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Veröffentlicht am 13.06.2020

Amüsant, humorvoll und sehr nah an der Realität

Klugscheißer Deluxe
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Timo Seidel ist 29 und hat leider beruflich noch nicht viel erreicht. Das ist auch seiner großen Klappe zu verdanken, denn Timo weiß grundsätzlich alles besser. Als chronischer Klugscheißer hat man es ...

Timo Seidel ist 29 und hat leider beruflich noch nicht viel erreicht. Das ist auch seiner großen Klappe zu verdanken, denn Timo weiß grundsätzlich alles besser. Als chronischer Klugscheißer hat man es nicht leicht, doch jetzt glaubt Timo endlich erwachsen genug zu sein, um sein geschmissenes Lehramtsstudium wieder aufnehmen zu können. Finanziell hält er sich mit einer Aushilfsstelle an einer Abendschule über Wasser. Und an der Uni macht er so einige Kontakte, die ihm den Kopf rauchen lassen und sogar den Kopf verdrehen. Man darf gespannt sein auf diese Story des Klugscheißers.

Dank der Ich-Erzähler-Perspektive bekommt man als Leser trotz aller Zurückhaltung Timos im Besserwissen dennoch alle seine diesbezüglichen Gedanken mitgeteilt, was mir wieder sehr gut gefallen hat. Ich musste wieder häufig schmunzeln, denn Timo ist ein Spaßvogel und mochte auch die vorgestellten Begriffserklärungen zu Wörten wie "Intelligenzpomeranze", "Vatersprachler", "Feindespaar", "Narzistenantenne" und habe dabei sogar noch etwas dazugelernt. Auch ein positiver Effekt dieses Buches. Als angehender Englischlehrer beschäftigt sich Timo dieses Mal mehr dem Englischunterricht als mit Deutsch.


An der Schule treffen wir auf bekannte Figuren vom Vorgängerband "Klugscheißer Royale", Timos Direktorin Frau Penner, die große Stücke auf ihn hält und natürlich auf seine verhaßte Kollegin Barbara, weibliches Modell einer typischen "Suppenbärbel". Das kann natürlich nicht ohne Konflikte und Wortgefechte funktionieren und auch an der Uni läuft nicht alles nach Plan. Die Dozenten haben auch so ihre Macken und mit ungeahnter Unterstützung seiner Oma gelingt es Timo schliesslich doch, sein erstes Semester erfolgreich durchzustehen und noch einen weiteren Schritt in Sachen Liebe zu gehen. Wer "Fack ju Göthe" als Film mochte, sollte dieses Buch lesen. Es gibt einige Parallelen.


Mit speziellen Charakteren, einem lockeren Humor und der Situation eines "späten" Studenten ist dieses Buch gut zu lesen. Die Umsetzung von Lebensplänen braucht manchmal ein paar Jahre, die realistische Darstellung orientiert sich da völlig nah am Leben. Eine Komödie, die nicht nur Lehrenden gefallen wird.

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Veröffentlicht am 13.06.2020

Das schwere Schicksal der Radium-Girls

Florence
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Los Angeles, 1952. Die Schauspielerin Louise Wilde erbt das Vermögen der Drehbuchautorin Florence Daniels, obwohl sie sie kaum kannte. In den Hinterlassenschaften entdeckt Louise unverfilmte Drehbücher ...

Los Angeles, 1952. Die Schauspielerin Louise Wilde erbt das Vermögen der Drehbuchautorin Florence Daniels, obwohl sie sie kaum kannte. In den Hinterlassenschaften entdeckt Louise unverfilmte Drehbücher und auf alten Fotos erkennt sie ihre früh verstorbene Mutter Ethel. Welche Verbindung bestand zwischen den Frauen? Fast dreißig Jahre vorher reist Florence für einen Job quer durch die USA nach Hollywood. Ihre Begleitung ist ihre beste Freundin Ethel.

1926 reist Florence von New Jersey nach Hollywood, sie möchte Drehbuchautorin werden, ihre Freundin Ethel begleitet sie, ihr Mann Carl hat sie verlassen und auch ihre Tochter Louise mitgenommen. Ethel will ihre Ehe retten.

Dieser Roman hat mich dem besonderen Anfang am meisten beeindruckt. Es beginnt mit einer Testamentsverlesung, welches von der Verstorbenen Florence wie ein Drehbuch verfasst wurde.

Im Laufe der Geschichte wechseln sich die Perspektiven und Handlungsorte ab und man bekommt allmählich einen Eindruck, wie die Figuren zueinander standen und welche Schicksale und Charakterzüge sie haben.

Louise findet nach ihrer Erbschaft Gefallen an den Drehbüchern von Florence, solche Rollen möchte sie gern spielen. Finanziell kommt sie über die Runden und unterstützt ihren Mann Arnie, ein traumatisierter Kriegsinvalide. Sie wünscht sich größere Rollen und stürzt sich auf das Tagebuch von Florence, weil diese scheinbar ein erfülltes Leben mit ihrer Arbeit leben durfte.

Jahre zuvor fand der Roadtrip von der freiheitsliebenden Florence und der eher angepassten Ethel statt. Die Reiseschilderungen sind durch die ständig wechselnden Perspektiven etwas verworren, man muss sehr genau lesen, um alles zeitlich und personell richtig einordnen zu können.

Dabei kommt auch ein tragisches Kapitel von einer Erkrankung zur Sprache, die sich Ethel bei der Arbeit als Zifferblatt-Malerin in einer Radiumfabrik zugezogen hat. Die Spätfolgen einer Vergiftung hat vielen Arbeiterinnen das Leben schwer gemacht und sie sehr leiden lassen. In ihrer Danksagung klärt die Autorin über die Hintergründe auf.

In diesem Roman geht es um Freundschaften, Beziehungen und seelisches und körperliches Leiden. Obwohl alle drei Frauen sehr unterschiedliche Typen und starke Persönlichkeiten sind, hofften sie alle an den Traum von einem selbstbestimmten Leben. Bei Flo und Ethel verlief es nicht so wie sie es sich erhofft hatten. Die Figuren habe ich interessiert mitverfolgt, etwas mehr Emotionen hätte ich mir aber gewünscht. Der Erzählstil hat mir gut gefallen, man erlebt die Zeit durch authentisch geschilderte Hintergründe und kann sich die Szenen und Schauplätze gut vorstellen, erlebt neben dem Glamour von Hollywood auch Probleme in Beziehungen, die Folgen eines Kriegseinsatzes im Koreakrieg und entdeckt eine tragische Erkrankung durch die Arbeit in einer Radiumfabrik.


Die Autorin bringt viele Themen in diesem historisch angelegten Roman unter. Man kann die Zeit nacherleben und wird in die Handlung hineingezogen, die Schicksale sind auch ohne große Emotionen sehr ergreifend beschrieben.

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Veröffentlicht am 11.06.2020

Bitterböse Mischung aus Roman und Krimi mit reichlich schwarzem Humor.

Ladylike
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Mit 73 darf man doch noch etwas vom Leben erwarten, deshalb starten Lore und ihre Freundin Anneliese noch einmal richtig durch. Sie gründen eine Frauen-WG und begeben sich auf eine große Reise durch Deutschland. ...

Mit 73 darf man doch noch etwas vom Leben erwarten, deshalb starten Lore und ihre Freundin Anneliese noch einmal richtig durch. Sie gründen eine Frauen-WG und begeben sich auf eine große Reise durch Deutschland.

Die Freundinnen Lore und Anneliese haben ihre Männer hinter sich gelassen und genießen zu zweit ihre Wohngemeinschaft. Jetzt möchten sie all das nachholen, wozu sie bisher keine Gelegenheit hatten. Als Annelieses Jugendfreund Ewald auf der Bildfläche erscheint, möchten ihn beide für sich gewinnen, die Idylle beginnt zu bröckeln. Erst müssen sie sich um Ewalds schwerkranke Frau kümmern und dann gilt es Ewald dingfest zu machen, denn auch er schätzt seine neu gewonnene Freiheit sehr.

Ingrid Noll erweckt die Charaktere der Frauen regelrecht zum Leben, man nimmt an ihren aufrichtigen Gedanken über Männer, perfekte Figuren, Lebenseinstellungen und geheimen Wünschen teil. Beide arrangieren sich und ihr Leben, lächeln über die Schwächen der anderen, aber wenn ein Mann im Spiel ist, kennen sie kein Pardon.

Ingrid Nolls Erzählweise sorgt für perfekte Unterhaltung, die Handlung ist spannend und die bösen Gedanken und giftigen Teemischungen werden fast beiläufig erwähnt. Nie würde man im wahren Leben hinter diesen zwei liebenswerten Frauen bösen Menschen vermuten. Denn Anneliese kennt sich mit dem Heilkräutern aus, damit lassen sich nicht nur Zipperlein beseitigen, sondern auch Störenfriede.


Ein typischer und perfekter Ingrid Noll-Roman, sie bleibt ihrem Erzählstil treu und es wird gleichermaßen böse wie humorvoll. Alten Menschen traut man selten etwas Böses zu, das ändert sich spätestens nach dieser Lektüre.

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Veröffentlicht am 05.06.2020

Spannender Ausflug in die Carmargue

Provenzalischer Stolz
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Pierre Durand ist Dorfpolizist von Sainte Valérie und wurde gerade vom Dienst suspendiert. Seine Freundin Charlotte möchte ihre Beziehung mit einem Kind fortsetzen. Diese Lebensänderungen sind für Pierre ...

Pierre Durand ist Dorfpolizist von Sainte Valérie und wurde gerade vom Dienst suspendiert. Seine Freundin Charlotte möchte ihre Beziehung mit einem Kind fortsetzen. Diese Lebensänderungen sind für Pierre etwas zuviel, er verfällt in eine lethargische Phase. Um allem zu entkommen, überführt er ein Hausboot und trifft zufällig den Zeugen eines Mordes. Schon ist Pierre wieder in seinem Metier und steckt seine Kraft in die Ermittlung.

Bei dieser Reihe sind alle Fälle für sich abgeschlossen, allerdings lernt man die Figuren besser kennen, wenn man die Reihenfolge einhält. Denn Pierre Durands Leben zeigt eine persönliche Entwicklung, die als roter Faden die gesamte Reihe verbindet. In diesem Buch bekommt Pierre eine Arbeitschance, die ihn nach seiner Suspendierung vom Dienst aus einer lethargischen Phase heraus reißt. Außerdem muss er sich darüber klar werden, ob er, wie es sich Charlotte wünscht, eine Familie gründen will.

Pierre überführt ein Hausboot von Saint Giles nach Bézièrs, das klingt nach entspannender Tätigkeit, doch es wird zu einem neuen Fall, denn in der Kajüte versteckt sich ein junger Mann mit Gedächtnisverlust, der als Zeuge in einen Mordfall verwickelt ist. Vergessen sind die persönlichen Sorgen und Pierre beginnt zu ermitteln.

Seine Nachforschungen führen ihn zu merkwürdigen und bedrohlichen Kettenbriefen, außerdem trifft er eine alte Freundin wieder, die zu den "Gitanes" gehört. Sie versorgt ihn mit Informationen über die verschiedenen Gitanos und ihre religiösen Ausprägungen, erklärt die Kettenbriefe und man erfährt einiges über die religiöse Pfingstgemeinde, die mit dem Mord in Verbindung zu stehen scheint. Die Auslegung von Bibelstellen und die Verbindung zu diesem Konflikt zwischen den Kulturen war für mich nicht immer eindeutig einzuschätzen.

Neben diesen Glaubensfragen, Sündenfall und mystisch anmutenden Themen wird aber auch der regionale Charakter der Carmargue bildhaft gezeigt und deutlich spürbar, nicht nur landschaftlich, sondern auch kulinarisch versorgt uns die Autorin mit Köstlichkeiten, für die sie im Anhang die passenden Rezepte beisteuert.

Der Glaube spielt in diesem Buch eine entscheidende Rolle. Man fragt sich beim Lesen, wo der Grat zwischen Glaubensgemeinschaft und Sekte verläuft. Dieser Gedanke bewegt auch Pierre Durand, denn Glauben bietet Halt, kann aber auch gefährlich ausufern.

Insgesamt fand ich den Fall interessant, doch die Verstrickungen der Pfingstgemeinden und die Verbindung zu den mysteriösen Kettenbriefen empfand ich etwas verwirrend. Ich konnte keinen Zugang zu den Sagen und Mythen finden und habe die Verknüpfungen mir etwas schwer gemacht.


Dieser Südfrankreich-Krimi macht Fernweh, konnte für mich aber nicht mit den Vorgängerbänden mithalten.

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Veröffentlicht am 03.06.2020

Mit Gottvertrauen um die Welt

Mit 50 Euro um die Welt
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Der biografische Reisebericht "Mit 50 Euro um die Welt" von Christopher Schacht erscheint im adeo Verlag.

"Menschen sind der Schlüssel zu allem: Arbeit, Spaß, Informationen usw. Sei stets freundlich und ...

Der biografische Reisebericht "Mit 50 Euro um die Welt" von Christopher Schacht erscheint im adeo Verlag.

"Menschen sind der Schlüssel zu allem: Arbeit, Spaß, Informationen usw. Sei stets freundlich und nett und versuche möglichst rasch, die Sitten und Gebräuche des Landes zu durchschauen, um nihct negativ aufzufallen." Zitat Seite 296

Viele junge Menschen möchten die Welt entdecken und träumen von einer großen Reise, weil sie ihren Horizont erweitern wollen und Abenteuer suchen. Doch vier ganze Jahre durch die Welt zu reisen und sich seinen Lebensunterhalt auf dem Weg zu verdienen ist schon eine besondere Hausnummer, die Christopher Schacht nach seinem Abitur startete und es auch nicht bereut hat.

Diese abenteuerliche Weltreise ist nicht nur eine Lebenserfahrung, sie brachte den Autor dazu, über sich und sein Leben und seinen Glauben nachzudenken. Sein Ziel war es, generell auf Flugreisen zu verzichten. Er lernte viele Menschen kennen, erweiterte seine Sprachkenntnisse und gewann Einblicke in verschiedene Berufe, denn seine Tätigkeiten in Form von vielfältigen Praktika haben seinen beruflichen Horizont um ein vielfaches bereichert. In den vier Jahren seiner Reise arbeitete er als Gärtner, Schiffsjunge, Tourguide, Tankwart, Koch, Model, Goldsucher, Versuchskaninchen, Stallausmister, Nachhilfelehrer, Partyguide und die Reihe ließe sich noch endlos weiterführen. Aber noch viel entscheidender ist seine Erkenntnis, das Leben mal mit anderen Augen zu sehen. Sich auf fremde Menschen einzulassen, seine eigenen Stärken und Schwächen zu entdecken und Gott auf eine ganz persönliche Weise kennengelernt zu haben.

Dieses Buch liest sich wie ein bunter Abenteuerroman, es ist gespickt mit persönlichen Anekdoten, die dem Leser die Umstände und die guten und schlechten Erfahrungen von Christopher Schacht nahe bringen. So eine Reise ist kein Urlaub, man muss seine Ansprüche zurückstellen und froh sein, über alles was einem zur Verfügung steht. Dieser junge Mann hat mir imponiert, er ist mutig, kann anpacken und hat eine positive Ausstrahlung, die ihm sicherlich erst viele Kontakte ermöglicht hat. Sein Gottvertrauen hat sich auch auf dieser Reise bewährt, im Dankeswort erfährt man, dass er nach seiner Reise ein Studium der Theologie aufgenommen hat. Diese Entscheidung ist mit Sicherheit auch eine Folge seiner Reise.

Neben den interessanten und unterhaltsamen Schilderungen vielfältiger Begegnungen und Erlebnisse und einigen eindrucksvollen Fotos ist auch die Zusammenfassung von 55 Tipp für Backpacker im Anhang sehr empfehlenswert. Von den einzelnen Ländern und Orten erfährt man immer nur Bruchstücke, die ich gerne noch ausführlicher vorgestellt bekommen hätte. Doch das hätte wohl den Rahmen gesprengt.

Dieser interessante Reisebericht wurde mit vielen persönlichen Gedanken und Erlebnissen unterhaltsam aufbereitet. Es ist ein Lebenstraum, der von einen starken Glauben begleitet wurde und daher besonders eindrucksvoll wirkt.

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