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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.10.2022

Anders als erwartet...

Auf See
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"Mein Vater sagte immer, die Algenfarm könne uns als Erinnerung dienen; jedes Projekt könne scheitern, das sei noch lange kein Grund zum Aufhören, im Gegenteil, ein Scheitern sei immer auch ein Neuanfang. ...

"Mein Vater sagte immer, die Algenfarm könne uns als Erinnerung dienen; jedes Projekt könne scheitern, das sei noch lange kein Grund zum Aufhören, im Gegenteil, ein Scheitern sei immer auch ein Neuanfang. Seit ich denken konnte, sprach mein Vater so, in großen Deklarationen, die er wie Mantras wiederholte."

Die siebzehnjährige Yada wächst auf der Seestadt auf: eine künstlich geschaffene Stadt in der Ostsee, wo nur ausgewählte vor dem Zerfall der Gesellschaft am Festland flüchten dürfen. Angestellte sorgen für ein angenehmes Leben auf der Seestadt. Yadas Vater ist der Gründer der Stadt. Die Kapitel werden abwechselnd von Yada in der ersten Person und von Helena in der dritten Person erzählt. Helena lebt ein komplett anderes Leben auf dem Festland, gilt in manchen Kreisen als Orakel und lebt von ihrer Kunst. Zudem hat sie ohne viel zu überlegen eine Art Sekte gegründet. Auf den ersten Blick haben die beiden Erzählstränge wenig miteinander zu tun. Schließlich gibt es dazwischen noch "Archiv" Kapitel, in denen alternative Gesellschaftsformen vorgestellt werden.

Ich fand die Idee dieser Seestadt zur Flucht vor dem Untergang der kapitalistischen Gesellschaft erstmal spannend und wollte dieses Buch unbedingt lesen. Vor allem wollte ich mehr über Yada erfahren. Allerdings nimmt das Buch nur langsam Fahrt auf. Nach langer Zeit verschmilzen die Erzählstränge und beginnen, Sinn zu ergeben. Der Aspekt mit Yada, die nie in der Gesellschaft gelebt hat, und welche sich nun zurechtfinden muss, war interessant. Trotzdem war der ganze Roman eher trocken und nüchtern gestaltet, nach Auflösung der Erzählstränge passierte irgendwie nicht mehr viel. Ich hätte mir gewünscht, dass Yada mehr Aktionismus zeigt und zum Beispiel die Angestellten des Mitarbeiterschiffs befreit oder für diese einsteht. Insgesamt weiss ich nicht recht, was ich aus der Lektüre nun mitnehmen soll.

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Veröffentlicht am 21.10.2022

Hin- und hergerissen

Ich lese!
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Das Buch "Ich lese!" macht von aussen einiges her. Das Hardcover ist qualitativ hochwertig hergestellt. Die Illustrationen sind sehr einfach und minimalistisch, jedoch bunt und schön. Das Buch ist umfangreicher ...

Das Buch "Ich lese!" macht von aussen einiges her. Das Hardcover ist qualitativ hochwertig hergestellt. Die Illustrationen sind sehr einfach und minimalistisch, jedoch bunt und schön. Das Buch ist umfangreicher als ich dachte. Attilio zeigt in diesem Buch, welchen Zauber die Bücher und das Lesen auslösen kann - und wo im Leben man überall mit Lesen in Kontakt kommt. Hier wird keine zusammenhängende Geschichte erzählt, vielmehr ist es eine Aneinanderreihung von verschiedenen Sätzen bzw. Situationen. Mir gefällt das Buch einerseits gut, andererseits ist es so anders als andere Kinderbücher, dass mich das etwas verwirrt. Für Kleinkinder ist es eher etwas lang, aber man kann es ja Stück für Stück lesen.

Fazit: ein besonderes, minimalistisches, etwas anderes Kinderbuch rund ums Lesen mit tollen Illustrationen, was nicht für alle geeignet ist.

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Veröffentlicht am 21.04.2022

Wenige Berührungspunkte

Brüder
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Brüder ist die Geschichte zweier Halbbrüder, Mick und Gabriel, die beide denselben senegalesischen Vater haben. Beide kommen im gleichen Jahr zur Welt und wachsen in der DDR auf. Der Vater hat ihnen deine ...

Brüder ist die Geschichte zweier Halbbrüder, Mick und Gabriel, die beide denselben senegalesischen Vater haben. Beide kommen im gleichen Jahr zur Welt und wachsen in der DDR auf. Der Vater hat ihnen deine Hautfarbe vererbt, mehr wissen sie nicht von ihm, noch wissen sie voneinander. Die erste Hälfte des Buches erzählt Micks Geschichte: er wächst mit seiner Mutter auf, die wechselnde Partner hat. Als er ungefähr im Teenager Alter ist, heiratet sie in den Westen. Er ist ein mittelmässiger Schüler, hat keine grossen Ambitionen und verbringt einige Zeit in Clubs mit Alkohol und Drogen. Er lernt Delia kennen, mit der er lange Zeit zusammenlebt und sie regelmäßig betrügt, die ihn jedoch schließlich verlässt und (so wie er empfindet) ihn völlig alleine stehen lässt. Gabriel hingegen wächst mit seinen Großeltern auf, der Großvater ist die wichtigste Bezugsperson. Er studiert Architektur, geht nach London und lässt sich dort nieder, wo er Fleur kennenlernt. Als sie schwanger wird heiraten die beiden. Er ist erfolgreich, arbeitet hart, verdient gut, hat seine Familie... Alles scheint perfekt, bis er eines Tages auf der Straße ausrastet...

Die beiden Geschichten hängen kaum bis gar nicht zusammen. Micks Geschichte wird in der dritten Person erzählt. Nach etwas weniger als der Hälfte wird auf Gabriel gewechselt, fortan wird in der ersten Person erzählt, abwechselnd aus der Sicht von Gabriel und Fleur, seiner Frau. Ich habe das Buch gern gelesen, Thomae kann schreiben. Die beiden Teile sind für mich allerdings zu unterschiedlich, ich hätte mir mehr Berührungspunkte gewünscht. Ich bleibe etwas ratlos zurück und weiss nicht recht, wie ich das Buch einordnen soll.

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Veröffentlicht am 16.03.2022

Ein Versuch der Autorin, sich in eine neue Richtung zu entwickeln

Die Kinder sind Könige
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Die sechsjährige Kimmy verschwindet in 2019 plötzlich spurlos. Die Eltern und der kleine Bruder Sammy sind außer sich. Das hübsche, blonde Mädchen, welche bereits im zarten Alter von sechs Jahren mehrere ...

Die sechsjährige Kimmy verschwindet in 2019 plötzlich spurlos. Die Eltern und der kleine Bruder Sammy sind außer sich. Das hübsche, blonde Mädchen, welche bereits im zarten Alter von sechs Jahren mehrere Millionen von "Fans" hat wurde offenbar aus der Wohnanlage entführt. Sie ist der Star des YouTube Familienkanals "Happy Récré". Für alle Fans war klar ersichtlich, wo Kimmy sich gerade aufhielt. Wurde sie aufgrund ihrer Bekanntheit entführt? Oder was steckt hinter dem Verschwinden? Polizistin Clara und ihr Team versuchen, den Fall zu klären...


Ich bin ein großer Fan von Delphine De Vigans Romanen. "Die Kinder sind Könige" geht vom Genre her eher Richtung Krimi. Das Thema, das De Vigan anspricht, ist brandaktuell und sehr wichtig. Trotzdem hatte ich mir mehr erhofft. Ihr typischer Stil ist in diesem Buch nicht wie sonst herausgekommen. Die Charaktere waren allesamt sehr stereotypisch aufgebaut und zeigten kaum Entwicklung während des Romans. De Vigan spricht ein wichtiges Thema an, aber mehr passiert dann auch nicht. Was möchte sie uns damit sagen? Wer ist schuld an dieser Entwicklung? Was können wir machen, um gegenzusteuern? Insgesamt lässt mich "Die Kinder sind Könige" leider etwas enttäuscht zurück.

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Veröffentlicht am 16.03.2022

Leider nur so la la

Die Diplomatin
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Fred (Friederike) ist Ende Vierzig und deutsche Konsulin. Nach einer Zeit im nahen Osten wird sie nach Montevideo in Uruguay versetzt. Dort passiert ihr ein "Fehler", weshalb sie zurück nach Deutschland ...

Fred (Friederike) ist Ende Vierzig und deutsche Konsulin. Nach einer Zeit im nahen Osten wird sie nach Montevideo in Uruguay versetzt. Dort passiert ihr ein "Fehler", weshalb sie zurück nach Deutschland muss. Nach einem Jahr bekommt sie jedoch die Chance ihres Lebens, ein Posten im politisch instabilen Istanbul. Dort versucht sie, das lokale Geschehen positiv zu beeinflussen und stößt dabei fast an ihre Grenzen...

Das Buch wird von Fred in der Ich-Form erzählt. Fred ist mir mit ihrer trockenen und sarkastischen Art sehr sympathisch. Der Schreibstil ist trotz des ernsten Themas überwiegend leicht und locker, ich hatte das Buch in wenigen Stunden durchgelesen. Insgesamt bin ich von dem Buch nicht besonders begeistert. Die angesprochenen Themen sind wichtig, der lockere Ton passt für mich irgendwie zu wenig dazu. Zusätzlich fehlt ein wenig der rote Faden. Ein unterhaltsames, oberflächlich gehaltenes Buch.

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