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Veröffentlicht am 01.09.2023

Spannende Mischung aus Kriminalfall und Familientragödie, voller Wut, Trauer, Einsamkeit und Gewalt

Sekunden der Gnade
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Mary Pat Fennessy wohnt 1974 zusammen mit ihrer 17-jährigen Tochter Jules in Boston im Stadtteil Southie, als die Proteste gegen das beschlossene Busing - der Austausch von schwarzen und weißen Schülern ...

Mary Pat Fennessy wohnt 1974 zusammen mit ihrer 17-jährigen Tochter Jules in Boston im Stadtteil Southie, als die Proteste gegen das beschlossene Busing - der Austausch von schwarzen und weißen Schülern zweier Schulen zum gemeinsamen, gemischten Unterricht - lauter werden. Eines Abends kommt sie sonst zuverlässige Jules nicht nach Hause und Mary Pat, der nach der Scheidung von zwei Partnern und dem Tod ihres Sohnes nichts mehr weiter geblieben ist, auf die Suche nach ihrer Tochter. Ihre Freunde, mit denen sie den Abend verbracht hatte, schweigen und auch die Polizei ist Mary Pat keine große Hilfe. In ihrer Wut und Verzweiflung nutzt sie ihre eigenen Methoden, um die Wahrheit herauszufinden, glaubt sie ohnehin, dass ihre Tochter nicht mehr am Leben ist.
Währenddessen ermittelt Detective Bobby Coyne in einem Mordfall an einem jungen Schwarzen, der in einer U-Bahn-Station in Southie ums Leben gekommen ist, und zieht eine Verbindung zu Jules und ihren Freunden.

"Sekunden der Gnade" hat die historischen Begebenheiten zur Busbeförderung von schwarzen und weißen Schülern zur Aufhebung der Rassentrennung in staatlichen Schulen in Boston zum Hintergrund und erzählt dabei eine fiktive, aber nicht minder authentische Geschichte über Rassismus, Gewalt, Selbstjustiz und Organisierte Kriminalität im Jahr 1974.

Der Roman ist brutal und nichts für zart besaitete LeserInnen, denn Gewaltszenen, die abstoßend sind, werden im Detail beschrieben. Dabei gibt es keine klaren Grenzen zwischen Gut und Böse. In dem von Armut geprägten Viertel gibt es keine Skrupel, wenn jeder einzelne sich seine Rechte erkämpft oder zur Wehr setzt. Selbst die Polizei, die kaum eine Handhabe gegen mafiöse Untergrundstrukturen hat, geht nicht glimpflich vor und überschreitet Grenzen bei ihren Ermittlungen.

Die Schilderungen sind einprägsam, erbarmungslos und emotional. Täter und Opfer verschwimmen, wenn man zunächst Mitleid mir Mary Pat hat, die in Sorge um ihre Tochter ist, letztlich aber unheimlich brutal vorgeht, so wie seit ihrer Kindheit in einer Welt von Gewalt aufgewachsen ist. So viel Verständnis man für die eine verzweifelte Mutter haben kann, so zermürbend ist doch ihre weitere Vorgehensweise. Mit ihrem Rachefeldzug verliert die Hauptfigur Sympathien und ist nach der Aufklärung von Jules' Schicksal zu umfangreich geschildert. Auch erscheint der erfolgreiche Alleingang einer 42-jährigen Mutter in dem Umfeld aus gewalttätigen, gewissenlosen Schwerverbrechern zu leichtgängig und unrealistisch glücklich.

Die Geschichte ist eine spannende Mischung aus Kriminalfall und Familientragödie, die Wut, Trauer, Einsamkeit und Gewalt körperlich spürbar macht und eine Geschichte über Rassendiskriminierung und Ungerechtigkeit erzählt, die sich im Jahr 1974 ereignet, aber in ihren Grundzügen auch heute noch aktuell ist.

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Veröffentlicht am 31.08.2023

Warmherziger Roman über Trauer, Freundschaft und Liebe, der den Schmetterlingseffekt einsichtsvoll demonstriert

Das Chaos eines Augenblicks
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Scarlett und Evie sind seit ihrer Kindheit beste Freundinnen und teilen sich eine gemeinsame Wohnung in London. Scarlett ist die Extrovertierte der beiden, ein quirliges Energiebündel, und arbeitet als ...

Scarlett und Evie sind seit ihrer Kindheit beste Freundinnen und teilen sich eine gemeinsame Wohnung in London. Scarlett ist die Extrovertierte der beiden, ein quirliges Energiebündel, und arbeitet als Designerin, während die ruhigere Evie einem eintönigen Job in einer Werbeagentur nachgehtobwohl sie geträumt hatte, Musikerin zu werden. Auf dem Weg zu einer wichtigen Präsentation wird Scarlett von einem Auto erfasst und erliegt noch am Unfallort ihren Verletzungen. Evie, die vor zwei Jahren erfahren hatte, dass sie an MS erkrankt ist, ist am Boden zerstört, ihre Weggefährtin verloren zu haben. In ihrer Trauer ist es ausgerechnet Nate, der den Unfall unbeabsichtigt verursacht hat, der für Evie da ist und sie aus ihrer Einsamkeit herausholen möchte.

Der Roman ist abwechselnd aus der Perspektive von Evie und Scarlett geschildert. Während in der Gegenwart Evies Umgang mit der Trauer und ihr Leben ohne Scarlett beschrieben wird, blickt Scarlett aus dem Jenseits auf die Szenerie und vermittelt in Rückblenden Ausschnitte aus der Freundschaft mit Evie und dem Leben vor ihrem Tod.

Die Geschichte ist sehr empathisch geschrieben und es fällt leicht, ein Gefühl für die Figuren zu erhalten und ihre Emotionen nachvollziehen zu können. Evie ist einerseits voller Trauer um ihre Freundin, von der sie seit ihrem elften Lebensjahr unzertrennlich ist, andererseits hadert sie auch mit ihrem Schicksal, dass ihr die Krankheit MS beschert hat und ihr Leben bereits einschränkt und auf noch unbekannte Weise weiter verändern wird. Gleichzeitig tritt Nate in ihr Leben, der mit Schuld an Scarletts Unfall ist, was sie zunächst als unangenehm aufdringlich empfindet, schon bald jedoch dankbar für seine Fürsorge und Freundschaft ist, aus der sich schnell mehr entwickelt. Ihre innere Zerrissenheit - Schuldgefühle, sich gerade in ihn zu verlieben und der Wunsch, Liebe und Glück zu empfinden, ist spürbar.

Scarlett hat die Beobachtersperspektive und keinen Einfluss mehr auf das Leben. Sie sieht die Menschen, die um sie trauern, wichtiger ist ihr jedoch etwas Bleibendes zu hinterlassen und nicht vergessen zu werden. Dabei wird deutlich, dass ihr Leben viel zu früh beendet worden ist und dass deshalb die Zeit zu kurz für Streitigkeiten ist und man jede Chance nutzen sollte, Mitmenschen zu zeigen, wie sehr man sie liebt.

"Das Chaos eines Augenblicks" demonstriert den Gedanken des Schmetterlingseffekts, was ein kleiner Moment auslösen und wie er das Leben beeinflussen kann. Scarlett hat als Kind einen Unfall und lernt dabei ihre zukünftig beste Freundin Evie kennen. Evie verliert ihre Freundin und gewinnt dafür Nate. Auch wenn Tod, Krankheit und Trauer zentrale Themen des Romans sind, ist die Geschichte doch erhebend geschrieben. Sie handelt von Liebe und Freundschaft, von Familie und Fürsorge, vom Mut, Grenzen zu überwinden und die eigenen Stärken zu erkennen. Die Geschichte entfaltet sich nicht gänzlich überraschend, überzeugt jedoch mit ihrer Herzenswärme, vielen einzelnen Episoden, die das Leben lebenswert machen und liebevoll gezeichneten Charakteren, die allesamt Sympathieträger sind.

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Veröffentlicht am 29.08.2023

Empathisch geschriebener Roman über die Last der Vergangenheit, über einen Neuanfang, über Heimat und Freunde, der sich nicht überraschend entwickelt, aber durch die warmherzige Atmosphäre und die authentischen Charaktere überzeugt.

Tage im warmen Licht
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Nachdem ihr auch die Wohnung gekündigt wurde, kehrt die arbeitslose Maria zusammen mit ihrer 13-jährigen Tochter Linnea in ihre Heimatstadt zurück, die sie vor über 20 Jahren fluchtartig verlassen hatte ...

Nachdem ihr auch die Wohnung gekündigt wurde, kehrt die arbeitslose Maria zusammen mit ihrer 13-jährigen Tochter Linnea in ihre Heimatstadt zurück, die sie vor über 20 Jahren fluchtartig verlassen hatte und tritt dort das Erbe ihrer Oma Hanne an. Maria möchte eigentlich nur vorübergehend bleiben, denn sie wollte nie dorthin zurückkehren, wo die Geister der Vergangenheit sie einholen könnten.
Schon kurz nach ihrer Ankunft begegnet sie ihren alten Freunden wieder, die dageblieben sind und zu denen sie den Kontakt abgebrochen hatte. Schönere Erinnerungen verbindet sie mit der älteren Nachbarin und Omas bester Freundin Martha, die sie herzlich begrüßt und wie alle Frauen, die nicht wissen, wohin, mit offenen Armen aufnimmt.
Marias Tochter fühlt sich in der neuen Umgebung widererwarten wohl und schließt schnell Freundschaften und auch Maria denkt über einen Neuanfang noch, doch die Erinnerungen, die sie aus der Stadt treiben, lassen sie einfach nicht los.
Nach "Ein unendlich kurzer Sommer" handelt der neue Roman von Kristina Pfister im Herbst und fängt die Atmosphäre der ersten kühlen Tage von Altweibersommer bis Halloween, über Grießbrei mit Apfelmus, Kürbisnudeln und Linsensuppe, Apfelpunsch und Honigmet, anschaulich ein. Im Garten wird geerntet, Obst eingekocht, Gemüse fermentiert und Marthas Hofladen reich bestückt. Geschäftig bringt Maria Omas Eierschalenhaus auf Vordermann, bastelt Kastanienmännchen, muss sich weniger Sorgen um ihre Tochter machen und kommt selbst zur Ruhe.
Nachvollziehbar ist geschildert, wie sich Maria, aber auch Linnea in der warmherzigen Umgebung, umgeben von neuen und alten Freunden einleben, Kraft tanken und in der Hexe Martha eine weise Ratgeberin haben.
Neben den Alltagsschilderungen in der Gegenwart, gibt es kürzere Kapitel über das "Damals", über die Erinnerungen, die Maria nicht loslassen, über den Grund, warum Maria gegangen ist und die Mischung aus Enttäuschung, Schuld und Wut, die sie wieder wegtreibt. Auch wenn lange unausgesprochen bleibt, was sich in der Vergangenheit ereignet hat, ist durch einzelne Begegnungen in der Gegenwart zu erahnen, was passiert ist und welches Trauma Maria schlicht verdrängen wollte.
Die Geschichte ist durch die individuell gezeichneten Charaktere unaufdringlich esoterisch angehaucht, feiert die Rituale und die Natur, aber auch die Stärke der Frau.
"Tage im warmen Licht" ist ein empathisch geschriebener, dialoglastiger Roman über die Last der Vergangenheit, über einen Neuanfang, über Heimat und Freunde, der sich wenn auch nicht überraschend entwickelt, so aber durch die warmherzige Atmosphäre und die authentischen Charaktere überzeugt.
Es ist eine Geschichte, die Mut macht anders zu sein, sich abzugrenzen und die zeigt, wie wichtig Freunde oder Familie sind, um Halt zu geben und vertrauensvoll aufgefangen zu werden. Dabei wird deutlich, dass Verdrängung und Weglaufen nicht die Lösung sind und dass die Dämonen der Vergangenheit ausgemerzt werden müssen, um bereit für die Zukunft zu sein.

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Veröffentlicht am 27.08.2023

Porträt über den Beruf Hebamme anhand zweier leidenschaftlicher Berufstätiger, aber eine eintönige Erzählung mit bemühtem Humor und wenig Emotionen

Storchenherzen
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Helga arbeitet mit Leib und Seele als Hebamme in der kleinen Praxis Storchennest, eckt mit ihrer zunehmend ruppigen Art jedoch bei ihren Klienten an, was sich an kritischen Bewertungen im Internet und ...

Helga arbeitet mit Leib und Seele als Hebamme in der kleinen Praxis Storchennest, eckt mit ihrer zunehmend ruppigen Art jedoch bei ihren Klienten an, was sich an kritischen Bewertungen im Internet und einem Rückgang an Frauen zeigt, die die Praxis aufsuchen. Die neue Hebamme Madita hat zwar weit weniger Erfahrung als Helga kommt mit ihrem sonnigen Gemüt aber gut bei den werdenden und jungen Eltern an und bringt mit neuen Ideen frischen Wind in die Praxis.
Während Helga und Madita gemeinsam Klientinnen betreuen, können sie von einander lernen und lernen sich auch persönlich besser kennen. Helga ist frisch getrennt von ihrem Ehemann Hans und wird mit einer ganz besonderen Nachricht überrascht, die auch Auswirkungen auf die Trennung haben könnte. Madita ist durch den Arbeitsplatzwechsel in eine WG gezogen, in der sie sich mit den strengen Regeln zu Ordnung und Sauberkeit schwertut. Durch ihre tollpatschige Art, die sie auch mal mit dem Gesetz in Konflikt bringt, trifft sie immer wieder auf den attraktiven Polizisten Silas.

Der Roman wird kapitelweise abwechselnd aus der Sicht von Helga und Madita geschildert, die als Figuren komplett gegensätzlich angelegt sind. Helga wirkt mit ihrer mürrischen, wenig einfühlsamen Art wie eine frustrierte Geburtshelferin kurz vor dem Ruhestand, ohne dass wirklich klar wird, wovon sie so genervt ist. Madita hingegen erscheint als Berufsanfängerin mit Ambitionen fast ein wenig überdreht. Die dritte Hebamme, der die Praxis gehört, spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Der Arbeitsalltag einer Hebamme wird anschaulich, detailliert und - so weit zu beurteilen - sehr authentisch beschrieben. Das Buch gleicht damit einem Porträt des Berufs Hebamme, bis das Privatleben der beiden Hauptfiguren mehr Raum einnimmt. Beide haben mit Problemen zu kämpfen, wenn sich Helgas Leben entscheidend zu verändern droht und Madita von einer Misere in die nächste purzelt.
Der Roman ist deshalb abwechslungsreich und lebendig geschrieben, geht jedoch auf keine Schwierigkeit näher ein, bleibt oberflächlich und zerfasert durch lose Episoden rund um die Thematik des Kinderkriegens.

Spannung kommt in dem Roman keine auf, da nicht klar wird, in welche Richtung die Geschichte eigentlich gehen soll. Retardierende Aussagen zu Helgas exklusivem Kaffeekonsum oder schmerzhaften Dammbrüchen der Gebärenden ziehen den Roman in die Länge.
"Storchenherzen" ist zwar unterhaltsam, aber ziellos und am Ende geht der etwas dahin plätschernden Geschichte die Luft aus, so dass die fast 500 Seiten zu lang erscheinen. Der Ausblick auf einen zweiten Band stimmt deshalb nicht unbedingt euphorisch.

Trotz manch tragischer und dramatischer Ereignisse weckt die Geschichte wenig Emotionen. Es überwiegen der bemühte Humor und wissenswerte Details rund um Schwangerschaft und Geburt. Helga und Madita leben für ihre Berufung und dienen als mustergültiges Beispiel für einen Berufsstand, der mit großen Herausforderungen umgehen muss und vergleichsweise wenig Unterstützung bekommt, wobei diese Aspekte des Berufs im Roman erstaunlicherweise nicht problematisiert werden.

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Veröffentlicht am 25.08.2023

Konfliktgeladener All-Age-Roman über Familie, die Suche nach Identität, Heimat und jüdisches Leben in Deutschland, Israel und den USA.

Gewässer im Ziplock
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Margarita ist 15 Jahre alt und verbringt die Ferien bei ihren Großeltern in Chicago, wo sie sich langweilt. Lieber wäre sie bei ihren Freunden in Berlin, wo sie zusammen mit ihrem alleinerziehenden Vater ...

Margarita ist 15 Jahre alt und verbringt die Ferien bei ihren Großeltern in Chicago, wo sie sich langweilt. Lieber wäre sie bei ihren Freunden in Berlin, wo sie zusammen mit ihrem alleinerziehenden Vater Avi wohnt, der streng religiös ist und als Chasan in einer Synagoge arbeitet. Ihre Mutter hatte die Familie vor über zehn Jahren verlassen und lädt Margarita nun ein, zu ihr nach Jerusalem zu kommen. Widerwillig kommt sie dem Wunsch nach, aber Marsha ist eine Fremde für sie, die gleich zu Beginn ihre Unzuverlässigkeit demonstriert. Auf einer Reise durch Israel kommen sie sich langsam näher, stellen sogar Gemeinsamkeiten fest, während Avi in Deutschland Urlaub macht und dort einer Frau näherkommt.

"Gewässer im Ziplock" wird abwechselnd aus den Blickwinkeln von Margarita und Avi geschildert, wobei die Erzählstränge abrupt und ohne Kennzeichnung wechseln und jeweils nur wenige Seiten lang sind. In die Erzählung fließen viele jüdische und hebräische Begriffe ein, wobei nur ein Teil davon in einem Glossar erklärt wird. Das bremst ein wenig den Lesefluss. Die Geschichte ist jedoch zumindest zu Beginn so abwechslungsreich und lebendig erzählt, dass die schnellen Wechsel und unbekannten Worte, die sich zumeist aus dem Kontext erklären, nur stören, wenn man es wirklich genau wissen möchte.

Die Frage, was jüdisches Leben ausmacht und das Bewusstsein für eine jüdische Mentalität stehen neben der komplizierten Familienkonstellation und daraus resultierenden Enttäuschungen und Konflikten, im Vordergrund.
Die Beschreibung des jüdischen Lebens in Berlin, Chicago und Israel gibt interessante Einblicke und zeigt wie unterschiedlich Glaube und Traditionen interpretiert und vorgelebt werden. Während sich der Vater als Israeli in Deutschland tief religiös an die Regeln hält, schert sich die Mutter als Amerikanerin in Israel wenig darüber, spricht nicht ein Wort Hebräisch, dafür Arabisch und möchte gleichzeitig nicht, dass sich ihre jüdische Tochter als Deutsche empfindet.

Die Geschichte ist reichlich konfliktgeladen, wird dabei in der zweiten Hälfte etwas eintönig, lässt aber gespannt darauf warten, wie die Familie am Ende am Krankenbett der Großmutter zusammenfinden wird.
In dem All-Age-Roman wird jedoch auch immer wieder in den andauernden Streitigkeiten zwischen den Generationen und den Expartnern deutlich, dass die Wut auf "die Deutschen" groß ist, dass das Leid des Holocausts auch bald hundert Jahre später in den nachfolgenden Generationen der Opfer weitergelebt wird. Die Hass- und Gewaltspirale scheint damit niemals enden zu wollen.

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