Profilbild von sommerlese

sommerlese

Lesejury Star
offline

sommerlese ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sommerlese über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.08.2022

Ein kompliziertes Beziehungsgeflecht zwischen Liebe und Hass

Wütende Bärin
0

Im KJM Verlag erscheint der Roman "Wütende Bärin" von Ingebjørg Berg Holm.

Die Klimaforscher Nina und Njål haben mit Lotta ein gemeinsames Kind. Eigentlich wollte seine Ex-Frau Sol von ihm ein Kind haben, ...

Im KJM Verlag erscheint der Roman "Wütende Bärin" von Ingebjørg Berg Holm.

Die Klimaforscher Nina und Njål haben mit Lotta ein gemeinsames Kind. Eigentlich wollte seine Ex-Frau Sol von ihm ein Kind haben, doch als das nicht klappte, wurde sie von Njål verlassen. Aber auch Nina und Njål leben nicht zusammen, Nina hat inzwischen Depressionen. Und dann gibt es etwas, was mit Lotta geschehen ist und worüber niemand redet. Njål will das alleinige Sorgerecht für Lotta und lebt wieder mit Sol zusammen. Eines Tages reisen Nina, Njål und ihr Kind nach Svalbard (Spitzbergen). Vielleicht wollen sie ihre kleine Familie doch noch retten.

In diesem Roman wird eine besondere Dreiecksgeschichte ausgebreitet, bei der man tief in die Perspektive der drei Figuren eintauchen kann und so ihre Lebensweise und Probleme erkennt. Jede Figur ist problembelastet und hat persönliche Störungen. Das bringt für mich einen bedrückenden Beigeschmack mit sich, auch wenn man die Handlung gespannt verfolgt.



Die kleine Lotta ist der Augapfel ihrer Eltern, aber beide wollen das Kind für sich allein haben, denn sie sind getrennt. Das Jugendamt möchte zwischen den Eltern vermitteln, um die Folgen für Lotta klein zu halten. Doch hier ist inzwischen so etwas wie Hass im Spiel. Dabei verbindet sie nicht nur ihr Kind, sondern auch das Forschungsprojekt zum Klimawandel.


Der Erzählstil hatte eine Sogwirkung auf mich, ich finde ihn richtig faszinierend. Die Charakter sind sehr tiefenpsychologisch angelegt, die Handlung würde ich eher als schwierig bezeichnen, aber die Landschaftsschilderungen, mitsamt Nordlicht-Stimmung sind einfach nur atemberaubend schön.

Irgendwie ist dieser Roman für mich voller Gegensätze. Da ist ein Mann, der auf seine Fruchtbarkeit stolz ist, ein Samenspender und dennoch unfähig, für die Mutter seines Kindes da zu sein. Sol, die sich ein Kind wünscht und notfalls auch Nina ihr Kind wegnehmen würde. Nina, die mehr in ihrem Job als für ihr Kind kämpft.


Die Autorin führt uns in einen Strudel voller menschlicher Abgründe, die die Fehler und dunklen Seiten ihrer Figuren aufzeigen. Mir wurde niemand sympathisch, ich konnte nur teilweise nachempfinden, was dort gefühlt wurde. Viele Dinge werden nicht direkt angesprochen, aber die Parallelen zu Missbrauch, sexualisierter Gewalt und Überforderung, sowie Zwänge und Fehlverhalten sind gut erkennbar. Auch Mee too, Vergewaltigung und Samenspende werden thematisiert.

Die drei Personen pflegen keinen guten Umgang miteinander, sie demütigen und setzen sich gegenseitig unter Druck. Ich wusste lange Zeit nicht, wer hier wen manipuliert und wessen Einfluß sich am Ende durchsetzen würde.


Dieser faszinierend geschriebene und dennoch sehr bedrückende Roman ist lesenswert. Er ist durch seine Ehrlichkeit auf eine Art interessant und gleichzeitig auch abstoßend. Eine Art Leseerfahrung, die ich nur mit Vorsicht weiterempfehle. Man sollte sich nicht von den mental angeschlagenen Figuren mitreißen lassen und menschliche Abgründe interessant finden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.08.2022

Heimkehr in die Elbmarsch

Die Rückkehr der Kraniche
0

"Die Rückkehr der Kraniche" von Romy Fölck erscheint bei Rowohlt Wunderlich.

Der alte Hof in der Elbmarsch ist die Heimat von Wilhelmine Hansen. Dort lebt auch ihre Tochter Grete, die als Vogelwartin ...

"Die Rückkehr der Kraniche" von Romy Fölck erscheint bei Rowohlt Wunderlich.

Der alte Hof in der Elbmarsch ist die Heimat von Wilhelmine Hansen. Dort lebt auch ihre Tochter Grete, die als Vogelwartin arbeitet und sich um Haushalt und Garten kümmert. Dabei hatte sie früher ganz andere Pläne, aber als sie mit ihrer Tochter Anne schwanger wurde, verwarf sie den Wunsch nach einem Studium und blieb in ihrer Heimat. Als sie endlich eine Chance bekommt, ihr eigenes Leben zu leben, erkrankt Wilhemine. Daraufhin reisen Tochter Freya, die vor Jahren nach Berlin gezogen ist, und Enkelin Anne an. Zwischen den Frauen gibt es ein distanziertes Verhältnis, jede hat etwas zu verbergen und Geheimnisse, Vorwürfe und verletzte Gefühle halten sie alle auf Abstand. Wilhelmine ist selbst eine schroffe und schweigsame Frau, doch sie möchte, dass sich ihre Töchter wieder vertragen. Werden sich die Frauen wieder näher kommen?


Romy Fölck erzählt auf sehr ruhige und bildhafte Weise in leisen Tönen, wie sich die vier Frauen der Familie begegnen. Der Erzählstil passt wunderbar zum beschaulichen Leben in der Elbmarsch. Die bildgewaltigen, wunderschönen Naturbeschreibungen spiegeln auf atmosphärische Weise die Vegetation und Tierwelt der Gegend wider und stehen im friedlichen Gegensatz zum Beziehungszwist der Hansens.

Nach dem Tod ihres Mannes musste Wilhemine hart arbeitern, um sich und ihren beiden Kindern ein Auskommen zu sichern. Im Dorf wurden Grete und Freya als Lumpenschwestern beschimpft. Freya zog nach dem Abitur nach Berlin, machte Karriere als CEO, aber Grete wurde schwanger und blieb mit ihrer Tochter im Ort zurück. Sie hat ihrer Tochter nie den Namen des Vaters verraten und findet ihren inneren Seelenfrieden in der Natur der Elbmarsch. Anne studiert in Bremen. Für Freya erfolgt die Rückkehr genau zum richtigen Zeitpunkt, denn sie hat eine Trennung hinter sich und ihr Job ist gekündigt.

Durch die wechselnden Erzählperspektiven nimmt man teil an den Gedanken und Gefühlen der vier Frauen und lernt sie näher kennen. Jede von ihnen hütet ihr eigenes Geheimnis und jede hat ihre genaue Vorstellung über ihre Zukunft und über einen engeren Zusammenhalt in der Familie. Doch ihr häufiges Schweigen, ihr eingefahrenes Verhalten untereinander und ihre alten Differenzen stehen ihnen im Weg. Alle Frauen scheinen die direkte Aussprache vermeiden zu wollen und so dauert es ziemlich lange, bis alle Dinge offen auf den Tisch gelegt werden.


Es gefällt mir, wie Romy Fölck die Charaktere gezeichnet hat, dennoch wollte bei mir keine große Sympathie für die Figuren aufkommen. Die melancholische Stimmung unter den Frauen wurde glücklicherweise nicht bedrückend, denn die schönen Alltagsszenen haben sie etwas abgemildert. Genre bin ich gemeinsam mit Grete in die Vogelwelt abgetaucht und habe die Infos über die Vogelwelt und die Imkerei genossen. Dort konnte ich nachempfinden, wie sie sich in der Natur frei von den familiären Nöten und Zwängen fühlt. Am Ende haben die Frauen sich dann doch angenähert und gemerkt, dass ihre Gemeinsamkeit sie stark macht und sie sich aufeinander verlassen können.

Bei diesem Roman haben mich vor allem der ruhige Erzählstil, die schönen Momente trotz des problembehafteten Miteinanders der Frauen und die stimmungsvollen Naturbeschreibungen gefesselt. Bis zum Ende habe ich auch einen guten Ausgang der Geschichte gehofft.


"Die Rückkehr der Kraniche" ist ein ruhig erzählter, bewegender und etwas melancholischer Familienroman, der unterschiedliche Denkweisen und Lebensmodelle von vier Frauen beschreibt und den Bezug zur Natur und dem Landleben aufzeigt. Die Einblicke in die Natur der Elbmarsch wirken als friedlicher Gegenpol zum Familienzwist sehr wohltuend.


Für Fans von "Altes Land" und alle, die Familiengeschichte mit starken Figuren mögen oder sich für die Vogelwelt interessieren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.08.2022

Dieser Roman rankt sich um das Franzbrötchen und seine Entstehung

Der Duft von Zimt
0

Im Rowohlt Verlag erscheint der historische Roman "Der Duft von Zimt" von Rebekka Eder.

Hamburg, 1812: Josephine Thielemann führt mit ihrem Onkel Fritz eine kleine Bäckerei, sie liebt den Duft von Zimt ...

Im Rowohlt Verlag erscheint der historische Roman "Der Duft von Zimt" von Rebekka Eder.

Hamburg, 1812: Josephine Thielemann führt mit ihrem Onkel Fritz eine kleine Bäckerei, sie liebt den Duft von Zimt und Zucker und ist mit großer Leidenschaft Bäckerin. Durch die französische Besatzung der Stadt haben sie große Probleme, die benötigten Zutaten zu beschaffen. Fritz will sein Geschäft aufgeben, doch Josephine möchte die Bäckerei am Leben halten und muss auch nicht legale Wege bestreiten. Ihr Onkel wünscht, dass sie den Postboten Christian heiratet, doch der denkt eher an sein eigenes Wohl als an die Bäckerei. Und dann ist da noch der französiche Soldat Pépin Sabatier, der ihr als Kunde und häufiger Gast in der Backstube von den Backwaren Frankreichs vorschwärmt und mit ihr gemeinsam backt. Sie kommen einem alten Familiengeheimnis auf die Spur und backen eine Köstlichkeit, die noch heute von dieser Zeit erzählt.


Rebekka Eder erzählt in ihrem Roman von der Besatzung Hamburgs durch die Franzosen, die durch Napoleons Europafeldzug bis nach Hamburg vordrangen. Sie beschreibt sehr authentisch von den Nöten, die die Bevölkerung wegen Lebensmittelmangel und fehlenden Behausungen erlitten.

Es wird von der schwierigen Zeit mit Armut, Hunger und Not berichtet und als süßem Gegenpart von den köstlichen Backwaren, die etwas positive Stimmung unter den Menschen verbreiteten. Etwas Süßes gegen die Bitternis der Zeit. Dabei spielt die Backstube Thielemann eine ganz besondere Rolle.

Der Erzählstil ist bildhaft und flüssig und man kann die vielen Beschreibungen bei der Teigherstellung, den Duft beim Backen und des Zimts und die leckeren Erzeugnissen aus der Backstube einfach nur genießen.Wer jetzt noch kein Franzbrötchen kennt, muss nach dieser Lektüre unbedingt eines probieren. Mit unterschiedlichen Facetten werden die Charaktere wiedererkennbar gezeichnet und ziehen die Leserin mit in die Handlung hinein.

Die Hamburger Schauplätze werden anschaulich dargestellt, der Zeitgeist mit den Nöten der Menschen gut sichtbar gemacht und die fiktive Geschichte ist mit Emotionen, Widrigkeiten und unterhaltsamen Parts gut in das Zeitgeschehen eingebaut. In diesem historischen Roman wird die Zeit der Besatzung Hamburgs durch die Franzosen aufgezeigt, das Geschäft der Schmuggler beschrieben und die junge Josephine wird zur Retterin, die die Bäckerei zu neuem Leben erwecken will.
Ich habe den Roman von Anfang bis Ende gespannt verfolgt, habe mitgelitten und die packend erzählte Geschichte und die Figuren gerne begleitet.


Dieser historischer Roman hat einen großen Unterhaltungscharakter und nimmt uns mit in eine schwierige Zeit, gleichzeitig lässt er aber mit den süßen Erzeugnisse aus Zimt und Zucker eine süße Note gegen die Bitternis der Zeit entstehen.


Veröffentlicht am 19.08.2022

Aktuelles Umweltthema gemixt mit humorigem Krimi

Küstenhuhn
0

"Küstenhuhn" von Patricia Brandt ist der 3. Band der Reihe um Kommissar Oke Oltmanns, die Bände erscheinen im Gmeiner Verlag.

Das beschauliche Hohwacht an der Ostseeküste wird zum Schauplatz eines Mordes. ...

"Küstenhuhn" von Patricia Brandt ist der 3. Band der Reihe um Kommissar Oke Oltmanns, die Bände erscheinen im Gmeiner Verlag.

Das beschauliche Hohwacht an der Ostseeküste wird zum Schauplatz eines Mordes. Hühnerbauer Bartelsen plant einen Maststall, gegen den ein Aufbegehren der Nachbarn und Tierschützer läuft. Als auf einer Demo gegen den Mastbetrieb Bartelsen ermordet wird, muss Kommissar Oke Oltmanns ermitteln. Und damit hat er eigentlich alle Hände voll zu tun, aber er muss auch Touristen besänftigen und in seiner Wache unterbringen, weil ihr Feriendomizil doppelt vermietet wurde und dann kommt auch noch das Küstenhuhn Marlene ins Spiel.

Nach "Imkersterben" habe ich mich auf diesen Nachfolgeband gefreut, denn Patricia Brandt baut immer aktuelle Umweltthemen in ihre Krimis ein. Dieses Mal geht es um Missachtung von Tierwohl durch Massentierhaltung und deren Probleme für die Umwelt. Der Verein "Hühner ohne Grenzen e.V." organisiert Demonstrationen, es kommt zu einer Eierschlacht und am Ende stirbt der Hühnerbauer, er wurde ermordet.
Eigentlich wollte Oke in Ruhe seinem Hobby als Tierpräparator nachgehen, doch nun läuft in Hohwacht alles drunter und drüber.

Die Handlung wird aus der Sicht verschiedener Personen mitgeteilt. Da es recht viele Charaktere gibt, ist das beigefügte Personenregister sehr hilfreich. Die Spannung hält sich zurück, dafür liegt der Fokus auf dem brisanten Thema Maststallhaltung, auf dem Mordfall und auf den unterschiedlichen Personen. Der lockere Erzählstil lässt sich wunderbar lesen, der feine Humor sorgt für tolle Lesemomente und die Szenen mit Marlene sind einfach nur lustig. Sehr unterhaltsam finde ich den norddeutschen Dialekt und auch den Kölner Singsang vom Kollegen Vincent Gott, die die Besonderheiten und Charakterzüge beider Gegenden wunderbar deutlich machen.

"In Köln ... traf man sich auf ein Kölsch, trank und redete und alles fand sich. In Schleswig-Holstein verhielt es sich anders: Hier trank man ein Flens - und schwieg." Zitat Seite 212

Vincent Gott hat sich in Hohwacht gut eingelebt, er schätzt seinen Kollegen Oke und unterstützt ihn bei diesem Fall besonders, als er erfährt, dass Okes Wache geschlossen werden soll.

Das Küstenhuhn Marlene stammt aus einem Legehennenbetrieb und landet bei Wencke in ihrer Fischbude. Marlene ist bald in aller Munde, sorgt sogar in der Bloggerszene für großes Interesse und rührt damit die Werbetrommel für den Touristenort am Meer.

Die örtlichen Schauplätze bekommt man gut vorgestellt und es gibt Einblick in die dortige Küche, die sich dem Zeitgeist angepasst hat, man bekommt zwar durchaus Kibbeling, aber mit Wencke läuft der Laden jetzt anders, statt Fischbrötchen steht nun gesunde und vegane Kost auf der Karte.

Das Buch liest sich durch den flüssigen und humorvollen Erzählstil schnell weg und die tollen Charaktere und ihr Humor sorgen für Lesespaß. Die Aufklärung war mir dieses Mal leider etwas zu einfach gestrickt.


Ein humorvoller Krimi für Zwischendurch oder als Urlaubslektüre, denn die Mischung aus Spannung und Humor ist gut gelungen und sorgt für tolle Unterhaltung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.08.2022

Ein charmanter Lesespaß, der zwei Seiten des Lebensweges aufzeigt.

Sonnenblumentage
0

Frieda Bergmanns Roman "Sonnenblumentage" erscheint im Blanvalet Verlag.

Floristin Marie arbeitet mit ihrem Freund Fabian in einer Gärtnerei in einem kleinen Dorf in der Nähe von Bamberg. Sie liebt ihre ...

Frieda Bergmanns Roman "Sonnenblumentage" erscheint im Blanvalet Verlag.

Floristin Marie arbeitet mit ihrem Freund Fabian in einer Gärtnerei in einem kleinen Dorf in der Nähe von Bamberg. Sie liebt ihre Arbeit und ist mit ihrem Leben eigentlich recht zufrieden. Sie hätte es auch schlechter treffen können. Doch häufig fragt sie sich, ob das wirklich das Leben ist, das sie will? Hätte sie nicht auch mal wagen sollen, andere Entscheidungen zu treffen, die ihr ein anderes Leben möglich gemacht hätten? Die Fahrt zu einem Wochenende mit ihrer Tante führt sie an einen Punkt der Entscheidung. Wenn sie will, könnte sie ihr Leben für immer verändern.

"Man kann überall glücklich sein, man muss es nur wollen." Zitat Seite 70

Etwas wagen, einfach mal ausbrechen, ohne an Sicherheit und Gewohnheit zu denken! Genau so etwas erleben wir in diesem Roman und werden mitgenommen zu beiden Möglichkeiten die Marie offenstehen, entweder sie bleibt oder sie geht.
Sonnenblumentage ist ein sehr unterhaltsamer und durch die zwei unterschiedlichen "roten Fäden" auch den Leser mitnehmender Roman, der die Erlebnisse und Erfahrungen von Maries zwei Reisewegen zeigt.

Wunderschön bunt und blumig wird es durch die bildhafte Beschreibung der schönen floristischen Sträuße und Gestecke, die Marie anfertigt. Ich hatte sie in ihrer Wirkung und Farbigkeit in meinem Kopfkino direkt vor Augen. Aber es wird auch sehr emotional durch die Szenen mit Fabian bzw. mit Sean und es wird interessant, weil Marie sich um die Aufklärung eines Kunstskandals Gedanken macht und von Haus aus durch die Gemälde ihrer Mutter besonderes Interesse verspürt.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, es geht locker-flockig und absolut bildhaft hinein in Maries Leben und ich war von Anfang bis Ende emotional an Maries Seite und habe auf ein schönes Ende hingefiebert. Marie lernt man durch die Handlung immer näher kennen, sie wirkt sympathisch und bodenständig und man merkt, das ihre Gefühle für Fabian nachgelassen haben und sie für Sean viel mehr empfindet. Durch die zwei Wahlmöglichkeiten musste ich manchmal etwas über die aktuelle Situation nachdenken, habe mich insgeheim immer mehr auf die Variante "zu gehen" gefreut.

Auf nachfühlbare Weise zeichnet Frieda Baumann ihre Charaktere mit unterschiedlichen Facetten, durch die authentisch wirkenden Dialoge erscheinen sie alle sehr lebensecht und ich habe ihnen ihre Emotionen abgenommen und ihnen nahe gefühlt.

Die Idee, hier durch unterschiedliche Entscheidungen zwei Lebenswege aufzuzeigen, finde ich absolut reizvoll, manchmal brauchte ich ein wenig, um von einer Seite auf die andere zu wechseln und dort wieder mitten ins Geschehen eintauchen zu können. Insgesamt ist die Handlung auserzählt und recht ausführlich und es gab einige unnötige Szenen, sprich Längen, auf die man zugunsten einer Spannungskurve lieber hätte verzichten können. Im Leben mit Fabian habe ich mich übrigens nicht so wohl gefühlt, wie in der irischen Familie von Sean. Das war wohl der Grund, dass ich diesen Weg mit mehr Begeisterung gelesen habe.

Ein unterhaltsamer und emotionaler Roman, der mit den Figuren und den Blumenbeschreibungen echte Sommergefühle aufkommen lässt und zeigt, dass das Leben immer mehrere Entscheidungen und Wege bereit hält. Manchmal muss man sich nur trauen, mal einen neuen Weg einzuschlagen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere