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Veröffentlicht am 12.01.2022

Tragische Geschichte um das Suchen nach Anerkennung und dem gleichzeitigen Wunsch nach Unabhängigkeit. Auch wenn es einem die Charaktere nicht leicht machen, ist die Geschichte emotional packend.

Das Haus der Libellen
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Als Sophie von ihrer ehemals besten Freundin Emilia einen Anruf erhält, dass ihre Eltern gestorben sind und ihr Bruder Noah seitdem verschwunden ist, kehrt Sophie nach fünf Jahren wieder an den Ort ihrer ...

Als Sophie von ihrer ehemals besten Freundin Emilia einen Anruf erhält, dass ihre Eltern gestorben sind und ihr Bruder Noah seitdem verschwunden ist, kehrt Sophie nach fünf Jahren wieder an den Ort ihrer Kindheit zurück, um Emilia beizustehen. Das Haus ihrer Nachbarn, der von Gutenbachs, war ein Zuhause für sie und ist nun ein trauriger Ort geworden. Emilia hat sich im Keller ihres Elternhauses ein Libellenbiotop eingerichtet und reagiert kaum auf die Ankunft von Sophie. Sie beantwortet keine Fragen und ist Sophie keine Hilfe bei der Suche nach Noah.

Sophie war seit ihrem siebten Lebensjahr in Noah verleibt und überglücklich, als sie später ein Paar wurden. Nach fünf Jahren Beziehung hat er ihr einen Heiratsantrag gemacht, bevor er anschließend ohne ein Wort verschwunden ist. Sophie weiß bis heute nicht, warum er sich damals von ihr getrennt hat. Die Suche nach Noah unternimmt sie insofern nicht (nur) Emilia zuliebe, sondern um selbst eine Erklärung von Noah zu bekommen und mit der Vergangenheit abschließen zu können.

Sophie ist inzwischen 28 Jahre alt und studierte Kunsthistorikerin, aber durch die Rückkehr in die Villa der von Gutenbachs fällt sie wieder in alte Muster zurück. Sie ist abhängig von der Gunst der Geschwister, die seit jeher eine Faszination auf sie ausübten. Durch Rückblenden in die Vergangenheit, vom Kennenlernen bis zur Trennung, werden Details aus ihrer gemeinsamen Kindheit und Jugend bekannt. Emilia und Noah wirkten aus Sophies Erinnerungen wenig sympathisch. Sie vermittelten den Stereotyp reicher, verwöhnter Kinder, verhielten sich selbstgefällig, arrogant und gemein. Sie heischten um Aufmerksamkeit und insbesondere Emilia stand gerne im Mittelpunkt. Die Freundschaft mit Sophie schien nicht auf Augenhöhe zu sein und noch heute verhält sich Emilia extravagant und exzentrisch und mit ihrem Faible für tote Insekten etwas unheimlich.
Sophie war und ist sich diese Ungleichgewichts in der Beziehung zu den Geschwistern nicht wirklich bewusst und scheint vor Begehren nach Noah jede Selbstachtung verloren zu haben. Als Leser*in erhält man das Gefühl, dass in der Konstellation der drei einer zu viel war und dass die Beziehung von Sophie und Noah deshalb zum Scheitern verurteilt war.

Zu Beginn des Romans fällt es schwer, die Geschwister einschätzen zu können. Emilia ist Sophie keine Hilfe bei der Suche nach Noah und scheint sich in ihre eigene Welt der Libellen zurückgezogen zu haben. Sie wirkt undurchsichtig, nicht vertrauenswürdig und ein klein wenig verrückt. In Bezug auf Noah kann nur vermutet werden, was er mit seinem erneuten Verschwinden bezweckt und ob er lediglich ein Spiel mit Sophie spielt.

Durch Rückblenden in die Vergangenheit und die Geheimnisse, die sich Sophie in der Gegenwart offenbaren, wirken die Geschwister bald schon nicht mehr so anziehend und mystisch. Peu à peu entschlüsselt sich eine tragische Geschichte um das Suchen nach Anerkennung und dem gleichzeitigen Wunsch nach Unabhängigkeit. Der Roman wird von Anbeginn von einem Gefühl der Melancholie begleitet, das zu der Rätselhaftigkeit der Charaktere und ihren toxischen Beziehungen passt. Auch wenn es schwerfällt, sich mit den Figuren zu identifizieren, ist die Geschichte emotional packend und die Suche nach Noah und den Hintergründen für sein Verschwinden spannend geschildert.

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Veröffentlicht am 10.01.2022

Gelungene Mischung aus Drama und Kriminalroman, Emotionen und Spannung. Schuld und Sühne, Buße und Vergeltung sowie der schier aussichtslose Kampf um Gerechtigkeit sind die zentralen Themen.

Von hier bis zum Anfang
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Cape Haven ist ein malerischer Ort an der Küste Kaliforniens, eine Kleinstadt, in der jeder jeden kennt und die Nachbarn ein Auge auf den anderen haben.

Vor 30 Jahren ist dort ein Mädchen ums Leben gekommen. ...

Cape Haven ist ein malerischer Ort an der Küste Kaliforniens, eine Kleinstadt, in der jeder jeden kennt und die Nachbarn ein Auge auf den anderen haben.

Vor 30 Jahren ist dort ein Mädchen ums Leben gekommen. Der Täter, Vincent King, hat seine Strafe abgesessen, wird entlassen und kehrt als verurteilter Mörder zurück nach Cape Haven.
Dort lebt Duchess mit ihrem Bruder Robin und ihrer Mutter Star Radley, die den Tod ihrer jüngeren Schwester nie verkraftet hat. Duchess ist erst 13 Jahre alt, fühlt sich jedoch verpflichtet, ihrem Bruder die Mutter zu ersetzen und ihre Familie zu schützen. Sie bezeichnet sich selbst als Outlaw und geht mir unerbitterlicher Härte gegen jeden vor, der sich ihr in den Weg stellt.
Provinzpolizist Walk hat in Cape Haven bisher nur mit Bagatelldelikten zu tun gehabt und versucht zu verhindern, dass Duchess auf die schiefe Bahn gerät.

Als jedoch sein ehemaliger bester Freund Vincent aus dem Gefängnis entlassen wird, ereignet sich wenig später ein Verbrechen, das die Kleinstadt erschüttert. Vincent ist der Hauptverdächtige, aber Walk glaubt an seine Unschuld und möchte diese beweisen. Er bittet seine Exfreundin die Verteidigung für Vincent zu übernehmen und ermittelt eigenmächtig weiter, obwohl die State Police den Fall übernommen hat.

Der Roman wird abwechselnd aus der Perspektive der 13-jährigen Duchess und des Polizisten Walk erzählt. Duchess ist ein starkes Mädchen, ein trotziger Teenager, das viel zu reif für ihr Alter ist. Sie kümmert sich rührend um ihren Bruder und versucht ihre Mutter vor übergriffigen Männern zu schützen. Sie nimmt keine Hilfe an und möchte alles alleine schaffen, da sie kein Vertrauen in die Erwachsenen hat. Sie hat ein gutes Herz, das man vor Hass und Verbitterung aber kaum sieht.

Walks Aufgaben als Polizist sind auf Ordnungswidrigkeiten beschränkt. Er kennt die Kleinstadt und ihre Einwohner sehr gut und greift dort ein, wo es nötig ist. Er glaubt an das Gute im Menschen, weshalb er seinen ehemals besten Freund Vincent auch nie als Mörder angesehen hat. Nachdem er als Jugendlicher bei dem Prozess vor dreißig Jahren gegen ihn ausgesagt hat, möchte er ihn nun unterstützen, denn in diesem Fall glaubt er an seine Unschuld.
"Von hier bis zum Anfang" ist eine Familientragödie, die zwar nüchtern, aber auf diese Art dennoch sehr eindringlich und bewegend geschildert ist. Die Geschichte ist fesselnd und die deprimierenden Schicksale der genannten Figuren berühren. Auch wenn die Geschichte an einem malerischen Ort spielt, wo Häuser mit bestem Ausblick stehen und der Wert der Immobilien stetig steigt, ist die Atmosphäre dort beklemmend. Der Ort wirkt verloren, Hoffnungslosigkeit macht sich breit. Das Schicksal der Figuren erscheint vorgezeichnet, als könnten sie ihm nicht entgehen.

Cape Haven wird von seiner Vergangenheit eingeholt, als ein vermeintlicher Mörder zurückkehrt und sich ein neues Unglück mit weitreichenden Folgen ereignet. Das Drama entwickelt sich zunehmenden zu einem spannenden und wendungsreichen Krimi. Auch wenn ein Täter schnell gefunden ist, fragt man sich nach dem Motiv und warum sich der in Walks Augen Unschuldige nicht gegen die Vorwürfe wehrt, die rein auf Indizien beruhen.
Die Mischung aus Drama und Kriminalroman, Emotionen und Spannung ist gelungen. Es ist eine authentische Geschichte mit individuell gestalteten, vielschichtigen Charakteren, die zeigt, wie sehr die Vergangenheit auch nachfolgende Generationen belastet, wenn das Leid unverarbeitet bleibt. Sehr eindringlich und nachvollziehbar ist zudem geschildert, wie weit Menschen gehen, um die, die sie lieben zu schützen. Schuld und Sühne, Buße und Vergeltung sowie der schier aussichtslose Kampf um Gerechtigkeit sind die zentralen Themen in einem komplexen Handlungsgefüge, das immer wieder aufs Neue überrascht.

Und auch wenn gerade zu Beginn das Gefühl von Hoffnungslosigkeit und Ausweglosigkeit überwiegt und die Hauptfiguren durch Rückschläge zurückgeworfen werden, schwingt doch eine Spur Hoffnung und die Chance auf einen Neuanfang mit, die eine Abwärtsspirale verhindern kann, denn selbst die offensichtlich Bösen haben ihre guten Eigenschaften.

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Veröffentlicht am 08.01.2022

Mischung aus Familiengeschichte, Thriller und Romanze - mit klischeehaften, oberflächlichen Charakteren und ermüdenden Details über das Leben auf der Ranch.

Licht in tiefer Nacht
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Bodine Longbow ist die Geschäftsführerin des Ferienresorts der familiengeführten Ranch in Montana. Sie hat mehrere Angestellte und geht ihrer Arbeit leidenschaftlich nach, vernachlässigt dabei jedoch ihr ...

Bodine Longbow ist die Geschäftsführerin des Ferienresorts der familiengeführten Ranch in Montana. Sie hat mehrere Angestellte und geht ihrer Arbeit leidenschaftlich nach, vernachlässigt dabei jedoch ihr Privatleben. Dies ändert sich, als der beste Freund ihres älteren Bruders, ihr Jugendschwarm Callen Skinner, aus Kalifornien zurückkehrt und von ihr als Reitlehrer eingestellt wird. Sie beiden kennen sich seit ihrer Kindheit und fühlen sich, nachdem sie beide erwachsen geworden sind, zueinander hingezogen.
Das harmonische Leben auf der Ranch wird jedoch vom Mord an einer jungen Angestellten überschattet, die im Saloon als Kellnerin arbeitete. Kurze Zeit später ereignet sich nur wenige Kilometer entfernt ein weiterer Mord an einer jungen Frau. Der Hilfssheriff, der aus der Vergangenheit noch eine Rechnung mit Callen offen hat, verdächtigt diesen der Morde.
Fast zeitgleich kehrt Alice, die Tante von Bodine, nach 26 Jahren zurück. Sie hatte die Ranch im Alter von 18 Jahren im Streit verlassen und war bei ihrer Rückkehr unerkannt verschleppt und all die Jahre in Gefangenschaft gewesen.

Der Roman enthält zwei Handlungsstränge, die im Verlauf der Geschichte miteinander verbunden werden. Die Gegenwart handelt von dem Leben auf der Bodine Ranch, die zu einem luxuriösen Feriendomizil ausgebaut worden war dem familiären Zusammenleben in dem Mehrgenerationenhaus und den Events, die dort für Touristen veranstaltet werden. Die Familie - von Urgroßmutter Miss Fancy bis zu den Urenkeln lebt idyllisch zusammen. Alle haben sich gern und es gibt nur harmlose Streits. Auch die Angestellten sowie die Pferde des Gestüts fühlen sich wohl und werden wie Familienmitglieder behandelt. Jeder möchte einfach gern mit dieser reichen, zufriedenen Familie befreundet sein. Einzig das Verschwinden von Alice ist ein Tabuthema, das vor allem ihre Mutter Cora traurig macht und Bodine Rätsel aufgibt.

Ich empfand diesen Handlungsstrang als typisch amerikanisch und zu übertrieben harmonisch beschrieben. Das Familien- und Arbeitsleben auf der Ranch war mir von zu viel Gutmenschentum geprägt und viele Beschreibungen des Alltags zu detailverliebt.

Weitaus mehr Spannung hatte die Erzählung um Alice zu bieten, die gekidnappt wurde, als sie reumütig zu ihrer Familie zurückkehren wollte. Ihre Gefangenschaft war grausam und unfassbar, wie viele Jahre sie bei ihrem Peiniger verbringen musste. Leider nimmt der Part nur den geringeren Umfang der Geschichte ein, während die Vorgänge auf der Ranch im Vordergrund stehen. Erst als die erste tote Frau gefunden wird und die beiden Handlungsstränge sich mit der Rückkehr von Alice vereinen, nimmt der Roman auch in der Gegenwart an Fahrt auf, um sich dann jedoch in quälend einfältigen Dialogen zu verlieren.

"Licht in tiefer Nacht" ist eine Mischung aus Familiengeschichte, Thriller und Romanze. Der Roman ist phasenweise langatmig beschrieben und langweilt mit ermüdenden Details aus dem Familien- und Arbeitsalltag auf der Ranch. Zudem sind die Charaktere klischeehaft und oberflächlich beschrieben. Es erfolgt eine einfach zu durchschauende Einteilung in Gut und Böse, so dass das Potenzial des eigentlich interessanten Plots um Alices mysteriöses Verschwinden und die gegenwärtigen Mordfälle nicht voll ausgeschöpft wird. Der Liebesgeschichte mangelte es an Emotionalität und wirkte auf mich zu verspielt, was aber wiederum zu den heldenhaften Cowboys und dem zuckersüßen Happy End allerorts passte.

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Veröffentlicht am 07.01.2022

Authentische, lebendige und humorvolle Geschichte über den "Wohnsinn", gespickt mit emotionaleren Themen wie Freundschaft, der Einsamkeit im Alter und den unterschiedlichen Formen von Familie.

Familie ist, wenn man trotzdem lacht
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Steffi Ruttmann wohnt mit ihrem Ehemann und den beiden gemeinsamen Kindern in einer 3-Zimmerwohnung in Hamburg. Ihr, die Haushalt und Kinder managt, während der Alleinverdiener nur zum Schlafen nach Hause ...

Steffi Ruttmann wohnt mit ihrem Ehemann und den beiden gemeinsamen Kindern in einer 3-Zimmerwohnung in Hamburg. Ihr, die Haushalt und Kinder managt, während der Alleinverdiener nur zum Schlafen nach Hause kommt, ist die Wohnung inzwischen zu klein geworden, weshalb sie auf einen Umzug drängt. Bezahlbahre Alternativen gibt es im städtischen Ballungsraum kaum und nachdem sie von einem betrügerischen Makler fast um ihr Geld gebracht wurde, beschließt ihre beste Freundin Helen Winter, die freie Journalistin ist, einen Artikel über den "Wohnsinn" in Hamburg zu veröffentlichen. Dieser trifft den Nerv der Leser, weshalb es viele Zuschriften von Leidgeplagten gibt. Die ältere Dame Flora Blum ist eine von ihnen, die in einer Villa in Hamburg wohnt, sich diese aufgrund der anstehenden Renovierungen aber nicht mehr leisten kann. Helen bringt die beiden zusammen und schnell einigen sich die Frauen auf ein Mehrgenerationenhaus als perfekte Lösung für alle. Jetzt gilt es nur noch Steffis Ehemann Arno zu überzeugen.
Helen recherchiert weiter über den "Wohnsinn", gelangt dabei zurück auf die Hausbesetzerszene der 1980er-Jahre in Hamburg und stößt auf Ungereimtheiten in Floras Leben, die sie neugierig machen.

Der Klappentext deckt nur einen Teil der Geschichte ab und weckt damit vielleicht etwas falsche Erwartungen auf ein Zusammenleben in einem Mehrgenerationenhaus. Der Roman ist hingegen abwechselnd aus der Perspektive von Steffi und Helen geschrieben, wobei Helen mehr in den Fokus rückt und aufgrund ihrer eigenwilligen Art und ihrer Tätigkeit als investigative Journalistin die interessante Figur ist. Steffi wird damit als ordnungsliebende Hausfrau und Mutter, die von ihrem Mann im Alltag allein gelassen wird, zurückgedrängt.

Der Roman wirkt aus dem Leben gegriffen, denn er greift ein Thema auf, das viele Menschen angeht, die aktuell oder in den letzten Jahren nach Wohnungen oder Häusern, sei es zum Kauf oder zur Miete gesucht haben und noch weiter suchen. Die Geschichte ist zwar überwiegend humorvoll geschrieben, hat aber einen ernsten Unterton, denn die so amüsant geschilderten Erfahrungen mit Maklern sind nicht aus der Luft gegriffen, sondern entsprechen durchaus den Tatsachen.
Auch durch die lebendige Schilderung der Charaktere kann man sich in der Rolle der getrennt erziehenden Mutter oder der Ehefrau, die von ihrem Ehemann auf das Hausfrauendasein reduziert wird und um seine Aufmerksamkeit buhlen muss, sehr gut hineinversetzen.

Die Geschichte handelt von der Wohnungsnot in Ballungsräumen, von überteuerten Preisen für Mieten, frechen Maklern, aber auch von der Einsamkeit im Alter, von Freundschaft und den unterschiedlichen Formen von Familie.
Der Roman erzählt bittere Wahrheiten, bleibt aber durchgehend unterhaltsam und humorvoll. Die Lösung der geschilderten Probleme gelingt jedoch zu leicht und übereilt, so dass die Geschichte am Ende etwas seicht wird. Ich hätte mir eine längere Kennenlern- und Annäherungsphase zwischen Flora und Steffi sowie ausführlichere Erklärungen zum Vertrag zwischen Flora und den Buttmanns gewünscht und auch Helens Umdenken in Bezug auf ihr Beziehungsleben empfand ich als zu abrupt und willkürlich.

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Veröffentlicht am 05.01.2022

Typisch britische Liebeskomödie mit einer liebenswerten Chaotin, die zwar vorhersehbar ist, aber dennoch sehr unterhaltsam ist.

Eigentlich bist du gar nicht mein Typ
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Abi Martin wird für sie völlig überraschend von ihrem Freund Joseph verlassen, mit dem sie ein Jahr zusammen war. Sie ist am Boden zerstört und verfällt in eine Trennungsdepression. In einer Kiste, in ...

Abi Martin wird für sie völlig überraschend von ihrem Freund Joseph verlassen, mit dem sie ein Jahr zusammen war. Sie ist am Boden zerstört und verfällt in eine Trennungsdepression. In einer Kiste, in der er ihr ihre Sachen vorbei gebracht hat, findet sie ein Buch von Joseph mit einer Liste mit zehn Dingen, die Joseph vor seinem 40. Lebensjahr erledigt haben wollte. Abi nimmt sich vor, diese Liste abzuarbeiten, in der Hoffnung, Joseph damit zu beeindrucken und ihn am Ende zurückzugewinnen. Auf der Liste stehen jedoch so einige Dinge, die Abi sich selbst nie ausgesucht hätte und die sie nicht nur mental sondern auch körperlich vor große Herausforderungen stellen. Ihrer Freundin Sian kann sie die Wahrheit nicht sagen, dass sie die Punkte nur erledigen möchte, um Joseph zurückzugewinnen und gibt vor damit ihren Trennungsschmerz bewältigen zu wollen. In dem sportlichen Ben, der sie bei der ein oder anderen Mutprobe begleitet, findet sie unerwartet Unterstützung und findet sich plötzlich in einem Gefühlschaos wieder.

"Eigentlich bist du gar nicht mein Typ" ist eine typisch britische Liebeskomödie, die zwar vorhersehbar ist, aber dennoch sehr unterhaltsam ist. Abi ist blind vor Liebe zu Joseph, auch wenn sie sich seiner Liebe nie sicher sein konnte. Verblendet vom Trennungsschmerz möchte sie alles unternehmen, um ihn innerhalb von drei Monaten zurückzugewinnen. Seine Bucketlist ist für sie ein Albtraum, denn als unsportliche Couchpotatoe mit Höhenangst wäre sie nie auf die Idee gekommen, einen Halbmarathon zu laufen, Wellen zu reiten oder sich von einem Hochhaus abzuseilen. Doch mit einem klaren Ziel vor Augen findet sie neuen Lebensmut und stellt sie sich mutig den Herausforderungen. Je mehr Erfolgserlebnisse sie hat desto selbstsicherer wird sie und ihr Interesse für Joseph tritt weiter in den Hintergrund.

Abi ist ein liebenswerter Charakter, auch wenn sie kein Fettnäpfchen oder Missgeschick auslässt und sich wie eine krankhafte Liebesidiotin in Bezug auf Joseph verhält. Den Roman darf man deshalb vor allem zu Beginn nicht zu ernst nehmen, denn die Geschichte ist betont humorvoll und überspitzt dargestellt.
Der Roman dreht sich jedoch nicht nur um Abis Herzschmerz und die Bewältigung ihrer überwiegend sportlichen Aufgaben, sondern auch um die Probleme an ihrem Arbeitsplatz, wo sie sich durch Intrigen unerwartet beweisen muss, was ihn noch vielschichtiger macht.

Abi macht jedoch eine charakterliche Weiterentwicklung durch, stellt sich nicht nur ihren Ängsten sondern wird auch selbstsicherer und erwachsener. Die Liebesgeschichte ist vielleicht nicht sonderlich originell, aber voller witziger Dialoge und süß geschildert. So wie Abis Freundin Sian möchte man Abi einfach nur schütteln und auf den richtigen Weg bringen.
"Eigentlich bist du gar nicht mein Typ" ist ein unterhaltsamer Roman über Freundschaft, Liebe und Selbstfindung.

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