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Veröffentlicht am 23.06.2024

Belang- und gefühllose Dreiecksgeschichte mit drei faden, unentschlossenen und egoistischen Protagonisten

Long Island
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Als Eilis erfährt, dass ihr Mann Tony ein Baby von einer anderen Frau erwartet, mit der eine Affäre hatte und nicht eindeutig ablehnt, dass Kind bei sich aufzunehmen oder von seiner Mutter aufnehmen zu ...

Als Eilis erfährt, dass ihr Mann Tony ein Baby von einer anderen Frau erwartet, mit der eine Affäre hatte und nicht eindeutig ablehnt, dass Kind bei sich aufzunehmen oder von seiner Mutter aufnehmen zu lassen, reist Eilis ab in ihre Heimat Irland, wo sie zuletzt vor 20 Jahren war. Dort trifft sie auf Jim, dem sie damals näher gekommen war, obwohl sie bereits mit Tony verheiratet war.
Inzwischen ist Jim verlobt, aber die Beziehung mit der verwitweten Nancy ist in der Kleinstadt nicht öffentlich bekannt.

Ohne dass es anhand der Beschreibung erkennbar ist, handelt es sich bei "Long Island" um die Fortsetzung des Romans "Brooklyn". Auch wenn man der Handlung folgen kann, ist es von Vorteil die Vorgeschichte zu kennen, um das Verhalten der drei Hauptfiguren Eilis, Jim und Nancy besser einordnen zu können.

Mir fiel dies im weiteren Verlauf des Romans immer schwerer. Keine der drei Hauptfiguren verhält sich ihrem Alter entsprechend erwachsen und übernimmt Verantwortung für ihr Handeln. Probleme und Gefühle bleiben unausgesprochen. Statt klaren Verhältnissen herrschen Heimlichkeiten und Unsicherheiten.
Nach 20 Jahren kommt es beim Aufeinandertreffen von Eilis mit Jim und Nancy zu keinen klärenden Gesprächen. Die wahren Gefühle bleiben verborgen, Dinge werden verheimlicht und vertuscht. Niemand ist ehrlich zum anderen und wagt es, eine Entscheidung zu treffen, um sich selbst alle Optionen offen zu halten.
Dadurch tritt der Roman unweigerlich auf der Stelle und verharrt nach einem fulminanten Beginn weitgehend ereignislos. Tatsächlich ist die bemerkenswerteste Szene die am Anfang, als Eilis auf brutale Art und Weise erfährt, das ungewollter Nachwuchs unterwegs ist, den der gehörnte Ehemann nach der Geburt abgeben möchte.
Der weitere Handlungsverlauf in Irland ist schlicht belang- und gefühllos, bis Nancy wenigstens am Ende etwas Initiative zeigt. Die Chance für eine Aussprache bleibt allerdings ungenutzt.

"Long Island" ist eine enttäuschende Dreiecksgeschichte mit drei faden, unentschlossenen und egoistischen Protagonisten, die so blutleer wie der halbherzige Schluss sind, der die Option für eine Fortsetzung offen lässt.

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Veröffentlicht am 16.06.2024

Langweilig einfallslose, anfangs auch zum Teil lebensferne Geschichte, die bei mir keinerlei romantische Emotionen wecken konnte.

Der Zufall eines Sommers
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Summer und Kit sind Mitte 20 und unabhängig von ein einander in Indien unterwegs. Als sie sich kennenlernen, verspüren sie eine derartige Anziehung, dass sie die nächsten Tage gemeinsam verbringen. Summer ...

Summer und Kit sind Mitte 20 und unabhängig von ein einander in Indien unterwegs. Als sie sich kennenlernen, verspüren sie eine derartige Anziehung, dass sie die nächsten Tage gemeinsam verbringen. Summer muss jedoch überstürzt nach England zurück und kann Kit nur zwei kurze Nachrichten in ihrer Unterkunft hinterlassen. Diese erhält er jedoch viel zu spät, weshalb sich die beiden aus den Augen verlieren und das Missverständnis des Desinteresses zwischen ihnen steht.
Sie suchen dennoch nach einander und können sieben Monate später endlich ein klärendes Gespräch führen. Beiden haben sich weiterentwickelt, sind umgezogen und haben andere Partner an ihrer Seite.

Der Roman handelt im Jahr 1993, was eine Erklärung für die Schwierigkeit ist, dass sich Summer und Kit nicht so einfach wieder finden können. Bis auf die Tatsache, dass Handys oder das Internet damals keine Rolle spielten, ist von einem 1990er-Jahre-Feeling allerdings nichts zu spüren. Der Roman könnte zu jeder Zeit handeln.

Die Geschichte handelt abwechselnd in kurzen Kapiteln aus der Perspektive von Summer und Kit. Beide sind melancholische Künstler und auch aufgrund der familiären Probleme ist die Stimmung durchgehend gedrückt.
Das Kennenlernen und die Liebe auf den ersten Blick wird zu Beginn kurz geschildert, weckt jedoch nur wenig Emotionen. Der Funke will nicht so richtig überspringen. Das Drama der Trennung ist aufwühlender, die Umstände jedoch derart unrealistisch geschildert, dass ich das Buch fast nicht weiterlesen wollte. Dass Summer auf den letzten Drücker nach England gerufen wird, ist genauso weltfremd wie die Tatsache, dass Kit zu einer medizinischen Behandlung in Indien verbleibt und mit Flipflops durch London an Krücken geht. Später hat mich die Aussage von Summers bester Freundin Laura befremdet, die Summer bat, die Toilettenspülung nicht zu benutzen, da sie auch noch müsse.

Die getrennte Zeit dauert sieben Monate und handelt von beruflichen und familiären Veränderungen und der Suche nach einem Platz im Leben. Die Protagonisten führen ihre Leben weiter, denken jedoch weiterhin an einander. Eine Sehnsucht oder gar Liebe, die betont wird, ist allerdings nicht zu spüren, auch nicht bei den einzelnen Gelegenheiten, als sie sich wieder sehen.

Ich empfand die Geschichte als langweilig einfallslos und wenig romantisch. Ich konnte mich nicht in die Hauptfiguren hineinversetzen und Sympathien empfinden. Nie habe ich das Gefühl gehabt, dass die beiden mehr als nur neugierig auf einander sind. Mir blieb es bis zum Schluss gleichgültig, ob Summer und Kit zusammenfinden oder nicht.

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Veröffentlicht am 14.03.2024

Lang gezogene, verstörende Geschichte, in der die wenigen interessanten Handlungsstränge rüde abgewürgt werden und kein Ende erhalten. Weder "unwiderstehlich witzig" noch "weise".

Der Stich der Biene
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Dickie Barnes hat einst den florierenden Autohandel seines eloquenten Vaters übernommen. In ihm steckte jedoch nie ein Verkaufstalent und seit es mit der Wirtschaft in Irland bergab geht, ist auch sein ...

Dickie Barnes hat einst den florierenden Autohandel seines eloquenten Vaters übernommen. In ihm steckte jedoch nie ein Verkaufstalent und seit es mit der Wirtschaft in Irland bergab geht, ist auch sein Geschäft vom Niedergang betroffen. Seine Frau Imelda, der ihr Status in der Stadt immer so wichtig war, ist enttäuscht. Aufgebracht verkauft sie Möbel und Kleidungsstücke, die sie im Unverstand gekauft hatte. Die Kinder machen sich Gedanken und fürchten das Gerede über den Konkurs in der Stadt. Die ältere Tochter Cass möchte so schnell es geht nach Dublin, um zu studieren, muss aber erst noch den Schulabschluss bestehen. Ihre bisher guten Noten torpediert sie allerdings durch Alkoholexzesse in den örtlichen Pubs. Ihr jüngerer Bruder PJ spürt die Spannungen in der Familie und fürchtet, aufs Internat geschickt zu werden. Sein Plan ist es, abzuhauen, um die Eltern wach zu rütteln.

Die Geschichte wird in langen Kapiteln aus den Perspektiven aller Hauptfiguren geschildert. Während zunächst nur auf die Anführungszeichen der wörtlichen Rede verzichtet wird, erfolgt aus der Sicht von Imelda überhaupt keine Interpunktion mehr. Der Sinn dahinter erschließt sich nicht und macht mitsamt der vulgären Ausdrucksweise den Inhalt nicht besser.

Positiv betrachtet, entwickelt sich das Buch unvorhersehbar. Es ist nicht erkennbar, in welche Richtung der Autor führt. Negativ betrachtet, ist die Geschichte ziellos, hängt lose an den Folgen der Finanzkrise für die Familie Barnes, so dass es schwerfällt, nicht nur quer zu lesen.

Die Charaktere sind nicht sympathisch und auf sich selbst bezogen. Auf diese Weise verbinden sich die einzelnen Abschnitte aus den unterschiedlichen Perspektiven kaum. Die Familienmitglieder interagieren wenig miteinander. Die Teenager, die unsichere, kluge Tochter und der nerdige Sohn rebellieren, die Eltern, die schöne, materialistische Mutter und der unbeholfene Vater, haben ihre eigenen Geheimnisse.
Der Anfang aus Teenagersicht zwischen Computerspielen, Drogen, Sex und toxischen Freundschaften ist anstrengend und retardierend. Interessanter sind die Perspektiven der beiden Erwachsenen, die überwiegend Rückblenden enthalten, die die Vergangenheit beleuchten und Details zur Familiengeschichte und die Geheimnisse von Dickie und Imelda preisgeben.
Als die Perspektiven in einem zweiten Anlauf schneller zwischen den Hauptfiguren wechseln, wird die Geschichte dynamischer und entwickelt doch noch das lang ersehnte bisschen Spannung. Die Erzählweise erfolgt sodann aus der Du-Sicht und unterstreicht, dass die Charaktere alle neben sich zu stehen scheinen. Auch wenn die einzelnen Abschnitte weiterhin nur lose miteinander verknüpft sind, verfolgt man, wie die Familie auf eine Katastrophe zusteuert. Jeder einzelne Charakter entwickelt, geleitet von irritierenden Gefühlen, ein selbstzerstörerisches Verhalten, das kein gutes Ende nehmen kann.

Bei dem Buch ist Durchhaltevermögen verlangt. Es ist insgesamt zu ausufernd, da lange nichts Reizvolles passiert. Erst auf den letzten 150 von 700 Seiten wird die Geschichte lesenswerter, verstörender und dramatischer. Und als man sich auf ein packendes Finale freut, vergeigt es der Autor komplett, indem er die endlich interessant gewordenen Handlungsstränge rüde abwürgt und dem Leser nur noch wirre Gedanken der Hauptfiguren entgegenschleudert und die Geschichte ohne ein Ende beendet.
"Der Stich der Biene" handelt von Menschen, die auf der Verliererseite des Lebens stehen und sich ihr eigenes Grab zu schaufeln scheinen. Die euphorische Beschreibung als "unwiderstehlich witzig und weise" kann ich nicht teilen, denn humorvoll ist weder die Art der Darstellung noch sind es die Schicksale der Charaktere.

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Veröffentlicht am 16.01.2024

Wirrer, sprunghafter Roman mit Charakteren, zu denen keinen Nähe herzustellen ist; eine Liebesgeschichte, in der keine Liebe zu spüren ist. Lieber unendlich allein als mit diesen beiden zusammen!

Allein mit dir in der Unendlichkeit
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Charlotte Regan und Rinaldo Damiani begegnen sich in einem Museum in Chicago und sind fasziniert von einander. Regan hat Kunst studiert, arbeitet jedoch als Museumsführerin. Sie stammt aus reichem Hause, ...

Charlotte Regan und Rinaldo Damiani begegnen sich in einem Museum in Chicago und sind fasziniert von einander. Regan hat Kunst studiert, arbeitet jedoch als Museumsführerin. Sie stammt aus reichem Hause, ist impulsiv und rebellisch und macht nach einer Verurteilung des Gerichts eine Psychotherapie. Aldo ist Mathematiker und versucht die Welt und die Menschen nach wissenschaftlichen Ansätzen zu erklären und zu verstehen. Als Doktorand lehrt er an der Universität, hat jedoch nur wenig Freude daran, Wissen zu vermitteln.
Durch sechs Gespräche möchte er Regan kennenlernen, doch dabei bleibt es nicht. Die beiden befinden sich bald in ihrem ganz eigenen Kosmos, umkreisen einander und können die Welt um sich herum ausblenden.

"Allein mit dir in der Unendlichkeit" wird als Booktok-Sensation und Liebesgeschichte angekündigt, ist jedoch alles andere als eine klassische Romanze.

Während das Kennenlernen zu Beginn neugierig macht, die Charaktere zu entdecken und interessant beschrieben ist, wie die Aldo und Regan sich einerseits fasziniert und andererseits doch zurückhaltend geben und spielerisch ihr Interesse für den anderen verbergen, ist der weitere Verlauf der Geschichte anstrengend. Das Buch ist stark charakterfokussiert und ohne erkennbare äußere Handlung. Problematisch dabei ist, dass die Charaktere nicht wirklich sympathisch und schon gar keine Identifikationsfiguren sind. Regans Egoismus, Provokation und das Heischen nach Aufmerksamkeit ist als Künstlerin genauso klischeebehaftet wie der vergeistigte, introvertierte Wissenschaftler rein passiv agiert und bis auf seinen Vater keine sozialen Kontakte hat.

Es ist eine Liebesgeschichte, in der wenig Liebe zu spüren ist. Sie ist obsessiv und leidenschaftlich und wird fast ausschließlich auf den Liebesakt reduziert.
Die Szenenwechsel sind sprunghaft und oft ist schwer zwischen den Vorstellungen der Charaktere und dem Erlebten zu unterscheiden. Überhaupt besteht die Geschichte überwiegend aus indirekten Dialogen und Gedanken der beiden Hauptfiguren.
Regan ist offensichtlich krank und auch Aldo ist nicht gesund. Beide haben mit psychischen Problemen zu kämpfen, verdrängen diese allerdings.
Wohin der Weg die beiden führt, ist ungewiss und letztlich belanglos, da die Charaktere gleichgültig bleiben.

Nach einem vergleichsweise interessanten Beginn hat mich die Geschichte ohne charakterliche Entwicklung und eine Rahmenhandlung, die einen Beziehungsalltag geschildert hätte, verloren und gelangweilt. Können psychisch kranke Menschen eine gesunde Beziehung führen oder entwickelt der Roman gar die romantische Vorstellung, dass sie durch Liebe gesunden können? Der Fokus der Handlung war für mich nicht zu erkennen.
Vielleicht muss man selbst manisch-depressiv oder bipolar sein, um der Handlung etwas abgewinnen zu können. Für mich war die Geschichte eine Aneinanderreihung von Worten, deren Sinn sich mir nicht erschließen wollten.

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Veröffentlicht am 26.11.2023

Leidvolle Geschichte voller unsympathischer Charaktere, die durch hölzerne Dialoge unfreiwillig komisch wirkt und die Geschichte des Landes nicht näher bringt.

Trümmerland
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Der Rumäne Nelu glaubt an den Sieg der Deutschen über die russischen Kommunisten und bereitet sich euphorisch und voller Stolz auf seinen Einsatz als Offizier vor. Seine Freundin Andrada tröstet er damit, ...

Der Rumäne Nelu glaubt an den Sieg der Deutschen über die russischen Kommunisten und bereitet sich euphorisch und voller Stolz auf seinen Einsatz als Offizier vor. Seine Freundin Andrada tröstet er damit, dass er in wenigen Monaten schon wieder erfolgreich zurückkehren werde.
Andrada hört nichts von Nelu an der Front, weiß jedoch auch, dass er nicht dafür gemacht ist, romantische, sehnsuchtsvolle Briefe zu schreiben. Aufmerksamkeit erhält sie stattdessen von ihrem Cousin Cristian, der eigentlich mit ihrer Schwester Nina zusammen ist.
Während Nelu mit der rumänischen Division gelangweilt Stellung hält, kommt er seinem Kameraden Marius näher. Als ihre Armee weiter in den Osten vorrückt und sie nicht einmal gegen den Winter gerüstet sind, wird Nelu schmerzhaft bewusst, dass die rumänischen Soldaten nur als Vorhut für die Deutschen und Kanonenfutter vorangetrieben werden.
Nach Beendigung des Krieges und dem Sieg der Russen entwickelt sich Rumänien vom faschistischen Königreich zu einem kommunistischen Staat. Die Folgen des Krieges betreffen Nelu, Andrada und Cristian auf unterschiedliche Art und Weise, erzählen eine Geschichte von Begehren, Enttäuschung, geplatzten Träumen, Armut, Unterdrückung und Politik im Wandel der Zeit.

"Trümmerland" ist Band 1 einer dreiteiligen Buchreihe um die historische Entwicklung Rumäniens vom 1941 bis 1979. Der Roman selbst ist in drei Teile untergliedert, beginnt mit dem Zweiten Weltkrieg, wird zur Zeit des Wiederaufbaus 1950/ 1951 fortgeführt und endet mit der Entwicklung zur Unabhängigen Sozialistischen Republik Rumänien von 1956 bis 1968.

Die fiktive Geschichte vor dem Hintergrund der Entwicklung Rumäniens wird aus den Perspektiven von Nelu und Andrada erzählt, die beide keine einnehmenden oder sympathischen Charaktere sind. Überhaupt sticht keine Figur in dem Buch positiv hervor. Die Kriegsereignisse und die Folgen für Land und Leute sind betrüblich und die Protagonisten böse, egoistisch, manipulativ, wankelmütig und unnahbar.
So konnte mich nicht einmal die Liebesgeschichten für sich gewinnen, denn auch diese sind wenig liebe- oder gefühlvoll, sondern allein von einer körperlichen Anziehung geprägt.

Der unübliche Schauplatz Rumänien hatte mein Interesse für den Roman geweckt, der den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen thematisiert und nicht in einem der gewohnten Länder Deutschland, Österreich, Frankreich oder Amerika handelt. Die Schilderungen über den Krieg sind einseitig von amourösen Beziehungen geprägt, die mich langweilten und weiter von den Charakteren entfernten, so dass mir ihr weiteres Schicksal schon fast egal wurde.
Die Zeit des Wiederaufbaus handelt von einer eigenartigen Dreiecksbeziehung und weiteren Liebesabenteuern von Nelu, die seiner Romeo-Mission als geheimer Mitarbeiter der Securitate geschuldet ist. Während die verheiratete Andrada sich nach Nelu verzehrt, hysterisch oder überdreht agiert, ist sein Verhalten von Hass gegen das herrschende System, die Russen und die Deutschen geprägt. Cristian scheint hingegen stoisch zu akzeptieren, dass seine Frau für Nelu schwärmt und dabei sogar weitergeht, was augenscheinlich nicht ohne Folgen bleibt.

Die Verhaltensweisen der Hauptfiguren sind kaum nachvollziehbar, die Dialoge hölzern und stupide, so dass die Geschichte stellenweise unfreiwillig und unpassend komisch ist. Die ewige Litanei an Selbstmitleid und Eifersüchteleien lässt weder eine charakterliche Weiterentwicklung zu, noch gestaltet sie die Geschichte interessant oder gar spannend. Die historischen und politischen Anteile daran bleiben oberflächlich und nicht nur aufgrund der Zeitsprünge bruchstückhaft.

"Trümmerland" hat Erwartungen an einen historischen Roman über ein umkämpftes, zerrissenes Land geweckt, aber am Ende überwiegt der Eindruck einer leidvollen Geschichte voller unsympathischer Charaktere, in der weder das Land als solches noch seine Geschichte näher gebracht wurde.

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