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Veröffentlicht am 07.08.2020

Daumenhoch für die Intention, das Augenmerk literarisch auf die Rolle und den Schutz der Bienen zu lenken; die Liebesgeschichte schwächelte dagegen

Die Honigprinzessin
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Alina verursacht im Volkspark Friedrichshain beim Inlineskaten einen Unfall, als sie mit dem Imker Georg Westphal zusammenstößt. Dieser bricht sich das Bein und muss mehrere Tage ins Krankenhaus. Alia, ...

Alina verursacht im Volkspark Friedrichshain beim Inlineskaten einen Unfall, als sie mit dem Imker Georg Westphal zusammenstößt. Dieser bricht sich das Bein und muss mehrere Tage ins Krankenhaus. Alia, die in der Marketing-Agentur ihres Freundes angestellt ist, nimmt sich wegen ihres schlechten Gewissens Urlaub und erklärt sich bereit, sich um Georgs Bienenvölker zu kümmern.
Die emsigen Tierchen wachsen ihr ans Herz und von Georg erfährt sie zudem mehr Informationen über die Pflege und das Leben der Bienen und wie wichtig sie für den Kreislauf des Lebens und unser Ökosystem sind.
Währenddessen hat Alinas Freund Marc die Walbaum AG, einen Hersteller für Pflanzenschutzmittel, als neuen Kunden für seine Werbeagentur gewinnen können. Alina überträgt er nach ihrer Rückkehr in die Agentur die Verantwortung für die Imagekampagne der Firma. Begeistert geht sie ans Werk, bis sie von Georg erfährt, dass die Walbaum AG das Pestizid Super Killer 2.0 produziert, das für das Bienensterben mitverantwortlich sein soll.
Alina gerät zunehmend in einen Gewissenskonflikt - einerseits in Bezug auf ihre Arbeit, andererseits in Bezug auf ihre private Beziehung zu Marc, denn von Georgs Sohn Sven, der sie bei ihrer ersten Begegnung so rüde beleidigte, fühlt sie sich auf den zweiten Blick angezogen.

Der Roman ist in zwölf Kapitel unterteilt, die als Bienenjahr den Rahmen für die Geschichte vorgeben. Das Buch behandelt ein wichtiges Thema auf sehr lebendige und leicht zu verstehende Art und Weise. Es wird deutlich, welche Rolle die Honigbienen für unser Ökosystem haben und wie unbedingt schützenswert diese Insekten für uns sind. Die Bienen bestäuben Pflanzen, die wiederum Nahrung und Lebensraum für viele weitere Tiere und auch uns Menschen sind. Ob Obst, Schokolade oder Kaffee - so viele Pflanzen sind von der Bestäubung durch Insekten wie die Bienen abhängig.
Durch die fiktive Geschichte lernt man ganz nebenbei einiges über Achtsamkeit, Nachhaltigkeit und Artenschutz.

Aufgrund ihres uneigennützigen Engagements für die Bienen, mit der sie sogar ihren Arbeitsplatz gefährdet, weckt Alina unweigerlich Sympathien. Sie hat ein gutes Herz und steht für ihre Wertvorstellungen ein.
In Bezug auf ihren Umgang mit Marc oder Sven verhält sie sich dagegen nicht ihrem Alter entsprechend, sondern unüberlegt und kindisch. Darüber hinaus ist die Liebesgeschichte zu plump und vorhersehbar und allenfalls nur eine körperliche Anziehung zwischen den Protagonisten spürbar. Die in diesem Zusammenhang geführten Dialoge bewegen sich im Vergleich zum Rest des Buches auf Groschenromanniveau. Das Missverständnis, das über weite Teile des Romans unaufgelöst zwischen Alina und Sven steht, zieht das zu erwartende Happy End unangenehm in die Länge.
Zudem passte das Konsumverhalten wie der Kauf von Luxusartikeln und auch die Eröffnung eines französischen Gourmetrestaurants durch Sven, der offenbar auch Gänsestopfleber auf die Speisekarte setzt, nicht wirklich mit dem Kampf für den Naturschutz zusammen. Diesbezüglich waren mir die Charaktere zu ambivalent. Auch fragte ich mich, was es mit der Darstellung von Georg als George-Clooney-Double auf sich haben sollte.

Fazit: Daumenhoch für die Intention des Autorenpaares, das Augenmerk literarisch auf die Rolle und den Schutz der Bienen zu lenken, die Charaktere wirkten dagegen unrund, die Liebesgeschichte oberflächlich und langweilig.

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Veröffentlicht am 05.08.2020

Roman über die Einsamkeit im Alter. Eine bittersüße Geschichte über Freundschaft, Hoffnung und Wiedergutmachung

Sterne bei Tag
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Millicent Carmichael ist 79 Jahre alt und lebt einsam in einem Haus London, das zu groß für sie allein ist. Ihr Ehemann Leo ist nicht mehr bei ihr , mit ihrer Tochter Melanie ist sie im Streit auseinandergegangen, ...

Millicent Carmichael ist 79 Jahre alt und lebt einsam in einem Haus London, das zu groß für sie allein ist. Ihr Ehemann Leo ist nicht mehr bei ihr , mit ihrer Tochter Melanie ist sie im Streit auseinandergegangen, ihr Sohn Alistair ist nach Australien gezogen. Missy erwartet nicht mehr viel vom Leben, als sie eines Tages bei einem Spaziergang die alleinerziehende Mutter Angela und ihre Freundin Sylvie kennenlernt. Angela hat keinerlei Berührungsängste und bringt Missy kurzerhand dazu, vormittags auf ihren Sohn Otis aufzupassen, bis sie ihr auch noch Hündin Bob aufdrängt, obwohl Missy anderen Menschen in den letzten Jahren lieber aus dem Weg gegangen ist und auch noch nie etwas für Hunde übrig hatte. In der Zwischenzeit gestaltet Sylvie Missys trostloses Haus um und fördert ungeahnte Schätze von ihrem Dachboden zutage.
Unversehens findet sich Missy in einer Gemeinschaft wieder, schließt Freundschaften und merkt, dass sie gebraucht wird und noch Liebe zu geben hat. Vielleicht schafft sie dann auch durch ihren neuen Lebensmut die quälenden Gedanken loszuwerden, denn Missy weiß, das sie in der Vergangenheit Fehler gemacht hat und ist der Meinung, dass sie deshalb auch die Einsamkeit der letzten Jahre verdient hat.

"Sterne bei Tag" ist ein Roman über eine einsame, verbitterte ältere Dame, die mit ihrem Leben abgeschlossen hat und durch einen Zufall auf Menschen trifft, die unerwartet zu Freunden werden und die ihr zeigen, dass man auch im hohen Alter ein Recht auf Glück und eine zweite Chance hat.
In Rückblenden, die manchmal etwas abrupt in die Gegenwart eingestreut werden, erfährt man durch Missys Erinnerungen mehr über ihr Leben und ihre Familie. Zu Beginn wirkt Missy schrullig und unnahbar, bevor sie sich allmählich zu öffnen beginnt. Auch wenn der Roman aus der Ich-Perspektive geschrieben ist, bleibt Missy lange etwas geheimnisvoll, denn sie hält Informationen zurück und man wird unweigerlich neugierig, was ihr in der Vergangenheit passiert ist bzw. was sie getan hat, das sie so quält.

Es ist eine bittersüße Geschichte über Freundschaft, Hoffnung und Wiedergutmachung. Dabei ist schön zu sehen, wie schnell fremde Menschen ganz unvoreingenommen zu Freunden werden können und wie Missy aufblüht, ein Gefühl erhält, gebraucht zu werden und damit wieder Lebensfreude empfindet. Gleichzeitig ist es spannend zu erfahren, welche Schuldgefühle Missy plagen und warum sie sich selbst mit Einsamkeit bestraft.
Es ist ein Roman über eine ältere Lady, der aber dennoch zeitlos ist und vor allem durch die emotionalen Momente packt und das Herz des Lesers durch die authentischen und liebenswürdig schrulligen Charaktere gewinnt.

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Veröffentlicht am 03.08.2020

Warmherzige Geschichte über Freundschaft, Familie und Nächstenliebe mit persönlichen Dramen, größeren Katastrophen und einer Prise Romantik

Herz zu gewinnen
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Vor zwei Jahren sind die Eltern von Parker Sinclair viel früh bei einem Unfall gestorben und seitdem kümmert sich die 26-Jährige liebevoll um ihre beiden jüngeren Geschwister Mallory und Austin sowie die ...

Vor zwei Jahren sind die Eltern von Parker Sinclair viel früh bei einem Unfall gestorben und seitdem kümmert sich die 26-Jährige liebevoll um ihre beiden jüngeren Geschwister Mallory und Austin sowie die gemeinsame Ranch in Kalifornien. Als ein Waldbrand weite Teile des Forsts zerstört und um ein Haar auch die Ranch erwischt hätte, drohen Erdrutsche und Schlammlawinen durch die Regengüsse im Winter. Das Bauamt muss zu Zwangsmaßnahmen greifen, um nicht nur Parkers Ranch sondern auch die Grundstücke unterhalb zu schützen. Notgedrungen stimmt sie den Bauarbeiten zu und lernt dabei einen der hilfsbereiten Mitarbeiter näher kennen. Colin findet die resolute Parker auf den ersten Blick attraktiv und zudem ist sein Beschützerinstinkt geweckt, denn die junge Frau ist auf dem abgelegenen Grundstück ganz auf sich allein gestellt und muss nicht nur mit den Unwägbarkeiten der Natur sondern auch mit der finanziellen Not zurechtkommen.

"Herz zu gewinnen" ist der erste Band der "Creek Canyon"-Reihe von Catherine Bybee. Die Geschichte ist Fiktion, aber die Autorin verarbeitet darin auch ihre persönlichen Erfahrungen, denn sie war selbst im Juni 2016 von einem Waldbrand betroffen, der ein Haus auf ihrem Grundstück zerstörte.
Der Roman ist überwiegend aus der Perspektive von Parker, ergänzend aber auch aus der Sicht von Colin geschrieben.

Parker ist eine toughe junge Frau, die das College aufgegeben hat, um den jüngeren Geschwistern die Eltern zu ersetzen und sich selbst verantwortungsbewusst um das Erbe zu kümmern. Seit zwei Jahren managt sie das Leben trotz aller Schwierigkeiten allein und scheut sich davor, Hilfe anzunehmen. Die finanzielle Not wird allerdings erdrückend, da sie mit einem Aushilfsjob an einer Schule kaum Geld verdient. Zudem ist das Anwesen durch Naturkatastrophen und Wetterkapriolen bedroht.
Es ist nicht nur Colins Job als Projektleiter für den Creek Canyon, Parkers Ranch und die umliegenden Grundstücke durch Flutvorkehrungen zu schützen, er fühlt sich auch bald persönlich für den Schutz von Parker und ihrer Familie verantwortlich.
Die drohenden Katastrophen und die Anziehung zwischen den beiden sorgen dafür, dass sie sich zusammenraufen. Beide müssen dazu über ihren Schatten springen - Parker muss lernen, Hilfe zuzulassen und Colin muss sich in Zurückhaltung üben und verhindern, Parker mit seiner Fürsorge zu erdrücken.

Es ist eine warmherzige Geschichte über Freundschaft, Familie und Nächstenliebe, bei der auch die Liebe nicht zu kurz kommt. Der Roman ist in weiten Teilen vorhersehbar und die Charaktere etwas stereotyp, die Geschichte ist aber dennoch abwechslungsreich und unterhaltsam geschrieben und die Figuren nicht überzeichnet.

Aufgrund der vielen herzlichen Menschen, die Parker unter die Arme greifen, ist es eine Feel-good-Lektüre, bei der durch persönliche Dramen und mittlere und größere Katastrophen für das notwendige Quäntchen Spannung gesorgt wird. Die Nebencharaktere, insbesondere Parkers Mieterin des Gästehauses, Erin, die im ersten Band der Reihe noch etwas geheimnisvoll bleiben, machen zudem neugierig auf die Fortsetzung mit Teil zwei "Glück im Angebot".

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Veröffentlicht am 01.08.2020

Gelungene Mischung aus berührendem Familiendrama, tragischer Liebesgeschichte und spannendem Spionageroman - fesselnd und emotional zugleich

Kinder ihrer Zeit
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Auf der Flucht aus Ostpreußen im Januar 1945 wird die 11-jährige Alice von ihrer Mutter und ihrer Zwillingsschwester Emma getrennt. Aufgrund der Umstände in dem durch russische Soldaten zerstörten Dorf ...

Auf der Flucht aus Ostpreußen im Januar 1945 wird die 11-jährige Alice von ihrer Mutter und ihrer Zwillingsschwester Emma getrennt. Aufgrund der Umstände in dem durch russische Soldaten zerstörten Dorf müssen sie davon ausgehen, dass niemand überlebt hat. Doch Emma, die in West-Berlin aufwächst, hat all die Jahre das Gefühl, dass ihre Schwester noch leben könnte. Gegen den Willen ihrer Mutter, die schlimme Schuldgefühle plagen, nur eine Tochter gerettet zu haben, gibt Emma eine Suchanzeige auf, findet Alice jedoch nicht. Zwölf Jahre nach der Flucht begegnen sich die Schwestern durch einen Zufall. Einerseits sind die schwesterlichen Gefühle sofort füreinander da, andererseits haben sie sich durch die ganz unterschiedliche Sozialisation von einander entfremdet. Nur in kleinen Schritten kommen sie sich wieder näher, wobei der Glaube Alices an den Sozialismus immer zwischen ihnen steht. Durch Alice lernt Emma den Physiker Dr. Julius Laakman kennen und verliebt sich in ihn. Er glaubt im Gegensatz zu Alice nicht an den Sozialismus, wird aber von der Stasi derart unter Druck gesetzt, dass eine Beziehung zu einer Westdeutschen unmöglich wird. Im Laufe der 1950er-Jahre nimmt der Druck auf alle Beteiligten zu und Emma droht letztlich beide zu verlieren - ihre wiedergefundene Schwester und die noch junge Liebe.

Mit "Kinder ihrer Zeit" verbindet Claire Winter eine fiktive Geschichte um zwei Zwillingsschwestern mit der deutschen Historie während des Kalten Krieges. Erzählt werden die Jahre ab 1945 bis zum Bau der Berliner Mauer 1961, die die sich zementierende Teilung zwischen den beiden deutschen Staaten sehr anschaulich am Beispiel der beiden Schwestern darstellt.

Das Buch ist eine gelungene Mischung aus berührendem Familiendrama, tragischer Liebesgeschichte und spannendem Spionageroman. Die Charaktere sind facettenreich und authentisch dargestellt. Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven kann man sich als Leser nicht nur in die beiden Schwestern sondern auch ihre Wegbegleiter einfühlen. Eindringlich spürt man den Druck, der vor allem auf Alice lastet, die der Sowjetunion und ihrem System dankbar ist, aber gleichzeitig auch zur Denunziation gezwungen wird. Auch Julius steht in einem Gewissenskonflikt und wird dazu genötigt, Dinge zu tun, die ihm zuwider sind, um sich und andere zu schützen. Emma kann dabei erst spät durchschauen, wie Alice und Julius manipuliert werden und bringt sich beim Versuch zu helfen, selbst in Gefahr.

"Kinder ihrer Zeit" ist durchweg spannend und emotional. Der Ost-West-Konflikt wird durch die schicksalhafte Geschichte um Alice und Emma in all seiner Brutalität dargestellt. Der Kampf zwischen Stasi, KGB und westlichen Geheimdiensten ist packend und erhält durch Alice und Emma eine persönliche Note. Der Druck einflussreicher Kräfte, Manipulation und Erpressung verhindern ein Leben in Freiheit, selbst für Emma, die schon während der noch offenen Grenze nach Ostberlin indirekt unter der Situation zu leiden hat.
Claire Winter schafft es durch ihren einnehmenden Schreibstil Geschichte lebendig werden zu lassen. Die Erzählung ist politischer als ihre vorhergehenden Romane "Die verbotene Zeit" oder "Die geliehene Schuld" und erhält damit den für eine Geschichte #gegendasvergessen verdienten Tiefgang.

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Veröffentlicht am 31.07.2020

Die negative Darstellung von Josephine konnte mich als Muse Beethovens in keinster Weise überzeugen

Frau Beethoven
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1799 wird Josephine Brunsvik, Tochter eines ungarischen Adelsgeschlechts, zusammen mit ihrer älteren Schwester Therese von ihrer Mutter nach Wien gebracht, um dort einen geeigneten Heiratskandidaten zu ...

1799 wird Josephine Brunsvik, Tochter eines ungarischen Adelsgeschlechts, zusammen mit ihrer älteren Schwester Therese von ihrer Mutter nach Wien gebracht, um dort einen geeigneten Heiratskandidaten zu finden. Um Fuß in der Wiener Gesellschaft zu fassen, nehmen die beiden Töchter zudem Klavierunterricht bei dem Virtuosen Ludwig van Beethoven. Beethoven erkennt das Talent beider musikalischer Töchter und unterrichtet sie täglich unentgeltlich. Josephine schwärmt für Ludwig und möchte am liebsten ihn heiraten. Als Bürgerlicher, der selbst auf die finanzielle Unterstützung von Gönnern angewiesen ist, ist eine Heirat mit ihm nicht standesgemäß. Josephine wird daraufhin gezwungen, einen mehr als doppelt so alten Grafen zu ehelichen, mit dem sie vier Kinder bekommt. Joseph von Deym stirbt bereits 1804, übertrug ihr jedoch noch die Vormundschaft für die Kinder.

Auch wenn die Hochzeit arrangiert war, trauert Josephine um ihren Ehemann und zieht sich zurück. Das Klavierspiel weckt ihre Lebensgeister und sie nimmt fortan wieder Klavierstunden bei Beethoven. Durch das Wiedersehen flammen die Gefühle wieder auf. Wegen Bedenken um ihr gesellschaftliches Ansehen treffen die beiden sich nur heimlich. Aus Angst, die Vormundschaft für ihre Kinder zu verlieren, erscheinen Heirat und damit auch eine gemeinsame Zukunft letztlich unerreichbar.

"Frau Beethoven" erzählt eine fiktive Geschichte um Ludwig van Beethoven und seine vermutlich "unsterbliche Geliebte", eine Anrede, die er in einem überlieferten Brief an seine große Liebe verwendete.

Zu Beginn habe ich mich sehr schwer mit dem Roman getan. Die weiblichen Protagonisten wirkten einfältig, alle Figuren verhielten sich künstlich, die Dialoge erschienen platt und hölzern. Im weiteren Verlauf ließ sich die Geschichte zwar flüssiger lesen, allerdings waren die Klavierstunden ermüdend, denn die Abläufe wiederholten sich, ohne dass Entscheidendes zwischen Josephine und Beethoven passierte. Die Leidenschaft für die Musik ist spürbar, nicht aber für einander. Josephine inspiriert Beethoven für neue Sinfonien, sie wird zu seiner Muse, geht aber mit zunehmendem Alter auf Distanz zu Beethoven. Als 20-Jährige himmelte Josephine ihn an, später sind Geld, der gesellschaftliche Stand und die Versorgung der Kinder wichtiger als die Liebe zu Beethoven.

Die Geschichte hatte Potenzial für spannungsvolle Momente, da sie auf mehreren Zeitebenen handelt und mit Zeitsprüngen gearbeitet wird. Im Jahr 1821 blickt Josephine zurück und spricht mit ihrer ältesten Tochter über ihre Liebe zu Beethoven. Leider werden dabei wichtige Entscheidungen und Ereignisse aus ihrem Leben, die nachfolgend erst noch erzählt werden, vorweggenommen, was der Handlung nicht nur die Spannung nahm, sondern auch noch völlig unnötig war. Diese Einschübe waren mir als Stilmittel nicht nachvollziehbar.

Auch wenn der Roman "Frau Beethoven" heißt, hatte ich mir dennoch eine größere Rolle von Ludwig van Beethoven gewünscht als den des verliebten Klavierlehrers. Sein Werk und sein privates Leben fanden kaum Erwähnung, auch bekam ich keine Vorstellung von ihm als Rebell oder Sozialrevolutionär. Warum er nie geheiratet hat und was der Grund für seinen Hörverlust war, fand keine Erwähnung.
Josephine macht es dem Leser wahrlich nicht leicht, sie zu mögen. Sie begeht so viele Fehler, trifft eine falsche Entscheidung nach der anderen, was regelrecht an ihrem Verstand zweifeln lässt. Sie mag vielleicht tatsächlich eine Inspiration für den Ludwig van Beethoven gewesen sein, letztlich wiegen in meinen Augen aber die Enttäuschungen, die sie ihm immer wieder bereitet hat, schwerer.

Insgesamt bin ich enttäuscht, denn ich hatte mir von dem Roman viel mehr erwartet - starke Charaktere, die trotz Standesdünkels um ihre Liebe kämpfen und ein weltberühmter Klaviervirtuose, der durch eine fiktive Geschichte lebendig und nahbar wird. Stattdessen empfand ich sowohl die Liebesgeschichte als auch die Darstellung von Ludwig van Beethoven als Person als inhaltlich zu oberflächlich und stilistisch unbeholfen. Zudem fragte ich mich aufgrund der sehr negativen Darstellung von Josephine, warum ausgerechnet ihr durch diesen Roman Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte.

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