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Veröffentlicht am 20.06.2024

Niedlicher, aber auch etwas unaufgeregter Wohlfühlroman über das hilfreiche Band einer Familie, die Halt gibt, Ängste nimmt und das Potenzial in jedem einzelnen mobilisiert.

Hier sind wir zusammen
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Nachdem ihr Ehemann die Familie in den finanziellen Ruin getrieben hat, entscheidet sich das Paar für eine temporäre Trennung, weshalb Amelia notgedrungen mit ihrer Tochter Charlotte zu ihrer verwitweten ...

Nachdem ihr Ehemann die Familie in den finanziellen Ruin getrieben hat, entscheidet sich das Paar für eine temporäre Trennung, weshalb Amelia notgedrungen mit ihrer Tochter Charlotte zu ihrer verwitweten Mutter zieht.
Für Amelia ist es schwierig, in ihr altes Zuhause zurückzukehren, vermisst sie dort doch ihren Vater und kann ihrer Mutter, zu der sie eher ein distanziertes Verhältnis pflegt, nicht entkommen. Dennoch ist sie glücklich, als sie merkt, wie ihre Tochter sich an die neue Situation anpasst und bei ihrer Großmutter aufblüht.
Grace hingegen freut sich, ihre Tochter und Enkelin bei sich zu haben und ein wenig zu kümmern. Nach langer Zeit fühlt sie sich endlich wieder lebendig.

"Hier sind wir zusammen" ist eine Geschichte über eine Familie und drei Generationen von Frauen, die unerwartet von Veränderungen betroffen sind, die ihnen jedoch auch neue Chancen eröffnen.

Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt, die häufig wechseln. Auf diese Weise sind die Stimmung und die Gefühle der drei Hauptfiguren offensichtlich und nachvollziehbar. Es ist spürbar, dass etwas Ungesagtes zwischen Amelia und Grace steht, wobei zunächst anzunehmen ist, dass es an der unterschiedlichen Auffassung der Rolle als Mutter liegen könnte. Amelia fühlte sich als Kind zurückgesetzt, als Grace ihre Karriere als Ingenieurin vorantrieb und wollte bei ihrer Tochter alles besser machen, steht nun aber vor dem Dilemma einer Trennung.
Daneben wirft ein Trauma ein Schatten auf ihre Beziehung, das lange verdrängt wurde und von dem Charlotte nichts ahnt. Unbewusst wirkt sie jedoch wie ein Katalysator und bewirkt, dass Grace und Amelia ins Gespräch kommen und eine Annäherung möglich wird.

Es ist eine niedliche, aber auch etwas unaufgeregte Geschichte, der das Besondere fehlt, um länger im Gedächtnis zu bleiben.
Mit dem Auseinanderbrechen und dem neuen Zusammenfinden einer Familie werden emotionale Themen wie Trennung, Tod, Krankheit und Verlust angesprochen, jedoch ohne zu sehr ins Detail zu gehen, Drama zu erzeugen oder fesselnde Dynamiken zu entwickeln. Ein wichtiges Feld ist zudem der Zwiespalt einer Frau zwischen Beruf und Karriere und die innere Zerrissenheit, beidem nicht zu genügen.
Die Charaktere sind nett, aber unscheinbar und man hat nie die Befürchtung, dass sie ihre Herausforderungen nicht zusammen meistern werden. Ein paar Nebenhandlungen wie die Suche nach einem vermissten Lehrer, Charlottes Schulausflug oder Graces Hobbys und Freunde sorgen für ein wenig Lebendigkeit. Amelia bleibt hingegen ein wenig blass.

Es ist ein Wohlfühlroman über das hilfreiche Band einer Familie, die Halt gibt, Ängste nimmt und das Potenzial in jedem einzelnen mobilisiert.

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Veröffentlicht am 18.06.2024

Komplexer Kriminalfall, bei dem Tempes forensisches Wissen und Können nicht ganz so zur Geltung kommt - dennoch gewohnt spannend und unterhaltsam wie alle Bände der Reihe

Die Hand des Todes
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Die forensische Anthropologin Tempe Brennan soll die sterblichen Überreste eines Mannes untersuchen, der angeblich in Folge eines Blitzeinschlags ums Leben gekommen ist. Dabei ergibt sich eine Verbindung ...

Die forensische Anthropologin Tempe Brennan soll die sterblichen Überreste eines Mannes untersuchen, der angeblich in Folge eines Blitzeinschlags ums Leben gekommen ist. Dabei ergibt sich eine Verbindung zu einer Reihe von Mordfällen auf den karibischen Turks- und Caicosinseln, wo in den letzten sieben Jahren drei männliche Touristen erschossen wurden. Bis auf die Schusswunde und eine jeweils abgetrennte Hand stehen die Opfer in keiner Verbindung zu einander.
Als Tempe in der Karibik angekommen ist, wird zudem ein Boot mit weiteren Leichen aufgefunden, die sie untersuchen soll.
Während Tempe sich wünscht, bei Ryan und Kater Birdie zu sein, gestalten sich die Ermittlungen äußerst zäh.

"Die Hand des Todes" ist der inzwischen 22. Band der Reihe um Dr. Temperance Brennan. Wie schon die Vorgängerromane wirkt auch dieser Fall aufgrund des Fachwissens und der persönlichen Erfahrung der Autorin sehr authentisch. Man blickt Tempe bei ihrer Arbeit über die Schulter und erhält zu jedem Schritt die nötigen Erklärungen, um der Aufklärung der Taten folgen zu können.

Der Fall ist undurchsichtig. Ein Motiv und ein Täter ist kaum zu erahnen. Selbst bei den Verdächtigen fällt es schwer, einen Tatnachweis zu führen, wobei das Ausmaß zu Beginn auch nicht abzusehen ist.
Die Zusammenarbeit von Kriminalpolizei und Forensik ist verständlich und spannend dargestellt. Tempe ist eine sympathische Hauptfigur, die sich immer wieder in ihren Gedanken verliert und dabei die nötigen Hinweise findet um die Ermittlungen zu unterstützen. Tempe ist hartnäckig und akribisch und bringt sich wie schon in den Vorgängerbänden selbst in Gefahr, wenn sie der Aufklärung der Serienmorde und dem Täter zu nahe kommt, was die Deklaration als Thriller rechtfertigt.

Tempes trockener Humor sorgt für Unterhaltung und nimmt den bösen Taten und der Arbeit an verstümmelten Leichen die Schwere. Etwas schade ist allerdings, dass ihr forensisches Können nicht im Vordergrund steht und für die Fallaufklärung keinen größeren Beitrag leistet.

Am Ende überzeugt nicht nur die lebhafte, spannende Darstellung, sondern auch die schlüssige Aufklärung eines komplexen, grenzüberschreitenden Falls mit einer nachvollziehbaren Erklärung für Täter und Motiv.
Nach all den Jahren hat die Buchreihe nichts an ihrer Faszination verloren.

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Veröffentlicht am 16.06.2024

Langweilig einfallslose, anfangs auch zum Teil lebensferne Geschichte, die bei mir keinerlei romantische Emotionen wecken konnte.

Der Zufall eines Sommers
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Summer und Kit sind Mitte 20 und unabhängig von ein einander in Indien unterwegs. Als sie sich kennenlernen, verspüren sie eine derartige Anziehung, dass sie die nächsten Tage gemeinsam verbringen. Summer ...

Summer und Kit sind Mitte 20 und unabhängig von ein einander in Indien unterwegs. Als sie sich kennenlernen, verspüren sie eine derartige Anziehung, dass sie die nächsten Tage gemeinsam verbringen. Summer muss jedoch überstürzt nach England zurück und kann Kit nur zwei kurze Nachrichten in ihrer Unterkunft hinterlassen. Diese erhält er jedoch viel zu spät, weshalb sich die beiden aus den Augen verlieren und das Missverständnis des Desinteresses zwischen ihnen steht.
Sie suchen dennoch nach einander und können sieben Monate später endlich ein klärendes Gespräch führen. Beiden haben sich weiterentwickelt, sind umgezogen und haben andere Partner an ihrer Seite.

Der Roman handelt im Jahr 1993, was eine Erklärung für die Schwierigkeit ist, dass sich Summer und Kit nicht so einfach wieder finden können. Bis auf die Tatsache, dass Handys oder das Internet damals keine Rolle spielten, ist von einem 1990er-Jahre-Feeling allerdings nichts zu spüren. Der Roman könnte zu jeder Zeit handeln.

Die Geschichte handelt abwechselnd in kurzen Kapiteln aus der Perspektive von Summer und Kit. Beide sind melancholische Künstler und auch aufgrund der familiären Probleme ist die Stimmung durchgehend gedrückt.
Das Kennenlernen und die Liebe auf den ersten Blick wird zu Beginn kurz geschildert, weckt jedoch nur wenig Emotionen. Der Funke will nicht so richtig überspringen. Das Drama der Trennung ist aufwühlender, die Umstände jedoch derart unrealistisch geschildert, dass ich das Buch fast nicht weiterlesen wollte. Dass Summer auf den letzten Drücker nach England gerufen wird, ist genauso weltfremd wie die Tatsache, dass Kit zu einer medizinischen Behandlung in Indien verbleibt und mit Flipflops durch London an Krücken geht. Später hat mich die Aussage von Summers bester Freundin Laura befremdet, die Summer bat, die Toilettenspülung nicht zu benutzen, da sie auch noch müsse.

Die getrennte Zeit dauert sieben Monate und handelt von beruflichen und familiären Veränderungen und der Suche nach einem Platz im Leben. Die Protagonisten führen ihre Leben weiter, denken jedoch weiterhin an einander. Eine Sehnsucht oder gar Liebe, die betont wird, ist allerdings nicht zu spüren, auch nicht bei den einzelnen Gelegenheiten, als sie sich wieder sehen.

Ich empfand die Geschichte als langweilig einfallslos und wenig romantisch. Ich konnte mich nicht in die Hauptfiguren hineinversetzen und Sympathien empfinden. Nie habe ich das Gefühl gehabt, dass die beiden mehr als nur neugierig auf einander sind. Mir blieb es bis zum Schluss gleichgültig, ob Summer und Kit zusammenfinden oder nicht.

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Veröffentlicht am 13.06.2024

Eine lebenskluge, vielschichtige und abwechslungsreiche (Liebes-)geschichte über verpasste und zweite Chancen

Man sieht sich
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Friederika und Robert werden in der 11. Klasse zu Freunden, als Robert neu an Fries Schule wechselt. Beide stammen aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen, haben jedoch beide ein problematisches Elternhaus. ...

Friederika und Robert werden in der 11. Klasse zu Freunden, als Robert neu an Fries Schule wechselt. Beide stammen aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen, haben jedoch beide ein problematisches Elternhaus. Deshalb möchte Frie nach dem Abitur auch möglichst weit weg und geht als Au-pair nach Sydney - sehr zum Leidwesen von Robert, der ihr kurz zuvor seine Liebe gestehen wollte.
Verletzt, enttäuscht und wütend, beschließt er, seine beste Freundin zu vergessen und zieht nach Hamburg, um später Musik zu studieren. Als Frie nach anderthalb Jahren in Deutschland zurück ist, führen ihre Wege sie in Hamburg zusammen und Frie ist überrascht, zu was für einem coolen Typ sich der zurückhaltende Robert entwickelt hat. Sie spürt, dass auch sie Gefühle für ihren besten Freund hat, aber die Erkenntnis kommt spät.
Der Kontakt bricht über die Jahre nie ganz ab, die beiden können nicht mit, aber auch nicht ohne einander. Sie lieben sich, aber die äußeren Umstände passen nie und lassen sie mehr als einmal auseinanderdriften - bis sie sich mit Anfang 50 zu einem Klassentreffen wieder sehen und eine neue Chance erhalten.

Mit dem Plot einer Liebesgeschichte über verpasste und zweite Chancen erfindet die Autorin das Rad sicher nicht neu, aber der Roman ist trotzdem zu keinem Zeitpunkt langweilig, sondern eine unterhaltsame Geschichte, in der es auch um die Entwicklung der Persönlichkeit, das Erwachsen und das Älterwerden geht.
So handeln Teile des Romans in der Jugend, Schul- und Studienzeit sowie den frühen Erwachsenenjahren, wenn man gesettelt sein sollte bis hin zu den ersten Alterserscheinungen. Dabei wechselt die Perspektive zwischen Frie und Robert hin und her, so dass man sich ihren Gefühlen stets bewusst ist, die sie vor dem jeweils anderen verbergen.

Die Geschichte ist lebendig geschildert und eine nostalgische Zeitreise in die späten 1980er-, frühen 1990er-Jahre und 2000er-Jahre, als Kassetten, Telefonzellen und frühe Ladenschlusszeiten gewohnt waren.
Im Vordergrund stehen die Herausforderungen des Heranwachsens und das Lebensgefühl zu den jeweiligen Lebensabschnitten und über weite Teile weniger die Liebe und Romantik, auch wenn die Gefühle für einander immer greifbar sind.

Die Charaktere machen eine authentische Entwicklung durch, sind vielschichtig mit Ecken und Kanten gezeichnet und machen den Roman zu einer unterhaltsamen, lebensechten und klugen Geschichte auf dem Weg zum (gemeinsamen) Glück.

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Veröffentlicht am 11.06.2024

Mischung aus Familiendrama und psychologischem Spannungsroman: Mord, Selbstmord oder tragischer Unfall?

Dunkelkaltes Schweigen
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Maria und Jari Kekkonen sind zufrieden mit ihrem Leben in der Kleinstadt Trelleborg. Sie haben gute Berufe, die ihnen ein sorgenfreies Leben bescheren und sind stolz auf ihre beiden jugendlichen Töchter, ...

Maria und Jari Kekkonen sind zufrieden mit ihrem Leben in der Kleinstadt Trelleborg. Sie haben gute Berufe, die ihnen ein sorgenfreies Leben bescheren und sind stolz auf ihre beiden jugendlichen Töchter, die gut in der Schule und erfolgreiche Sportlerinnen sind. Die ältere Isabella ist seit Längerem mit Sixten zusammen, während die jüngere Amanda frisch in Niko verliebt ist. Jari, der seine Töchter vor allem beschützen möchte, ist mit der Wahl von Amanda nicht zufrieden, denn er kennt Nikos Vater Sasho, der vor Jahren wegen Körperverletzung verurteilt wurde. Nikos Eltern hingegen beobachten Amanda misstrauisch, die ein autoaggressives Verhalten zeigt.
Die Eltern halten mit der Vergangenheit hinter dem Berg und ihre Missbilligung über die Beziehung zurück - bis ein Treffen der Jugendlichen mit einer Katastrophe endet.

"Dunkelkaltes Schweigen" handelt auf zwei Zeitebenen und erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven beginnend mit Ereignissen einem Jahr "vor dem Mord" und den tragischen Folgen "nach dem Mord".

Frühzeitig ist klar, dass Amanda das Todesopfer ist, nicht jedoch, wer der Mörder ist und ob es sich möglicherweise nicht doch um einen Selbstmord statt Mord gehandelt haben könnte.
Die Vergangenheit schildert das Kennenlernen von Niko und Amanda und den weiteren Verlauf ihrer Beziehung, die noch vor Amandas Tod endete. Darüber hinaus offenbaren sich immer mehr Details über Amanda und Niko, die beide Probleme hatten und zudem allmählich auch über die Hintergründe ihrer Familien, die Geheimnisse bergen.

Durch die Darstellung vorangegangener Ereignisse ergeben sich mehrere Auslöser und Motive für einen Mord oder Selbstmord, das für Spannung sorgt. Zudem sind die Kapitel kurz gehalten, was unaufhörlich zum Weiterlesen anregt.
Durch die wechselnden Perspektiven können die Beweggründe, Einstellungen und Sorgen der Charaktere nachvollzogen werden. Man fühlt mit den unbeholfenen Teenagern mit, die unter Erfolgsdruck leiden und sich selbst in unbequeme Situationen manövrieren, aber auch mit den Eltern, die nur das Beste für ihre Kinder möchten, jedoch selbst nicht fehlerfrei sind.

Das Kleinstadtleben mit Gerüchten und falschen Verdächtigungen, die Familienkonstellation sowie die berührende Geschwisterbeziehung von Isabella und Amanda sind lebendig und einnehmend dargestellt.
Die Geschichte ist facettenreich und es ist spannend zu entschlüsseln, welche Geschehnisse aus der Vergangenheit verantwortlich für die Katastrophe sind. Gleichzeitig verfolgen einen die Fragen der Eltern, ob sie irgendetwas hätten tun können, um diese zu vermeiden, während rätselhaft ist, warum Niko schweigt und sich als Exfreund und erster Tatverdächtiger nicht verteidigt.

"Dunkelkaltes Schweigen" ist kein Thriller, aber eine gelungene Mischung aus psychologischem Spannungsroman und Familiendrama, bei dem das Ausmaß der Tragödie nur schwer zu erahnen ist.

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