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Veröffentlicht am 07.08.2017

Geschwistertreffen im "Haus der Träume" in Andalusien und Abschied von einer eigenwilligen Mutter

Ein Haus voller Träume
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Hope ist nach kurzer Krankheit in London gestorben, wo sie von ihrer jüngsten Tochter Lucy gepflegt wurde. Die Einäscherung hat bereits stattgefunden und das Testament wurde eröffnet. Anlässlich Hopes ...

Hope ist nach kurzer Krankheit in London gestorben, wo sie von ihrer jüngsten Tochter Lucy gepflegt wurde. Die Einäscherung hat bereits stattgefunden und das Testament wurde eröffnet. Anlässlich Hopes Geburtstag finden sich Freunde und Verwandte, vor allem aber die drei Geschwister in ihrem Haus in Andalusien ein, wo sie als Kinder aufgewachsen sind.

Lucy, die als selbstständige Köchin, schon immer der Mutter in ihrem Bed & Breakfast ausgeholfen hat, bereitet alles für die Abschiedsfeier vor und wartet auf ihre älteren Halbgeschwister. Sie ist diejenige, die am meisten an ihrem alten Zuhause hängt.
Tom reist zusammen mit seiner auf den ersten Eindruck sehr oberflächlich wirkenden, perfektionistischen Ehefrau Belle und den beiden Söhnen Ethan und Alex im Teenageralter an. Er ist wenig begeistert von Hopes Art, Abschied zu nehmen und möchte die ganze Zeremonie sowie den Verkauf des Hauses schnellstmöglich vorantreiben.
Die älteste Tochter Jo trifft als letztes aus London zusammen mit ihrer vierjährigen Tochter Ivy ein. Auf dem Flug nach Malaga ist Jos Koffer verloren gegangen, in dem die sterblichen Überreste von Hope enthalten sind, die in den Wäldern Andalusiens verstreut werden soll.

Die Geschwister, die alle von unterschiedlichen Vätern sind, haben das Haus in gleichen Teilen geerbt und zusätzlich hat Mutter Hope den dreien noch jeweils eine Überraschung als Abschiedsgeschenk hinterlassen, dass sie bei der Familienfeier lüften sollen.
Während Jo hofft endlich zu erfahren, wer ihr leiblicher Vater ist, den ihr die Mutter all die Jahre vorenthalten hat, hofft Tom nur, dass er das Geld, das er seiner Mutter vor Jahren geliehen hat zurückbekommt.
Lucy dagegen wird vielmehr von ihrem Ehemann Art überrascht, der ihr ein Geständnis zu machen hat. Die Ehe der beiden leidet unter der ungewollten Kinderlosigkeit.

Der Roman handelt an einem verlängerten Wochenende im "Casa de Suenos". Es ist ein Familientreffen von Geschwistern, an welchem sie so manches ungesagte Detail aus der Vergangenheit ihrer Mutter enthüllen werden.
Alle Protagonisten - sogar die zunächst etwas unleidlich wirkende Belle - sind vielschichtig und sympathisch, so dass es beim Lesen Freude macht, die Charaktere, ihre Hintergründe und nicht zuletzt die exzentrische Hope selbst aus Erzählungen und Erinnerungen kennenzulernen.

Anders als in vielen Familiengeschichten, die ich schon gelesen habe, werden im "Haus der Träume" keine versteckten Tagebücher oder Aufzeichnungen Verstorbener entdeckt und hochdramatische, brisante Familiengeheimnisse gelüftet. Es ist ein Geschwistertreffen an dem Ort, an dem sie aufgewachsen sind und an dem sie glücklich waren, bis sie alle nacheinander gezwungen wurden aufgrund einer vermeintlich besseren Schuldbildung nach England zu gehen und dort ihren Weg zu finden. Sie nehmen in Andalusien Abschied von einer Mutter, die ihnen zwar viele Freiheiten ließ, es ihnen aber letztlich nicht immer leicht gemacht hat und vielleicht auch zu wenig gezeigt hat, wie sehr ihre Kinder geliebt hat.
Vor Ort erfahren sie endlich mehr über die Vergangenheit ihrer Mutter und ihrer eigenen Herkunft.
Es ist ein sehr authentischer Roman, der eine interessante Frau porträtiert und eine Familiengeschichte an dem wunderschönen Schauplatz Andalusien erzählt.

Veröffentlicht am 04.08.2017

Wie geht es nach dem Tod Wills mit Lou weiter? Wohlfühlroman mit traurigen, aber auch vielen amüsanten Szenen

Ein ganz neues Leben
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Lou und Will waren nur sechs Monate - "ein ganzes halbes Jahr" - zusammen, bis Will seinem Leben als Tetraplegiker ein Ende setzte.
Knapp zwei Jahr später lebt Louisa allein in einem Apartment in London, ...

Lou und Will waren nur sechs Monate - "ein ganzes halbes Jahr" - zusammen, bis Will seinem Leben als Tetraplegiker ein Ende setzte.
Knapp zwei Jahr später lebt Louisa allein in einem Apartment in London, das sie sich von Wills Erbe gekauft hat und arbeitet als Kellnerin in einem Irish Pub am Flughafen, in dem ein kontrollsüchtiger Chef sie nervt und in welchem sie ein lächerliches Lurex-Kostüm tragen muss.

Nachdem sie bei einem Unfall von der Dachterrasse ihres Wohnhauses gefallen ist und das Krankenhaus und ihre Familie denken, dass sie sich wegen der Trauer um Will das Leben nehmen wollte, geht sie fortan regelmäßig zu einer Selbsthilfegruppe von Trauernden, der "Weiterleben-Gruppe", und lernt auf diesem Weg einen neuen Mann in ihrem Leben kennen. Es ist der Rettungssanitäter Sam, der sie nach ihrem Sturz, den sie nur mit viel Glück überlebt hatte, versorgt hatte.

Das Mädchen, das sie an dem Abend auf der Dachterrasse erschreckt hatte, stellt sich als Wills Tochter heraus, die unvermittelt in Lous Leben tritt, um mehr von ihrem Vater, der nichts von ihrer Existenz wusste, zu erfahren und den anderen Teil ihrer Familie kennenzulernen. Lily ist Will nicht unähnlich und ein sehr schwieriger, trotziger Teenager, der sich ungeliebt von der Mutter und dem Stiefvater in Lous Leben breit macht.

Lous Leben ist fast zwei Jahre nach dem Tod von Will immer noch gezeichnet von ihrer Trauer und einem latent schlechten Gewissen, dass sie ihm nicht helfen konnte. Sie vermisst seine Zuneigung, ihn als Ratgeber und es hat den Anschein, als würde sie es sich selbst nicht gönnen, ein neues Leben zu beginnen und wieder glücklich zu sein. Aus diesem Grund fühlt sie sich verantwortlich für Lily, kümmert sich auch noch um sie, als diese ihre Gutmütigkeit ausnutzt und ihre Familie Unverständnis dafür zeigt. Selbst ein Jobangebot in New York schlägt sie ihretwegen aus.
Sam hält sie unbewusst auf Abstand, womit er nicht umgehen kann und ihr vorwirft, einen Geist zu lieben. Sie scheut sich davor, wieder an jemanden ihr Herz zu vergeben und hat Angst, dass sie auch eine neue Liebe plötzlich verlieren könnte und dann kommt es tatsächlich zu einem Unglück, dass ihre schlimmsten Befürchtungen wie eine selbsterfüllende Prophezeiung wahr werden lässt...

Nachdem Jojo Moyes eigentlich nie eine Fortsetzung von "Ein ganzes halbes Jahr" schreiben wollte, hat sie mit "Ein ganz neues Leben" die Geschichte von Lou doch fortgeschrieben, auch wenn die Messlatte durch ihren Bestseller so hochgesetzt war, dass sie mit einem zweiten Teil nur verlieren konnte.

Für mich ist "Ein ganz neues Leben" aber ein eigener Roman, der sich jedoch kaum lesen lässt, ohne den ersten Band zu kennen. Zu viele Details wie der Charakter von Will oder die Hummelstrumpfhose würden für das Verständnis einfach fehlen. Man kann beide Romane aber nicht miteinander vergleichen, da es schon allein von der Dramatik zwei völlig verschiedene Geschichten sind, weshalb Band 2 nie so herzergreifend tragisch werden konnte wie der Vorgänger.

Wer den Schreibstil von Jojo Moyes mag, wird ihn auch in diesem Roman unweigerlich nach den ersten wiedererkennen und Seite um Seite weiterlesen müssen. Auch wenn "Ein ganzes halbes Jahr" für mich ein in sich geschlossener Roman war, fand ich es interessant zu lesen, wie es mit Lou weitergeht. Gezeichnet von der Trauer herrscht stets eine melancholische Stimmung und man kann nachvollziehen, wie verloren und einsam sich Lou trotz ihrer sehr lebhaften und eigenwillig-herzlichen Familie fühlt. Sie möchte kein Risiko mehr eingehen, geht mit Scheuklappen durchs Leben und wird erst durch die Begegnung mit Lily wieder wachgerüttelt und findet durch die zurückhaltende Zuneigung von Sam wieder zurück ins Leben.

"Ein ganz neues Leben" ist ein Wohlfühlroman mit traurigen, aber auch vielen amüsanten Szenen im chaotischen Leben von Lou. Man begegnet ihrer Familie wieder, Schwester Treena, die zu früh Mutter geworden ist, dem etwas altmodischen Vater und Mutter Josie, die sich zu einer bekennenden Feministen entwickelt hat. Eine Nebenrolle haben auch die Eltern Wills, Camilla und Steven Traynor, die beide ganz unterschiedlich mit ihrer Trauer um den Sohn umgegangen sind und inzwischen getrennte Leben führen.

Im Verlauf der Wochen, die sich nach Lous Unfall ereignen, lernt sie, wie wichtig und normal es auch ist, Trauer zuzulassen, dass man aber auch über den Verlust eines Menschen hinwegkommen kann, indem man ihn loslässt, ohne ihn zu vergessen. Jeder Mensch hat das Recht - und auch die Pflicht - weiterzuleben und glücklich zu sein, ohne dies als Verrat an dem geliebten Toten empfinden zu müssen. All das ist aber nur möglich, in dem man den Mut hat, offen für Neues und das Ungewisse zu sein und Vertrauen in den Rückhalt von Familie und Freunden haben kann.

Ich habe mich gefreut, als ich gelesen habe, dass am 23. Januar 2018 sogar Lou, Band 3 unter dem Titel "Mein Herz in zwei Welten" erscheint, den ich auch wieder verschlingen werde.

Veröffentlicht am 26.07.2017

Sehr gefühlvoller Roman über eine Ehe, die aufgrund eines Fehlers vor dem Aus steht - emotionale Aufarbeitung an einem Wochenende

Jeder neue Tag mit dir
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Kathrin und Markus Killian sind seit 13 Jahren verheiratet und wohnen un München. Kathrin ist im vergangenen Jahr Partnerin in einer Werbeagentur geworden ud auch Markus ist als erfolgreicher Kameramann ...

Kathrin und Markus Killian sind seit 13 Jahren verheiratet und wohnen un München. Kathrin ist im vergangenen Jahr Partnerin in einer Werbeagentur geworden ud auch Markus ist als erfolgreicher Kameramann für Filmproduktionen gefragt und sehr oft unterwegs. Oft sieht sich das Paar tagelang nicht und so beschließt Markus, seine Frau zu ihrem Geburtstag zu überraschen und erscheint frühe als angekündigt zu Hause. Dort trifft er auf Kathrin, die eng umschlungen mit ihrem Arbeitskollegen im Wohnzimmer tanzt und offensichtlich gerade dabei ist, Markus zu betrügen.

Für Markus ist die Situation unerträglich, er packt seine Tasche und flieht über Nacht zu seinem besten Freund Jan. Bei seinem Aufbruch entdecken Kathrin und Markus auf dem Dachboden einen Koffer, den sie zu ihrer Hochzeit als Geschenk von allen Gästen bekommen haben und erst zu ihrem 15. Hochzeitstag öffnen sollen bzw. dann wenn ihre Ehr vor dem Aus steht.

Schon bei Jan auf der Couch beginnt Markus in Erinnerungen an Kathrin und die Anfangszeit ihrer Ehe zu schwelgen. Am nächsten Morgen fährt er zurück, um sich mit Kathrin auszusprechen. Trotz der Bedenken mit dem Öffnen des Koffers das Ende ihrer Ehe zu zementieren, werfen sie einen Blick hinein und entdecken im Verlauf des Osterwochenendes liebe, witzige oder hilfreich gemeinte Geschenke, die man nach 15 Jahren Ehe gebrauchen kann.

Durch das Spiel zu erraten, von wem das jeweilige Präsent sein könnte bzw. der Bedeutung, die damit verbunden ist, kommen sich Markus und Kathrin wieder näher und nutzen die gemeinsame Zeit, offen miteinander zu sprechen.
Beide haben den Ansporn, ihre Ehe zu retten, aber neben dem aktuellen Fehltritt Kathrins gibt es noch eine weitere unausgesprochene Wahrheit, die den Glauben an eine gemeinsame Zukunft erschüttern lassen.

"Jeder neue Tag mit dir" ist ein berührender Roman über eine Ehe, die aufgrund eines Fehlers, der nur ein Symptom dafür zu sein scheint, dass zwischen Kathrin und Markus schon seit Längerem mehr im Argen ist, kurz vor dem Scheitern steht.

Das Ehepaar hat sich, abgelenkt von Beruf und Alltag, zu wenig Zeit für sich genommen und auseinandergelebt. Fraglich ist, ob der Betrug, zu dem es ohne das vorzeitige Eintreffen von Markus unweigerliche gekommen wäre, so schwer wiegt, dass jegliches Vertrauen zwischen Markus und Kathrin zerstört ist und ihre Liebe keine Chance mehr hat.

Auch wenn er Leser sich auf die Seite von Markus schlägt, ist Kathrin keine unsympathische Protagonistin. Ich konnte mich in beide Ehepartner gut hineinversetzen und es war mit jedem kleinen Geschenk aufs Neue interessant zu erfahren, was sich dahinter verbirgt, welche Erinnerungen es bei Markus und Kathrin hervorruft oder welche Bedeutung es jetzt im Moment für sie hat.
In Rückblenden erfährt man viel von der Anfangszeit der Beziehung und den glücklichen Tagen ihrer Ehe und umso mehr hofft man selbst, dass die beiden sich wieder emotional annähern und einen Neuanfang wagen.

Der Roman beschreibt eine Situation bzw. einen Zustand der Ehe, in die/ den jedes Paar gelangen kann. Luisa Valentin schafft es, das Gefühlschaos, die Hilflosigkeit, Unsicherheit und Hoffnung sehr authentisch darzustellen, dass man die Situation auf sich selbst übertragen könnte und mit beiden in dem Wechselbad der Gefühle mitbangt.
Da Buch zeigt, dass man den (Ehe-)partner gerade in langjährigen Beziehungen nicht zu selbstverständliche nehmen darf und dass man sich kontinuierlich um den anderen bemühen und Respekt zollen muss. Gleichzeitig macht es nachdenklich, ob es die richtige Entscheidung ist, der Liebe eine zweite Chance zu geben oder ob man den Mut haben muss, ein Ende zu akzeptieren, um sich nicht weiter gegenseitig zu verletzen.

"Jeder neue Tage mit dir" ist keine seichte Liebesgeschichte, sondern ein sehr kurzweiliger Roman mit Tiefgang, auch wenn Titel und rosa Cover auf den ersten Eindruck etwas anderes suggerieren.

Veröffentlicht am 28.06.2017

Herrlich amüsante Liebeskomödie mit zwei sympathisch-chaotischen Protagonistinnen und dem Flair von Bordeaux und Paris

Manchmal ist es schön, dass du mich liebst
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Chloé und Constance sind beide Ende 20 und wohnen in Paris. Sie kennen sich bislang nur oberflächlich aus einem Literaturkreis, in welchem sie regelmäßig Bücher gemeinsam lesen und anschließend diskutieren. ...

Chloé und Constance sind beide Ende 20 und wohnen in Paris. Sie kennen sich bislang nur oberflächlich aus einem Literaturkreis, in welchem sie regelmäßig Bücher gemeinsam lesen und anschließend diskutieren. Während die schüchterne Constance, die seit 29 Monaten im "No-Sex-Land" wohnt, für Romane á la Jane Austen schwärmt und von ihrem Mr. Darcy träumt, tröstet sich Chloé nach der Trennung von Guillaume mit One-Night-Stands hinweg und bespricht lieber Bücher wie "American Psycho".

Chloé hängt immer noch an ihrem Ex Guillaume, der zugleich auch noch ihr Chef ist und schläft regelmäßig mit ihm. In den Augen ihrer besten Freundin Charlotte quält sie sich nur damit, vor allem da Guillaume in den nächsten Monaten seine Verlobte heiraten wird.

Sowohl Constance als auch Chloé beschließen, ihr Leben in die Hand zu nehmen und es von Grund auf zu ändern.
Während Chloé fristlos kündigt und zu Constances Onkel nach Marinzac, einem kleinen Dorf in der Weingegend Bordeaux, zieht, um ihren Traum als Schriftstellerin zu leben und sich um ihre Großmutter zu kümmern, die dort in einem Altenheim wohnt, nimmt Constance an einem Kurs teil, der sie zur perfekten Liebhaberin machen soll, um endlich wieder Schwung in ihr Liebesleben zu bekommen.

Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht von Chloé bzw. Constance über einen Zeitraum von sechs Monaten erzählt, wobei die Autorin in Bezug auf Constance die Form von Tagebucheinträgen gewählt hat.

Von dem Roman hatte ich mir gar nicht so viel erwartet und bin mehr als positiv überrascht. "Manchmal ist es schön, dass du mich liebst" ist wirklich ein sehr unterhaltsamer, erfrischend-witziger Roman über zwei junge Frauen, die ihr Liebesleben und in der Konsequenz ihr gesamtes Leben umkrempeln.
Constance hat bislang sehr zurückhaltend in ihrer Ein-Zimmerwohnung in Paris gewohnt, ist geflissentlich ihrer Arbeit nachgegangen, ohne von ihrem Chef Hans Schmidt, der in ihren Augen ein humorloser Deutscher, "Neonazi", ist entsprechend für ihre Leistungen honoriert zu werden und hat zu Hause vor dem Fernseher von ihrem Traummann geträumt. Auch wenn sie in dem Roman die etwas altmodische Romantikerin mimt, hat sie einen höchst amüsanten trockenen Humor, der sich in ihren Tagebucheinträgen wiederspiegelt. Auch die Lektionen, die sie im Rahmen des Kurses als "Icequeen" meistert, bringen sie immer wieder in aberwitzige Situationen zum Fremdschämen.

Chloé ist das charakterliche Gegenteil von Constance, eine Frau, die bildhübsch und immer perfekt gestylt ist und sehr selbstbewusst auftritt. Sie kann jeden Mann haben, was durch ihre zahlreichen Affären belegt wird, nur ihre große Liebe Guillaume, den sie selbst betrogen hat und der sich daraufhin von ihr trennte, kann sie nicht mehr haben. In Marinzac und dem wenig komfortablen Leben auf einem Weingut, verändert sie sich und spielt nicht mehr die Femme fatale. Dort lernt sie auch den brummigen Vincent des benachbarten Weinguts kennen, der ganz allein das verfallene Schloss bewohnt und schon früh ist vorhersehbar, dass sich zwischen den beiden charakterstarken Protagonisten noch mehr entwickeln wird...

Es ist der erste Roman von Marie Vareille, der in Deutschland erschienen ist und der nicht nur für Leserinnen geeignet ist, die eine romantische Liebesgeschichte lesen möchten, sondern auch für all diejenigen geeignet, die sich durch diese herrlich amüsante Komödie unterhalten lassen und dabei in das französische Flair von Paris und Bordeaux eintauchen möchten.

Veröffentlicht am 16.06.2017

Roman über Freundschaft und Vertrauen und das Ausleben von Sehnsuchtsgefühlen - ein spannender Pageturner

Das Haus, das in den Wellen verschwand
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Lana und Kitty sind beste Freundinnen aus England und befinden sich gerade auf den Philippinen als sich zufällig auf die Crew der Jacht "Blue" treffen und von ihnen als Besatzungsmitglieder aufgenommen ...

Lana und Kitty sind beste Freundinnen aus England und befinden sich gerade auf den Philippinen als sich zufällig auf die Crew der Jacht "Blue" treffen und von ihnen als Besatzungsmitglieder aufgenommen werden.

Lana hatte die Reise angetreten nachdem sie erfahren hatte, dass ihre Mutter gar nicht bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, als Lana drei Jahre alt war, sondern dass diese die Familie wegen eines anderen Mannes verlassen hat und mit diesem nach Griechenland gegangen ist. Tief enttäusch von ihrem Vater musste sie raus aus England. Kitty, die einen Alkoholiker als Vater hat und als angehende Schauspielerin von mehr träumt, als in der Provinz einem alltäglichen Job nachzugehen, war sofort Feuer und Flamme für diese Auszeit.

Sie verbringen einige entspannte, ungezwungene Woche ohne Sorgen und mit einem Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit.
Auf der Jacht herrschen einige wenige Regeln unter anderem, dass Beziehungen zwischen den Crew-Mitgliedern untersagt sind. Lana verliebt sich dennoch in Denny, der die Beziehung allerdings nicht gegenüber Skipper Aaron offenbaren möchte. Kitty flirtet sowohl mit Shell als auch mit Heinrich. Als dann auch noch bei der langen Überfahrt nach Palau Joseph als blinder Passagier an Bord ist, kommen immer mehr Spannungen zwischen den Crew-Mitgliedern zutage, die auch in körperlichen Auseinandersetzungen münden. Und dann ist Joseph plötzlich verschunden - über Bord gegangen und es scheint, als wären die Crew-Mitglieder nicht nur wegen einer kleinen Auszeit an Bord der "Blue", sondern um ihren Problemen aus der Vergangenheit, von denen die anderen nichts ahnen, davon zu segeln.

Die Geschichte ist aus der Perspektive von Lana erzählt, die inzwischen alleine in Neuseeland ist und als Künstlerin arbeitet, nachdem sie die Jacht vor acht Monaten verlassen hat. Aus den Nachrichten erfährt sie, dass die "Blue" gesunken ist und die Besatzung vermisst wird.
Lana ist voller Sorge um Kitty, von der sie sich offenbar im Streit getrennt hat und begibt sich in das Rescue Center um mehr zu erfahren. Dort trifft sie auf die Verwandten der anderen Crew-Mitglieder und erfährt so noch mehr von deren Geheimnissen.

"Das Haus, das in den Wellen verschwand" ist der dritte Roman von Lucy Clarke nach "Die Landkarte der Liebe" und "Der Sommer, in dem es zu schneien begann" und wie die beiden Romane zuvor, spielt auch dieser an exotischen Orten und handelt von einer jungen Frau, die eine Todesnachricht erhält und nach und nach die Rätsel um den vermeintlich toten geliebten Menschen aufdeckt. Auch wird erneut in zwei Zeitebenen erzählt, wobei die Vergangenheit im Mittelpunkt der Erzählung steht.

Durch die sehr bildhafte Erzählung fühlt man sich selbst in die Hitze versetzt und kann die bunten Inseln, das glitzernde Meer und die kühle Brise auf der Jacht, die kühlen Nächte und den Tau des Morgens spüren.
Lucy Clarke hat eine Gabe, Geschichten so dicht und atmosphärisch zu erzählen, dass man sich das Setting - auch an diesen fremden Orten - sehr gut vorstellen kann. Durch die vielen kleinen Geheimnisse, die jedes Crew-Mitglied umgeben und die nur sehr zögerlich aufgedeckt werden, ist der Roman sehr spannend zu lesen.
Dadurch, dass man sich als Leser in der Zukunft befindet und weiß, dass irgendetwas auf der Jacht vorgefallen sein muss, dass Lana diese verlassen und keinen Kontakt mehr zu ihrer ehemaligen besten Freundin hat, die sie schon seit ihrem elften Lebensjahr kennt.

Der Roman wird damit zu einem wahren Pageturner, um zu erfahren, was vor acht Monaten vorgefallen ist und ob es nach dem Sinken der Jacht gegenwärtig, noch Überlebende gibt.
Es ist ein Roman über Freundschaft und Vertrauen, um Verrat und Problembewältigung sowie das Ausleben von Sehnsuchtsgefühlen, einer Sinnsuche und dem Traum von einem einfachen Leben fernab von allen Sorgen.
Bislang der beste Roman von Lucy Clarke, den ich geradezu verschlungen habe!