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Veröffentlicht am 19.12.2020

Un-Ruhestand

Die Alten Knacker. Band 5
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Im Januar 2019 erschien der fünfte Band der "Alten Knacker" im Splitterverlag. Wilfrid Lupano widmet sich hier einem ganz aktuellen Thema, nämlich der Flüchtlingspolitik.
Die alten Knacker sind eine Gruppe ...

Im Januar 2019 erschien der fünfte Band der "Alten Knacker" im Splitterverlag. Wilfrid Lupano widmet sich hier einem ganz aktuellen Thema, nämlich der Flüchtlingspolitik.
Die alten Knacker sind eine Gruppe von Rentnern, die sich zur „Insel der Freibeuter“ zusammengetan haben, um sich politisch zu engagieren. In diesem Fall demonstrieren sie gegen schlechte Behandlung und Abschiebung von Flüchtlingen; aber sie helfen auch ganz praktisch, indem sie Familien ein Dach über dem Kopf verschaffen und sie versorgen. Natürlich handeln sie sich damit so einigen Ärger ein. Und der zurückhaltende Mimile, der eigentlich nur das Fußballspiel Frankreich gegen Australien sehen möchte, verschafft sich sogar einen großen Fernsehauftritt…
Fein beobachtet und mit viel Humor erzählt Autor Lupano von den Rentnern, die sich weigern, Alternteiler zu sein und sich absolut nicht aus dem öffentlichen Leben zurückziehen. Mit ausdrucksstarken Illustrationen setzt Paul Cauuet die Geschichte bildlich um. Seine Zeichnungen sind voller Details und (versteckten) Informationen, die den Text ergänzen. Kein Wunder, dass die „Alten Knacker" und ihre Abenteuer in Frankreich so beliebt sind: es ist wirklich ein Vergnügen, der aktiven Rentner"gang“ zu folgen, die sich weiterhin einmischt und den Un-Ruhestand genießt.

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Veröffentlicht am 12.12.2020

Ohne Lametta

Morgen, Kinder, wird's nichts geben
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„Mehr oder weniger Weihnachtliches“ wird in diesem hübsch illustrierten Büchlein dargeboten. Die Herausgeberin Sylvia List hat eine Auswahl an Texten von Erich Kästner zusammengestellt, die humorvoll und ...

„Mehr oder weniger Weihnachtliches“ wird in diesem hübsch illustrierten Büchlein dargeboten. Die Herausgeberin Sylvia List hat eine Auswahl an Texten von Erich Kästner zusammengestellt, die humorvoll und hintergründig, teilweise sogar recht böse erscheinen.
In seiner unnachahmlich erfrischenden Art schreibt Erich Kästner über durchaus unterschiedliche Weihnachtsfeiern; zum Teil handelt es sich auch um eigene Kindheitserinnerungen, die keineswegs verklärt sind. Das titelgebende Lied etwa ist eine bitterböse Parodie auf das traditionelle Weihnachtslied und spiegelt die desaströse gesellschaftliche Situation der Weimarer Republik wider - Kästner hat es in seinem Gedicht „chemisch gereinigt".
Gedichte und Prosatexte wechseln sich ab, passend illustriert von Cornelia von Seidlein, deren Schwarz-Weiß- Zeichnungen sich dezent einfügen. Bei aller Kritik an seiner Umwelt lässt Kästner doch stets Mitgefühl und Liebe zu seinen Mitmenschen erkennen.
Dies ist ein Buch, welches das Weihnachtsfest aus Glitzer und sentimentalem Kerzenschein heraus rückt. Besinnlich ist es dennoch, wenn auch in einem weiter gefassten Sinn: nicht gemütlich, sondern zutiefst nachdenklich.

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Veröffentlicht am 09.12.2020

Klischee

Zara und Zoë - Rache in Marseille
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Wer käme auf die Idee, dass die zarte Europol-Profilerin Zara die Zwillingsschwester einer skrupellosen Auftragmörderin der Drogenmafia ist? Die charakterlich so gegensätzlichen Schwestern Zara und Zoë ...

Wer käme auf die Idee, dass die zarte Europol-Profilerin Zara die Zwillingsschwester einer skrupellosen Auftragmörderin der Drogenmafia ist? Die charakterlich so gegensätzlichen Schwestern Zara und Zoë sind sich seit vielen Jahren aus dem Weg gegangen, genauer gesagt, seitdem ihre Mutter den kleinkriminellen Vater verlassen hat. Doch bei ihre Ermittlungen zu einem schrecklichen Mord an einem jungen Mädchen in den Calanques von Marseille braucht Zara dringend Hilfe, und es gelingt ihr, Zoë dafür zu gewinnen, für kurze Zeit die Rollen zu tauschen.
Zwar ist der Thriller in einem flotten, temporeichen Schreibstil verfasst, doch die Wortwahl ist oft vulgär und brutal. Sicher ist es Absicht des Autors, mit unterschiedlicher Ausdrucksweise den diversen Personen mehr Authentizität zu verleihen, auf mich wirkt es allerdings sehr klischeehaft. Auch die Charaktere bleiben mir zu blass und oberflächlich. Positiv zu bewerten ist das aktuelle Thema, das Oetker in den Mittelpunkt seines Romans stellt, und die damit zusammenhängenden Probleme vor allem der Banlieues von Großstädten: Armut, Terror, Korruption und Drogen. Dennoch möchte ich das Buch nur bedingt weiter empfeheln.

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Veröffentlicht am 06.12.2020

Glück

Was ist Glück?
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Inzwischen sind sie Klassiker, und der Spruch „Nichts leichter als das" bereits ein geflügelter Ausdruck: das wissensdurstige kleine Ferkel Piggeldy und sein großer Bruder Frederick. Mit den scheinbar ...

Inzwischen sind sie Klassiker, und der Spruch „Nichts leichter als das" bereits ein geflügelter Ausdruck: das wissensdurstige kleine Ferkel Piggeldy und sein großer Bruder Frederick. Mit den scheinbar harmlosen Fragen des neugierigen Piggeldy und den bodenständigen Erklärungen seines Bruders lässt Elke Loewe eigentlich komplizierte philosophische Sachverhalte als Thema in einem Kinderbuch auftauchen und gibt schon für ganz junge Leser in verständlicher Weise Erklärungen, humorig unterstützt von den liebevollen Illustrationen ihres Mannes, Dieter Loewe. Es ist wirklich ein Vergnügen, in Bild und Wort dem pragmatischen Frederick und dem wissbegierigen Piggeldy auf ihrem Spaziergang zu folgen, auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage „Was ist Glück?“ . Ganz erdverbunden und praktisch endet seine Lektion mit der schlichten Erkenntnis, dass schon das Alltägliche, das viele Erwachsene für selbstverständlich halten und kaum noch wahrnehmen, glücklich macht. Kleine Erdenbürger wissen und empfinden das noch - und auch kleine Schweine wie Piggeldy und Frederick.

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Veröffentlicht am 04.12.2020

Überleben

Marianengraben
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Paulas Liebe zu ihrem Bruder ist so tief wie der Marianengraben. Und ebenso tief ist ihre Verzweiflung und Trauer, als der kleine Tim bei einem Badeunfall stirbt. Schuldgefühle quälen sie: hätte sie ihn ...

Paulas Liebe zu ihrem Bruder ist so tief wie der Marianengraben. Und ebenso tief ist ihre Verzweiflung und Trauer, als der kleine Tim bei einem Badeunfall stirbt. Schuldgefühle quälen sie: hätte sie ihn retten können, wenn sie vor Ort gewesen wäre? So trifft sie nachts auf dem Friedhof Helmut, der heimlich die Urne einer Freundin ausgräbt. Indem der brummige, abweisende Alte und die junge Studentin sich Stück für Stück näher kommen und einander ihre Geschichten anvertrauen, wird auch Paulas Depression weniger und die Trauer liegt nicht mehr so tief - sie steigt aus 11000 Meter Tiefe des Marianengrabens schließlich auf 0 Meter.
Jasmin Schreiber erzählt sensibel, aber nicht sentimental und lässt die Erinnerung an den kleinen wissbegierigen Tim in rückblickenden Gesprächen wieder aufleben. Auch wenn sie über den Tod schreibt - hin und wieder blitzt leichter Humor auf. Wie lebt man weiter nach einer solchen Katastrophe? Schreibers Roman hallt noch lange nach.

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