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Veröffentlicht am 24.02.2020

Mischung aus Psychothriller und Familiendrama - einerseits bizarr und gruselig, aber nicht abwegig, andererseits emotional und aufreibend

Weil niemand sie sah
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Mit 15 Jahren verschwindet die strebsame und hübsche Ellie Mack, Liebling ihrer Mutter Laurel, spurlos. Laurel glaubt nicht daran, dass ihre Tochter eine Ausreißerin sein soll wie Polizei und Medien es ...

Mit 15 Jahren verschwindet die strebsame und hübsche Ellie Mack, Liebling ihrer Mutter Laurel, spurlos. Laurel glaubt nicht daran, dass ihre Tochter eine Ausreißerin sein soll wie Polizei und Medien es darstellen und gibt die Hoffnung auf ein Wiedersehen nicht auf. Die Familie zerbricht an dem Verlust der Tochter und jüngsten Schwester.
Zehn Jahre später lernt Laurel den charmanten und charismatischen Floyd Dunn in einem Café kennen und beginnt nach all den Jahren wieder aktiv am Leben teilzuhaben. Floyds jüngste Tochter, die neunjährige Poppy, ein frühreifes und altkluges Mädchen, erinnert sie optisch an Ellie. Als sich dann auch noch herausstellt, dass Poppys Mutter Ellies Mathe-Nachhilfelehrerin Noelle Donnely ist, die ebenfalls verschwunden ist, stellt sich Laurel abermals die Frage, was vor zehn Jahren geschehen ist.

Der Roman wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und wechselt dabei immer wieder von der Gegenwart in die Vergangenheit. Er beginnt spannend und fesselt durch das zunächst ungewisse Schicksal um Ellie. Die Spannung flacht allerdings etwas, als sich die Hintergründe für das Verschwinden der Fünfzehnjährigen abzeichnen und sich für den Leser immer mehr Details offenbaren, was sich in der Vergangenheit ereignet hat.
Dennoch fesselt der Roman durch die Abgründe, die sich auftun und die Charaktere, die facettenreich und mitunter verstörend sind. Insbesondere die kleine Poppy ist irritierend, wirkt mit ihren neun Jahren künstlich und grotesk erwachsen.

"Weil niemand sie sah" ist eine Mischung aus Psychothriller und Familiendrama, dass - obwohl der Täter frühzeitig bekannt ist - eine Sogwirkung entfaltet. Der Roman schockiert durch die Hintergründe der Tat und die Ich-Perspektive des Täters, die man mit Entsetzen liest. Dabei ist es rückwirkend traurig zu sehen, wie die Familie an dem Drama zerbrach und die Beziehungen untereinander nie wieder dieselben wurden, auch wenn das Ende in eine positive Richtung deutet. Die Geschichte ist einerseits bizarr und gruselig, dabei jedoch nicht abwegig. Andererseits ist sie emotional und aufreibend zu erkennen, wie einfach ein Mensch aus dem sozialen Mensch fallen kann, um so eine Tat zu realisieren.

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Veröffentlicht am 22.02.2020

Roman über ein besonderes Mädchen, das wie durch ein Wunder zum Glauben findet und damit die gesamte Umgebung um sich herum irritiert

Unter Engeln
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Im Urlaub in Spanien erscheint der 13-jährigen Alma in Cádiz Jesus, als sie ihre Eltern aus den Augen verloren hat. Sie verspürt keine Angst, als er mit ihr durch die Stadt geht und sie am Strand zurücklässt, ...

Im Urlaub in Spanien erscheint der 13-jährigen Alma in Cádiz Jesus, als sie ihre Eltern aus den Augen verloren hat. Sie verspürt keine Angst, als er mit ihr durch die Stadt geht und sie am Strand zurücklässt, wo ihre Familie sie finden soll.
Seit diesem Erlebnis ist Alma vom Glauben an Gott und den Messias überzeugt, auch wenn Religion in ihrem Leben bisher keine große Rolle spielte. Ihre Eltern Jórunn und Pétur machen sich Sorgen, insbesondere da Alma sich mit der festen Überzeugung Jesus begegnet zu sein, von anderen abgrenzt und sich durch ihren unbedingten Vorsatz der Nächstenliebe sogar in Gefahr bringt. Sie bringen Alma zu einer Psychologin nach Reykjavik, die eine Familientherapie empfiehlt und auch mit den Eltern Einzelgespräche führt.
Alma lässt sich durch nichts beirren, bleibt standhaft und verwundert mit ihrem festen Glauben sogar den Pfarrer.

"Unter Engeln" ist ein Roman über ein besonderes Mädchen, das wie durch ein Wunder zum Glauben findet und damit die gesamte Umgebung um sich herum, ihre Eltern, Geschwister, Freunde, Mitschüler und sogar den Pfarrer irritiert.
Alma sieht sich nicht als eine von Gott Auserwählte oder gar als Prophetin, die eine Botschaft zu verkünden hat. Sie möchte einfach nur einen gottgefälligen Weg gehen und hat dabei ein offenes Herz für alle Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen.

Die Jesus-Erscheinung ist jedoch nur der Aufhänger für den Roman. Er erzählt damit eine Geschichte über eine Familie in einer kleinen Gemeinde auf Island, die zwar harmonisch zusammenzuleben scheint, in der es aber ungelöste Konflikte gibt, die durch die Familientherapie zutage treten.
Der Roman zeigt die Konsequenzen auf, wenn jemand plötzlich aus dem Rahmen fällt und sich mit Gegenwind und Intoleranz konfrontiert sieht. Er gibt einen interessanten Einblick in eine spannende Familie und überzeugt durch seine individuellen Charaktere, vor allem in der starken Persönlichkeit der jungen Alma.
Der Roman endet etwas beliebig ohne zu einem runden Abschluss zu kommen und lässt den Leser mit seiner eigenen Interpretation der Geschehnisse zurück.

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Veröffentlicht am 21.02.2020

Kurzweilige Geschichte über einen Neuanfang auf der schönen Insel Sylt, aber zu vorhersehbar und ohne Überraschungen

Ein Sommer auf Sylt
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Julia erbt überraschend von ihrem verstorbenen Vater ein Friesenhaus auf Sylt. Um ihr Erbe in Augenschein zu nehmen und einen Verkauf möglichst zügig abzuwickeln, reist sie nach Sylt und hat dabei ihre ...

Julia erbt überraschend von ihrem verstorbenen Vater ein Friesenhaus auf Sylt. Um ihr Erbe in Augenschein zu nehmen und einen Verkauf möglichst zügig abzuwickeln, reist sie nach Sylt und hat dabei ihre Mutter Beate sowie deren zwei Schwestern Christiane und Annegret im Schlepptau. Vor Ort stellen sie fest, dass das Haus bewohnt ist - von der Geliebten des Vaters. Julia ist entsetzt, war doch diese Frau der Anlass für die Trennung ihrer Eltern, die sich jedoch nie scheiden ließen.

Tante Christiane ist bereit, Julia das Haus für eine stolze Summe abzukaufen, doch Julias in Hamburg verbliebener Freund und Geschäftspartner, der zusammen mit Julia eine GmbH gründen möchte, übt Druck auf Julia auf, sich an einen Immobilienmakler zu wenden. Das in den 1950er-Jahren gebaute und von Julias Vater fortkaufen sanierte und renovierte Haus ist tatsächlich deutlich mehr Wert, als das Angebot der Tante.

Während Julias Mutter und Tanten den Urlaub auf Sylt genießen, abends dem Alkohol frönen und sich anzunähern scheinen, setzt sich Julia ab und lernt dabei den Besitzer der Pension näher kennen, in der sie wohnen. Mats Christensen ist geborener Sylter und kann Julia, die bisher eine regelrechte Abneigung gegen die Insel hatte, für die Schönheit Sylts und die Vorzüge des Insellebens die Augen öffnen.

Julias Überzeugungen geraten ins Wanken. Die Zukunftspläne ihres Freundes scheinen sich nicht mit ihren zu decken, zudem fühlt sie sich zunehmend von Mats angezogen und sich letztlich unsicher, ob sie das Friesenhaus überhaupt noch verkaufen möchte, nachdem ihr Vater es offenbar allein für sie so liebevoll instand gehalten hat.

"Ein Sommer auf Sylt" erzählt eine Geschichte über einen Neuanfang, ist aber gleichzeitig eine Liebeserklärung an die Insel Sylt, die sehr ausführlich mit ihren Ortschaften und touristischen Attraktionen beschrieben wird.

Die Geschichte über eine junge, mehr oder weniger glücklich liierte Frau, die zum Antritt eines Erbes einen Ortswechsel vornimmt, ein Familiengeheimnis aufdeckt und sich dabei nicht nur in den neuen Ort, sondern auch einen attraktiven Bewohner verliebt, ist nichts Neues und leider hat auch "Ein Sommer auf Sylt" wenig Überraschendes zu bieten. Mit der Ankunft auf der Insel zeichnet sich ab, wie der Roman verlaufen und letztlich enden wird, was ich schade fand. Gerade der Konflikt zwischen Julia und ihren Eltern, aber auch die Entzweiung der Schwestern sowie die Rolle des Friesenhauses in der Vergangenheit hätten Potenzial für eine tiefer gehende und spannendere Geschichte gehabt. Leider werden Beate und ihre Schwestern zu Statisten, die alleine für eine Auflockerung durch ihre Kabbeleien sorgen.

Der Roman ist trotz Vorhersehbarkeit kurzweilig geschrieben, liest sich leicht und versetzt den Leser sehr anschaulich auf die größte nordfriesische Insel. Er ist damit perfekt für Leserinnen,die Sylt kennen und lieben oder schon immer einmal dorthin reisen wollten.

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Veröffentlicht am 19.02.2020

Kunst und Zeitgeschichte werden nicht greifbar, Charaktere bleiben auf Distanz, die Handlung leblos - enttäuschender Auftakt einer Trilogie

Die Galerie am Potsdamer Platz
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Nach dem Tod ihrer Mutter begibt sich Alice im Oktober 1930 von Wien nach Berlin, um ihre Familie aufzusuchen, die sie bislang nicht kannte. Ihre Mutter Anna hatte sich nach einem Streit mit Alices Großmutter ...

Nach dem Tod ihrer Mutter begibt sich Alice im Oktober 1930 von Wien nach Berlin, um ihre Familie aufzusuchen, die sie bislang nicht kannte. Ihre Mutter Anna hatte sich nach einem Streit mit Alices Großmutter Helena von allen distanziert. Während Helena abweisend auf das plötzliche Erscheinen von Alice reagiert und sie als "Kuckuckskind" bezeichnet, wird sie von ihren beiden Onkeln Johann und Ludwig und Tante Rosa warmherziger aufgenommen.
Alice bleibt in Berlin, verliebt sich in den Deutsch-Iren John und entdeckt ihr Talent als Fotografin. Gemeinsam mit ihren Onkeln eröffnen sie die Galerie Waldmann wieder, wobei Alice die Bilder der Kunstsammlung fotografiert und katalogisiert.
Die Zeiten in Berlin werden rauer, SA und SS ziehen durch die Straßen und die Nationalsozialisten, die eine Gefahr für die freie Kunst sind, erstarken. Alice gerät in einen ganz persönlichen Konflikt mit dem Kunstsammler Erik Wolfferts, der ein bekennender Nationalsozialist ist und sich Alice ungehemmt nähert.

"Die Galerie am Potsdamer Platz" ist der Auftakt der "Galeristinnen-Trilogie" um die Galerie der Familie Waldmann der Berliner Kunsthändlerszene.
Im Verlauf des Romans spielt die Kunst und die titelgebende Galerie nur eine untergeordnete Rolle und auch der Konflikt zwischen Großmutter Helena und ihrer Tochter Anna, der zu einer andauernden Entzweiung der Familie geführt hat, bleibt nur an der Oberfläche. Der Grund dafür ist jedoch weitaus weniger spektakulär als die tatsächliche Offenbarung des Familiengeheimnisses.
Die Charaktere bleiben auf Distanz, ihre Motive und ihre Empfindungen nicht greifbar und auch die turbulente politische Situation in Berlin wird wenig anschaulich dargestellt. Die schillernde Kunstszene, das historische Flair Berlins und die zunehmende Bedrohung durch die Nationalsozialisten werden allenfalls angerissen, aber nicht weiter vertieft.
Nach dem Kennenlernen von John und der anfänglichen Verliebtheit vermisste ich einen roten Faden in der Handlung, die mich weder packen noch emotional bewegen konnte.
Nach einem guten Start und viel Potenzial für eine mitreißende Geschichte, wirkte der Roman über weite Strecken langweilig und leblos, verlor sich in Allgemeinplätzen und der andauernden Beschreibung von Whiskey-Trinken oder dem Rauchen von Zigarren und Zigaretten. Damit konnte mich "Die Galerie am Potsdamer Platz" nicht neugierig auf die folgenden beiden Bände der "Galeristinnen-Trilogie" machen.

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Veröffentlicht am 17.02.2020

Roman über Trauer und die Entdeckung der eigenen Familiengeschichte - Frauenschicksale geprägt von Liebe, Verlust und Geheimnissen

Die Insel der Leuchttürme
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Charlotte Woolf ist 45 Jahre alt, als ihr Mann an Krebs stirbt. Als sein Erbe hinterlässt er ihr ein Haus auf Formentera, das er heimlich gekauft hat. Es ist das Haus von Charlottes Vorfahren, das zuletzt ...

Charlotte Woolf ist 45 Jahre alt, als ihr Mann an Krebs stirbt. Als sein Erbe hinterlässt er ihr ein Haus auf Formentera, das er heimlich gekauft hat. Es ist das Haus von Charlottes Vorfahren, das zuletzt ihre Großmutter Alba bewohnte.

Der Tod von James hat Charlotte schwer getroffen. Als ihre 19-jährige Tochter ihr Studium wieder aufnimmt und Wodka Charlottes bester Freund zu werden droht, beschließt sie, nach Formentera zu reisen und eine Woche für sich auf der kleinen balearischen Insel zu verbringen. Vor Ort findet sie einen Brief von James, in welchem er ihr mitteilt, dass die Schwester ihrer Großmutter noch auf der Insel lebt.
Charlotte wusste bisher überhaupt nicht, dass ihre Großmutter noch Verwandte auf Formentera hat. im Gespräch mit ihrer Großtante Maria erfährt Charlotte mehr über die Wurzeln ihrer Familie, die bis auf den Anfang des 18. Jahrhunderts zurückzuverfolgen sind. Dabei erhält sie nicht nur Kenntnisse über die Leben ihrer Vorfahren, die sie überraschen, sondern auch Details über die Geschichte der Insel, über Flucht, Vertreibung und Leugnung der eigenen Herkunft.

"Die Insel der Leuchttürme" handelt auf der kleinsten Insel der Balearen, die vom Tourismus noch nicht überlaufen ist. Charlotte bezieht die alte Villa Marisal und bleibt länger als die vorgesehene Woche der Regeneration, als sie durch ihre Großtante mehr über die Herkunft ihrer Familie erfährt.
Die Aufdeckung eines Familiengeheimnisses und die Erzählungen über ihre Vorfahren lenken sie von der Trauer über ihren verstorbenen Mann ab. Auch als Leser taucht man in die Geschichte der Familie Alvarez ein, die beispielhaft für viele Familien auf Formentera ist, die sich bewusst auf der kleinsten Insel niedergelassen haben, um dort Schutz vor der Inquisition zu suchen. Die Autorin vermischt dabei historische Fakten mit einer fiktiven Geschichte.

Der Roman, der zunächst von Trauer und Trauerbewältigung handelt, überrascht durch den Erzählstrang in der Vergangenheit, der von zwei unterschiedlichen Schwestern auf Formentera Anfang des 18. Jahrhunderts handelt und einer verbotenen Liebe, die das Leben der ganzen Familie gefährdete und die beiden Schwestern zu entzweien drohte.

Während in der Gegenwart Charlotte, abgelenkt durch die Aufdeckung der überraschenden Vergangenheit, wieder neuen Lebensmut fasst, die Villa Marisal renoviert und einen Neuanfang wagt, schildert die Vergangenheit ein spannendes Familiendrama, das eng mit der Geschichte der balearischen Inseln und dem Kampf um Freiheit und Religion verbunden ist.

Cover und Titel des Romans suggerieren eine sommerlich-leichte Inselgeschichte, er bietet aber letztlich viel mehr und wartet mit interessanten Details über die spanische Geschichte auf, die mir bisher nicht bewusst waren. Dabei bewegt der Roman durch die packenden Schicksale der Frauen und ihre Geschichte, die von Liebe, Verlust und Geheimnissen erzählt und Auswirkungen bis in die Gegenwart hat. Am Ende ging es mir jedoch ein wenig zu schnell, die Probleme in beiden Erzählsträngen lösten sich zu abrupt in Wohlgefallen auf.

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