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Veröffentlicht am 27.04.2021

Emotionale, aber nicht rührselige Geschichte mit einer sensiblen Charakterzeichnung um die Frage, ob man einen Menschen jemals richtig kennt

So wie du mich kennst
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Als Karlas Schwester Marie überraschend und viel zu jung im Alter von 32 Jahren bei einem Unfall in New York stirbt, reist Karla nach der Beisetzung in ihrer Heimat, einer Kleinstadt in Nordbayern, nach ...

Als Karlas Schwester Marie überraschend und viel zu jung im Alter von 32 Jahren bei einem Unfall in New York stirbt, reist Karla nach der Beisetzung in ihrer Heimat, einer Kleinstadt in Nordbayern, nach New York, um dort die Wohnung ihrer jüngeren Schwester aufzulösen.
Die beiden standen sich schon als Kinder sehr nahe und auch als Marie Karriere als Fotografin machte und zunächst nach München, Boston und New York zog, haben sie stets die Verbindung gehalten und täglich telefoniert. Karla hat Marie in New York häufig besucht und glaubte, ihrer Schwester wirklich nahezustehen. Als sie nun in Maries Wohnung verstörende Fotos von Maries Nachbarn findet und mit Freunden und Bekannten Maries spricht, tun sich immer mehr Geheimnisse auf. Karla fragt sich zurecht, ob sie ihre Schwester wirklich kannte, weshalb sie ihr nicht alles erzählen konnte und was sie ihr vielleicht darüber hinaus noch verschwiegen hat.

Der Roman wird abwechselnd aus der Perspektive von Karla - die Wochen nach Maries Tod - und Marie - die Monate vor ihrem Tod - geschildert. Dabei gibt es in beiden Erzählsträngen Rückblenden und Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse und Gespräche als Kinder und junge Erwachsene. Man spürt das enge Band, das die Schwestern auch über Tausende Kilometer hinweg verband. Umso spannender ist es herauszufinden, was sie letztlich doch unbemerkt auseinanderdriften ließ.

Die Geschichte handelt zunächst von der Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen. Der Fokus wird jedoch bald auf die Beziehung der beiden unterschiedlichen Schwestern gelegt: Marie, eine erfolgreiche Fotografin, die ihre Heimat verlassen hat, um Karriere zu machen, früh geheiratet hat und vor ihrem Tod bereits vier Jahre geschieden war und Karla, die als Lokaljournalistin zufrieden ist und Bayern nur für ihre Reisen zu Marie verlassen hat. Trotz ihrer unterschiedlichen Persönlichkeiten liebten sie sich innig und konnten ohne die andere nicht sein: "Ich bin nicht ich ohne dich".

Die melancholische Stimmung zieht sich durch den gesamten Roman und liegt nicht nur in der allgemeinen Trauer um Marie begründet. Nach der Trauer und der Wut über Maries Tod ist die Enttäuschung bei Karla vorherrschend, dass Marie ihr bewusst Dinge aus ihrem Leben verschwiegen hat. Es macht sie traurig, dass ihre Schwester offenbar nicht das Gefühl hatte, sich ihr anvertrauen zu können und dass sie damit auch keine Chance hatte, Marie bei Problemen helfen zu können.
Die Verzweiflung und das Ohnmachtsgefühl sind sehr eindringlich beschrieben. So entwickelt man auch Verständnis für Karla, die sich in New York auf der Spurensuche nach ihrer Schwester nicht immer ganz korrekt verhält. Beide Schwestern sind authentische Figuren, wobei man Karla schneller näher kommt, als Marie, von deren Geheimnissen man als Leser auch nur peu à peu erfährt. Die Frage nach den ominösen Fotos als auch die Umstände von Maries Tod sorgen für Spannung, denn nach all den Offenbarungen ist es fraglich, ob der Tod beim Überqueren einer roten Ampel wirklich ein Unfall war.

"So wie du mich kennst" besticht durch eine sensible Charakterzeichnung, lebensnahe Schicksale und die Frage, ob man einen anderen Menschen jemals wirklich kennt. Die Geschichte ist emotional, aber nicht rührselig geschildert und fesselt durch die Geheimnisse, die Marie umgaben und Karlas Suche nach Wahrheit und Gewissheit.

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Veröffentlicht am 25.04.2021

Schockierender Roman über Terrorismus, Gewalt und Islamophobie, wobei die Art der Erzählweise es erschwert, die Geschichte zu durchdringen

Sie werden in den Tränen ihrer Mütter ertrinken
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Während eines Anschlags auf einen Comicshop in Göteborg kommen dem Mädchen, das die drei anderen Attentäter mit dem Handy filmen soll, plötzlich Zweifel, ob es richtig ist, was sie im Namen Gottes vollziehen. ...

Während eines Anschlags auf einen Comicshop in Göteborg kommen dem Mädchen, das die drei anderen Attentäter mit dem Handy filmen soll, plötzlich Zweifel, ob es richtig ist, was sie im Namen Gottes vollziehen. Nour, wie sie genannt wird, ist die einzige Überlebende unter den Attentätern und wird anschließend in einer der forensischen Psychiatrie Tundra, einer Hochsicherheitsklinik unweit von Göteborg, untergebracht.
Nach zwei Jahren sucht sie den Kontakt zu einem muslimischen Schriftsteller und gibt ihm die Seiten, die sie über ihr Leben aufgeschrieben hat. Diese geben auch den Ärzten in der Klinik Anhaltspunkte über das Denken der "Terroristin vom 17. Februar". Sie leidet offenbar unter Schizophrenie und behauptet, nur in den Körper der Attentäterin geschlüpft zu sein, um den Anschlag zu verhindern. Sie identifiziert sich nicht mit der konvertierten Belgierin, die in das Gefängnis al-Mima in der Wüste Jordaniens verschleppt und dort gefoltert worden war. Sie stamme aus der Zukunft, 15 Jahre später, wo sie im Kaninchenviertel in Göteborg gelebt hat und spricht tatsächlich fließend Schwedisch statt Flämisch. Sie erzählt von einer Einteilung der Bürger in Schweden und Schwedenfeinden, von Wächtern und von Ritterherzen. Es ist ein düsteres Szenario, das sie zeichnet, in dem Vielfalt und Freiheit in Schweden keinen Platz mehr haben und Andersdenkende oder Andersgläubige ghettoisiert werden.

Ich habe mich sehr schwer damit getan, mich in die Geschichte hineinzufinden. Da die Abschnitte nicht durch Überschriften gekennzeichnet, fand ich es schwierig, die beiden unterschiedlichen Erzählstimmen auseinanderzuhalten. Auch haben mich die jiddischen und arabischen Worte und Redewendungen, die nicht übersetzt wurden, immer wieder aus dem Lesefluss gebracht. Begriffe wie Scharia, Dschihad, Sunniten und Schiiten mögen inzwischen auch im westlichen Sprachgebrauch bekannt sein, Worte wie yani, balagan oder wallah hätten meiner Meinung nach jedoch durch Fußnoten oder ein Glossar erklärt werden sollen.

Über den Schriftsteller erfährt man wenig, außer dass er Familienvater ist und wie das Mädchen muslimischen Glaubens. Er bleibt fremd und auch dem Mädchen, der "belgischen schwarzen Witwe" kommt man nicht wirklich nahe. Es bleibt reine Spekulation, ob sie eine Geschichte erfinde, um sich selbst vor Bestrafung zu schützen, ob sie schizophren ist oder ob die erlebte Folter ursächlich für ihre Gedanken sind, aus der Zukunft zu stammen und sie damit schreckliche Erlebnisse verdrängt, indem sie in eine andere Person schlüpft.

Nichtsdestotrotz ist die fiktive Geschichte, die das Mädchen erzählt, erschreckend. Sie zeichnet ein Bild einer schwedischen Gesellschaft, in der Muslime, die den Bürgervertrag nicht unterzeichnen, als Schwedenfeinde stigmatisiert werden. Ihrer Freiheit beraubt, werden sie in einem eigenen Wohnviertel untergebracht, wo sie ihren Glauben nicht ausleben können und sogar gezwungen werden, Schweinefleisch zu essen. Nicht ganz klar ist, ob diese Art der Freiheitsberaubung und Bestrafung eine Auswirkung des Anschlag auf den Comicladen sind. Dieser Anschlag muss Schweden jedoch massiv getroffen haben, denn das dort aufgezeichnete Video wird auch Jahre später noch an öffentlichen Plätzen wie Bushaltestellen gezeigt.

"Sie werden in den Tränen ihrer Mütter ertrinken" ist ein schockierender Roman über Terrorismus, Gewalt und Islamophobie, der durch die (utopische) Vorstellung einer düster gezeichneten Zukunft eines undemokratischen, unfreien schwedischen Gesellschaft, die stellvertretend für andere westliche Staaten ist, eine Warnung sein sollte. Die Art der Erzählweise hat es mir jedoch erschwert, die Geschichte zu durchdringen, die scheinbar willkürlich zwischen den Perspektiven und Zeitebenen wechselt und mich am Ende verwirrt zurückließ.

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Veröffentlicht am 24.04.2021

Bildhafte und lebendige Familiengeschichte vor dem Hintergrund von Zweitem Weltkrieg, Vertreibung und der Hoffnung auf einen neuen Anfang

Libellenjahre
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1930 lernt die aus einem Adelsgeschlecht stammende Constanze von Warthenberg bei einer Segelregatta in Königsberg den Polen Clemens Rosanowski kennen. Ein Jahr stehen sie in Briefkontakt, bis sie sich ...

1930 lernt die aus einem Adelsgeschlecht stammende Constanze von Warthenberg bei einer Segelregatta in Königsberg den Polen Clemens Rosanowski kennen. Ein Jahr stehen sie in Briefkontakt, bis sie sich wiedersehen und in einander verlieben. Constanze möchte Clemens heiraten, muss dafür jedoch ihre Familie, insbesondere ihren Vater Karl, überzeugen. Dieser ist in Bezug auf die politische Einstellung Rosanowskis skeptisch, gibt aber nach anfänglichem Widerstand nach und willigt in die Ehe ein. Das Ehepaar zieht nach Danzig, sie bekommen 1933 eine Tochter und erleben glückliche Jahre, auch wenn das politische Pflaster in Danzig heiß ist und sich nach dem Wahlsieg der NSDAP und dem Erstarken Adolf Hitlers die Lage, insbesondere für die jüdische Bevölkerung, aber auch für die Polen, zuspitzt. Clemens hatte als Beamter im Staatsapparat die Gefahr frühzeitig erkannt und war zur deutschen Staatsbürgerschaft gewechselt. Als 1939 der Krieg ausbricht, steht Clemens vor der Wahl, sich der SA anzuschließen oder auf dem Feld gegen das Land seiner Väter zu kämpfen. Clemens entscheidet sich für den Einsatz an der Front und geht an Scham und schlechtem Gewissen fast zugrunde. Und während die sowjetische Armee immer weiter in Richtung Westen rückt, muss sich Constanze die Frage stellen, wie lange sie noch in Danzig würde bleiben können.

Ich habe bereits viele Romane über den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg gelesen, aber dieser hat mir mit den Schauplätzen Königsberg und Danzig eine ganz neue Perspektive aufgezeigt. Die Autorin verbindet geschickt historische Fakten mit der fiktiven Geschichte um eine intelligente, starke und selbstbewusste junge Frau, die es aufgrund ihrer Abstammung bisher leicht im Leben hatte. Ohne ihren Mann und auf sich alleingestellt, wächst sie dann während der Wirren des Krieges über sich hinaus. Gut gefallen hat mir auch die Rolle der Großmutter, Charlotte von Warthenberg, die für Constanze stets Ratgeberin und ein fester Halt war.

Der Schreibstil ist bildhaft und lebendig, die Sprache zeitgemäß, weshalb man sich gut in die damalige Zeit versetzen lassen kann, die Gräueltaten hautnah miterlebt und mit den Protagonisten, insbesondere Constanze, aus deren Sicht der Roman überwiegend erzählt wird, mitfühlen kann. Angst, Verzweiflung und der Blick in eine ungewisse Zukunft sind spürbar. Die Geschichte hat Tiefe, denn die Charaktere beschäftigen sich mit politischen Fragen und das politische Weltgeschehen und die historischen Ereignisse werden harmonisch mit der Familiengeschichte der von Warthenbergs verbunden.

"Libellenjahre" ist der Auftakt der dreiteiligen Familiensaga von dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs, von Flucht und Vertreibung. Die Familiengeschichte ist symbolisch für viele Schicksale der damaligen Zeit und sowohl dramatisch als auch spannend geschildert und konnte mir durch die besondere Situation der Hansestadt Danzig neue Aspekte aufzeigen. Der Roman handelt im Zeitraum von 1930 bis 1949 - eine für lange Zeitspanne für den nicht ganz 400 Seiten umfassenden Roman, weshalb nicht alle Ereignisse in der gleichen Intensität dargestellt werden und ich stellenweise das Gefühl hatte, nur einzelne Episoden zu erleben.

Mit dem bereits erschienen Band "Wunderjahre" wird "Libellenjahre" fortgesetzt. Der abschließend dritte Band "Erntejahre" erscheint im Juni 2021.

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Veröffentlicht am 23.04.2021

Solider, unblutiger Thriller mit einer interessanten Familiengeschichte, der zwar keinen Nervenkitzel verursacht, aber in sich schlüssig ist

Beste Freundin - Niemand lügt so gut wie du
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Eine Frau tötet scheinbar willkürlich zwei Menschen, eine 76-jährige Frau und ihren 58-jährigen Sohn, mit einer Schrotflinte. Anschließend scheitert die Frau mit einem Selbstmordversuch und fällt ins Koma. ...

Eine Frau tötet scheinbar willkürlich zwei Menschen, eine 76-jährige Frau und ihren 58-jährigen Sohn, mit einer Schrotflinte. Anschließend scheitert die Frau mit einem Selbstmordversuch und fällt ins Koma. Die mutmaßliche Täterin kann als Heather Underwood, verheiratet und Mutter eines 18 Monate alten Sohnes, identifiziert werden. Jess Fox ist Journalistin einer Lokalzeitung, die vor kurzem von London wieder zurück in ihre Heimat Somerset gezogen ist und soll über den Doppelmord berichten. Sie kennt Heather aus ihrer Jugend. Zwei Jahre waren die beiden beste Freundinnen, bis es im Alter von 14 Jahren zu einem Zerwürfnis zwischen den beiden kam. Jess hat Hemmungen über die Familie ihrer ehemaligen Freundin zu berichten, schafft es jedoch den Kontakt zu Heathers Mutter herzustellen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Beide glauben sie nicht daran, dass die sanftmütige Heather diese Tat mit vollem Bewusstsein verübt haben kann. Die Beweislast gegen Heather ist dagegen erdrückend, aber Jess recherchiert weiter und muss sich dabei den Fehlern der Vergangenheit stellen und sieht sich plötzlich selbst ominösen Drohungen ausgesetzt.

"Beste Freundin - Niemand lügt so gut wie du" ist ein Thriller, der mit einem kaltblütigen Doppelmord beginnt, dann jedoch sehr gemächlich weitererzählt wird und nur langsam Spannung aufbaut. Er handelt in der Gegenwart im Jahr 2012 und führt in der Vergangenheit zurück in den Sommer 1994, als Heathers Schwester Flora spurlos verschwand und es zum Streit zwischen Heather und Jess kam. Dabei kommen immer mehr Geheimnisse über Heathers Familie ans Licht, die letztlich auch zu einem Motiv für die Tat führen.

Durch den Wechsel aus Vergangenheit und Gegenwart kann man frühzeitig erahnen, was der Hintergrund für die Tat sein könnte. Thriller, die nach dieser Manier aufgebaut sind, die Geheimnisse und Lügen aus der Vergangenheit offenbaren, die bis in die Gegenwart hineinwirken und die Protagonisten wieder einholen, gibt es viele und auch dieser hebt sich nicht von dem bekannten Schema ab. Auch der Clou am Ende ist für einen Psychothriller nicht wirklich überraschend.
Trotz einer gewissen Vorausschaubarkeit empfand ich es als spannend, alle Details aus Vergangenheit und Gegenwart aufzudecken und zusammenzuführen. Auch schafft es die Autorin, den Charakteren aller Generationen Leben einzuhauchen, wobei vor allem Jess eine charakterliche Weiterentwicklung erfährt. Wenig überzeugen konnte mich dagegen die Polizeiarbeit der lokalen Ermittler. Die Ermittlungen spielten für den Roman zwar nur eine untergeordnete Rolle, wirkten aber bis zum Schluss unbeholfen und dilettantisch.

"Beste Freundin - Niemand lügt so gut wie du" ist ein solider, unblutiger Thriller mit einer interessanten Familiengeschichte, der zwar keinen Nervenkitzel verursacht, aber in sich schlüssig ist und für unterhaltsame Lesestunden sorgt.

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Veröffentlicht am 20.04.2021

Temporeicher, lebendig geschilderter Thriller mit einem raffinierten Fallkomplex der letztlich schlüssig aufgeklärt wird

Nachtspiel: Thriller
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Rechtsmedizinerin Julia Schwarz wird in ihrem Institut "Eislady" genannt, denn sie geht ihrem Beruf der Obduktion von Leichen akribisch und sehr gewissenhaft nach, insbesondere wenn es sich um die Opfer ...

Rechtsmedizinerin Julia Schwarz wird in ihrem Institut "Eislady" genannt, denn sie geht ihrem Beruf der Obduktion von Leichen akribisch und sehr gewissenhaft nach, insbesondere wenn es sich um die Opfer von Gewaltverbrechen handelt. Ursächlich mag sein, dass ihr jüngerer Bruder vor 15 Jahren missbraucht und ermordet wurde und der Täter nicht ermittelt werden konnte. Immer noch hat sie mit Albträumen zu kämpfen und hört seine Stimme.
Mit dem Kölner Kriminalkommissar Florian Kessler arbeitet sie gern zusammen. Als dieser den Fall einer ermordeten Polizistin bearbeitet, die im Drogenmilieu ermittelte, führt Julia die Autopsie durch. Ihr mutmaßlicher Mörder wird wenig später tot aufgefunden, hat sich den Umständen nach selbst getötet. Die einzelnen Fakten ergeben kein klares Bild. Weitere Menschen werden brutal getötet und weisen offenbar alle eine Verbindung zu Julia auf.

"Nachtspiel" ist nach "Mooresschwärze" Band 2 der Reihe um die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz, der jedoch problemlos ohne Vorkenntnisse des Vorgängerromans zu lesen ist.
Julia Schwarz ist mit ihrer fachlichen Expertise, aber auch mit ihren kleinen persönlichen Schwächen eine authentische und interessante Figur. Das Trauma ihrer Vergangenheit wirkt nach, belastet sie emotional, lenkt sie aber nicht von ihrer sorgfältigen Arbeit ab. Julia lebt für ihren Beruf und kann nur unter Zwang daran gehindert werden, die Leichenschau vorzunehmen, als sie selbst persönlich betroffen ist.
Durch verschiedene Perspektiven und zahlreiche Wendungen, die die Spannung immer wieder neu entfachen, ist "Nachtspiel" fesselnd geschildert. Deuten die ersten beiden Toten auf eine Tat aus dem Drogenmilieu hin, gehen die nächsten Opfer in die Richtung von Sadismus, Sexualdelikten und "Sensation Seekers". Lange ist nicht ganz klar, ob es sich dabei um zwei verschiedene Fälle handelt oder ob hinter allen Toten ein und derselbe Täter stecken. Julias Träume und Wahnvorstellungen und die persönliche Bedrohung, der sie im Laufe des Romans ausgesetzt wird, steigern den Nervenkitzel und gestalten die Aufklärung mit dem wechselvollen Zusammenspiel aus Kriminalarbeit und Rechtsmedizin bis zum Ende packend.

"Nachtspiel" ist ein temporeicher, lebendig geschilderter Thriller mit einem raffinierten Fallkomplex, der letztlich schlüssig aufgeklärt wird. Die persönliche Wende für Julia Schwarz macht zudem neugierig auf weitere Titel der Reihe um die sympathische Rechtsmedizinerin, von der es inzwischen bereits fünf Bände gibt.

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