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Veröffentlicht am 29.01.2020

Zu viele Problemfelder innerhalb einer Familie und eine klischeebeladene Darstellung der Charaktere nahm der Geschichte jede Authentizität

Der Sunday Lunch Club
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Anna Piper hat drei Geschwister, mit denen sie sich, seitdem ihre Eltern nach Florida ausgewandert sind, regelmäßig an Sonntagen zum Mittagessen trifft. Der Lunch findet jeweils bei einem der Geschwister ...

Anna Piper hat drei Geschwister, mit denen sie sich, seitdem ihre Eltern nach Florida ausgewandert sind, regelmäßig an Sonntagen zum Mittagessen trifft. Der Lunch findet jeweils bei einem der Geschwister statt, die stets ein mehrgängiges Menü servieren. Neil ist Annas ältere Bruder, der homosexuell ist und zusammen mit seinem Lebenspartner Santi ein Baby adoptiert hat. Maeve ist ihre deutlich jüngere Schwester, die geschieden ist und sich alleinerziehend um ihren Teenager-Sohn Storm kümmert. Josh ist der Jüngster der Geschwister, der nicht einmal mit seinen Geschwistern darüber sprechen kann, was ihn bewegt.
Aufgrund der unterschiedlichen Persönlichkeiten und der üblichen Kabbeleien unter Geschwistern geht der Lunch regelmäßig turbulent zu.
Als Anna nach einem One-Night-Stand mit 40 Jahren schwanger ist, überrascht sie ihre Geschwister und ihren Ex-Mann Sam, der ebenfalls an den Mittagessen teilnimmt. Mindestens genauso überraschend ist, dass Anna, unmittelbar nachdem sie erfahren hat, dass sie schwanger ist, nach einem Mittagessen bei Josh eine Beziehung mit dessen Therapeuten anfängt. Zeitgleich erhält Anna anklagende Briefe von einer Person, die sie in der Vergangenheit verletzt zu haben scheint. Sorgen macht ihr daneben ihre Großmutter Dinkie, die seit Kurzem in einer Senioreneinrichtung lebt und sich dort nicht wohlfühlt. Zudem verbirgt diese ein gut gehütetes Familiengeheimnis über die Ehe zu ihrem früh verstorbenen Mann.

Der Roman ist aus der Perspektive von Anna geschildert, sie sich fürsorglich um ihre Familienmitglieder, aber auch um ihren Ex-Mann sorgt und kümmert. Selbst als sie schwanger und frisch in einer Beziehung zu einem Mann ist, der nicht der Vater des Kindes ist, nimmt sie noch einen jungen Hund zu sich und überlegt, die betagte Großmutter bei sich aufzunehmen.
Trotz der Einsicht in ihre Gefühlswelt konnte ich mich jedoch nicht in Anna hineinversetzen, ihre Handlungen und Beweggründe nicht nachvollziehen. Die sehr plötzlich eingegangene Beziehung zu Luca empfand ich, gerade in ihrer Situation, als unglaubwürdig und weckte keinerlei romantische Gefühle in mir. Zudem nervte mich ihre als Fürsorge getarnte selbstgefällige Art zunehmend.

Weiterhin fiel es mir schwer, in dem Roman einen roten Faden zu erkennen. Durch die diversen Probleme der Familienmitglieder werden zu viele Themen angesprochen, die jedoch alle an der Oberfläche bleiben. Bei den Pipers gibt es einfach Platz für jede denkbare Minderheit. Dabei werden die Charaktere sehr klischeehaft dargestellt - sei es der tuntige Homosexuelle, der sich rührend um seine Adoptivtochter kümmert, der jugendliche italienische Liebhaber von Anna oder die überdrehte Schwester, die mit der Erziehung ihres Sohnes überfordert ist und sich lieber in wechselnde Beziehungen zu Männern stürzt.

Dazu kamen noch die mysteriösen Briefe und das Familiengeheimnis der Großmutter, was alles nicht so recht zusammenpassen mochte. Die Vergangenheit wurde letztlich überhaupt nicht aufgearbeitet, die Traumata weder für den Leser vertieft noch durch die Charaktere verarbeitet.

Die Tradition, dass sich Geschwister - auch ohne ihre Eltern - regelmäßig zum Mittagessen treffen, ist eine schöne Idee und ein reizvoller Aufhänger für einen Roman. Die Umsetzung konnte mich aber aufgrund von zu viel Melodramatik und wenig authentisch wirkenden Charakteren nicht überzeugen. Für den so engen Zusammenhalt der Piper-Geschwister standen zu viele Geheimnisse und Ungesagtes zwischen ihnen. Bei der Aufdeckung der Geheimnisse fehlte jegliche Spannung, so dass sich das Buch bis zum erwarteten Ende sehr zäh lesen ließ.

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Veröffentlicht am 27.01.2020

Interessante Gegenüberstellung ohne Klischees, die warmherzig erzählt wird: welchen Einfluss hat das Geschlecht auf unser Leben?

Die andere Welt
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Louis und Louise Alder haben die selben Eltern und sind beide 1979 geboren, aber keine Zwillinge. Julie Cohen entwirft eine Geschichte, in der Lou einmal als Junge und einmal als Mädchen zur Welt kommt. ...

Louis und Louise Alder haben die selben Eltern und sind beide 1979 geboren, aber keine Zwillinge. Julie Cohen entwirft eine Geschichte, in der Lou einmal als Junge und einmal als Mädchen zur Welt kommt. Welche Auswirkungen das Geschlecht auf das Leben des Kindes und späteren Erwachsenen, auf die Eltern, aber auch die beiden befreundeten Zwillinge Allie und Benny hat, schildert "Die andere Welt".

Louis und Louise wachsen beide in Casablanca in Maine auf, haben die gleichen Voraussetzungen, nur ein anderes Geschlecht. Beide werden ihre Heimatstadt verlassen und nach New York ziehen, jedoch aus unterschiedlichen Gründen. Während Louise aufgrund eines traumatischen Erlebnisses 1997 mit ihrer Heimat bricht und erst dreizehn Jahre später wieder zurückkommt, als ihre Mutter Peggy unheilbar an Krebs erkrankt ist, verlässt Louis wegen seiner Schuldgefühle Casablanca und kehrt ebenfalls 2010 zurück, um seine Mutter auf ihrem letzten Weg zu begleiten.

Louis und Louise haben ein ganz unterschiedliches Verhältnis zu ihren Eltern, haben sich trotz des gleichen Traums beruflich unterschiedlich entwickelt und spüren eine andere Verbundenheit mit der Heimat. Beide sind eng mit den Zwillingen Allie und Benny befreundet gewesen, aber ihre Gefühle haben aus unterschiedlichen Gründen dazu geführt, dass die Freundschaft zerbrach.

Die Geschichte von Louis und Louise handelt im Jahr 2010 und erzählt in Rückblenden, was sich von 1979 bis 1997 ereignet hat und wechselt dabei jeweils die Perspektive. Dabei ist es interessant zu sehen, wie sich nur aufgrund des Geschlechts die Beziehungen zu ihren Eltern, aber auch zu den besten Freunden Allie und Benny ganz unterschiedlich entwickeln und Auswirkungen auf deren Leben haben.

Die Geschichte ist einfühlsam erzählt und von der Stimmung eher melancholisch. Weder Louis noch Louise sind 2010 glücklich und hadern beide mit ihrer Vergangenheit. Dabei wird nicht gleich verraten, was vor dreizehn Jahren geschehen ist und weshalb beide 1997 Casablanca verlassen haben.

Es ist eine interessante Gegenüberstellung, die ganz ohne Klischees auskommt und die nicht durch Wiederholungen in den Biographien langweilt. Das Buch zeigt, was einen Menschen im Leben prägt. Dabei ist es nicht allein das Geschlecht, sondern vielmehr die Beziehung der Menschen zu einander, auch wenn die Erwartungshaltung von Eltern und Großeltern an einen (Enkel-)Sohn bzw. eine (Enkel-)Tochter durchaus unterschiedlich und eher traditionell ist, die das Leben prägt, aber auch die Entscheidungen, die getroffen werden, weil man Mann bzw. Frau ist und nicht aus dem Rollenbild ausbrechen kann oder möchte.
Die Autorin widmet sich aufgrund der gegenwärtigen Vermischung der Gender einem sehr aktuellen Sujet. Aufgrund der komplexen Themen wie Vertrauensbruch, Enttäuschung, Krankheit, Arbeitslosigkeit und Sexualität ist es ein emotionales Buch, das zum Nachdenken über die eigene Rolle im Leben anregt: hätten die Eltern einen anders behandelt, wenn man ein anderes Geschlecht gehabt hätte? Würde man sich selbst anders verhalten, wenn man männlich oder weiblich wäre?

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Veröffentlicht am 25.01.2020

Nette Lektüre, aber ohne große Höhe- oder Tiefpunkte - generationenverbindende Botschaft um älteren Menschen mehr Gehör zu verschaffen

Tee mit Mrs Dallimore
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Als die 32-jährige Lizzie nach einer Affäre mit ihrem Chef ihren Arbeitsplatz bei einem Radiosender verliert, zieht sie wieder bei ihren Eltern ein. Gezwungenermaßen übernimmt sie die ehrenamtliche Stelle ...

Als die 32-jährige Lizzie nach einer Affäre mit ihrem Chef ihren Arbeitsplatz bei einem Radiosender verliert, zieht sie wieder bei ihren Eltern ein. Gezwungenermaßen übernimmt sie die ehrenamtliche Stelle ihre Mutter in einem Seniorenheim und trifft dort unter anderem auf die rüstige 95-jährige Mrs Dallimore. Um sich die Arbeit etwas zu versüßen, lässt Lizzie Mrs Dallimore aus ihrem Leben erzählen, empfindet die Arbeit bei und mit den alten Menschen schon bald nicht mehr unerträglich und merkt, dass ihr persönliches Drama im Vergleich zu den Verlusten, die Mrs Dallimore zu erleiden hatte, weniger schwer wiegt.

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen - in der Gegenwart von der jüngeren, etwas naiven Lizzie, die nach einem Fehler neu anfangen muss und in der Vergangenheit von Clarissa Dallimore, die nach dem Tod ihrer Eltern von Amerika nach Europa aufbricht, um endlich ihre Großeltern mütterlicherseits in England kennenzulernen. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, der später auch England betrifft, wird auch für Clarissa tragische Folgen haben.

Beide Geschichten haben ihre Längen und plätschern ohne größere Hoch- und Tiefpunkte dahin, wobei die Erzählung um Clarissa interessanter gestaltet war, als die der Lizzie, die für ihre Alter reichlich unreif wirkte. Clarissas Jugend und die Jahre als junge Erwachsene waren aufgrund des Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und der Verluste, die sie zu erleiden hatte, deutlich turbulenter und ihre Persönlichkeit vielschichtiger gestaltet. Doch auch Lizzie machte im Rahmen ihres Neuanfangs bei ihren Eltern auf dem Land eine Entwicklung durch und veränderte sich positiv. Clarissas dramatisches Leben ließ Lizzies Probleme allerdings noch nichtiger erscheinen.
Die Übergänge zwischen der ausführlicher erzählten Vergangenheit und den Episoden in der Gegenwart empfand ich als etwas holprig und auch die verschiedenen Perspektiven, die in der Gegenwart sogar innerhalb der Kapitel wechselten, etwas unbeholfen gewählt, um Lizzies gesamte Familie in die Geschichte einzubinden.

"Tee mit Mrs Dallimore" ist ein nettes Buch für zwischendurch, das mit keinen großen Überraschungen aufwartet, aber eine schöne generationenverbindende Botschaft enthält. So ließ sich sogar die zunächst ichbezogene Lizzie ziemlich schnell davon überzeugen, dass es sich lohnt, älteren Menschen mehr Gehör zu verschaffen.

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Veröffentlicht am 24.01.2020

Unblutiger Thriller um ein traumatisches Erlebnis in der Vergangenheit, um Rache und Vergeltung - unglaubwürdige Darstellung auf Kosten der Spannung

Die Wälder
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Nina ist schockiert, als sie vom Tod ihres Freundes Tim aus Kindertagen erfährt. Tags zuvor hatte er noch vergeblich versucht, sie telefonisch zu erreichen. In einem Brief, den er ihr hinterlassen hat, ...

Nina ist schockiert, als sie vom Tod ihres Freundes Tim aus Kindertagen erfährt. Tags zuvor hatte er noch vergeblich versucht, sie telefonisch zu erreichen. In einem Brief, den er ihr hinterlassen hat, bittet er sie, weiter nach seiner Schwester Gloria zu suchen, die vor 20 Jahren verschwunden ist. Tim war offensichtlich auf eine neue Spur gestoßen, die er verfolgen wollte.
Nina hatte eigentlich nicht mehr vor, in ihr Heimatdorf in den Wäldern zurückzukehren, versucht aber trotz aller Ängste und Vorbehalte aufgrund ihrer Erlebnisse in der Kindheit, Tims Wunsch zu erfüllen und endlich aufzuklären, was wirklich mit der damals 17-Jährigen passiert ist. Mit ihr auf die Suche begibt sich ein weiterer Freund, David, der inzwischen Polizist ist und meint, Nina beschützen zu müssen.

Die Suche nach Gloria wird auf zwei Zeitebenen erzählt, wobei nicht auf Anhieb klar ist, wie die Protagonisten aus Vergangenheit und Gegenwart miteinander zusammenhängen.
In der Gegenwart plant Nina, Wolff zu stellen, einen Bewohner des Dorfes, vor dem sie als Kinder schon Angst hatten, und den sie verdächtigen, Gloria entführt zu haben. Die Vergangenheit im Sommer 1999 wird aus Sicht von Peter erzählt, der Gloria in den Wäldern hat verschwinden sehen. Zusammen mit drei weiteren Freunden macht er sich auf die Suche nach ihr und kommt damit Wolff gefährlich nahe.

Die Kapitel wechseln in schneller Abfolge und enden häufig mit Mini-Cliffhangern. Dies sorgt zwar für Spannung, zerstückelt den Roman aber in viele kurze Episoden und verhindert, in einer Zeitebene zu versinken.
Ninas Fahrt nach Hause in die Wälder ist im Vergleich zur Schilderung der Ereignisse aus der Vergangenheit aus Kindessicht langatmiger und konnte mich weniger fesseln. Zudem hatte ich aufgrund des Schauplatzes der Wälder eine gruseligere und beklemmendere Atmosphäre erwartet. Die erhoffte Stimmung der Angst wollte sich bei mir nicht einstellen. Dafür waren die Handlungen von Nina auch zu unüberlegt und ungelenk.

"Die Wälder" ist ein unblutiger Psychothriller um ein traumatisches Erlebnis in der Vergangenheit, um Rache und Vergeltung, von dem ich mir mehr Nervenkitzel erwartet hatte. Zu früh durchschaute ich das etwas unbeholfen wirkende Konstrukt aus Vergangenheit und Gegenwart und misstraute der sehr plakativen Darstellung von Wolff als Bösewicht.
Das Potenzial des Schauplatzes der düsteren Wälder wurde nicht ausgeschöpft, den Charakteren fehlte Tiefe, der Handlung die notwendige Authentizität um für Glaubwürdigkeit und Spannung zu sorgen.
Am Ende konnte mich die Autorin aber dank mehrerer Plottwists doch noch überraschen und wählte für einen Psychothriller einen ungewöhnlich langen, etwas sentimental anmutenden Ausklang der Geschichte.

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Veröffentlicht am 22.01.2020

Liebesgeschichte mit vielen ernsthaften, aber auch komischen Elementen. Abwechslungsreich und bis zum Schluss ungewiss und spannend

Annika Rose und die Logik der Liebe
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Im Sommer 2001 treffen sich Annika Rose und Jonathan Hoffman zufällig in Chicago in einem Supermarkt wieder. Die beiden waren zu College-Zeiten ein Paar und haben sich zehn Jahre nicht gesehen. Sie sind ...

Im Sommer 2001 treffen sich Annika Rose und Jonathan Hoffman zufällig in Chicago in einem Supermarkt wieder. Die beiden waren zu College-Zeiten ein Paar und haben sich zehn Jahre nicht gesehen. Sie sind verunsichert, wie sie miteinander umgehen sollen, denn die Trennung auf Annikas Initiative ist nicht optimal verlaufen. Sie verabreden sich zu ersten Dates und merken schnell, dass sie immer noch Gefühle für einander haben.
Ist es nach zehn Jahren zu spät für ein Happy End oder können sie die Probleme von damals lösen?

Der Roman wird überwiegend aus der Perspektive von Annika, aber auch von Jonathan erzählt und wechselt dabei stetig zwischen der Vergangenheit in den Jahren 1991/ 1992 und August/ September 2001 ab.
Annika leidet an einer Autismus-Spektrum-Störung und hat Zeit ihres Lebens Probleme gehabt, sich in eine Gemeinschaft einzufügen und das Verhalten von anderen Menschen richtig zu deuten und darauf zu reagieren. Als Kind wurde sie zu Hause unterrichtet und hat es erst mit Hilfe einer Kommilitonin, Janice, die zu ihrer besten ihrer besten Freundin wurde, geschafft, an der University of Illinois Fuß zu fassen. Über den Schachclub hat sie Jonathan kennengelernt, der von Anbeginn vorbehaltlos und rücksichtsvoll mit ihr umgegangen ist.

Annika mag es, allein zu sein, leidet aber gleichzeitig unter ihrer Einsamkeit und seit der Trennung von Jonathan keine so innige Beziehung mehr gehabt.

Jonathan ist der erste Mann, bei dem Annika so sein konnte, wie sie ist. Er bleibt für den Leser etwas unnahbar, aber man spürt, dass er Annika wirklich liebt. Mit einer Beziehung zu ihr geht er zwar viele Kompromisse ein und er hat auch einen ausgeprägten Beschützerinstinkt, aber dennoch liebt er ihre Andersartigkeit und ihr gutes Herz.

Annikas Autismusstörung beeinträchtigt zwar ihren Alltag, aber dennoch steht die Krankheit in dem Roman nicht so sehr im Zentrum, sondern vielmehr ihre Beziehung zu Jonathan - in Vergangenheit und Gegenwart. Mit dem Wechsel der Zeitebenen erkennt man zudem, dass Annika eine Entwicklung durchgemacht hat, in Therapie ist und Strategien entwickelt hat, um unbehelligt durchs Leben zu gehen.
Es ist eine romantische Geschichte, die aufgrund von Annikas spezieller Art mit witzigen Momenten aufwartet, wenn sie andere Menschen unbewusst vor den Kopf stößt, indem sie sagt, was sie denkt, aber auch traurige Situationen hat, wenn Annika unter Tränen zusammenbricht und mit ihrer Erkrankung hadert.
Die ernsthaften Momente geben der unterhaltsamen Geschichte Tiefgang. Spannung wird vor allem dadurch erzeugt, dass man als Leser lange nicht weiß, wie es 1992 zur Trennung von Annika und Jonathan gekommen ist und ob sie es schaffen, Fehler von damals zu vermeiden.
Als man denkt, dass Ende sei klar, steigert sich die Dramatik ins Unermessliche, wodurch die Autorin erneut Unsicherheiten schafft, wie es mit Annika und Jonathan ausgehen mag. Dabei zeigt sie aber auch, wie stark Annika (frei nach Eleanor Roosevelt, "Frauen sind wie Teebeutel. Sie wissen nicht, wie stark sie sind, bis sie in heißes Wasser kommen".) geworden ist und dass sie es schafft, über sich hinauszuwachsen.

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