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Veröffentlicht am 10.01.2020

Hommage an Charles Dickens

Golden Darkness. Stadt aus Licht & Schatten
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Es ist ganz offensichtlich, dass Brennans Jugendroman ein berühmtes Vorbild hat, nämlich Charles Dickens´ „Eine Geschichte zweier Städte“. Wie die Schriftstellerin auch selbst anmerkt, basiert ihr Konzept ...

Es ist ganz offensichtlich, dass Brennans Jugendroman ein berühmtes Vorbild hat, nämlich Charles Dickens´ „Eine Geschichte zweier Städte“. Wie die Schriftstellerin auch selbst anmerkt, basiert ihr Konzept auf diesem Klassiker. Den Namen der Protagonistin und deren Herkunft hat Brennan direkt übernommen: Lucie Manette, Tochter eines Arztes, der aus seiner Stadt flüchten musste, wird hier allerdings zu einer jungen Frau, die über magische Fähigkeiten verfügt. Lucie zieht mit ihrem Vater aus der Dunkelstadt Brooklyn, der Heimat der armen, unterprivilegierten Bevölkerung und der Dunklen Zauberer, in die Lichtstadt Manhattan, in der die Reichen und Mächtigen leben und die Lichtmagier. Da sie mit Ethan, dem Sohn eines der regierenden Mitglieder des Lichtrates, liiert ist, scheint ihr Leben zunächst sorglos. Doch als Ethan eines Tages als Verräter denunziert wird, beginnt für sie ein Albtraum. Die lange unterdrückten Bewohner der Dunkelstadt drängen ins Licht, eine Revolution bricht aus.
Die Schrecknisse der revolutionären Ereignisse lässt Sarah Rees Brennan in der (geteilten) Stadt New York geschehen, in einem verarmten dunklen Brooklyn und einem reichen hellen Manhattan. Recht eindrücklich schildert sie die Auswüchse von Hass und Gewalt, zu der Menschen fähig sein können. Die junge irische Autorin erzählt auf packende Weise aus Lucies Sicht und versteht es, den Leser mitzureißen in den Strom der Ereignisse, die das Leben ihrer Protagonistin auf den Kopf stellen. Wer Dickens´ Klassiker gelesen hat, wird viele der Handlungsstränge wiedererkennen, die Brennan zwar als Idee übernommen, aber „verfremdet“ und mit fantasievollen Zusätzen ausgestattet hat. Ihr Roman ist zeitlos. Sie hat ihn – im Gegensatz zu Dickens - in keine bestimmte Zeit gesetzt; eine solch düstere Szenerie ist immer möglich. Und er enthält eine Mahnung: „Die Leute finden immer tausend Gründe dafür, anderen die Menschenwürde abzusprechen, aber darauf darf man nicht hören.“

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Veröffentlicht am 15.12.2019

Beeindruckendes Debüt

Bleib bei mir
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Rotimi - der Name bedeutet Bleib bei mir. Das dritte Kind des Ehepaares Akin und Yejide wurde auf diesen Namen getauft, nachdem seine beiden älteren Geschwister bereits im frühen Kindesalter sterben ...

Rotimi - der Name bedeutet Bleib bei mir. Das dritte Kind des Ehepaares Akin und Yejide wurde auf diesen Namen getauft, nachdem seine beiden älteren Geschwister bereits im frühen Kindesalter sterben mussten. Eine große Tragödie für Akin und Yejide, die lange Zeit vergeblich versuchten, Eltern zu werden. Nach nigerianischem Brauch unternimmt Akins Familie einige Versuche, um die Nachkommenschaft zu sichern, bis Yejide schließlich doch schwanger wird.
Adébáyòs Debütroman entführt in eine faszinierende Welt, eine Gesellschaft, in der Tradition und modernes Leben nebeneinander existieren, alter Aberglaube nicht von moderner Technik ausgerottet worden ist. Die Autorin vermag auf fesselnde Art vom Alltag in Nigeria zu erzählen, wobei die politischen Unruhen und Umwälzungen nur am Rande erwähnt werden. Im Vordergrund steht das Leben zweier Menschen des gehobenen Mittelstandes, ihr Versuch, eine moderne Ehe zu führen, basierend auf Ehrlichkeit und gegenseitigem Vertrauen. Indem sie wechselweise Yejide und Akin zu Wort kommen und ihr Denken und Fühlen offen vor dem Leser darlegen lässt, bringt Adébáyò eine sehr lebendige Atmosphäre in ihren Roman. Erst nach und nach wird spürbar, wie schwierig es ist, wirklich ehrlich zueinander zu sein.
Ein Roman, der es möglich macht, intensiv mitzuerleben und mich gespannt auf weitere Bücher der nigerianischen Schriftstellerin zurücklässt.

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Veröffentlicht am 27.11.2019

Wunderschön

Eine Bilderreise
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Wer kennt ihn nicht, den „Vater“ von Pettersson und Findus? Die Bücher von Sven Nordquist sind heute nicht mehr aus den Kinderzimmern wegzudenken. Bekannt und beliebt für seine liebevoll kreierten Figuren, ...

Wer kennt ihn nicht, den „Vater“ von Pettersson und Findus? Die Bücher von Sven Nordquist sind heute nicht mehr aus den Kinderzimmern wegzudenken. Bekannt und beliebt für seine liebevoll kreierten Figuren, dem Detailreichtum der Bilder und seinem skurrilen Humor hat er sich einen Platz geschaffen. Und auch als Illustrator zahlreicher anderer Kinderbücher hat er sich einen Namen gemacht.
Einen etwas weiter gefassten Ausschnitt aus seinem Wirken zeigt nun die „Bilderreise“. Von eigenen Kinderbildern über Jugendskizzen und sehr frühen grafischen Arbeiten, die Nordquist etwa im Auftrag vonWerbefirmen erstellte, reicht die Palette bis hin zu Beispielen seiner Kinderbuchillustrationen. Eine wahre Schatztruhe! Der Text, in dem Nordquist über sich und seinen Werdegang erzählt, ist allerdings nicht so detailreich, wie man es von seinen Bildern her gewöhnt ist. Gegenüber der Fülle an fantasievollen Zeichen- und Malarbeiten, die vorgestellt werden, tritt er bescheiden in den Hintergrund - leider, muss ich sagen; denn es wäre schön, mehr über den Künstler zu erfahren. Dennoch: die „Bilderreise“ ist eine wunderbare Sammlung fantasievoller Abbildungen, die nicht nur Kinder begeistern kann.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Magische Lektüre

Die Spiegelreisende 2 - Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast
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Ophelia, die über ganz besondere Begabungen verfügt, wurde gegen ihren Willen von ihrem Klan mit Thorn von der Arche Pol verlobt. Nun wird sie offiziell im Mondscheinpalast an Faruks Hof eingeführt und ...

Ophelia, die über ganz besondere Begabungen verfügt, wurde gegen ihren Willen von ihrem Klan mit Thorn von der Arche Pol verlobt. Nun wird sie offiziell im Mondscheinpalast an Faruks Hof eingeführt und zur Vorleserin des vergesslichen Familiengeistes ernannt. Sie arrangiert sich und gewinnt sogar Freunde. Doch eines Tages verschwinden ranghohe Minister spurlos, und auch Ophelia erhält Drohbriefe…
In diesem zweiten Band ihrer Tetralogie entwickelt Dabos eine außerordentliche Fülle an Fantasie. So ist dieser Teil der Spiegelreisenden-Geschichte meiner Meinung nach um einiges facettenreicher als der erste und enthält wesentlich mehr phantastische Elemente. Auch die Spannung ist hier deutlich gesteigert. Ebenso flüssig und bildhaft geschrieben wie „Die Verlobten des Winters“ zeigt der Roman ein ausgeprägteres Bild von Faruks Arche, dem Pol, und dem dortigen Leben als wir es im ersten Band von der Arche Anima erhalten haben. Hier kommt der Leser dem Geheimnis um die Familiengeister und ihre Vergangenheit zwar näher, doch neue Rätsel tauchen auf. Warum hat Faruks Buch, das er so sorgfältig hütet, einen solch immensen Einfluss auf ihn? Welche Rolle spielt er?
Wer einmal für ein paar Stunden in eine Fantasiewelt abtauchen und die Realität vergessen will, ist bei der „Spiegelreisenden“ mit Sicherheit gut aufgehoben.


Veröffentlicht am 17.11.2019

Fantastische Weltern

Die Spiegelreisende 1 - Die Verlobten des Winters
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Sie ist eine junge Frau mit ganz speziellen Fähigkeiten: Ophelia kann sich durch Spiegel aller Art an ihren Wunschort begeben; ihre zweite und vielleicht wichtigste Gabe ist das Lesen von Gegenständen: ...

Sie ist eine junge Frau mit ganz speziellen Fähigkeiten: Ophelia kann sich durch Spiegel aller Art an ihren Wunschort begeben; ihre zweite und vielleicht wichtigste Gabe ist das Lesen von Gegenständen: allein durch ihre Berührung ist sie in der Lage zu erkennen, wer ihn je in der Hand gehabt hat und was ihn bewegt hat. Doch Ophelias ruhiges Leben auf der Arche Anima wird jäh unterbrochen, als sie gegen ihren Willen mit Thorn, einem jungen Mann vom Pol, verlobt wird und diesem in seine eisige Heimat folgen muss.
Es ist eine interessante Welt, die Christelle Dabos vor uns ausbreitet. In Andeutungen erfahren wir von einem Riss, der die alte Erde zerstörte und mehrere „Archen“ möglich machte, künstliche Gebilde, auf denen verschiedene Klans mit sehr unterschiedlichen Begabungen leben. Dabei kam mir die Vorstellung von bewohnbaren Gebilden in den Sinn, die sich wie Raumschiffe durch den Weltraum bewegen.
Ophelias Reise zum Pol, ihre Bemühungen, die Hochzeit mit Thorn möglicherweise doch noch zu verhindern und die abenteuerlichen Aufgaben, die ihr bevorstehen, ziehen den Leser in so manches Geheimnis hinein. Fantastisch erscheinen auch die bizarren Charaktere, die Dabos beschreibt. Packend schreibt die Autorin, sehr gefällig und als Abgrenzung zur heutigen Zeit übernimmt sie das antiquierte höfliche „Ihr“ als Anrede.
Sie lässt das Buch ausklingen mit vielen Fragen - die hoffentlich nach und nach in den folgenden drei Bänden beantwortet werden.