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Veröffentlicht am 01.02.2023

Tragische Familiengeschichte über die Auswirkungen des Krieges für Überlebende und Hinterbliebene, die sich anders als erwartet entwickelt.

Die Zeit zwischen uns
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Die 16-jähre Elise lebt zusammen mit ihrer depressiven Mutter, die den Verlust ihres im großen Krieg gefallenen Ehemannes nicht verkraften konnte, in der Normandie. Als sie William, einen Freund ihres ...

Die 16-jähre Elise lebt zusammen mit ihrer depressiven Mutter, die den Verlust ihres im großen Krieg gefallenen Ehemannes nicht verkraften konnte, in der Normandie. Als sie William, einen Freund ihres unzuverlässigen Bruders kennenlernt, verliebt sie sich in den Amerikaner. Sie schreiben sich regelmäßig Briefe und Elise träumt von einer gemeinsamen Zukunft abseits aller Sorgen. Doch William überlebt den Zweiten Weltkrieg nicht. Ausgerechnet am D-Day kommt er in Frankreich ums Leben. Sein Freund Hank verspricht ihm, sich um Elise zu kümmern, doch Elise ist auch nach mehreren Jahren in ihrer Trauer um ihre große Liebe gefangen und lässt Hank, der nicht viel mehr tun kann, als sie finanziell oder durch Reparaturen an ihrem zu unterstützen, nicht an sich heran. Erst ein Aufenthalt in Amerika lässt Elise aufblühen, aber sie kann William einfach nicht vergessen.
Jahrzehnte später beschließt Lucy, die von ihrem Freund verlassen wurde und deren Großvater kürzlich verstorben ist, nach Nordfrankreich zu reisen, um auf den Spuren der Vergangenheit mehr über ihre Großmutter zu erfahren, die sie nie kennengelernt hat. Dort trifft sie auf den Amerikaner Rob, der dort als Fremdenführer Touristen die Schauplätze des Zweiten Weltkriegs zeigt.

"Die Zeit zwischen uns" handelt in drei Abschnitten auf zwei Zeitebenen, wobei der Fokus der Handlung auf der Vergangenheit in den 1930er- und 1950er-Jahren und ausschnitthaft in den Jahren danach liegt. Der Zweite Weltkrieg spielt keine aktive Rolle, seine Folgen dagegen umso mehr. In der Gegenwart im Jahr 2009 wartet man gespannt darauf zu erfahren, was Lucy über ihre Großmutter und damit auch über ihre Wurzeln erfahren wird. Das Wandeln auf den Spuren der Vergangenheit und der Besuch der Orte in Frankreich, die eine Bedeutung im Zweiten Weltkrieg hatten, hat für die Handlung allerdings kaum eine Bedeutung. Der Roman hätte auch als rein historischer Roman ohne Gegenwartsstrang funktioniert, denn Lucy bleibt als Hauptfigur blass.

Der Roman wird als "Große Liebe in Zeiten des Krieges" angekündigt und weckt damit Erwartungen an eine romantische, aber auch dramatische Geschichte. Die Liebe ist zwar gegenwärtig, aber auf eine beklemmende, fast schon erdrückende Art. Elise und William haben gar nicht die Möglichkeit, ihre große Liebe auszuleben und zu entfalten. Ihr Kontakt bleibt auf wenige Worte in Briefen beschränkt. Nach seinem Tod ist Elise nicht mehr dieselbe. Es ist verständlich, dass sie trauert, aber sie ist noch so jung, dass es wehtut zu sehen, wie sie sich selbst keine Chance auf eine glückliche Zukunft lässt. Auch Hank, der im Krieg Furchtbares erlebt haben muss, ansehen musste wie sein Freund starb und sich trotzdem erfolgreich ein neues Leben aufbaut, wird in die Melancholie von Elise hineingezogen.

Der Roman ist durchgehend schwermütig und gerade am Anfang zäh und monoton geschrieben. Erst der Blickwinkel auf Hank, der im zweiten und dritten Teil des Romans zur Hauptperson mutiert, ist lebhafter, in seiner Dramatik spannungsvoll und auch mit ein paar wenigen Hoffnungsschimmern durchzogen.

"Die Zeit zwischen uns" ist ein Roman über die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges auf die Hinterbliebenen und Überlebenden, der zwar berührend, aber auch sehr schwermütig geschrieben ist. Selbst die enthaltene Liebesgeschichte hat nur wenige positive Aspekte und die Gefühle von Liebe erscheinen für die Protagonisten am Ende als Last, als Vermächtnis und Versprechen, aber nicht als Freude und Glückseligkeit.
Die Geschichte ist angenehm kitschfrei und schildert die Folgen des Krieges ungeschönt. Nach einem zähen Beginn ist es vor allem die Geschichte in der Vergangenheit, die sich der Gegenwart allmählich nähert, die von einer einnehmenden, tragischen Familiengeschichte zeugt, die von so viel Leid geprägt ist.

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Veröffentlicht am 30.01.2023

Thriller, in dem Opfer zu Tätern und Täter zu Opfern werden - raffiniert und schlüssig konstruiert und mit einem interessanten Ermittlerteam, das Lust auf mehr Kriminalfälle in Hamburg macht

Stigma (Milosevic und Frey ermitteln 1)
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Als in Hamburg eine grauenhaft zugerichtete Männerleiche gefunden wird, nehmen Jagoda Milosevic und ihr Partner Vincent Frey vom LKA die Ermittlungen auf. Eine Woche später wird ein weiterer Toter aufgefunden, ...

Als in Hamburg eine grauenhaft zugerichtete Männerleiche gefunden wird, nehmen Jagoda Milosevic und ihr Partner Vincent Frey vom LKA die Ermittlungen auf. Eine Woche später wird ein weiterer Toter aufgefunden, der vermutlich vom selben Täter hingerichtet wurde. Die Ermittlungen ergeben, dass es sich bei beiden Opfern um Sexualstraftäter handelt und führen zu einer Selbsthilfegruppe für Frauen, denen sexualisierte Gewalt angetan wurde. Wurden die ehemaligen Opfer zu Tätern? Handelt es sich um einen Rachefeldzug?

"Stigma" ist als Thriller gekennzeichnet und auch wenn die Morde grauenvoll inszeniert werden und auch Milo bedroht wird und ins Visier des Täters zu geraten scheint, ist es eher ein Kriminalroman, denn im Mittelpunkt stehen die Ermittlungen und die Aufklärungen des Falls eines mutmaßlichen Serienmörders.
Trotz des recht offensichtlichen Motivs ist der Fall spannend, denn in Frage kommen gleich mehrere Täter - männlich wie weiblich.

Milo, die ihr Privatleben vor ihren Kollegen verschleiert und sich bei der Arbeit streng an die Vorschriften hält, und Vince, der aufgeschlossener und zugänglicher wirkt, sind ein originelles Team, das sich perfekt ergänzt und Potential für eine Krimireihe hat.

Die Fallaufklärung ist schlüssig, Täter und Motiv nachvollziehbar und authentisch. Der Roman bezieht ein brisantes und aktuelles Thema ein, das an #metoo-Debatten erinnert, aber nicht nur übergriffige Männer, sondern auch lückenhafte Strafverfolgung, unzureichende Bestrafung und die Angst vor Anzeigen anprangert.

Auch wenn ich mir von einem Thriller mehr Nervenkitzel versprochen hatte und überraschende Wendungen bei der Aufklärung des Falls ausblieben, ist der Plot, in dem Täter zu Opfern und Opfer zu Tätern werden, und in dem der Wunsch nach Sühne und Gerechtigkeit nachvollziehbar entwickelt wird, schlüssig konstruiert. Das neue Ermittlerteam macht Lust auf ein Wiedersehen in Hamburg.

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Veröffentlicht am 27.01.2023

Lebendiger und unterhaltsamer Roman über Freundschaft, Liebe und die Angst vor Veränderungen, der durch eine Wende am Ende mehr Tiefe erhält, als erwartet.

Was nicht war, kann ja noch werden
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Freya Talia Thun ist 30 Jahre alt, stammt aus einer Kleinstadt im Münsterland und lebt seit ihrem Studium in Hamburg, wo sie auch ihren Verlobten Thorsten kennengelernt hat. Als die lang ersehnte Beförderung ...

Freya Talia Thun ist 30 Jahre alt, stammt aus einer Kleinstadt im Münsterland und lebt seit ihrem Studium in Hamburg, wo sie auch ihren Verlobten Thorsten kennengelernt hat. Als die lang ersehnte Beförderung an eine jüngere Frau vergeben wird, ihre beste Freundin ihr eröffnet, dass sie schwanger ist und Thorsten immer mehr Druck auf sie ausübt, sesshaft zu werden, wird Freya alles zu viel und flieht zurück in ihr Elternhaus. Dort wird sie zunächst verhalten aufgenommen, denn sie hatte sich all die Jahre nur sporadisch gemeldet und auch jeden Kontakt zu ihren Freunden aus der Schulzeit verloren. Als ihre Eltern Freya mitteilen, dass sie den Bauernhof verkaufen möchten, wo Freya aufgewachsen ist, ist es ein weiterer Schockmoment für Freya, für die sich am liebsten nichts ändern soll. Zu Hause angekommen, schwelgt sie in Erinnerungen an ihre Teenagerzeit und trifft ihre Jugendliebe Chris wieder, der nach seiner Scheidung ebenfalls nach Werne zurückgekehrt ist. Trotz ihrer Verlobung mit Thorsten fühlt sich Freya zu Chris hingezogen. Zusammen mit ihm möchte sie ein letztes Mal eine Party in der Scheune ihrer Eltern feiern und ihre ehemaligen Mitschüler und alten Freunde dazu einladen. Freya flüchtet sich in das Gefühl von Nostalgie und verklärte Erinnerungen und blendet dabei aus, dass auch in ihrer Jugend nicht alles perfekt war und warum sie damals Werne so fluchtartig verlassen hatte.

Die Geschichte wird überwiegend aus der Perspektive von Freya in der Gegenwart erzählt. Daneben gibt es Rückblenden in die Vergangenheit vor zwölf bzw. elf Jahren, als Freya und ihre Freunde vor dem Abitur standen und sich ihre Wege für Studium und Beruf trennten und einzelne Abschnitte aus der Sicht von Chris.

Der Roman ist kurzweilig und unterhaltsam. Durch die Ich-Perspektive fällt es leicht sich in Freya hineinzuversetzen, die sich einfach noch nicht wie 30 fühlt und sich dementsprechend verhält. Sie möchte sich nicht wirklich mit ihrer Zukunft beschäftigen und schon gar nicht über Hausbau und die Gründung einer Familie nachdenken. Sie fühlt sich dafür zu jung und ist überfordert damit, dass alle anderen selbstverständlich erwachsen geworden sind und an ihr vorbeiziehen. Auch wenn man ihr unreifes Verhalten und ihre Ich-Bezogenheit nicht unbedingt gutheißen kann, ist es zumindest nachvollziehbar dargestellt.
Die Schilderungen sind lebhaft und Freyas Gedanken sowie die Dialoge erfrischend witzig. Die Handlung über den Wunsch, die Zeit stehenbleiben zu lassen, ist authentisch. Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, für immer jung zu sein und ein Gefühl von damals, von Jugend, Unbeschwertheit und einer offenen Zukunft zu bewahren? Dabei zeigt der Roman, dass Veränderungen die Konsequenz des Lebens und letztlich unaufhaltbar sind und dass es Mut braucht, sich der Vergangenheit zu stellen, um bereit für die Zukunft zu sein.

Die Geschichte ist in ihren Grundzügen vorhersehbar, was ich bei humorvollen Liebesgeschichten jedoch verzeihlich finde. Zudem hat der Roman einen Plottwist, der der Geschichte neben allen bereits geschilderten Problemen, Spannung verleiht und Tiefe gibt. Auch erhält man durch die Offenbarung eines Geheimnisses aus der Vergangenheit, das Freya offenbar erfolgreich verdrängt hatte, eine Erklärung, die mehr Verständnis für die rastlose Protagonistin erzeugt.
"Was nicht war, kann ja noch werden" ist ein Roman über Freundschaft und Liebe, über Angst vor Veränderungen, Neuanfänge und das Erwachsenwerden, aber auch über Trauer, Schuld und Versöhnung. Es ist eine Geschichte, die aus dem Leben gegriffen ist und dabei unterhaltsam und lebendig geschildert ist.

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Veröffentlicht am 25.01.2023

Zwei spannende Kriminalfälle in Bayern und Tirol - leider ohne grenzüberschreitende Ermittlungen und ein enges Zusammenspiel von Jahn und Krammer

Grenzfall - In der Stille des Waldes
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In Gnadenwald in Tirol werden bei Bauarbeiten zwei präparierte Dachse mit Babykleidung gefunden. Bernhard Krammer vom LKA Tirol steht vor einem Rätsel, da kein Baby vermisst gemeldet wurde. Stattdessen ...

In Gnadenwald in Tirol werden bei Bauarbeiten zwei präparierte Dachse mit Babykleidung gefunden. Bernhard Krammer vom LKA Tirol steht vor einem Rätsel, da kein Baby vermisst gemeldet wurde. Stattdessen wird ein Mann vermisst, der für das Museum Tiere präparierte. Er soll mit seinem Sohn bei einem Wanderunfall ums Leben gekommen sein. Beim Versuch der Befragung der trauernden Ehefrau wird festgestellt, dass auch sie seit Längerem nicht mehr gesehen wurde. Bei einer Hausdurchsuchung werden Blut und eine Reihe merkwürdiger Spuren gefunden.
Zeitgleich erholt sich Oberkommissarin Alexa Jahn von ihrer Schussverletzung in ihrer neuen Wohnung in Lenggries. Sie würde am liebsten schon wieder arbeiten, aber ihr Vorgesetzter legt ihr nahe, auch aus psychischen Gründen auszusetzen. Ein Kollege aus ihrer ehemaligen Dienststelle in Aschaffenburg besucht sie und teilt ihr mit, dass in einem Fall, den sie gemeinsam bearbeitet haben, vermutlich die falsche Person verhaftet wurde. Durch einen Zeuge wurde ein anderer mutmaßlicher Täter im den Vordergrund gerückt, der sich in den Bergen aufhalten soll. Zusammen machen sie sich auf den Weg, um seinen Spuren zu folgen.

"In der Stille des Waldes" ist der dritte Band der "Grenzfall"-Reihe. Im Gegensatz zu den ersten beiden Bänden handelt es sich dieses Mal nicht um einen typischen Grenzfall, denn es geht um zwei verschiedene Fälle in Bayern und Tirol.
Krammer und Jahn ermitteln deshalb unabhängig von einander, was ich etwas schade fand. Die Kapitel über die zwei unterschiedlichen Fälle wechseln sich ab, so dass es auch möglich ist, jedes zweite Kapitel für sich zu lesen.

Beide Kriminalfälle - egal ob der neu aufgerollte Fall in Deutschland oder der mysteriöse Fall in Österreich um die vermisste Familie - sind spannend und temporeich erzählt. Die Perspektiven wechseln schnell, die Kapitel enden oft mit Mini-Cliffhangern, die zum Weiterlesen animieren. In dem Fall in Bayern ist der Täter bekannt, weshalb nicht die Ermittlungen als solche interessant sind, sondern die Suche in den bayerischen Bergen. Der Fall in Tirol ist dagegen wesentlich komplexer und offenbart eine tragische Familiengeschichte.

Der Erzählstil ist gerade während der Wanderung durch die Berge bildhaft und auch die Hauptfiguren bleiben durch ihr nicht ganz einfaches Privatleben, das jedoch stets im Hintergrund bleibt und Stoff für folgende Reihen bietet, interessant und facettenreich.
Beide Kriminalfälle handeln von Schuld und Sühne, die im Fall in Bayern durch die Suche nach dem wahren Täter wieder ausgeglichen werden können, während in Österreich bereits jede mögliche Hilfe zu spät kommt.

Teil 1 und 2 haben mir durch das Zusammenspiel der bayerischen Polizei mit den Kollegen in Tirol besser gefallen. Die Fälle waren raffinierter und weniger vorhersehbar. Dennoch freue ich mich mit "In den Tiefen der Schuld" auf Band 4 der Reihe und hoffe, dass das Duo Krammer / Jahn wieder gemeinsam in Erscheinung treten.

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Veröffentlicht am 16.01.2023

Hommage an Zusammenhalt, Freundschaft und natürlich (!) Bücher. Am Ende war die Wohlfühlgeschichte jedoch arg seicht.

Happy Ever After – Wo das Glück zu Hause ist
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Nina ist Bibliothekarin in Birmingham, verliert jedoch aufgrund von Einsparmaßnahmen und Schließungen ihrer Anstellung. Die Aussicht auf eine neue Arbeit in dem Bereich sind schlecht, weshalb Nina ins ...

Nina ist Bibliothekarin in Birmingham, verliert jedoch aufgrund von Einsparmaßnahmen und Schließungen ihrer Anstellung. Die Aussicht auf eine neue Arbeit in dem Bereich sind schlecht, weshalb Nina ins Grübeln gerät und ihren Traum einer eigenen Buchhandlung verwirklichen möchte. Ohne Startkapital ist auch dieses Unterfangen schwierig, weshalb sich Nina kurzerhand einen Lieferwagen in den schottischen Highlands als mobile Buchhandlung zulegt und in dem kleinen Dorf Kirrinfief bleibt.
Der Kontrast zur Großstadt ist groß, aber schnell beginnt sich Nina dort wohlzufühlen und genießt es, für ihre Kunden das passende Buch zu finden. Die Menschen sind aufgeschlossen und nehmen das Angebot des Bücherbusses gerne an. Dennoch fühlt sich Nina an den langen Abenden einsam und träumt von einem Mann an ihrer Seite. Mit dem hilfsbereiten Zugführer Marek tauscht sie romantische Botschaften aus, während sie sich mit ihrem Vermieter, dem kernigen Schafbauern Lennox, regelmäßig in die Wolle bekommt.

Wird es für Nina ein "Happy Ever After" geben, wie sie ihre mobile Buchhandlung genannt hat? Darum dreht es sich in dem Auftakt der neuesten Romanreihe von Jenny Colgan.

"Wo das Glück zu Hause ist" ist ein Wohlfühlroman, der einen durch die bildhaften Beschreibungen von Landschaft, Klima und Traditionen anschaulich in die schottischen Highlands und die beschauliche fiktive Kleinstadt Kirrinfief versetzt. Nina ist eine sympathische Protagonistin, eine Träumerin, für die es keine größere Leidenschaft als das Lesen und ihre Bücher gibt. In Birmingham hat sie sich hinter ihren Büchern versteckt, während sie in Schottland aktiver am Leben teilnimmt und ihr durch die Arbeit als Selbstständige auch kaum noch Zeit zum Lesen bleibt. Sie schließt Kontakt mit den eigenwilligen Einwohnern, hat bald einige Stammkunden und ist Teil einer Gemeinschaft, die aufeinander Acht gibt.

Die Leidenschaft für das Lesen und das Bedauern über das Aussterben von Büchereien ist auf jeder Seite spürbar. Dem Roman umweht ein Hauch von Nostalgie und vermittelt das Gefühl, das Bücher Halt geben und glücklich machen. Doch selbst Nina muss feststellen, dass Bücher allein nicht reichen und sich auch auf Anraten ihrer besten Freundin, der kecken Surinder, für Menschen öffnen und aufhören, sich in ihren Tagträumen zu verlieren.

Auch wenn Nina mit sehr offenen Armen in Empfang genommen wird, viel Glück mit ihrem Bücherbus hat und das Leben auf dem Land im Vergleich zur Stadt allzu positiv hervorgehoben wird, hat mir die Geschichte dennoch über weite Teile gut gefallen. Die Liebesgeschichte ist vorhersehbar, hat aber zunächst ihren Reiz und auch dass neben dem Büchereisterben ernste Themen wie die Trennung, Neuanfänge und die Vernachlässigung von Kindern angesprochen werden, versucht dem Roman, der eine Hommage an Zusammenhalt, Freundschaft und natürlich (!) Bücher ist, eine gewisse Tiefe zu geben. Leider wird der Roman am Ende jedoch recht zäh und seicht. Nahezu alle Probleme lösen sich allzu leicht in Wohlgefallen auf. Der Liebesgeschichte fehlt am Ende Knistern und Romantik und wird stattdessen dramatisch in Szene gesetzt, um ein Happy End hinauszuzögern.
Bis auf das etwas lieblose Ende ist "Happy Ever After" eine herzliche, unprätentiöse Geschichte, die neugierig auf die weiteren Bände in der Ortschaft Kirrinfief macht.

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