Profilbild von smartie11

smartie11

Lesejury Star
online

smartie11 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit smartie11 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2018

Ein Buch, das in keine Schublade passt und dabei wunderbar unterhält

Die erstaunliche Familie Telemachus
3

„Matty brauchte einen Tag, um ein Krimineller zu werden, drei Wochen, um ein Psi-Superspion zu werden, und einen kurzen Spaziergang zur Tankstelle, um das Astralreisen für immer aufzugeben.“ (S. 264)

„Neue ...

„Matty brauchte einen Tag, um ein Krimineller zu werden, drei Wochen, um ein Psi-Superspion zu werden, und einen kurzen Spaziergang zur Tankstelle, um das Astralreisen für immer aufzugeben.“ (S. 264)

„Neue Liebe kommt und haut dir auf den Hintern, fordert deine Aufmerksamkeit ein, bringt deinen Puls zum Rasen. Alte Liebe liegt auf der Lauer. Sie ist am Abend da, wenn du die Augen zumachst. Sie schlüpft neben dir ins Bett, streicht mit Geisterfingern über dein Haar, flüstert deinen geheimen Namen. Alte Liebe ist immer da." (S. 524)

Meine Meinung:

Von Zeit zu Zeit gibt es Bücher, die sich in kein gängiges Genre einsortieren lassen. Die sind ein bisschen Krimi, ein bisschen Familien-Saga, ein bisschen Drama, ein bisschen Humor oder auch ein bisschen Fiction. Genau so ein Buch ist „Die erstaunliche Familie Telemachus“ – es hat ein bisschen von allem! Wer Hochspannung sucht, sucht hier vergeblich. Auch wer ein hochtrabendes Familiendrama mit überbordenden Gefühlen erwartet oder einen klassischen „Humor“-Roman mit Gag-Feuerwerk wird vielleicht enttäuscht sein. Wer aber „einfach“ gute Unterhaltung und einen Haufen extrem schräger, aber doch sehr liebenswerter Charaktere sucht, der ist mit diesem Buch sicherlich gut beraten.

Einem Episodenfilm gleich lernen wir als Leser die einzelnen Mitglieder der erstaunlichen Familie Telemachus kennen, angefangen vom etwas übergewichtigen Filius Matty, der aus pubertären Nöten heraus plötzlich seine Fähigkeit zu körperlosen Astralreisen entdeckt, über seine Mutter Irene, die sich mit einem unterbezahlten Supermarktjob über Wasser und mit ihrem unermüdlichen Einsatz die Familie zusammen hält, den verschuldeten und verhinderten Tausendsassa Onkel Frankie, den verschrobenen und verschwiegenen Onkel Buddy („das mächtigste Medium der Welt“) oder last but not least Familienoberhaupt Teddy, einen leidenschaftlichen Trickser und Lebemann, der über den frühen Tod seiner Frau Maureen nie wirklich ganz hinweg gekommen ist. Hier ist jede(r) Einzelne wirklich etwas ganz besonderes mit speziellen Fähigkeiten und Talenten und mit ganz eigenen Problemen und Sorgen. In stetem Wechsel erzählt Daryl Gregory seine Geschichte über diese außergewöhnliche Familie aus den unterschiedlichen Perspektiven der Familienmitglieder. Ähnlich wie Matty schwebt man auch als Leser über dieser Familie und beobachtet die einzelnen Mitglieder in ihrem Bemühen, ihr Leben irgendwie auf die Reihe zu bekommen und in gerade Bahnen zu lenken.

Stellenweise hat man beim Lesen mitunter das Gefühl, dass die Geschichte so vor sich hin mäandert, ohne wirklich eine bestimmte Richtung zu verfolgen oder auf ein Ziel hinzustreben. Doch dies täuscht durchaus, denn es gibt jemanden, der im Hintergrund (fast) alles Strippen zieht und die Geschichte auf ein großes Ereignis, den geheimnisumwittertes „Zap-Day“ hin navigiert. Langweilig wurde es mir beim Lesen daher nie – im Gegenteil!

Eine der besonderen Stärken dieses Buches ist für mich neben den illustren Charakteren aber auch der unglaublich unterhaltsame, lockere und manchmal schon ein bisschen kodderige Schreibstil des Autors („Der Morgenhimmel glühte pfirsichfarben, doch die Sonne versteckte sich hinter dem Hotel und wartete darauf, dass die Luft rein war.“ - S. 355). Dazu gesellt sich noch eine gehörige Portion „90´s Feeling“, von AOL-CD´s bis hin zu Spielhallen.

Am Ende der rund 550 Seiten bleibt eine wohlige Wärme im Bauch zurück und das Gefühl, selbst ein Mitglied der erstaunlichen Familie Telemachus geworden zu sein. Ein Buch zum Gernhaben!

FAZIT:
Schräg, schräger, Telemachus! Ein Buch, das allen Genres trotzt und sich langsam aber stetig in das Herz des Lesers stiehlt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Geschichte
  • Humor
  • Fantasie
Veröffentlicht am 13.02.2018

Eine wunderbare, reich bebilderte Geschichte über Freundschaft, Ehrlichkeit und Zusammenhalt

Rotzhase & Schnarchnase - Möhrenklau im Bärenbau
0

Unsere Meinung:
Schon das gelungene Cover dieses kleinen Hardcover-Büchleins lädt dazu ein, es in die Hand zu nehmen und aufzuschlagen. Bei der vorangestellten, doppelseitigen Karte haben wir verweilt ...

Unsere Meinung:
Schon das gelungene Cover dieses kleinen Hardcover-Büchleins lädt dazu ein, es in die Hand zu nehmen und aufzuschlagen. Bei der vorangestellten, doppelseitigen Karte haben wir verweilt und diese studiert: Es finden sich Orte wie „Bärs Höhle“, „Hases Bau“, “Tausend-Vogel-Klippe”, „Wolfswald“ oder auch die „Wilde-Narren-Falle“. Schon hier merkt man ganz deutlich, dass den Leser eine fantasievolle Geschichte erwartet!

„Als der Dieb wieder ging, trat er Bär auf die Nase. Bär erwachte. „Mein Honig! Mein Lachs! Meine leckeren Käfereier!“ rief Bär. „Alles weg!““ (S. 9) – So beginnt eine Geschichte im tief verschneiten, ruhigen Winterwald, die zwei Tiere zusammen führt, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Bär (gemütlich, gutmütig und großzügig) und Hase (grummelig, brummelig und besserwisserisch). Über die rd. 110 Seiten der Geschichte werden die beiden zu Freunden, die miteinander teilen, sich nichts krumm nehmen und sich bei Gefahr zur Seite stehen. Und genau dies macht diese Fabel zu einer wunderbaren Geschichte für Klein und Groß, denn sie handelt von Freundschaft, Ehrlichkeit, Zusammenhalt und Vorurteilsfreiheit. Darüber besticht diese Geschichte auch durch einen kindgerechten Humor, der uns mehr als einmal zum Lachen gebracht hat, wie beispielsweise als Hase Bär erklärt, dass es ganz normal ist, Kötel zu essen. Aber nur die richtigen Kötel! Und auf keinen Fall die falsche Sorte Kötel essen. Igitt!

Aber nicht nur die wunderbare Geschichte macht dieses Buch lesenswert, sondern insbesondere auch die Illustrationen auf allen Seiten, die stimmungsvoll in schwarz, weiß und blau in jeglichen Schattierungen gehalten sind. Meine Söhne haben während des Vorlesens immer ganz gebannt die Bilder bestaunt.

FAZIT:
Eine wunderbare, moderne Fabel mit Tiefgang und tollen Bildern.

Veröffentlicht am 13.02.2018

„Somnio altiore conservetur“ - ein spannender und starker Auftakt mit faszinierender Grundidee

Dreamkeeper 1. Die Akademie der Träume
0

Meine Meinung:
„Doch weit, weit hinter der Grenze, dort, wo der einfache Schlaf endet und die Traumzeit beginnt, flüsterte es, lockend, unwiderstehlich, und legte so manchem Träumenden eine Spur zu einem ...

Meine Meinung:
„Doch weit, weit hinter der Grenze, dort, wo der einfache Schlaf endet und die Traumzeit beginnt, flüsterte es, lockend, unwiderstehlich, und legte so manchem Träumenden eine Spur zu einem Ort, der kein Entrinnen zuließ.“ (S. 112)

„Dreamkeeper - Die Akademie der Träume“ ist der Auftakt zu einer neuen Jugendbuch-Serie von Joyce Winter, der auch mich als Erwachsenen absolut überzeugt hat. Insbesondere die Grundidee der Story ist absolut faszinierend wie spannend: Die Welt der Träume kann durchaus gefährlich werden für die träumenden Menschen. Für Sicherheit sorgen die Agenten der „Dream Intelligence“, die sich um den Schutz der Träume und der Träumenden kümmern. Ausgebildet werden diese Agenten weltweit an abgelegenen und geheimen Akademien, wie etwa der Akademie Adair in Südfrankreich. Diese Akademie Adair ist schon ein extrem cooles Setting – geheimnisvoll, verschwiegen, besonders und sehr international. Eine kleine, eingeschworene Familie für sich. Von heute auf morgen wird die 16jährige Allegra Heller an die Akademie Adair berufen, denn sie ist – wie ihre vor vier Jahren gestorbenen Eltern – eine Traumwanderin, d.h. sie hat die Gabe, sich in die Welt der Träume zu begeben. Doch schon kurz nach ihrer Ankunft muss Allegra feststellen, dass sich die ganze Akademie in Aufruhr befindet, denn unerklärliche und zutiefst gefährliche Dinge geschehen in der Traumwelt.

Von hier aus entwickelt sich eine spannende Story, die ich als sehr gelungenen Genremix aus Jugendbuch, Agententhriller und Fantasy beschreiben würde. Besonders gut gefallen hat mir dabei, dass die Geschichte sehr schnell an Fahrt und Spannung aufnimmt, die Entwicklung einzelner Charaktere im Folgenden aber nicht zu kurz kommt. Sehr schnell stellt sich dabei ein paranoides Grundgefühl ein, denn Allegra ist vollkommen neu in diesem faszinierenden Mikrokosmos und kann sich über weite Strecken nicht sicher sein, wer hier welches Spiel treibt und wem sie letztlich vertrauen kann. Unweigerlich strebt die Geschichte einem furiosen, fantasievollen und actionreichen Finale entgegen, das dieser Geschichte ein passendes Ende setzt und zugleich doch genug Raum für die Folgebände beschert. Als Sahnehäubchen obendrauf gibt es für Allegra und die Leser zusätzlich auch noch eine große Überraschung…

FAZIT:
Eine faszinierende Grundidee, jede Menge Spannung und Action und ein paar tolle Charaktere – ein überzeugender Serienstart!

Veröffentlicht am 09.02.2018

Spannend, verzwickt und unglaublich überraschend

Eisige Flut
0

Meine Meinung:
„Eisige Flut“ ist nach „Küstenmorde“ (1), „Möwenschrei“ (2), „Nebeltod“ (3) und „Sturmläuten“ (4) der fünfte Band der deutschen Autorin Nina Ohlandt um den nordfriesischen Hauptkommissar ...

Meine Meinung:
„Eisige Flut“ ist nach „Küstenmorde“ (1), „Möwenschrei“ (2), „Nebeltod“ (3) und „Sturmläuten“ (4) der fünfte Band der deutschen Autorin Nina Ohlandt um den nordfriesischen Hauptkommissar John Benthien. Mittlerweile sind mir John Benthien und seine Ermittler-Kollegen regelrecht ans Herz gewachsen und ich würde jedem interessierten Leser empfehlen, zunächst die Vorgängerbände zu lesen, auch wenn dieser Fall in sich abgeschlossen ist. Aber allein die Entwicklung der einzelnen Charaktere über die verschiedenen Bände hinweg zu begleiten macht großen Spaß!

Diesmal geht es gleich richtig spektakulär zur Sache: Eine Frau wurde ermordet und als „Eisleiche“ vor der Haustür ihrer Eltern in Szene gesetzt. Und das ist nur der Beginn einer rätselhaften Mordserie bei der Benthien und sein Team über lange Strecken hinweg vor allem ein Problem haben: Sie finden einfach keine Verbindung zwischen den Opfern! Immer wieder scheinen sich neue Spuren aufzutun und neue Ermittlungsansätze zu ergeben, die letztendlich aber doch immer wieder in eine Sackgasse zu führen scheinen. Mir ging es im Verlauf der Story wie den Ermittlern: Ich war über weite Strecken ratlos, wie diese Ereignisse alle zusammenhängen sollen. Der Mörder scheint einfach immer einen Schritt voraus zu sein. Doch in schon gewohnt souveräner Weise schafft Nina Ohlandt es auch diesmal wieder, am Ende alle Handlungsstränge aufzunehmen und daraus ein ganzes Bild zu knüpfen – und die Auflösung, die sie bietet, ist ein absoluter Knaller, wirklich!

Eine weitere Stärke der Benthien-Krimis ist der wie gewohnt bunte Strauß an Charakteren. Neben den bereits aus den Vorgängerbänden bekannten Personen (inklusive meiner beiden persönlichen Lieblinge Tommy Fitzen und Ben Benthien) gibt es auch zahlreiche neue, kantige Charaktere. Dazu gesellen sich ein frischer und stimmiger Schreibstil mit stellenweise angemessen humorvoller Note (meist durch die flapsigen Sprüche von Fitzen) sowie eine oftmals sehr atmosphärische Beschreibung der Schauplätze. Im Gegensatz zu den Vorgängerbänden ist mir diesmal das „Nordsee“-Feeling ein bisschen zu kurz gekommen, ohne dass ich nun genau begründen könnte, warum.

FAZIT:
Ein echt verzwickter Fall mit einer Riesenüberraschung zum Schluss. Ein absolutes „must read“ für alle John Benthien Fans!

Veröffentlicht am 01.02.2018

Ein überfrachteter Krimi mit Längen

Die Eishexe (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)
0

„Marie war wieder da und mit ihr der Untergang.“ (S. 11)

Meine Meinung:
Inzwischen habe ich schon mehrere Krimis aus der „Falck-Hedström-Reihe“ von Camilla Läckberg gelesen, die mir immer durchweg sehr ...

„Marie war wieder da und mit ihr der Untergang.“ (S. 11)

Meine Meinung:
Inzwischen habe ich schon mehrere Krimis aus der „Falck-Hedström-Reihe“ von Camilla Läckberg gelesen, die mir immer durchweg sehr gut gefallen haben. Der zehnte Band aus dieser Reihe konnte mich allerdings nicht wirklich überzeugen. Dass Läckberg zu Beginn ihrer Fälle eine Vielzahl von Charakteren einführt und die Handlungsstränge und Schauplätze schnell wechselt, bin ich ja inzwischen von ihr gewohnt. Wie immer heißt es zu Beginn der Story, gut aufzupassen und sich zu konzentrieren, um sich nicht zwischen den Figuren zu „verheddern“.

Diesmal präsentiert die Autorin ihren Fall gleich in drei unterschiedlichen Zeitebenen, darunter einen Strang im Jahr 1671. Diesen habe ich bis zum Schluss als eher langweilig empfunden und war jedes mal enttäuscht, wenn die eigentliche Handlung unterbrochen wurde und dorthin gesprungen ist. Am Ende wird zwar eine sehr lose Verbindung zu den Vorfällen in der Gegenwart hergestellt, die wohl für ein bisschen Gänsehaut sorgen soll, aber letztendlich wirkte es auf mich doch sehr konstruiert und dieser Handlungsstrang war für meinen Geschmack eigentlich vollkommen verzichtbar.

Der Haupthandlungsstrand in der Gegenwart ist wie gewohnt spannend und hat mir insgesamt durchaus unterhaltsame Hörstunden beschert. Wie gewohnt schafft es die Autorin auch diesmal, alle losen Fäden zum Schluss zu einem Ganzen zusammenzuknüpfen. So weit, so gut. Was mir allerdings überhaupt nicht gefallen hat war die Überfrachtung dieses Krimis mit den unterschiedlichsten Themen. Hier werden so viele einzelne Elemente „verwurstet“, dass es auf mich stellenweise einfach nur noch konstruiert und gewollt gewirkt hat. Hier wäre weniger wirklich mehr gewesen! Die Autorin hätte sich auf zwei oder auch maximal drei Themen konzentrieren sollen. Einige „Themen“ haben mich dann im Verlauf der Geschichte dann einfach nur noch angenervt oder wirkten am Ende irgendwie mutwillig „eingebaut“. Dass kann Frau Läckberg eigentlich besser.

Wenn Sie nun etwas mehr wissen wollen, lesen Sie den folgenden Bereich zwischen den Sternchen. Hier verrate ich zwar keine Auflösung, aber die einzelnen Themen, mit denen sich dieser Krimi beschäftigt. Wenn Sie diesen kleinen Spoiler nicht lesen wollen, springen Sie bitte direkt zum FAZIT. **SPOILER ANFANG* Folgende „Themen“ werden Ihnen alle in diesem einzelnen Krimi begegnen: Mord, Unfälle, Bashing / Mobbing, Vergewaltigung, Fremdenfeindlichkeit / Rechtsradikalismus und die gegenüberstehende Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit, Familiendramen, Sexuelle Unterdrückung, Brandanschläge und last but not least auch noch eine waschechte Hexenverfolgung – wie gesagt, dies alles geballt in einem Krimi war mir persönlich „too much“*SPOILER ENDE**

FAZIT:
Ein schwächerer „Falck-Hedström“-Krimi mit einigen Längen und einer Überfrachtung an verschiedensten Themen. Weniger wäre hier mehr gewesen!