwer. Andererseits kümmert er sich aber auch um ihren 15-jährigen Bruder, dem eine Vaterfigur fehlt und plötzlich entwickelt Posy romantische Gefühle für Sebastian, die sie nach Feierabend in einer "Schmonzette" à la Jane Austen verewigt.

"Der kleine Laden der einsamen Herzen" ist eine Liebesgeschichte, die überwiegend in einer Buchhandlung in London handelt. Wer Bücher liebt und vielleicht selbst schon einmal davon geträumt hat, eine Buchhandlung zu eröffnen, wird sich auch im "Bookends" wohlfühlen und die Zankereien von Posy und Sebastian mit einem Schmunzeln verfolgen.

Man erlebt, wie Posy für ihren Traum einer eigenen Buchhandlung mit dem Namen "Happy Ends" im Vintage-Stil voller Liebesromane kämpft und ohne die Unterstützung ihrer etwas eigenwilligen Angestellten völlig hilflos wäre.

Es mag kein Roman mit Tiefgang und vielen überraschenden Wendungen sein, aber es ist ein Roman, der kurzweilig und ein wenig ironisch geschrieben ist und auf leichte Art unterhält.

Der "Kleine Laden der einsamen Herzen" ist das Erstlingswerk von Annie Darling und der Auftakt einer Reihe um die Buchhandlung in Bloomsbury/ London, insofern darf man gespannt sein, wie es mit "Happy Ends" weitergeht.