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Veröffentlicht am 26.05.2017

Unterhaltsamer Roman über eine traditionelle Muslima aus Pakistan in London auf der Suche nach der Liebe

Ausgerechnet du und ich
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Sofia ist eine Muslima aus Pakistan, 30 Jahre alt und lebt zusammen mit ihren Eltern und ihrer Schwester Maria in London. Die Eltern möchten ihre Töchter versorgt wissen und wären deshalb froh, wenn nach ...

Sofia ist eine Muslima aus Pakistan, 30 Jahre alt und lebt zusammen mit ihren Eltern und ihrer Schwester Maria in London. Die Eltern möchten ihre Töchter versorgt wissen und wären deshalb froh, wenn nach Marias Vermählung auch Sofia die Aussicht auf einen Ehemann hätte. Sofia ist allerdings sehr traditionell, hält sich streng an die islamischen Regeln, betet fünfmal am Tag und trägt im Gegensatz zu ihrer Schwester Hijab. Ihre Mutter ist überzeugt, dass sie deshalb keinen Mann findet, nachdem die Beziehung zu Imran gescheitert ist, weil Sofia nicht mit ihren Schwiegereltern zusammenwohnen wollte.

Sofia arbeitet bei einem Verlag und schreibt einen eigenen Blog. Als ihr Arbeitgeber auf diese amüsanten Einsichten einer Muslima in London aufmerksam wird, erhält sie den Auftrag ein Buch zum Thema Dating unter Muslimen zu schreiben.
Sofia ist zunächst skeptisch, ob sie überhaupt ein Talent dafür besitzt, ein ganzes Buch zu schreiben, lässt sich allerdings aufgrund des großzügigen Vorschusses des Verlags überzeugen und taucht in die Welt des Datings mit Online-Kontaktanzeigen und Speed-Dating ein.

Sie lernt Naim kennen, der sie als streng gläubige Muslima liebevoll foppt, aber auf Distanz bleibt. Sofia ist von sich selbst überrascht, als sie Gefühle für Naim entwickelt und nicht weiß, wie sie damit umgehen soll. Er ruft sie zwar ständig an, aber wird sich ihrer Meinung nach nicht auf eine Ehe mit ihr und den islamischen Regeln einlassen wollen.
Um sich weder zu Hause von ihrer Familie, noch von Naim ablenken zu lassen, zieht sich Sofia immer häufiger in das Haus ihres zurückhaltenden Nachbarn Conall zurück, der ihre Arbeit ernst nimmt und sie als Frau respektiert. Als dann ihr Vater schwer erkrankt, beschließt sie trotz all ihrer Zweifel und Bedenken, Imran noch eine Chance zu geben. Die Heirat soll dann schon in wenigen Wochen stattfinden...

"Ausgerechnet du und ich" ist locker und unterhaltsam aus der Sicht von Sofia geschrieben. Diese ist zwar einerseits sehr traditionell und auf den islamischen Glauben bezogen konservativer eingestellt als der Rest ihrer Familie, andererseits ist sie jedoch auch sehr selbstbewusst und möchte sich keinem Mann unterordnen müssen.
Mir haben vor allem die die witzigen Dialoge und Textnachrichten à la "Was sich liebt, das neckt sich" zwischen Naim und Sofia gefallen. Auch war sehr unterhaltsam zu lesen, in welche Situationen Sofia sich bei den Recherchen für ihr Buch gebracht hat und mit welchen Vorurteilen Muslime zu kämpfen haben, wenn sie beispielsweise in Alltagssituationen pauschal als Terroristen beschimpft werden.
Auch die Vorbereitungen für die Hochzeit, die Sofia weitestgehend aus den Händen gerissen werden, sind überspitzt und unterhaltsam beschrieben. Als Leser ahnt man im Gegensatz zu Sofia schon bald, wer "der Richtige" für sie ist und verfolgt gespannt, wann Sofia den Mut hat, auf ihr Herz zu hören und Ordnung in ihr Gefühlschaos bringt.

Die Thematik über Dating unter Muslimen in der westlichen Welt fand ich sehr interessant, weshalb ich das Buch auch unbedingt lesen wollte. Anders als gedacht liegt der Fokus des Romans fast ausschließlich auf Sofia und ihre Familie gerichtet und nicht auf das Liebesleben der Muslime im Allgemeinen.
Über die knapp 500 Seiten wächst einem die sympathische, etwas tollpatschige "Sofe" ans Herz bis es zum etwas vorhersehbaren Happy End kommt.

Veröffentlicht am 22.05.2017

Spannender Psychothriller über eine fadenscheinige Ehe

Gone Girl - Das perfekte Opfer
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"Gone Girl - Das perfekte Opfer" ist ein Thriller, der polarisiert und sehr kontrovers diskutiert wurde. Selten hat ein Buch so viele gute, aber auch so viele schlechte Bewertungen erhalten. Auch ich muss ...

"Gone Girl - Das perfekte Opfer" ist ein Thriller, der polarisiert und sehr kontrovers diskutiert wurde. Selten hat ein Buch so viele gute, aber auch so viele schlechte Bewertungen erhalten. Auch ich muss zugeben, dass ich lange gebraucht habe, um mich in den Roman hineinzufinden, was vor allem daran liegt, dass die handelnden Protagonisten grundlegend unsympathisch dargestellt sind.

Der Thriller gliedert sich in drei Teile: 1. Junge verliert Mädchen, 2. Junge trifft Mädchen, 3. Junge bekommt Mädchen zurück (oder andersherum).

Amy Dunne, die durch die Kinderbuchreihe "Amazing Amy" landesweit bekannt geworden ist, wird vermisst. Das Wohnzimmer ist verwüstet und in der Küche findet die Polizei Blutspuren von ihr, die aufgrund des erheblichen Blutverlusts auf ein Verbrechen hindeuten. Eine Leiche wird nicht gefunden, auch gibt es keine Lösegeldforderung, die eine Entführung belege würde.

Die Polizei verdächtigt ihren Ehemann Nick, Amy getötet zu haben, da alle Indizien gegen ihn sprechen. Am Abend zuvor hatte sich das Paar gestritten, was von Nachbarn bezeugt werden kann. Als dann auch noch bekannt wird, dass Nick eine deutlich jüngere Geliebte hat und ein fast verbranntes Tagebuch von Amy gefunden wird, in welchem sie ihre Angst vor ihrem Ehemann schildert, wird es immer enger für Nick, der beteuert, nichts mit dem Verschwinden seiner Ehefrau zu tun zu haben.
Ganz im Gegenteil - er versucht die Polizei davon zu überzeugen, dass Amy selbst ihr Verschwinden inszeniert hat, um sein Leben zu zerstören. Für ihn ist aus "Amazing Amy" "Avenging Amy" geworden.

Und dann steht Amy vier Wochen nach ihrem Verschwinden wieder vor ihrem Zuhause...

"Gone Girl" ist ein Psychothriller, bei dem der Leser zunächst von einem Mord an einer Frau ausgeht, der vermeintlich von ihrem Ehemann verübt wurde. Bald zeichnet sich allerdings ab, dass das Vorbild aus den Kinderbüchern "Amazing Amy" zu perfekt ist und das Leben des Ehepaars eine reine Fassade ist.
Statt mit einem unberechenbaren Ehemann, der seine Frau auf dem Gewissen hat, hat man es mit einer Frau zu tun, die seit Monaten einen stillschweigenden Rosenkrieg gegen ihren betrügerischen Ehemann führt.

Durch Rückblenden und Tagebucheinträge aus Erinnerungen erhält der Leser ein ganz anderes Bild der Ehe als das Paar vorgegeben hat zu sein.
Wer letztendlich "der Böse" ist, lässt sich nicht festmachen. Warum die beiden (noch) verheiratet sind, ist wohl nur auf ihre selbstzerstörerischen Charaktere zurückzuführen.

Während ich zu Beginn lange gebraucht habe, um mich in den Roman hineinzufinden, konnte mich die Handlung nach und nach aufgrund der unheimlichen Bösartigkeit der Protagonisten doch noch packen. Spannend ist bis zum Schluss - gerade nach dem ominösen Auftauchen von Amy - wie der Thriller ausgehen mag.

Auch wenn das Ende dann unbefriedigend ist, passt es in den Gesamtzusammenhang, denn irgendwie haben es Nick und Amy genauso verdient.

Veröffentlicht am 20.05.2017

Poetische Sprache, aber sehr reduzierte Handlung und mir deshalb nicht tiefgründig genug.

Das Glück der fast perfekten Tage
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Anita ist Anfang 30 und lebt zusammen mit einer Bekannten in einer WG in Turin. Ihren Lebensgefährten Tancredi, mit dem sie seit einigen Jahren zusammen ist, der Gedanke einer Hochzeit aber doch nie weiter ...

Anita ist Anfang 30 und lebt zusammen mit einer Bekannten in einer WG in Turin. Ihren Lebensgefährten Tancredi, mit dem sie seit einigen Jahren zusammen ist, der Gedanke einer Hochzeit aber doch nie weiter verfolgt wird, sieht sie selten. Für ihn scheint sein Beruf höhere Priorität zu haben als seine Beziehung zu Anita.
Anita selbst ist unglücklich bei ihrer Arbeit in einer Literaturagentur. Viel lieber würde sie neue Autoren entdecken und ihnen zu einem literarischen Durchbruch verhelfen.

Ihre Mutter, zu der sie ein ganz inniges Verhältnis hat, ist an einem Gehirntumor erkrankt, der Körper voller Metastasen und ohne Chance auf Heilung.
Anita gibt die Hoffnung dennoch nicht auf, kann ihre Mutter nicht loslassen und schreibt ihr jeden Abend eine betont fröhliche E-Mail, in der sie von ihrem Tag berichtet: ihrem aufregenden Job und der bevorstehenden Hochzeit mit Tancredi, sogar Enkel stellt sie ihrer Mutter in Aussicht. Sie möchte ihrer Mutter einerseits glaubhaft machen, dass sie glücklich ist, andererseits möchte Anita ihr neue Perspektiven aufzeigen, sie motivieren, neuen Lebensmut zu schöpfen.

Bei einer der Zugfahrten zu ihrer Mutter lernt Anita den Kinderbuchautor Arun kennen, dem sie sich bald näher fühlt als ihrem langjährigen Freund Tancredi.

"Das Glück der fast perfekten Tage" ist ein schmales Büchlein, das wie das Cover liebevoll gestaltet ist, aber eben auch nur eine reduzierte Handlung darbietet. Viel wesentlicher als die Geschichte ist die schöne, bildhafte Sprache, weshalb der Roman zurecht als poetisch bzw. märchenhaft beschrieben wird.
Mir war der Roman - auch bedingt durch die Kürze - nicht tiefgehend genug. Anita, die sich mehr selbst bedauert, als sie mir der Erkrankung ihrer Mutter realistisch auseinanderzusetzen und ihr über beschönigende E-Mails hinaus keine Stütze ist, blieb mir lange zu passiv. Sie hat einen Freund, mit dem sie nur aus Gewohnheit zusammen ist, sich mit ihm nach all den Jahren nicht einmal eine Wohnung teilt und einen Job, der sie nicht erfüllt und sie gerade einmal die Miete ihres WG-Zimmers bezahlen lässt. Erst die Begegnung mit Arun und die daran anschließenden Treffen führten zu einem Umdenken und Anita begann, ihr Leben selbst in de Hand zu nehmen. Aber auch hier blieb mir der Auslöser für ihre Verhaltensänderung zu wage und letztlich nicht schlüssig nachvollziehbar.

Vielleicht gehört "Das Glück der fast perfekten Tage" zu den Büchern, die man unbedingt ein zweites Mal lesen sollte, um nicht nur alle sprachlichen Feinheiten zu erfassen, sondern auch die Beweggründe der Protagonisten zu begreifen.

Veröffentlicht am 19.05.2017

Mystery-Thriller mit einer faszinierenden Beziehung zwischen Mensch und Tier

SCAR
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Die elfjährige Delia Cross ist ein Fernsehstar und wird von den Eltern gewinnbringend vermarktet. Sie stellt die einzige Einnahmequelle der Familie dar und nur ihr Zwillingsbruder merkt dies kritisch an. ...

Die elfjährige Delia Cross ist ein Fernsehstar und wird von den Eltern gewinnbringend vermarktet. Sie stellt die einzige Einnahmequelle der Familie dar und nur ihr Zwillingsbruder merkt dies kritisch an. Die Eltern sind beide dem Alkohol nicht abgeneigt, Vater Bart hat völlig den Überblick über die Finanzen verloren, erfreut sich an den neuesten Flachbildfernsehern und neuen Autos, während Mutter Pat eine Affäre mit dem Manager ihrer Tochter hat.

Delia würde gerne "normal" aufwachsen und zur Schule gehen, stattdessen ist sie den ganzen Tag unter Erwachsenen und ihre einzige Gefährtin ist die hochintelligente Australian Cattle Hündin Caity, die ihr treu zur Seite steht. Ohne zu Nörgeln fügt sich Delia vor allem ihrer Mutter zuliebe in ihr Schicksal, tritt in TV-Shows und Werbespots auf, bis es zu einem folgenschweren Unfall kommt und die gezeichnete Delia das Spiel nicht mehr mitspielt...

Von "SCAR" hatte ich mir aufgrund des gruseligen Covers und als Buch, das im Verlag "Heyne Hardcore" erscheint, einen Schocker versprochen. Aber auch wenn ich mir von der Handlung mehr Horror erwartet hatte, handelt es sich dennoch um einen sehr lesenswerte Familientragödie, die die menschlichen Abgründe aufzeigt.

Fasziniert war ich vor allem von der innigen Beziehung zwischen Mensch und Tier. Wie sich Caity schützend um Delia kümmert, fast schon menschliche Züge hat und furchtlos ihr eigenes Leben aufs Spiel setzt, um ihre Freundin zu retten, ist wirklich sehr berührend zu lesen.

Zudem setzte sich das Buch kritisch mit der Medienwelt auseinander, in der Kinderstars durch falschen Ehrgeiz und aufgrund von Gewinnmaximierung in Szene gesetzt und hilflos ausgenutzt werden. Dies rächt sich am Ende des Buches, in dem vor allem Mutter Pat - einem Thriller gerecht - brutal ihr Fett wegkriegt.

Offen sein sollte man für Mystery-Elemente, die vor allem in der Charakterrolle der Hündin zum Tragen kommen und sich bis zum Ende der Geschichte durchziehen.

Veröffentlicht am 15.05.2017

Intelligent geschriebene, amüsante Liebesgeschichte um einen sympathischen Eigenbrötler

Dies ist keine Liebesgeschichte
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Daniél Durán ist 35 Jahre alt und studierter Journalist. Er träumt davon, einen Roman zu schreiben, aber stattdessen verdient er seinen Lebensunterhalt im Auftrag von Unternehmen mit dem Verfassen von ...

Daniél Durán ist 35 Jahre alt und studierter Journalist. Er träumt davon, einen Roman zu schreiben, aber stattdessen verdient er seinen Lebensunterhalt im Auftrag von Unternehmen mit dem Verfassen von Biographien über scheidende Manager oder Firmeninhaber. Auch wenn ihn die Leben der zu porträtierenden Persönlichkeiten nicht interessieren, ist es für Daniél leicht verdientes Geld, da er eine Bearbeitungszeit von sechs Monaten veranschlagt, tatsächlich aber nur wenige Wochen beschäftigt ist.

Sein aktueller Auftrag ist etwas kniffliger, da ihm sein Auftraggeber nur wenige Interviewpartner, von denen er etwas über den Inhaber der Firma erfahren könnte, benennt. Da es sich bei dem Immobilienunternehmer Monteis um keinen beliebten Arbeitgeber zu handeln scheint, ist es für Daniél umso wichtiger, auch mit Familienangehörigen zu sprechen. Die einzige in Frage kommende Interviewpartnerin ist seine Tochter Eva, die den Kontakt zu ihrem Vater vor Jahren abgebrochen hat und sich weigert, an der Biographie mitzuwirken.

Daniél, der nach der Trennung von seiner einzigen Liebe Sara, bei der es sich heute um seine beste Freundin handelt, Liebe und Gefühlen abgeschworen hat, ist fasziniert von der resoluten jungen Frau, die wieder Leben in sein monotones Dasein bringt.

Daniél hat allerdings nicht nur Probleme, Gefühle zuzulassen, er ist auch gegenüber seinen Mitmenschen wenig empathisch. Unweigerlich verletzt er Eva durch seine direkte und sozial inkompetente Art.
Mit seinen unbeholfenen Entschuldigungen kann er Eva auch nicht wieder zurückgewinnen, weshalb er zunächst in ein tiefes Loch fällt und sich noch mehr zurückzieht. Sara schafft es, ihn wieder aufzuraffen und er stürzt sich sodann in die Arbeit. Bei den Recherchen zu Monteis wird er auf dessen skrupellose Machenschaften aus der Vergangenheit aufmerksam, die Daniél wieder Eva näher bringen...

"Dies ist keine Liebesgeschichte" ist selbstverständlich nur ironisch gemeint, denn jede Geschichte ist eine Liebesgeschichte - "selbst eine Rachegeschichten denn man rächt sich nur aus Liebe". So wird man in den Roman eingeführt und es sind lauter intelligente Sätze und Bonmots dieser Art, die für sehr vergnügliche Lesestunden sorgen.

Der Roman um den sympathischen Einsiedler Daniél ist ironisch-witzig geschrieben und bietet bis zum Schluss aufgrund der lebendigen Dialoge und der skurrilen Eigenarten von Daniél eine sehr gute Unterhaltung. Es ist keine reine Liebeskomödie, sondern auch eine Geschichte um einen jungen Mann, den man zunächst als etwas verschrobenen und pessimistischen Charakter kennenlernt, der sich aber im Verlauf der Geschichte persönlich weiterentwickelt, Interesse für seine Mitmenschen aufbringt und endlich aus der Monotonie des Alltags ausbricht.

Voller Situationskomik ist der Debütroman von José A. Pérez Ledo eine intelligent geschriebene (Liebes-)geschichte, die all den Lesern gefallen wird, die "Das Rosie-Projekt" von Graeme Simsion mochten.