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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.09.2019

Spannende Mischung aus Roman und Krimi

Drei
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"Hast du jemandem von uns erzählt?"

Dieser Roman handelt von drei Frauen, die alle denselben Mann treffen. Bereits ab hier muss man vorsichtig sein, um nicht zu spoilern. Einerseits ist da Orna, vor ...

"Hast du jemandem von uns erzählt?"

Dieser Roman handelt von drei Frauen, die alle denselben Mann treffen. Bereits ab hier muss man vorsichtig sein, um nicht zu spoilern. Einerseits ist da Orna, vor kurzem geschieden, die Gil auf einer online dating Platform für Geschiedene kennenlernt. Sie gibt alles für ihren Sohn, ist jedoch langsam wieder bereit für etwas neues. Die zweite Frau, Emilia, eine lettische Pflegerin, holt sich Rat vom Sohn der Familie, dessen Vater sie einst gepflegt hat. Langsam entwickelt sich eine Beziehung zwischen den beiden. Die letzte Frau ist jung, kurz nach der Elternzeit und scheint eine Abwechslung zu suchen...

Dror Mishani schreibt ruhig und beinahe sachlich, aus der Sicht der jeweiligen Frau, jedoch immer in der dritten Person. Gil lernen wir nur aus Sicht der Frauen kennen. Das Buch ist grob in drei Teile geteilt, welche jeweils einer der Frauen zugeordnet ist, wobei Orna gefühlt am meisten Platz einnimmt. Ich hab das Buch gerne und leicht gelesen, es ist spannend geschrieben und bietet die ein oder andere Überraschung. Den Hype um das Buch kann ich nicht ganz nachvollziehen, vielleicht liegt dies daran, dass der Autor in Israel sehr bekannt ist. Insgesamt ein sehr schönes Leseerlebnis mit einigen Überraschungen!

Veröffentlicht am 23.09.2019

Surreales Leseerlebenis

Das flüssige Land
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Ruth Schwarz, eine junge theoretische Physikerin, die an ihrer Habilitation arbeitet, verliert beide Eltern unerwartet bei einem Autounfall. Die Eltern wollten in der Heimatstadt beerdigt werden. Und so ...

Ruth Schwarz, eine junge theoretische Physikerin, die an ihrer Habilitation arbeitet, verliert beide Eltern unerwartet bei einem Autounfall. Die Eltern wollten in der Heimatstadt beerdigt werden. Und so macht sich Ruth auf die Suche nach Groß-Einland, einen Ort, den sie bisher nie besucht hat. Doch Groß-Einland ist gar nicht so leicht zu finden, steht es doch auf keiner Karte, und auch die Auskunft kennt es nicht. Ruth beschließt, alle Hinweise zusammenzutragen, an die sie sich noch erinnern kann, und nähert sich so langsam dem Ort, bis sie ihn mehr zufällig findet. Doch Groß-Einland ist ein seltsames Pflaster: unter der Stadt ist eine alte Mine, auch „das Loch“ genannt, und regelmäßig sackt die Stadt ein paar Centimeter bis Meter tiefer hinab. Häuser sacken ab, verschieben sich, brechen in der Mitte auseinander. Menschen verschwinden. Auch gibt es hier keine Demokratie, sondern eine Gräfin, die die Entscheidungen trifft; die alles zu wissen und jeden zu kennen scheint. Ruth beschließt kurzerhand, in die Stadt zu ziehen, und die Geschehnisse nehmen ihren Lauf…

Sehr flüssig beschreibt Edelbauer die surrealen Vorkommnisse in Groß-Einland, von denen sowohl Ruth Schwarz als auch der Leser in ihren Bann gezogen wird. Die Grenzen von Raum und Zeit scheinen zu verschwimmen. Vieles versteht man nicht, es wird auch nie erklärt. So würde man viele Erlebnisse normalerweise hinterfragen, die Ruth aber einfach als gegeben hinnimmt. Genauso scheint das in Groß-Einland gehandhabt zu werden, ist aber für den Leser nicht minder seltsam. Irgendwie wurde ich beim Lesen wie in einen surrealen Strudel hineingezogen, aus dem ich mich nicht mehr retten konnte, bis ich schließlich am Ende des Buches angelangt war. Dies spricht sicher für die Autorin, allerdings hätte ich mir mehr Erklärungen und eine stärkere Protagonistin gewünscht, die es schafft, für ihre Wünsche einzustehen. Ein skurriles, originelles, außergewöhnliches Buch. Von mir gibt’s 3.5 Sterne.

Veröffentlicht am 23.09.2019

Liebevoll gestaltetes Büchlein voller Inspiration für Leseratten

Leseglück
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Florian Valerius ist bekannt als @literarischernerd und gibt seit mehreren Jahren auf seinem Instagram Account Buchtipps. Mareike Fallwickl ist Texterin und Autorin. Die beiden haben sich zusammengetan ...

Florian Valerius ist bekannt als @literarischernerd und gibt seit mehreren Jahren auf seinem Instagram Account Buchtipps. Mareike Fallwickl ist Texterin und Autorin. Die beiden haben sich zusammengetan und ein Büchlein über Bücher verfasst. Erst mal, braucht es das? Bücher zu dem Thema gibt es schon, aber ich bin der Meinung, man kann nie genug Lese-Inspiration haben. Das Buch ist schön und liebevoll gestaltet. Die Autoren haben gewisse Themen ausgesucht, zu denen sie dann Bücher empfehlen, von Kinderbüchern bis hin zu Büchern über das Reisen, oder Bücher, die Ruhe ausstrahlen. Die verschiedenen Kategorien sind interessant gewählt, und ich fand hier das ein oder andere Buch, das ich gerne lesen würde. Zwischendurch sind immer wieder besondere Buchzitate eingestreut, was ich sehr schön fand. Natürlich wird niemand mit allen Empfehlungen einverstanden sein, zum Beispiel hat es auch Lucinda Riley in die Empfehlungen geschafft… Insgesamt ein sehr liebevoll gestaltetes Büchlein für Buchliebhaber, zum selber lesen oder verschenken!

Veröffentlicht am 15.09.2019

Faszinierende Wiederentdeckung eines vergessenen Klassikers

Ein anderer Takt
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"Jeder, jeder kann seine Ketten abstreifen. Der nötige Mut, ganz gleich, wie tief er begraben ist, wartet nur darauf, gerufen zu werden. Es braucht nur die richtige Ermunterung, die richtige ermunternde ...

"Jeder, jeder kann seine Ketten abstreifen. Der nötige Mut, ganz gleich, wie tief er begraben ist, wartet nur darauf, gerufen zu werden. Es braucht nur die richtige Ermunterung, die richtige ermunternde Stimme, dann springt er hervor, brüllend wie ein Tiger."

"Ein anderer Takt" erschien 1962 unter dem Titel, "A different drummer" und wurde nun erstmals auf Deutsch übersetzt. Das Debüt eines talentierten afroamerikanischen Autors, auf das mehrere Bücher folgten und der über die Jahre wohl in Vergessenheit geriet. Das Buch spielt in 1957 in einem fiktiven Südstaat der USA. Tucker Carlson, ein Afroamerikaner, streut eines Tages Salz auf seine Felder, erschießt das Pferd und die Kuh, fällt den bedeutungsvollsten Baum am Grundstück und zündet den Hof an. Dann verlässt er mit seiner schwangeren Frau und Kind den Bundesstaat. Über die nächsten Tage folgen ihm tausende Afroamerikaner, bis schließlich im ganzen Staat kein einziger mehr übrig ist. Das ganze wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, jedoch ausschließlich von Weißen.

Willian Kelley hat mich mit diesem Buch voll in seinen Bann gezogen. Die Geschichte ist gut durchdacht. Dass Kelley die Geschichte ausschließlich durch weiße Protagonisten erzählt, macht es interessant, zumal die Ansichten weitreichend sind, von liberal bis rassistisch. Besonders die unschuldige Perspektive des neunjährige Harold Leland hatte es mir angetan. Die verschiedenen Erzählstränge verschmelzen zu einer wirklich starken Geschichte, welche mit einer überraschenden aber durchaus realistischen Tat zu Ende geht. Fazit: William Kelley verdient es, jetzt "wieder entdeckt" zu werden!

Veröffentlicht am 09.09.2019

Ein Sprung ins Leben

Der Sprung
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„(...) also wenn du mich fragst, so gesamthaft gesehen, ist das Nichtverrücktsein die eigentliche Anomalie.“

Es ist ein ruhiger Dienstagmorgen in Thalbach bei Freiburg. Manu steht auf einem Dach, sie ...

„(...) also wenn du mich fragst, so gesamthaft gesehen, ist das Nichtverrücktsein die eigentliche Anomalie.“

Es ist ein ruhiger Dienstagmorgen in Thalbach bei Freiburg. Manu steht auf einem Dach, sie schimpft und tobt, wirft Dachziegel und Gärtnereibedarf auf den Platz vor dem Haus hinunter. Was hat sie dazu gebracht, aufs Dach zu steigen? Wird sie springen? Unten versammeln sich die Stadtbewohner. «Spring doch! », schreit da einer. Andere fragen sich, wie es soweit kommen konnte und wer die Frau am Dach ist. Die Geschichte nimmt ihren Lauf…

Simone Lappert erzählt abwechselnd aus der Sicht verschiedener Kleinstadtbewohner diesen einen Tag und die paar Tage zuvor. Wir lernen Felix, Maren, Egon, Finn, Henry, Theres, Winnie, Edna und Astrid kennen. Einzig Manu kommt nicht zu Wort. Die verschiedenen Erzähler verbindet eines: sie leben in Thalbach und gehen regelmässig zu Roswitha ins Cafe. Nach und nach erfahren wir mehr über diese ruhige Kleinstadt, wo doch so viel vor sich geht. Was ist die Tage vorher passiert? Wer kennt Manu? Was hat sie dazu getrieben, aufs Dach zu steigen? Unglaublich poetisch aber doch nüchtern webt Lappert die Geschichten dieser unterschiedlichen Menschen zusammen und schafft es, den Leser völlig in ihren Bann zu ziehen. Das Ganze wird gekrönt von einem überraschendem Ende. Ein wunderbares Buch und eine sehr talentierte Autorin, von der wir hoffentlich noch viel lesen werden!