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Veröffentlicht am 17.07.2021

Charmante Haupt- und Nebencharaktere machen aus der schicksalhaften, schmerzhaften Geschichte einen Wohlfühlroman voller Leichtigkeit.

Bevor ich dich sah
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Alice Gunnersley und Alfie Mack liegen beide nach lebensgefährlichen Unfällen im Krankenhaus. Alfie hat bei einem Verkehrsunfall sein Bein verloren, während Alice bei einem Brand in ihrem Büro fast ums ...

Alice Gunnersley und Alfie Mack liegen beide nach lebensgefährlichen Unfällen im Krankenhaus. Alfie hat bei einem Verkehrsunfall sein Bein verloren, während Alice bei einem Brand in ihrem Büro fast ums Leben gekommen und schwer gezeichnet ist. Beide befinden sich körperlich auf dem Weg der Besserung und liegen Seite an Seite auf einer Rehastation.
Alfie ist ein aufgeschlossener junger Mann, der lebhaft und redselig ist und mit seiner fröhlichen Art das ganze Krankenzimmer und das Pflegepersonal unterhält. Alice ist dagegen verschlossen, schottet sich ab und möchte ihre Antlitz, das sie selbst nach dem Brand noch nicht betrachtet hat, niemandem zeigen. Sie versteckt sich hinter ihrem schützenden Vorhang, wird aber bald neugierig auf ihren Bettnachbarn, der hartnäckig den Kontakt zu ihr sucht.
Alfie schafft es, einen Zugang zu der traumatisierten jungen Frau zu finden und schon bald öffnen sie sich einander in nächtlichen Gesprächen. Alice fasst neuen Lebensmut und Alfie bewundert sie dafür. Sie schließen Freundschaft und entwickeln tiefere Gefühle für einander, obwohl sie sich noch nie gesehen haben und nur die Stimme des anderen kennen.
Sie blieben jedoch im Mikrokosmos des Krankenzimmers und als Alfie entlassen wird, wissen sie beide nicht, wie es weitergehen soll und ob ihre zarte Liebe unter den Umständen auch im Alltag Bestand haben kann.

Der Roman wird in kurzen Kapiteln abwechselnd aus der Sicht von Alfie und Alice erzählt. Beide verbindet durch die Unfälle, die sie erlitten haben, zunächst nur ein seelischer und körperlicher Schmerz und die Tatsache, dass ihre Leben nie wieder so sein werden, wie zuvor. Sie verbringen mehrere Wochen auf engstem Raum und erfahren so unweigerlich vom Schicksal des anderen.
Alfie möchte der verschlossenen Alice, die anfangs mit niemandem spricht, helfen und Alice merkt bald, dass sie die Einsamkeit, die ihr als Karrierefrau nichts ausmachte, nicht mehr erträgt. Durch viele scherzhaft neckende, aber auch tiefgründige Gespräche lernen sie den andern kennen und lieben.
Doch trotz allem scheint Alice nicht bereit zu sein, ihr Schicksal zu akzeptieren. Sie sieht sich als Monster und sieht keinen Lebenssinn mehr. Auch Alfie hat Probleme nach der Entlassung aus dem Krankenhaus seinen Alltag wieder aufzunehmen, insbesondere weil er Alice vermisst.

Der Roman schildert zwei vom Schicksal gezeichnete, ganz unterschiedliche Charaktere, die sich gegenseitig wieder aufrichten und durch die Liebe Kraft und neue Hoffnung schöpfen. Der Roman liest sich leicht und ist durch die vielen liebenswerten Nebencharaktere, die für humorvolle Dialoge und unbeschwerte Szenen im Krankenhaus sorgen, nicht deprimierend zu lesen.
Nichtsdestotrotz berühren die Schicksale von Alfie und Alice und es ist lebensnah geschildert, wie sie mit dem Folgen ihrer Unfälle und allen Höhen und Tiefen des Krankenhausalltags umgehen müssen. Alfie versucht mit seiner Fröhlichkeit viel zu überspielen, während Alice resigniert hat. Durch den Perspektivwechsel kann man sich in beide Personen gut hineinversetzen und ihre Strategien zur Bewältigung ihrer Traumata nachvollziehen.
Die Liebesgeschichte bleibt dabei etwas im Hintergrund, was angesichts der Erlebnisse authentisch wirkt. Beide müssen sich im Leben erst wieder neu zurechtfinden.
Der Roman lebt von der Leichtigkeit und wird vom Charme der Haupt- und Nebencharaktere getragen, die aus der schmerzhaften Geschichte einen Wohlfühlroman machen. Die Erzählung geht ans Herz, blieb mir jedoch in Bezug auf Alfies Umgang mit der Amputation zu oberflächlich und die geballte Kraft aus so vielen herzensguten, selbstlosen, immer positiven Nebencharakteren, die das bunt gemischte Krankenzimmer bevölkerten, empfand ich als zu märchenhaft.

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Veröffentlicht am 16.07.2021

Ein Buch #gegendasVergessen, das in Bezug auf eine altbekannte Thematik eine emotional bewegende, atmosphärische und spannende Lebensgeschichte erzählt.

Die Bucht der Lupinen
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Nachdem ihre Großmutter Louise gestorben ist, reisen die drei Schwestern Judith, Anna und Greta Berenberg nach Neufundland, um die Beisetzung zu organisieren und den Nachlass zu regeln. Beim Aufräumen ...

Nachdem ihre Großmutter Louise gestorben ist, reisen die drei Schwestern Judith, Anna und Greta Berenberg nach Neufundland, um die Beisetzung zu organisieren und den Nachlass zu regeln. Beim Aufräumen und Ausmisten im Sea Garden House wird ihnen wieder bewusst, wie wenig sie über die Vergangenheit ihrer Großmutter wissen, die nie über ihre Flucht nach Neufundland sprechen und auch keine Angaben zu ihrem Großvater machen wollte.
Die Geschichte handelt auf zwei Zeitebenen und wechselt dabei zwischen der Vergangenheit, die aus der Sicht von Louise von 1935 bis zu ihrem Neuanfang nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges erzählt wird, und der Gegenwart aus der Perspektive der mittleren Schwester Anna, die vor ihrer Abreise überraschend einen Heiratsantrag von ihrem Freund bekommen hatte, sich aber unsicher ist, ob ihre Beziehung eine Zukunft hat.
Die drei Schwestern sind ganz unterschiedliche Charaktere, stehen sich aber nahe. Die älteste Judith ist Juristin und geht die Dinge pragmatisch an, Anna und Greta verlassen sich mehr auf ihre Gefühle und Intuition. Anna agiert jedoch mit Bedacht, während Greta spontan und impulsiv aus dem Bauch heraus entscheidet. Bei der Regelung des Nachlasses ergänzen sich sich auf diese Weise ideal.
In der Vergangenheit taucht man in die Lebens- und Leidensgeschichte von Lou ein, die als jüdisches Mädchen und heranwachsende Frau alle Gräueltaten des Nationalsozialismus in Hamburg und Umgebung erleben musste. Halt und Unterstützung gab ihr stets der Industriellensohn Carl von Hohenstetten, in den sie sich als Teenager verliebte.
Die Geschichte über Judenverfolgung, Gewalt, willkürliche Verhaftungen, Flucht und Vertreibung erzählt in Bezug auf den Zweiten Weltkrieg nichts Neues, ist jedoch so einnehmend geschildert, dass sie zu keinem Zeitpunkt langweilig oder gar abgedroschen wäre. Ohne zu sehr zu dramatisieren, liest sie sich authentisch und lebendig. Man fühlt und leidet mit Louise mit und ist gespannt darauf zu erfahren, wie sie letztlich nach Neufundland gelangt ist und was am Ende mit Carl geschehen sein mag.
Die Gegenwart ist weitaus weniger tragisch und schicksalsträchtig, überzeugt jedoch durch das malerische Setting auf Neufundland und die liebevoll herausgearbeiteten Charaktere mit ihrem im Vergleich zu Louise kleineren Sorgen und Problemen. Auch hier erzeugt der Bezugspunkt zu Carl Spannung, bei dem es sich um den Großvater der drei Schwestern handeln könnte. Dabei bleibt trotz Auffinden eines Tagebuches, von Briefen und Fotos unklar, warum Louise so beharrlich geschwiegen hat.
"Die Bucht der Lupinen" ist ein Buch #gegendasVergessen, das in Bezug auf eine altbekannte Thematik eine emotional bewegende, atmosphärische und spannende Lebensgeschichte erzählt. Beide Handlungsstränge sind gleichermaßen wendungsreich und unterhaltsam, da die Geschichte zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar ist und Lous Geheimnis um ihre große Liebe lange Zeit gewahrt bleibt.

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Veröffentlicht am 14.07.2021

Tiefgründige Geschichte über zweite Chancen, die Bedeutung der Familie und über die Suche nach sich selbst - empathisch und feinfühlig erzählt.

Der Junge, der ans Meer glaubte
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Marco arbeitet als Reinigungskraft in einem Schwimmbad. Als er seinen Schwarm Virginia und ihre Freunde dabei beobachtet, wie sie elegant vom Turm springen, ist er so davon fasziniert, dass er selbst nachts ...

Marco arbeitet als Reinigungskraft in einem Schwimmbad. Als er seinen Schwarm Virginia und ihre Freunde dabei beobachtet, wie sie elegant vom Turm springen, ist er so davon fasziniert, dass er selbst nachts im Schwimmbad Sprünge trainiert. Virginia lädt ihn daraufhin ein, mit ihnen ans Meer zu fahren. Im Wasser fühlt sich Marco frei und kann vergessen, dass er einsam und heimatlos ist und als Kind von einer Pflegefamilie zur nächsten gereicht wurde. Im Übermut und um sich vor Virginia und ihren Freunden zu beweisen, springt Marco von einer Klippe, verletzt sich zum Glück aber nicht so massiv. Die Einschränkungen, unter denen er nach dem Sprung leidet, sind vor allem psychischer und weniger physischer Natur. Seine Psychotherapeutin Lara kümmert sich engagiert um den 18-Jährigen und stellt fest, dass sie Marco von früher kennt. In der Hoffnung, ihm zu helfen und selbst ihren Frieden zu finden, nimmt sie ihn aus therapeutischen Gründen mit in ihr Heimatdorf Sarcola.

"Der Junge, der ans Meer glaubte" ist eine zunächst melancholische, fast schon beklemmende Geschichte, denn Marcos Leben ist eintönig und einsam. Als Waisenkind hat er keine Wurzeln und fühlt sich ungeliebt, er hat nie gelernt, was es heißt, Halt zu haben und Geborgenheit zu empfinden. Beim Sprung ins Wasser spürt er den Nervenkitzel und kann beim Abtauchen seine Traurigkeit vergessen. Nach seinem Unfall ist Marco wütend und resigniert und möchte sich zunächst nicht helfen lassen. Virginia und Lara sind die ersten Menschen, die sich um ihn bemühen und es schaffen, ihn langsam wieder aufzubauen. Marco weiß nicht, was ihn in dem Dorf erwartet. Er bekommt durch den Aufenthalt bei Lara in Sarcola jedoch die Chance, seine Wurzeln zu finden, zu erkennen, wer er ist, und hat damit die Chance auf einen Neuanfang ohne weiter mit der Ungewissheit seiner Vergangenheit zu hadern.

Der Roman erzählt eine tiefgründige Geschichte über zweite Chancen, die Bedeutung der Familie und über die Suche nach sich selbst. Sie ist wunderschön empathisch und feinfühlig geschrieben und mit einem Hauch von Magie unterlegt. Die Schicksale der Charaktere, neben Marco auch die der Nebencharaktere Lara und Antonio, berühren und es ist verständlich, dass sie sich nach den Ereignissen in der Vergangenheit zurückgezogen haben und die Hoffnung auf ein wenig Glück verloren haben. Es ist schön zu sehen, wie Lara und Marco in Sarcola aufblühen und auch Antonio neugierig auf den verwundeten Jungen und seine ehemalige Nachbarin Lara wird.
Die Beschreibung des Settings ist so eindrucksvoll malerisch, dass man sich selbst an und ins Meer versetzt fühlt und dessen Unberechenbarkeit erkennt. Auch das kleine Fischerdorf und Antonios Hof mit den Zitronenbäumen und Malven hat man bildhaft vor Augen.
Der Roman schenkt Hoffnung, zeigt, dass es nie zu spät ist, neu anzufangen, dass Wunder geschehen können und dass es möglich ist, eine belastende Vergangenheit hinter sich zu lassen und sich und anderen verzeihen zu können. Freundschaft, Mut und der Glaube an sich selbst sind die Kräfte, die mobilisieren und die am Ende auch Herzen öffnen.

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Veröffentlicht am 12.07.2021

Zwei besondere Jugendliche und die Hürden der ersten Liebe - interessante Krankheitsgeschichten und Persönlichkeitsentwicklung, aber wenig emotionale Liebesgeschichte

Die Liebesbriefe von Abelard und Lily
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Die 16-jährige Lily leidet unter ADHS, weshalb sie Konzentrationsschwierigkeiten und eine gestörte Impulskontrolle hat. Insbesondere in der Schule macht ihr die Erkrankung zu schaffen, da sie trotz ihrer ...

Die 16-jährige Lily leidet unter ADHS, weshalb sie Konzentrationsschwierigkeiten und eine gestörte Impulskontrolle hat. Insbesondere in der Schule macht ihr die Erkrankung zu schaffen, da sie trotz ihrer Intelligenz aufgrund ihrer Unaufmerksamkeit schlechte Noten schreibt und als Sonderling gilt. Medikamente helfen zwar die Symptome zu lindern, Lily fühlt sich damit aber wie betäubt.
Als sie wegen einer demolierten Tür in der Schule nachsitzen muss, lernt sie Abelard näher kennen, der unter Asperger leidet und ähnlich wie sie ein Außenseiter ist. Die beiden finden einen Zugang über den Briefwechsel zwischen Abaelard und Heloise, einem Liebespaar aus dem Mittelalter, aus deren Texten sie zitieren. Jeden Abend schreiben sich Lily und Abelard Nachrichten, denn ein persönlicher Kontakt ist aufgrund Abelards Erkrankung, durch die es ihm schwerfällt mit anderen Menschen zu interagieren, geschweige denn zu berühren, schwierig.

Der Roman ist aus der Sicht von Lily geschildert. Die Geschichte ist deshalb etwas chaotisch beschrieben, denn Lilys Gedanken sind sprunghaft. Die Erzählung wirkt deshalb sehr authentisch, denn auf diese Weise kann man sich gut in die Teenagerin hineinversetzen und wie es ist, unter ADHS zu leiden und Legasthenikerin zu sein. Ihr fällt es oft schwer, andere Menschen zu verstehen, sich länger auf eine Sache zu konzentrieren und adäquat in bestimmten Situationen zu reagieren, insbesondere wenn diese Stress auslösen. Lily ist oft überfordert, wird schnell ungehalten und würde am liebsten weglaufen. Sie richtet unfreiwillig Chaos an und schämt sich dafür.

Durch die Zuneigung zu Abelard, der wie sie besonders ist, fühlt sich Lily nicht mehr ganz so falsch. Er akzeptiert sie, wie sie ist und auch sie nimmt seine Defizite hin, auch wenn sie nicht wirklich weiß, wie sie mit ihnen umgehen soll oder wie sie Abelard helfen kann.

Die Liebesgeschichte beschränkt sich lange auf einen SMS-Verkehr und wenige Besuche Lilys bei Abelard. Es ist keine leidenschaftliche oder sonderliche gefühlvolle Erzählung, erhält aber durch die Zitate aus den mittelalterlichen Liebesbriefen etwas Originelles, was zu den besonderen Protagonisten passt. Dass beide diese doch relativ unbekannten Texte kennen, fand ich allerdings etwas konstruiert. Auch dass sich ihre Gefühle so schnell so intensiv entwickelten, fand ich nicht glaubwürdig.

"Die Liebesbriefe von Abelard und Lily" ist eine warmherzige Geschichte, die dem/ der Leser*in die Erkrankungen ADHS und Asperger und welche Folgen sich daraus für die Betroffenen, aber auch ihre Angehörigen, ergeben, näher bringt. Mit der Liebesgeschichte als solche wurde ich nicht richtig warm, eine Freundschaft zwischen den beiden sensiblen Sonderlingen wäre vor dem Hintergrund ihrer sozialen Defizite glaubwürdiger gewesen. Insbesondere in Bezug auf Abelard verspürte ich keine Emotionen, weshalb es mir mit der Verliebtheit zu schnell gibt. Lilys Sehnsucht nach Liebe war dagegen nachvollziehbar, vor allem da sich auch ihre beste Freundin Rosalind frisch verliebt hatte.
Durch die Distanz, die sich im Verlauf des Romans zwischen Abelard und Lily ergibt, wird der Fokus weiter auf Lily gerückt. Ihre persönliche Weiterentwicklung, der Umgang mit ihren familiären Problemen und der Versuch einer neuen medizinischen Behandlung, um ihr in Bezug auf ADHS zu helfen, interessierte mich dagegen weitaus mehr und konnte mich im Vergleich zur holprigen und etwas unpersönlich textlastigen Liebesgeschichte mehr fesseln.

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Veröffentlicht am 10.07.2021

Vielschichtiger Roman über die erste Liebe, Trauer, Enttäuschungen, familiäre Konflikte, Lügen und Geheimnisse, der durch die vielen gemeinsamen Glücksmomente Hoffnung schenkt

So leise wie ein Sommerregen
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Als die 18-jährige Hope vom Tod ihres Vaters erfährt, bricht für sie eine Welt zusammen. Zeitgleich findet sie zudem heraus, dass ihre Mutter ihren Vater betrügt - und das vermutlich seit Jahren. Am Tag ...

Als die 18-jährige Hope vom Tod ihres Vaters erfährt, bricht für sie eine Welt zusammen. Zeitgleich findet sie zudem heraus, dass ihre Mutter ihren Vater betrügt - und das vermutlich seit Jahren. Am Tag der Beisetzung lernt Hope Cooper kennen, der völlig unvoreingenommen einfach für sie da ist und ihr in ihrer Trauer und Wut Halt gibt und Verständnis zeigt. Er selbst gerade erst zurück zu seinem Stiefvater nach Newport/ North Carolina gezogen, um nach einem schwerwiegenden Fehler neu anzufangen. Auch wenn beide anfangs noch nicht bereit für eine Beziehung scheinen, treffen sie sich bald täglich und können ihre Verbindung nicht mehr nur auf einer freundschaftlichen Basis belassen. Gemeinsam erleben sie eine unbeschwerte Zeit und können ihre Sorgen und Probleme für den Moment ausblenden und neue Kraft schöpfen. Doch das Glück ist fragil, denn ein Geheimnis drängt sich zwischen sie, das ihre junge Liebe gefährdet.

"So leise wie ein Sommerregen" ist ein Young Adult-Roman, der abwechselnd aus der Perspektive von Hope und Cooper geschrieben ist, so dass man als Leserin Einblicke in beider Gefühlswelten erhält und ihre Sorgen nachvollziehen kann. Hope ist voll Trauer und Wut, vermisst ihren Vater schrecklich und gibt ihrer Mutter indirekt die Schuld am Tod. Das Zusammenleben der beiden ist konfliktgeladen und als Hopes Mutter ihrer Tochter ihren neuen Lebenspartner vorstellt, wird es nicht einfacher. Cooper schottet sich dagegen von seinem Stiefvater ab, möchte niemandem zur Last fallen und bereut zutiefst, was er in jüngster Vergangenheit getan hat.

Die Liebesgeschichte zwischen Hope und Cooper entwickelt sich wenig überraschend, dafür jedoch glaubwürdig, denn die beiden nähern sich nur zögerlich an, fassen Vertrauen und kommen sich erst dann körperlich nahe. Wie sie die Zeit hinter dem Rücken ihrer Familien miteinander gestalten, ist romantisch und voller Emotionen beschrieben. Man spürt, wie die beiden aufblühen und sich gegenseitig aus ihren dunklen Löchern ziehen. Hope kann die Probleme mit ihrer Mutter bei Cooper abladen, während er Vertrauen fasst und Hope seine Vergangenheit offenbart.
Früh zeichnet sich ein Happy End ab, aber als Leser
in ahnt man, dass das noch nicht alles gewesen sein kann und dass es noch ein Detail geben muss, dass ihre noch junge Beziehung zerstören kann. Was dann jedoch zwischen ihnen steht, ist letztlich nicht so groß wie erwartet und wird für meinen Geschmack zu sehr aufgebauscht und dramatisiert. Coopers Angst, Hope zu verlieren, konnte ich nicht wirklich nachvollziehen. Seine Schlussfolgerungen empfand ich als übertrieben.
Die Geschichte ist bis zu diesem konstruierten Konflikt abwechslungsreich und vor allem sehr empathisch geschildert. Die Verletzlichkeit und Zerbrechlichkeit beider junger Protagonisten ist spürbar und glaubwürdig. Es sind zwei Teenager, die beide aus der Bahn geworfen worden sind und gemeinsam wieder in die Spur kommen.

"So leise wie ein Sommerregen" ist ein vielschichtiger Roman über die erste Liebe, über Trauer, Enttäuschungen, familiäre Konflikte, Lügen und Geheimnisse, der durch die vielen gemeinsamen Glücksmomente, die Hope und Cooper erleben, trotz aller Melancholie eine positive Atmosphäre vermittelt und Hoffnung schenkt.
Fazit: Ein Buch für junge Romantiker*innen, die das Drama lieben.

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