Vier Wochen bis zur Hinrichtung: düsterer Krimi um ein wahres Schicksal Anfang des 19. Jahrhunderts in Island
Das SeelenhausAgnes Magnúsdottir, von der Mutter als Kind verstoßen, fühlt sich Zeit ihres Lebens unerwünscht und ungeliebt. Als Magd arbeitet sie Anfang des 19. Jahrhunderts in Island bei dem als Wunderheiler bzw. ...
Agnes Magnúsdottir, von der Mutter als Kind verstoßen, fühlt sich Zeit ihres Lebens unerwünscht und ungeliebt. Als Magd arbeitet sie Anfang des 19. Jahrhunderts in Island bei dem als Wunderheiler bzw. Hexenmeister verschrienen Natan Ketilsson auf dem Hof von Illugastadir.
Als dieser 1828 tot auf seinem Hof aufgefunden wird, wird u.a. Agnes beschuldigt, ihn mittels eines Messers getötet und anschließend den Hof angezündet zu haben. Vom Landrat Björn Blöndal wird sie zum Tod durch Enthauptung verurteilt. Die vier Wochen bis zu ihrer Hinrichtung soll sie auf dem Bauernhof Kornsáhof bei einer Beamtenfamilie verbringen.
Das Ehepaar Jónsson hat zwei Töchter und ist entsetzt, dass sie eine Mörderin bei sich aufnehmen müssen. Zunächst haben sie Angst vor der verschlossenen jungen Frau, nehmen sie aber dennoch fast schon selbstverständlich in ihr Haus auf. Agnes ist überraschend intelligent und erledigt die Arbeiten im Haushalt und Hof trotz ihrer Perspektivlosigkeit sehr engagiert.
Zur Läuterung und Buße sowie zur Vorbereitung auf ihre Begegnung mit Gott soll Agnes Gespräche mit einem Priester führen. Der junge Pfarrvikar Tóti ist sichtlich berührt vom Schicksal der jungen Frau, Agnes vertraut sich jedoch als erster der Hausherrin Magrèt an, der sie ihre Lebensgeschichte erzählt und was sich am Tag des vermeintlichen Mordes zugetragen hat.
Der Roman beruht auf wahren Begebenheiten. Agnes Magnúsdottir war die letzte Person, die in Island im Jahr 1829 hingerichtet wurde. Zur damaligen Zeit gab es auf Island keine Gefängnisse, weshalb Verurteilte entweder in Dänemark inhaftiert wurden oder als Arbeitskräfte auf Höfe von so genannten Dienstmännern verteilt wurden.
"Das Seelenhaus" versetzt den Leser in eine düstere Stimmung nach Island, eine Insel, die vom rauen, kalten Klima geprägt ist. 1828/ 1829 sind die Unterschiede zwischen Arm und Reich deutlich: Armut, Elend, Krankheiten und Tod sowie die Ausweglosigkeit aller Protagonisten auf den Bauernhöfen, deren Leben so beschränkt ist, sind in dem Buch allgegenwärtig.
Es ist ein leicht deprimierender historischer Roman, der nicht nur durch den Bezug auf ein wahres Verbrechen sehr authentisch wirkt. Es ist kein spannender Krimi, da das Schicksal von Agnes Magnúsdottir besiegelt und das Ende vorgegeben ist.
"Das Seelenhaus" ist die fiktionale Nacherzählung des tragischen Schicksals einer jungen Frau, der im Leben weder Liebe noch Glück vergönnt war. Der Mord und seine Aufklärung treten in den Hintergrund, während das Innenleben der vermeintlichen Mörderin einfühlsam von allen Facetten beleuchtet wird.