Profilbild von schnaeppchenjaegerin

schnaeppchenjaegerin

Lesejury Star
offline

schnaeppchenjaegerin ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit schnaeppchenjaegerin über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.01.2023

Erschreckend real anmutende Dystopie mit einer Warnung vor umfassender Vernetzung, die Manipulation und Machtmissbrauch Tür und Tor öffnet.

Mind Gap
0

Silvie Mankowitz ist Journalistin in Berlin, die für ihre Arbeit bereits ausgezeichnet wurde. Als sie von ihrem Bruder kontaktiert wird, von dem sie ausgegangen ist, dass er als Soldat im Kampf gefallen ...

Silvie Mankowitz ist Journalistin in Berlin, die für ihre Arbeit bereits ausgezeichnet wurde. Als sie von ihrem Bruder kontaktiert wird, von dem sie ausgegangen ist, dass er als Soldat im Kampf gefallen ist, ist sie irritiert, freut sich jedoch auf das anvisierte Treffen mit ihm. Wenig später ist er tot. Er soll Suizid begangen haben und zuvor zwei weitere Personen getötet haben, darunter den Kanzlerkandidaten Nowak.
Silvie kann es nicht glauben und forscht nach. Sie stößt auf Widerstand auf höchster Ebene und entdeckt eine unglaubliche Verschwörung. Offenbar kann der NINK, ein Chip, der Menschen implantiert wird, um ihr Leben durch einen unmittelbaren Zugriff auf das Internet zu optimieren, manipuliert werden und den freien Willen des Menschen ausschalten. Silvie möchte nicht nur ihren Bruder rehabilitieren, sondern auch die ungeahnten und gefährlichen Folgen der Einführung des als revolutionär gefeierten NINK öffentlich machen.

Mit "Mind Gap" wird ein spannendes Szenario beschrieben, dass in naher Zukunft im Jahr 2033 handelt. Es ist ein Thriller, der die Schattenseiten des technischen Fortschritts erschreckend realistisch darstellt. Eine Einführung eines Chips, der in den Kopf implantiert wird und mit dem Gehirn verbunden wird, klingt nach Science Fiction, erscheint jedoch in Anbetracht der vermeintlichen Vorteile für jeden einzelnen Nutzer nicht unwahrscheinlich.

Der Thriller wird aus verschiedenen Perspektiven der handelnden Personen in Berlin geschildert. Ein zweiter Erzählstrang, der bald eng mit dem Geschehen in Deutschland verknüpft wird, handelt in Manila. Weiterhin gibt es Einblicke zu Machthabern in Ländern wie Aserbaidschan, Ruanda und Simbabwe, die nicht wirklich einzuordnen sind.
Die Kapitel sind kurz, die Perspektiven wechseln häufig, was der Geschichte, die nur innerhalb weniger Stunden handelt, Dynamik verleiht.
Aufgrund der Schnelligkeit und der Vielzahl der Protagonisten fehlt die emotionale Nähe, was jedoch nicht weiter störend ist, denn die Geschichte, die immer mehr Details über NINK und wie der Chip als Machtinstrument genutzt werden kann, was nicht nur den freien Willen ausschaltet, sondern auch tödliche Folgen in einem skrupellosen Ausmaß hat, ist beängstigend.

"Mind Gap" warnt mit einer erschreckend real anmutenden Dystopie vor den Folgen einer alle umfassenden Vernetzung ohne sicheren Schutz personenbezogener Daten, die Tür und Tor für Manipulation und Machtmissbrauch öffnet. Denn das ein Instrument, das eigentlich als Hilfsmittel und Erleichterung des Alltags erdacht wurde, in falsche Hände gerät, ist aufgrund des unaufhörlichen Strebens des Menschen nach mehr, eine logische Konsequenz.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.01.2023

Emotionale und anrührende Geschichte über die Verarbeitung einer gescheiterten Beziehung. Besonders für eine jüngere Zielgruppe eindrücklich geschildert

Orte, an denen ich geweint habe (wegen dir)
0

Wegen eines neuen Arbeitsplatzes ihres Vaters muss Amelie mit ihren Eltern von Sheffield in den Süden Englands ziehen. Sie vermisst ihre Freunde, aber die Musik gibt der jungen Singer-/ Songwriterin Kraft ...

Wegen eines neuen Arbeitsplatzes ihres Vaters muss Amelie mit ihren Eltern von Sheffield in den Süden Englands ziehen. Sie vermisst ihre Freunde, aber die Musik gibt der jungen Singer-/ Songwriterin Kraft und Anerkennung. An ihrer neuen Schule lernt sie Reese kennen, der wie sie die Leidenschaft zur Musik teilt und Sänger einer Band ist. Er umgarnt sie, macht ihr Komplimente und bezirzt sie mit romantischen Dates. Die Beziehung geht in die Vollen und Amelie schwebt auf Wolke 7, auch wenn ihre neu gewonnenen Freunde sie vor Reese warnen. Amelie ignoriert alle roten Flaggen und liebt es, von ihm geliebt zu werden. Doch nach vier Wochen platzt die Blase und Amelie ist wieder allein, Reese hat sich von ihr getrennt und ihre Freunde hatte sie schon zuvor verloren, da es nur noch sie beide gab.
Amelie ist verwirrt, verletzt und fühlt sich innerlich gebrochen. Die Trennung schmerzt, auch wenn die kurze Beziehung nicht nur schöne Momente hatte. Amelie blickt zurück und reflektiert ihre Beziehung zu Reese. Sie geht ihre Landkarte der Liebe ab und sucht alle Orte auf, an denen sie wegen Reese geweint hat.

"Orte, an denen ich geweint habe (wegen dir)" ist, wie der Titel und das dazu passende tränenverschmierte Cover impliziert, eine emotionale, anrührende Geschichte. Sie ist aus Sicht der 16-jährigen Amelie geschildert, die gegenwärtig seit vier Wochen von ihrem letzten Freund getrennt ist und versucht diese Beziehung, die sich im Nachhinein so seltsam anfühlt, zu verarbeiten.
Auch wenn die Zielgruppe des Buches junge Erwachsene sind, ist es auch für reifere Leser*innen geeignet, denn emotionale Geschichten über gescheiterte Liebesgeschichten und den Schmerz, der am Ende übrig bleibt, sind keine Frage des Alters.

Die Geschichte vermischt die Gegenwart mit der Vergangenheit, indem Amelie wie ferngesteuert die Orte aufsucht, an denen sie mit Reese zusammen war und von ihm verletzt wurde. Durch die beiden unterschiedlichen Schriftarten fällt es leicht, die Gedanken- und Zeitsprünge einzuordnen.
Wie in einem Tagebuch spricht Amelie Reese direkt an und konfrontiert sich mit schönen und hässlichen Momenten, um die Beziehung zu verarbeiten. Frühzeitig hatte Amelie durch das Auf und Ab ihrer Gefühlswelt erkannt, dass in ihrer Beziehung etwas nicht stimmt, aber alle Signale ignoriert, schließlich liebte er sie - und sie ihn. Immer noch. Herz und Verstand sind für Amelie nicht in Einklang zu bringen. Im Gegensatz zu ihr ist für Außenstehende offensichtlich, dass Reese manipulativ und erdrückend ist. Er neidet ihren Erfolg und steht lieber selbst im Mittelpunkt. Sein Verhalten ist dabei zu Beginn subtil und wird von seiner Leidenschaft überdeckt, bis er Grenzen überschreitet, die mehr als ein ungutes Gefühl hinterlassen. Amelie macht sich klein und lässt sich zu viel gefallen, um Reese nicht zu verärgern.
Die Schilderungen sind erschreckend realistisch, denn es sind so viele kleine Dinge, die aus der jungen, leidenschaftlichen Liebe eine toxische Beziehung machen. Es ist kein physischer Missbrauch, auch wenn Amelie (zu) viel zulässt, sondern ein psychischer, der mindestens genauso schwerwiegt. Die Geschichte geht nahe, denn sie macht wütend zu sehen, wie Amelie immer weiter in Reese verschwindet und verständnislos, wie Amelie während der Beziehung bei allen Gemeinheiten Reeses die Schuld bei sich sucht, welchen Selbsthass sie dabei entwickelt und ihn danach immer noch lieben kann - oder glaubt, es zu tun.
Die Geschichte rüttelt wach und zeigt, dass auch gescheiterte Teenagerbeziehungen nicht kleinzureden sind und dass es kein Fehler ist, Schuld- oder Schamgefühle zu empfinden, so behandelt zu werden. Sie ermuntert, sich Hilfe zu suchen und Probleme nicht mit sich selbst auszumachen.
Das Buch ist anstrengend zu lesen. Die Atmosphäre ist bedrückend und melancholisch, der weinerliche Tonfall, der aber wiederum so gut zu der feinfühligen Künstlerseele Amelie passt, ist Kräfte zehrend. Zudem verunsichert die Frage, ob Reese nicht einfach nur egoistisch und dominant und Amelie zu naiv und schwach war, für sich einzustehen. Die Geschichte ist sehr emotional und dramatisch dargestellt und ist am Ende vor allem lehrreich, wie Amelies verwirrende Gefühle einzuordnen sind und dass Liebe alles, nur nicht selbstzerstörerisch sein und unglücklich machen darf.
Passend zur Zielgruppe und zur Botschaft des Romans werden im Anhang Notrufnummern und Hilfsangebote aufgezeigt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.01.2023

Spannender Auftakt einer neuen Krimireihe mit einem wendungsreichen Cold Case-Fall

Der Tote von Wiltshire - Lockyer & Broad ermitteln
0

Im Juni 2005 leitete Detective Inspector Matthew Lockyer die Ermittlungen im Mordfall eines zunächst unbekannten Mannes, der erstochen in einer Scheune von Professor Ferris in der Grafschaft Wiltshire ...

Im Juni 2005 leitete Detective Inspector Matthew Lockyer die Ermittlungen im Mordfall eines zunächst unbekannten Mannes, der erstochen in einer Scheune von Professor Ferris in der Grafschaft Wiltshire aufgefunden wurde. Nach einem Indizienprozess wurde seine Haushälterin Hedy Lambert verurteilt, die jedoch stets ihre Unschuld beteuerte.
Vierzehn Jahre später meldet sie sich bei Lockyer, um einem Hinweis nachzugehen, der ihren Prozess neu aufrollen könnte. Lockyer, der nach einem Fehler in einem anderen Ermittlungsverfahren zu einem Cold Case-Ermittler degradiert worden war und nie ganz von der Schuld Hedys überzeugt war, nimmt sich erneut des Mordfalls an. Zusammen mit seiner Kollegin, Constable Gemma Broad begibt er sich auf Spurensuche, nutzt die Fortschritte der Kriminaltechnik und befragt die beteiligten Personen von damals. Dabei findet er entlastende Indizien, aber auch ein neues mögliches Motiv, das Hedy zur Mörderin machen könnte.

"Der Tote von Wiltshire" ist der erste Band einer neuen Krimireihe und nach einer Vielzahl an historischen Romanen der erste Kriminalroman der Bestseller-Autorin Katherine Webb.

DI Lockyer ist ein Eigenbrötler, der von einer Familientragödie belastet ist und aufgrund von Fehlern bei der Arbeit seine Fähigkeit als Ermittler kritisch hinterfragt. Zudem hat er Gefühle für die im Gefängnis sitzende Hedy Lambert, so dass das Wiederaufrollen des Falles ihm die Chance gibt, sie zu rehabilitieren und gleichzeitig die Ermittlungen von damals zu überprüfen. Seine junge Kollegin Gemma Broad ist seine willige Assistentin, deren Rolle trotz der auch nach ihr bezeichneten Krimireihe eher verhalten ist.

Der Roman entwickelt sich zunächst gemächlich, alte Beweisstücke werden überprüft und Zeugen befragt, die sich jedoch überwiegend als unzuverlässig oder zumindest verschlossen herausstellen, so dass die Ermittlungen immer wieder ins Stocken geraten. Durch die Verbindung zu einem anderen Kriminalfall, neuer möglicher Motive und Täter, wird die Geschichte im letzten Drittel spannender. Durch zahlreiche Wendungen und neuer Indizien, die mehrfach andere Verdächtige in den Fokus rücken, werden die Ermittlungen und Schlussfolgerungen, die sich aufgrund der vergangenen Zeit lange im Kreis drehten, interessanter und lassen die/ den Leser*in aktiv miträtseln, wer aus welchem Grund den Mann ermordete, der vorgab, der Sohn des Professors zu sein.

Durch tragische Ereignisse, die mit dem Mordfall verbunden werden, bietet der Roman neben der Neugier auf die Aufklärung des Kriminalfalls Raum für Emotionen und macht das Verhalten von Verdächtigen, Zeugen und auch von DI Lockyer nachvollziehbar. Durch die andauernde Frage, ob Hedy selbst aus dem Gefängnis manipulativ handelt und inwiefern Lockyer sich bei seinen Ermittlungen damals wie heute möglicherweise blind von seinen Gefühlen leiten lässt, bleibt der Roman anhaltend spannend. Die Aufdeckung von Ermittlungsansätzen, denen im Jahr 2005 nicht nachgegangen war und die Offenbarung immer neuer Geheimnisse sorgen für raffinierte Wendungen und zeugen von einem aufwändig konstruierten Fall, der 2005 möglicherweise zu früh mit nur einer Verdächtigen als aufgeklärt zu den Akten gelegt wurde. Am Ende verliert sich die Autorin etwas, vermittelt aber gleichzeitig den Eindruck, dass schon ein nächster Fall auf DI Lockyer wartet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.12.2022

Lebendige und witzige Geschichte, die aufgrund der schwermütigen Themen viele ernste Töne hat - keine gehaltlose RomCom.

Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt
0

Edie ist zur Hochzeit von zwei Kollegen aus ihrer Werbeagentur eingeladen. Mit Jack hatte sie per Chat geflirtet und hatte deshalb eigentlich keine Lust ihn und Charlotte beim Ja-Wort zuzusehen und mit ...

Edie ist zur Hochzeit von zwei Kollegen aus ihrer Werbeagentur eingeladen. Mit Jack hatte sie per Chat geflirtet und hatte deshalb eigentlich keine Lust ihn und Charlotte beim Ja-Wort zuzusehen und mit ihnen zu feiern. Als sich Edie nach alkoholgeschwängerten Reden eine Auszeit an der frischen Luft nimmt, wird sie von Jack überrumpelt und geküsst - und von Charlotte dabei beobachtet. Die Braut trennt sich noch am selben Abend vom Ehegatten und Edie wird öffentlich an den Pranger als die allein schuldige Ehebrecherin gestellt. Ihr Chef legt ihr deshalb nahe, drei Monate für ein Projekt in ihre alte Heimat nach Nottingham zu ziehen, bis sich die Wogen im Büro in London geglättet haben. Edie soll dort als Ghostwriterin eine Biographie über einen berühmten Schauspieler verfassen, der seine letzte Co-Autorin verprellt hatte. Edie ist wenig begeistert, schließlich wollte sie nicht wieder in ihr altes Kinderzimmer ziehen und mit ihrer streitlustigen Schwester zusammenleben und auch von dem schönen Serienhelden hält sie nicht viel. So hatte sich die 35-Jährige ihr Leben nicht vorgestellt.

Edie ist ein liebenswerter Charakter, dem übel mitgespielt wird. Während der Bräutigam mit einem blauen Auge davon kommt, sieht sich Edie wüsten Beschimpfungen ausgesetzt und muss schmerzhaft feststellen, wie wenig wahre Freunde sie wirklich hat. Die Ungerechtigkeit, ihre Wut und Hilflosigkeit kann man gut nachvollziehen. Auf der anderen Seite fragt man sich aber auch, ob ein Kuss wirklich so einen Wirbel verursachen kann.

Die Geschichte wird, wie von der Autorin gewohnt, turbulent und unterhaltsam erzählt, ist voller Wortwitz und schlagfertiger Dialoge. Die Charaktere sind originell und individuell gezeichnet. Da ist Edies skurrile jüngere Schwester Meg, die militante Veganerin, der schwule "beste" Freund Louis, der in Wahrheit ein fieses und hinterhältiges Lästermaul ist oder die ältere exzentrische Nachbarin in Nottingham mit den unerwartet klugen Ratschlägen.

Auch wenn der Schreibstil lebendig und witzig ist, hat die Geschichte mit einigen schwermütigen Themen doch viele ernste Töne. Cyber-Mobbing, die Unterscheidung von echten und falschen Freunde, die Nachteile eines Lebens als Prominenter, Einsamkeit, Entwurzelung, Verlust und Depression sind fast schon zu viele Dramen, mit denen sich Edie in diesem Lebensabschnitt konfrontiert sieht.
Von dem bunten Cover und dem ironischen Titel soll man also nicht auf unbeschwerte ChicLit oder eine gehaltlose RomCom schließen. Die andauernde Online-Schlammschlacht und Verunglimpfungen Edies wirken angesichts nur einen Kusses jedoch etwas zu ausschweifend, weshalb der Roman nicht ohne die ein oder andere Länge bei über 500 Seiten auskommt, bis letztlich alle Missverständnisse und Fehlinterpretationen, für die Edie so anfällig ist, ausgeräumt und beseitigt sind.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.12.2022

Fortsetzung der Geschichte um Floras Küche - unterhaltsamer Weihnachtsroman mit fröhlichem Chaos

Weihnachten im kleinen Inselhotel
0

Ein Jahr nach dem Tod von Colton Rogers soll das Inselhotel "The Rock" endlich festlich zu Weihnachten eröffnet werden. Fintan, der noch immer um seinen Ehemann trauert und sich wieder auf den Bauernhof ...

Ein Jahr nach dem Tod von Colton Rogers soll das Inselhotel "The Rock" endlich festlich zu Weihnachten eröffnet werden. Fintan, der noch immer um seinen Ehemann trauert und sich wieder auf den Bauernhof der Familie zurückgezogen hat, tut sich mit dem Vermächtnis und der Verantwortung für das Hotel schwer. Flora, die noch in Elternzeit ist, unterstützt ihren Bruder mit ihrer Erfahrung aus ihrem Café "Annies Küche". Zudem wird ein exzentrischer französischer Chefkoch engagiert, der als einer der wenigen Kandidaten für die entlegene Insel zwischen Schottland und Norwegen in Frage kam und sein Küchenpersonal herumscheucht. Darunter ist Isla, die bisher in Floras Café gearbeitet hat und Adelsspross Konstantin, der von seinem Vater ins Exil verbannt wurde, um endlich erwachsen zu werden und zu lernen, was richtige Arbeit ist.
Bis zur geplanten Eröffnung von "The Rock" geht es drunter und drüber, während jeder der Bewohner zudem mit ganz eigenen Problemen beschäftigt ist.

"Weihnachten im kleinen Inselhotel" ist Band 4 der Buchreihe um Floras Café auf der Insel Mure und setzt die Geschichte nach "Weihnachten in der kleinen Sommerküche am Meer" ein Jahr später wieder zu Weihnachten fort.

Es ist ein Wiedersehen mit bekannten und liebgewonnen Protagonisten und gleichzeitig ein Neuanfang mit weiteren Charakteren, die durch das zu eröffnende Inselhotel, das als Luxusprojekt geplant ist, Einzug halten. Aufgrund der Vielzahl der Personen, die durch einen kurzen Überblick eingangs vorgestellt werden, und ihre Vorgeschichten, empfiehlt es sich, "Floras Küche" der Reihe nach zu lesen, um einen engeren Bezug zur Insel und den Menschen zu haben.

Die Geschichte wird wieder aus der Sicht eines allwissenden Erzählers mit Blick auf verschiedene Schauplätze und Personen geschildert und legt neben Flora und Fintan den Schwerpunkt auf Isla und Konstantin. Jeder hat mit Ballast zu kämpfen - Flora muss sich in ihre neue Rolle als Mutter einfinden, Fintan den Tod von Colton verarbeiten, die schüchterne Isla muss ihr Talent in einem größeren Team unter Beweis stellen und der verwöhnte Konstantin muss überhaupt erst lernen, was es heißt, zu arbeiten. Zusammen versuchen sie das Inselhotel erfolgreich zu eröffnen und vor dem Ruf als "Großbritanniens übelstes Hotel" zu bewahren.

Die Erzählung ist turbulent und behandelt wie schon der Vorgängerband ernste Themen, ist dabei aber weit weniger schwermütig, da die Szenen im Inselhotel für Humor sorgen. Das Chaos in der Küche wirkt auf der ein wenig überzeichneten Charaktere zwar ein wenig inszeniert, ist aber dennoch unterhaltsam. Die selbstverliebten und sarkastischen Bemerkungen des Chefkochs Gaspard sind dabei genauso erfrischend wie die Inselbewohner beim Schmücken ihres Eilands zu beobachten.
Durch die vielen einzelnen Handlungsstränge, die auch wieder die verbotene Liebe von Dr. Saif Hassan und Schuldirektorin Lorna und Floras Konflikt mit der ach so perfekten jungen Mutter Jan umfassen, ist das Buch abwechslungsreich. Romantik, Dramen, Konflikte und Weihnachten - der Roman erfüllt alle Erwartungen an einen nicht zu seichten Wohlfühlroman.

Die Weihnachtsstimmung wird durch die Vorbereitungen im Inselhotel und das Schmücken der Insel mit Tannenbäumen und Beleuchtung viel besser als in Band 3 eingefangen, was den Titel und das dazu passende Cover rechtfertigt.

Für alle, die sich selbst schon auf Mure heimisch fühlen und wissen wollen, wie es mit Flora und den anderen Inselbewohnern weitergeht, ist die Fortsetzung ein Mustread, aber auch Leser*innen, die einen unterhaltsamen Weihnachtsroman mit fröhlichem Chaos lesen möchten und keine Angst vor einer Vielzahl an Personen und Einzelgeschichten haben, ist der Roman empfehlenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere