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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2018

Wollen Frauen das?

Dream Maker - Sehnsucht (The Dream Maker 1)
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Doch leider musste ich das Buch nach 120 Seiten aus der Hand legen und frage mich: Will Frau das? Will man(n) das? Parker und seine zwei Kumpel haben eine grandiose Agentur und kümmern sich um das Wohl ...

Doch leider musste ich das Buch nach 120 Seiten aus der Hand legen und frage mich: Will Frau das? Will man(n) das? Parker und seine zwei Kumpel haben eine grandiose Agentur und kümmern sich um das Wohl weiblicher Klienten, die noch nicht alles aus sich rausgeholt haben. Da werden Businesspläne erstellt, Makeovers gemacht und es gibt dann noch Sex, natürlich nicht mit den Kunden, oder doch... Ausnahmen bestätigen ja die Regel. Das ist natürlich nicht das Problem des Buches, denn sonst würde ich sowas gar nicht erst lesen. Geschickt verpackt und gut geschrieben ist so ein erotischer Roman wirklich gut für zwischendurch.

Doch Audrey Carlan geht meines Erachtens einfach zu weit. Parker stellt schon in Paris sein Hirn vollkommen aus, drückt sein Gemächt an die Kundin nach nicht mal 24h und nennt sie die ganze Zeit "ma cherie", obwohl er das bei einem Angestellten der Personalabteilung absolut nicht duldet. Verstehe ich nicht. Jedenfalls finde ich die Hauptfigur absolut anzüglich, viel zu offensiv und keinesfalls wie ein Geschäftsmann, der ein absolut gut laufendes Unternehmen vollführt.

Nicht meins.

Veröffentlicht am 16.08.2018

Schwere Leichtigkeit

Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren
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Warum? Diese Frage haben wir uns schon so oft gestellt. Sei es in den kleinen Momenten, in denen uns das Butterbrot wieder auf die Marmeladenseite gefallen ist, aber auch in den großen, einschneidenden, ...

Warum? Diese Frage haben wir uns schon so oft gestellt. Sei es in den kleinen Momenten, in denen uns das Butterbrot wieder auf die Marmeladenseite gefallen ist, aber auch in den großen, einschneidenden, schlimmen, lebensverändernden Momenten, in denen wir einen Menschen verloren haben, verlassen wurden oder einen anderen Schicksalsschlag stand- und aushalten mussten. Dieses ‚Warum‘ hat schon jeder eingeatmet, in die Welt geschrien oder still in sich hinein gedacht und um genau dieses ‚Warum‘ geht es in Ali Benjamins Debütroman ‚Die Wahrheit über die Dinge, die einfach passieren müssen‘.
Denn Suzy, kleine, feine, aber starke zwölf Jahre alt, muss auch mit einem ‚Warum‘ leben. Ihre Mitschülerin und ehemals beste Freundin Franny ist im Sommer gestorben. Ertrunken, einfach so. Obwohl sie eine gute Schwimmerin war, obwohl es keine Anzeichen für Strömungen gab, obwohl…. Suzy dreht und wendet die kleine Frage immer wieder in ihrem Kopf herum, weil sie verstehen will, was in diesem Sommer passiert ist. Warum ist Franny tot? Warum, wenn sie so gut schwimmen konnte? Warum, wenn sie noch so jung war? Also begibt sich die kleine Suzy auf eine Odysee aus Gedanken, Recherche und der Suche nach dem ‚Warum‘. Wir als Leser begleiten die kleine Heldin dabei, wie sie mit ihrem Verlust umgeht, das Sprechen einstellt und ihre ganz eigenen Erklärungen findet. Dabei lesen wir nicht noch ein typisches Jugendbuch, sondern können über Trauerbewältigung, die Schönheit der Natur und die Welt der Wunder noch so einiges lernen.
Der Markt an „Jugendbüchern“ ist mittlerweile übersättigt, gefühlt haben wir alles schon einmal gehört, gelesen oder vergleichen willkürlich. Da einen wirklichen Schatz zu finden, gleicht einer unendlichen Suche, die kaum zu bewältigen ist. Umso schöner ist es, wenn man dann einen findet. ‚Die Wahrheit über die Dinge, die einfach passieren‘ ist so einer. Ali Benjamins Schreibstil ist weich und begleitet einen sanft durch seine Geschichte. Viele Charaktere gibt es nicht, im Prinzip ist es nur Suzy, die wirklich Tiefe erlangt. Über sie lernen wir ihre Mutter, ihren Vater, Franny und den Jungen im Biest-Kostüm kennen, nicht ausschweifend, aber genug. Mehr braucht das Buch aber auch nicht, denn Franny weiß die Seiten mit ihren Gedanken und Recherchen zu füllen ohne dass sie einem überdrüssig wird.
Wer also einen schönen Roman sucht, der leicht und schwer zu gleich ist, den nötigen Tiefgang mitbringt und von einem wunderbaren Schreibstil unterstrichen wird – hier habt ihr ihn. Den, den ihr sucht – ihr werdet nicht enttäuscht.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Schwacher Roman

Wie man die Zeit anhält
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Wer hat es sich nicht schon mal vorgestellt: Wie wäre es, wenn ich nicht älter werden müsste? Was könnte ich dann noch alles tun? Klingt wie ein Traum, den man schon immer einmal hatte – Zeit haben für ...

Wer hat es sich nicht schon mal vorgestellt: Wie wäre es, wenn ich nicht älter werden müsste? Was könnte ich dann noch alles tun? Klingt wie ein Traum, den man schon immer einmal hatte – Zeit haben für all das, was man vorhat. Alles erleben, Länder bereisen, Sprachen lernen, Kulturen kennenlernen. Was für manchen eine schöne Vorstellung ist für Tom Hazard ein Fluch. Er ist 400 Jahre alt, gleicht optisch aber einem Vierzigjährigen. Was nach Leichtigkeit und Freisein klingt, ist jedoch ein Balanceakt – alle acht Jahre nimmt er eine neue Identität an und schwört allen Beziehungen ab. Das macht vor allem einsam, aber dann – wie soll es anders sein – lernt er Camille kennen und alle Grundsätze scheinen nicht mehr zu existieren.
Unsterblichkeit – kein neues Thema, sondern schon reichlich durch die Literatur gereicht und trotzdem hat es Matt Haig für seinen neuen Roman gewählt. Leider hat er es sich damit nicht leicht gemacht. Zwar muss ein Autor nicht mit jedem Buch das Rad neu erfinden, doch neue Ansätze sind immer gern gesehen, doch leider in „Wie man die Zeit anhält“ rar gesät. Sicherlich, Matt Haig kann schreiben – immerhin ist dies nicht sein Debütroman, aber gerade in diesem Fall und bei seinen vorangegangen Werken kann man die Messlatte ruhig etwas höher schrauben.
Zeitgleich war die Marketingabteilung fleißig unterwegs und hat die Social Media Welt mit Vorabexemplaren versorgt. Die Kanäle, sei es bei instagram und Twitter, waren voll von seinem Buch. Auch das steigert und steigert Erwartungen, die dann auch erfüllt werden wollen – in diesem Fall aber leider nicht wurden.
Tom Hazard, unser Unsterblicher, bleibt zu blass in seiner Beschreibung, sein Charakter kriegt keine Tiefe. Camille, sein Grund für seine Nachlässigkeiten und Grenzüberschreitungen ist höchstens eine kleine Randnotiz, die keineswegs das wiederspiegelt, was Tom so fühlen mag, um all die aufgestellten Regeln zu brechen. Auch die Geschichte ist zu fad, wobei die Ansätze stimmen. Haig wählt zwei Erzählstränge – zum Einen die Gegenwart, in der es um die aktuelle Lage geht, das Kennenlernen mit Camille und der Misere, in der Tom nach all den Jahren steckt, zum Anderen die Vergangenheit, die dem Leser den Protagonisten näher bringen soll. Das tut es, wenn auch nicht genug. Die Geschichte um seine erste große Liebe ist die einzig gefüllte, wahrlich gut beschriebene Episode des ganzen Buches. Hier gibt es Tiefgang, Gefühle und eine nachvollziehbare Geschichte. Camille, der Streit mit der Organisation – alles wirkt lieblos drangeheftet.
Daher bleibt „Wie man die Zeit anhält“ für mich eins der schwächeren Bücher von Matt Haig. Leider nicht wie gewohnt. Wer also leichte, oberflächliche Lektüre möchte und auf Tiefgang verzichten kann, der findet mit diesem Buch eines, das man in kürzester Zeit lesen kann.

Veröffentlicht am 29.06.2018

Solider Krimi

Sommernachtstod
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Der Albtraum jeder Eltern – die Kinder spielen draußen verstecken und zum Abendessen bleibt eines weg. Noch ist man böse, ärgert sich, aber Minute nach Minute kommen die Zweifel an der Ungehorsamkeit und ...

Der Albtraum jeder Eltern – die Kinder spielen draußen verstecken und zum Abendessen bleibt eines weg. Noch ist man böse, ärgert sich, aber Minute nach Minute kommen die Zweifel an der Ungehorsamkeit und plötzlich die Sorge. So geht es auch der Familie vom kleinen Billy, der in einem kleinen Dorf in Schweden einfach spurlos verschwindet. Auch Jahre später lässt das Verschwinden ihres kleinen Bruders Vera nicht los. Sie ist sogar Trauertherapeutin geworden, um Leid und Kummer zu verstehen. Doch, egal wie oft sie die Zeit zurückdreht und wie oft sie in Gedanken alles zerlegt, etwas stimmt nicht und als dann plötzlich noch ein unbekannter in ihrer Therapiegruppe auftaucht, der ihr kleiner Bruder sein könnte, beginnt sie mit den Nachforschungen und deckt Geheimnisse eines ganzen Dorfes auf.
Anders de la Motte, selbst jahrelang Polizist in Schweden gewesen, bringt mit „Sommernachtstod“ endlich mal wieder einen typischen Krimi auf den Markt. Es muss nicht immer Horror, Psycho und viel Blut sein. Es darf auch gerne mal eine gut konstruierte Geschichte sein und die bekommt man auch. Geschickt verknüpft er zwei Erzählstränge und führt den Leser damit im stetigen Wechsel zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart umher. Schreibtisch gibt es kaum etwas auszusetzen, de la Motte weiß ganz genau was er tut und wie er die Worte benutzen muss, um den Leser bei Stange zu halten.
Hauptfigur ist in diesem Fall Billys große Schwester, die allem nachgehen möchte, aus Neugier und zur eigenen Erleichterung. Sie ist sicherlich kein großer Sympathieträger, trotzdem trägt sie die Geschichte sehr gut. Leider fehlt den restlichen Charakteren etwas an Tiefe und Ausgereiftheit. Gerade der ehemalige Polizist, der die Ermittlungen leitete und auch zwanzig Jahre später noch nicht mit dem Fall abschließen konnte, hatte wahnsinnig viel Potential und auch Sympathien, trotzdem kommt er – meines Erachtens - viel zu kurz. Genauso wie Billys und Veras Bruder, mittlerweile selbst Polizist. Seine Beziehungsprobleme sind so kurz und subtil angeschnitten, dass man sie schon genauso gut hätte weglassen können.
Die Geschichte ist sicherlich keine neue Erfindung, der Rahmen ist gängig, doch trotzdem solide. Lediglich zum Ende hin verliert sich Anders de la Motte in einem schnellen Tempo zwecks Auflösung, was aber an manchen Stellen zu Verwirrung sorgte als auch einige Stellen als ein bisschen „drüber“ empfinden ließ.

Wer also einen soliden, spannenden Krimi aus Skandinavien haben möchte, der ausnahmsweise mal zu keiner Reihe gehört, der kann gut und gerne zu „Sommernachtstod“ greifen und wird nicht enttäuscht.

Veröffentlicht am 03.05.2018

Der Schlüssel der Vergangenheit

Schlüssel 17
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Eine Leiche im Berliner Dom zieht die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich – die bekannte Pfarrerin wurde ermordet und mit einem Schlüssel um den Hals zurück gelassen. Für Tom Babylon beginnt plötzlich ...

Eine Leiche im Berliner Dom zieht die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich – die bekannte Pfarrerin wurde ermordet und mit einem Schlüssel um den Hals zurück gelassen. Für Tom Babylon beginnt plötzlich ein Wettlauf gegen die Zeit, nicht nur aus Ermittlersicht, denn der Schlüssel erinnert ihn an einen Vorfall aus seiner Jugend als er und seine Freunde eine Leiche im See fanden, die genauso einen Schlüssel bei sich trug. Bevor die Clique der Polizei den Fund zeigen konnte, verschwand die ominöse Leiche, aber auch Toms kleine Schwester. Jahre später taucht nun wieder eine Spur auf, obwohl alle um ihn herum aufgegeben haben…

Mit geschickten Zeitwechseln führt uns Marc Raabe durch die Vergangenheit und Gegenwart seines Ermittlers Tom Babylon und schafft mit „Schlüssel 17“ einen spannenden und interessanten Reihenauftakt. Auch wenn der Ermittler des LKA den Prototyp eines guten Polizisten verkörpert – problematischer Charakter, schwierige Vergangenheit, komplizierte Beziehung, Hang zum Alleingang – ist Babylon zwar eine Nummer für sich, als Hauptfigur aber wahnsinnig sympathisch. An seiner Seite hat Raabe die Polizeipsychologin Sita Johanns gestellt, die ebenfalls genügend Vergangenheit, Ausscheiden aus dem Polizeidienst, noch ungeklärte Ängste, im Gepäck hat. Zusammen ergeben die beiden ein dynamisches Duo, dem man gerne über die Seiten und den Verlauf der Geschichte folgt und zwischen denen sich – dem Himmel sei Dank – mal keine Liebesgeschichte anbahnt. Das Grundgerüst für eine Reihe stimmt also schon mal.
Die einzelne Geschichte ist komplex, spannend, wenn am Ende leider auch etwas verwirrend. So können einige der Namen und unscheinbaren Charaktere doch zu Verwechslungen führen, so dass man doch noch gezwungen ist zurückzublättern und sich noch mal zu vergewissern, dass man die richtige Handlung der richtigen Figur zugeordnet hat. Der Fall um die ermordete Pfarrerin, die quasi den Weg in Babylons Vergangenheit verkörpert ist gut gemacht. Das Ausmaß der Ermittlungen, des damaligen Fundes und der Geheimnisse rund um das Verschwinden seiner Schwester werden erst peu á peu aufgedeckt, so dass weder Langeweile noch der große Überschwall an Informationen auf einen wartet. Doch trotzdem fehlt dem Ganzen der letzte Schliff – dem Ermittlerduo etwas die Tiefe, der Geschichte etwas der Fokus, dem Schreibstil etwas der Fluss.
Es ist ein guter Auftakt, spannend, jedoch mit Luft nach oben. Das doch recht offene Ende hat leider einen faden Beigeschmack ausgelöst, nachdem die finale Auflösung einige der Schwächen ausgebadet hatte. Trotzdem gute Unterhaltung für zwischendurch und eine kleine Vorfreude auf ein Wiedersehen im zweiten Teil.