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Veröffentlicht am 13.03.2022

Meter pro Sekunde

Meter pro Sekunde
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Es ist der Titel des Buches, der mich in erster Linie neugierig auf diesen Roman gemacht hat. „Meter pro Sekunde“ - eine Geschwindigkeitsangabe, allerdings ohne konkretes Maß. Was sagt er aus?

Zunächst ...

Es ist der Titel des Buches, der mich in erster Linie neugierig auf diesen Roman gemacht hat. „Meter pro Sekunde“ - eine Geschwindigkeitsangabe, allerdings ohne konkretes Maß. Was sagt er aus?

Zunächst zum Inhalt: Eine junge Frau folgt ihrem Partner in das Westjütländische Velling, wo er einen Job als Lehrer der örtlichen Volkshochschule antritt. In diesem Ort, wo "das grammatikfreie Festhalten an der Tradition" üblich ist und sich die sprachliche Kommunikation auf das Wesentliche beschränkt, empfindet sie sich als „Anhängsel“ ihres Partners, reduziert auf ihre Rolle als Partnerin und Mutter und nimmt die angebotene Stelle als „Kummerkasten-Tante“ an.

Empathisch, aber auch mit viel Humor schildert Stine Pilgaard die Gedanken und Erlebnisse der jungen Frau. Sie bedient sich dabei einer sehr bildreichen Sprache. Ebenso locker und offenherzig wie ihre Protagonistin denkt und handelt, ist auch Pilgaards Schreibstil, rasch und leicht lesbar. Doch unter der Oberfläche und dem oft ironischen Ton klingt immer wieder eine tiefer gehende Nachdenklichkeit an. Selbst die manchmal banal erscheinenden Kummerkasten-Fragen führen zu erstaunlichen Antworten.

Ein ganzes Schuljahr umfasst der Roman, unterteilt in drei Kapitel, die wiederum aus einer Aneinanderreihung szenischer Erzählungen bestehen, hin und wieder unterbrochen von Kummerkasten-Briefen und Liedtexten - ein Jahr voller neuer Eindrücke, Erfahrungen, Einsichten, Fortschritte. Der Prozess der Weiterentwicklung verläuft von Mensch zu Mensch durchaus unterschiedlich; der eine kommt sehr schnell voran, der andere etwas langsamer, manch einer bleibt gar stehen. Wieviele Meter pro Sekunde mag die Erzählerin entwicklungsmäßig in diesem Jahr zurückgelegt haben?

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Veröffentlicht am 03.03.2022

Hintergründig

Vertrauen
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Dror Mishani hat einen neuen Fan bekommen: "Vertrauen" ist zwar der erste Roman des israelischen Schriftstellers, den ich gelesen habe, aber seine Kunst, vordergründige Themen auf äußerst hintergründige ...

Dror Mishani hat einen neuen Fan bekommen: "Vertrauen" ist zwar der erste Roman des israelischen Schriftstellers, den ich gelesen habe, aber seine Kunst, vordergründige Themen auf äußerst hintergründige Weise zu erzählen, hat mich fasziniert.
Eigentlich fühlt sich Inspektor Avi Avraham zu Höherem berufen. Doch während er ein Versetzungsgesuch stellt, weil ihn die Bagatellfälle seiner Abteilung langweilen, warten schon die nächsten Aufgaben auf ihn. Die Aussetzung eines Babys und das Verschwinden eines Touristen sollen geklärt werden. Auf den ersten Blick unbedeutend, entwickeln die Fälle dennoch eine Dynamik und erweisen sich als nicht leicht zu knackende Probleme. Und schließlich gerät Avraham auch noch in einen Gewissenskonflikt; denn er scheint bei seinen Ermittlungen dem israelischen Geheimdienst Mossad zu nahe gekommen zu sein.
Mishanis angenehmer, gut lesbarer Schreibstil hält den Leser in Atem. Seine ruhige Art, seine Themen zu vermitteln und sich langsam entwickeln zu lassen, überzeugt. Last but not least versteht der Autor es großartig, die im Vordergrund stehenden Probleme mit Fragen zu verknüpfen, die weit darüber hinaus weisen, und den Protagonisten - und auch den Leser - noch lange beschäftigen.

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Veröffentlicht am 15.02.2022

„Kindererziehung ist manchmal besser als Kino“ …

Meine kleine Welt
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… stellt Ewald Arenz in einer seiner Kurzgeschichten fest, und jeder, der selbst Kinder hat, kann ihm da ohne Vorbehalt zustimmen. Mit viel Humor erzählt der Autor aus seinem alltäglichen Leben, in dem ...

… stellt Ewald Arenz in einer seiner Kurzgeschichten fest, und jeder, der selbst Kinder hat, kann ihm da ohne Vorbehalt zustimmen. Mit viel Humor erzählt der Autor aus seinem alltäglichen Leben, in dem es (natürlich) nicht nur harmonisch zugeht. Ob in seiner Funktion als Lehrer, beim Treffen mit Freunden oder in der Kernfamilie: kleine Katastrophen und Erziehungsprobleme werden mit Ideenreichtum und Witz gemeistert. Das eine oder andere Problem kennt sicher fast jeder Leser, auch wenn so manche Situation überspitzt dargestellt wird.
Arenz´ „Kleine Welt“-Szenen sind amüsant, locker geschrieben und leicht zu lesen. Allerdings vermisse ich die Qualität, die mich in seinen beiden letzten Romanen begeistert hat. Für mein Empfinden reichen seine Kurzgeschichten atmosphärisch und sprachlich nicht an „Alte Sorten" oder "Der große Sommer"heran, die ich sehr schätze. Schade.


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Veröffentlicht am 14.02.2022

"Sandmann, komm doch ..."

ministeps: Mein erstes großes Gutnacht-Buch: Vorlesebuch ab 12 Monaten, Babybuch, Pappbilderbuch
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Das große „Gutenacht-Buch“ macht seinem Namen wirklich alle Ehre: sein großes quadratisches Format spricht nicht nur Kinder an. Es ist ein wunderschönes Bilderbuch zum gemeinsamen Betrachten, in dessen ...

Das große „Gutenacht-Buch“ macht seinem Namen wirklich alle Ehre: sein großes quadratisches Format spricht nicht nur Kinder an. Es ist ein wunderschönes Bilderbuch zum gemeinsamen Betrachten, in dessen großzügigen, nicht zu detailreichen Illustrationen die Kleinen viele ihnen bekannte und vertraute Dinge entdecken. Katja Senners Bilder sind durchweg unkompliziert, fröhlich und farbenfroh. Harmonisch ergänzen sie Sandra Grimms kleine Gedichte und Geschichten. Kurze Episoden aus dem Kinderalltag wechseln mit gereimten Gutenacht-Versen, in denen die Kuscheltiere Emil, Frida, Butz, Locke und Pelle immer wieder auftauchen.
Ein zusätzliches Plus sind der kompakte, aber trotzdem weiche Einband, der sich zur Not auch einmal feucht abwischen lässt, und die festen Kartonseiten, die auch den neugierigsten kleinen Fingern standhalten. Ein wirklich empfehlenswertes Bilder- und Vorlesebuch für die Kleinsten!

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Veröffentlicht am 15.12.2021

Ein Leben für die Kunst

Jane Austen und die Kunst der Worte
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Wer ist Jane Austen, die Autorin solch literarisch bedeutungsvoller Werke wie "Stolz und Vorurteil" oder „Emma“?
Catherine Bell versucht ein wenig Licht in das Dunkel von Austens Leben (1775 – 1817) zu ...

Wer ist Jane Austen, die Autorin solch literarisch bedeutungsvoller Werke wie "Stolz und Vorurteil" oder „Emma“?
Catherine Bell versucht ein wenig Licht in das Dunkel von Austens Leben (1775 – 1817) zu bringen. Da nur wenige belegte Einzelheiten überliefert sind, mischt sie die spärlichen Fakten mit Fiktion. Mit viel Empathie versetzt sie sich in Janes Person und ihr Zeitalter. Sie schildert Janes Leben und den mühsamen Weg bis zur anerkannten Schriftstellerin auf ihre spezielle, sensible Weise. Es ist unterhaltsam und spannend zu lesen, wie Jane als junges Mädchen bereits mit dem Schreiben beginnt und mit den Worten ringt, um ihre Gedanken zu Papier zu bringen. Austens scharfe Beobachtungsgabe und ihr feiner Humor verhelfen ihren Büchern schließlich zu Erfolg.
Doch in dem engen Korsett der Sitten ihrer Zeit gibt es für sie kaum Möglichkeiten zur Entfaltung. Sie ficht so manchen Kampf mit sich selbst (und ihrer Mutter) aus, bis sie sich gegen die konventionelle Lebensweise der Ehefrau und Mutter entscheidet, um sich ungehindert dem Verfassen ihrer Romane zu widmen.
Catherine Bell gelingt eine warmherzige, leicht zu lesende Romanbiografie, die Jane Austen auch Lesern nahebringt, die noch keines ihrer Werke kennen.

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