Cover-Bild Wütende Bärin
(4)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: KJM Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Thriller / Spannung
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 360
  • Ersterscheinung: 07.2022
  • ISBN: 9783961941827
Ingebjørg Berg Holm

Wütende Bärin

Gabriele Haefs (Übersetzer), Andreas Brunstermann (Übersetzer)

Was ist mit der Tochter von Nina und Njål geschehen? Sie sind deshalb nicht mehr zusammen. Wie ein kalter Nebel zieht die Ungewissheit über das vergangene Geschehen durch das Buch. Und ist zugleich der Vorschein auf das Kommende, das hoch im Norden, in der fast vollkommenen Dunkelheit der Polarnacht auf Spitzbergen, geschehen wird.
Eine literarische Fahrt in ein Land aus reinem Eis und in tiefste menschliche Obsessionen.
Ein Roman von absoluter Modernität. Der Ton einer neuen Stimme aus Norwegen.

»First-Class-Fiction« (Gunnar Staalesen)

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.07.2022

Wenn aus Liebe Hass wird

0

Lotta ist ein Kind der Liebe und doch zum Spielball ihrer Eltern geworden, die sich nur noch im blanken Hass gegenüberstehen. Wie eine Schiffbrüchige treibt sie auf den Eisschollen der Gefühle hin und ...

Lotta ist ein Kind der Liebe und doch zum Spielball ihrer Eltern geworden, die sich nur noch im blanken Hass gegenüberstehen. Wie eine Schiffbrüchige treibt sie auf den Eisschollen der Gefühle hin und her, die die Kluft zwischen Nina und Njal immer mehr vergrößern. Selbst das Jugendamt hat es schwer, zwischen beiden Elternteilen zu vermitteln, damit Lotta nicht noch mehr leiden muss. Einzig der gemeinsame Forschungsauftrag im Zentrum für Klimawandel scheint beide noch zu verbinden. Aber ist dieser Auftrag auch die Rettung für das zerrütte Familienverhältnis ?

"Wütende Bärin" ist kein gewöhnlicher Roman, sondern ein sehr feines Konstrukt aus psychologischen Spielchen, angedeuteten und unausgesprochenen Anschuldigungen, geplatzten Träumen und tiefen seelischen Wunden.

Die Autorin beschreibt manchmal sehr brutale Bilder (Ratte im Brotkasten, Köpfen der Schlange), die mit einer unglaublichen Aggressivität der Protas verbunden ist und das Dunkle in ihnen zum Vorschein bringt. Auch lässt sie ihren drei Figuren in einem wenig glanzvollen Licht erscheinen, in dem sie sämtliche Fehler, Vergehen und seelischen Untiefen vor den Leser:innen ausbreitet. Dadurch entsteht eine anhaltende bedrohliche Stimmung, die mit jeder Seite mehr wird und für ein ungutes Gefühl bei Lesenden sorgt. Holm vermeidet zwar das direkte Benennen, aber deutet trotzdem sehr direkt an, dass hier Formen von sexualisierter Gewalt, Machtmissbrauch, Demütigung, Zwangsgedanken und Vernachlässigung zu finden sind. Durch die drei Ich-Erzähler:innen erhalten die Lesenden einen sehr guten Einblick in die jeweilige Person, lernen ihre Gefühls- & Gedankenwelt kennen und werden ebenfalls zum Spielball im Netz der verletzen Eitelkeiten. Die toxische Dreiecks-Konstellation ist geprägt von subtilen Nadelstichen, die gezielt platziert werden, um zu manipulieren, zu verletzen und zu drangsalieren.

Bis zum Schluss bleibt unklar, wer hier wen vorführt, für seine/ihre Zwecke missbraucht und vor den Karren spannt. Es sind Kapitel, die schmerzhafte Erfahrungen (Fehlgeburten, medizinischen Diagnosen) und Entscheidungen beinhalten, die vom Klimawandel erzählen und die Elternrolle beleuchten. Über allem steht aber die Frage, wie weit ein Mensch zu gehen bereit ist, um das Liebste zu schützen, wenn aus Liebe Hass wird.

Ein außergewöhnlicher Roman, der für ein intensives Leseerlebnis steht und zum Nachdenken anregt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.08.2022

Ein kompliziertes Beziehungsgeflecht zwischen Liebe und Hass

0

Im KJM Verlag erscheint der Roman "Wütende Bärin" von Ingebjørg Berg Holm.

Die Klimaforscher Nina und Njål haben mit Lotta ein gemeinsames Kind. Eigentlich wollte seine Ex-Frau Sol von ihm ein Kind haben, ...

Im KJM Verlag erscheint der Roman "Wütende Bärin" von Ingebjørg Berg Holm.

Die Klimaforscher Nina und Njål haben mit Lotta ein gemeinsames Kind. Eigentlich wollte seine Ex-Frau Sol von ihm ein Kind haben, doch als das nicht klappte, wurde sie von Njål verlassen. Aber auch Nina und Njål leben nicht zusammen, Nina hat inzwischen Depressionen. Und dann gibt es etwas, was mit Lotta geschehen ist und worüber niemand redet. Njål will das alleinige Sorgerecht für Lotta und lebt wieder mit Sol zusammen. Eines Tages reisen Nina, Njål und ihr Kind nach Svalbard (Spitzbergen). Vielleicht wollen sie ihre kleine Familie doch noch retten.

In diesem Roman wird eine besondere Dreiecksgeschichte ausgebreitet, bei der man tief in die Perspektive der drei Figuren eintauchen kann und so ihre Lebensweise und Probleme erkennt. Jede Figur ist problembelastet und hat persönliche Störungen. Das bringt für mich einen bedrückenden Beigeschmack mit sich, auch wenn man die Handlung gespannt verfolgt.



Die kleine Lotta ist der Augapfel ihrer Eltern, aber beide wollen das Kind für sich allein haben, denn sie sind getrennt. Das Jugendamt möchte zwischen den Eltern vermitteln, um die Folgen für Lotta klein zu halten. Doch hier ist inzwischen so etwas wie Hass im Spiel. Dabei verbindet sie nicht nur ihr Kind, sondern auch das Forschungsprojekt zum Klimawandel.


Der Erzählstil hatte eine Sogwirkung auf mich, ich finde ihn richtig faszinierend. Die Charakter sind sehr tiefenpsychologisch angelegt, die Handlung würde ich eher als schwierig bezeichnen, aber die Landschaftsschilderungen, mitsamt Nordlicht-Stimmung sind einfach nur atemberaubend schön.

Irgendwie ist dieser Roman für mich voller Gegensätze. Da ist ein Mann, der auf seine Fruchtbarkeit stolz ist, ein Samenspender und dennoch unfähig, für die Mutter seines Kindes da zu sein. Sol, die sich ein Kind wünscht und notfalls auch Nina ihr Kind wegnehmen würde. Nina, die mehr in ihrem Job als für ihr Kind kämpft.


Die Autorin führt uns in einen Strudel voller menschlicher Abgründe, die die Fehler und dunklen Seiten ihrer Figuren aufzeigen. Mir wurde niemand sympathisch, ich konnte nur teilweise nachempfinden, was dort gefühlt wurde. Viele Dinge werden nicht direkt angesprochen, aber die Parallelen zu Missbrauch, sexualisierter Gewalt und Überforderung, sowie Zwänge und Fehlverhalten sind gut erkennbar. Auch Mee too, Vergewaltigung und Samenspende werden thematisiert.

Die drei Personen pflegen keinen guten Umgang miteinander, sie demütigen und setzen sich gegenseitig unter Druck. Ich wusste lange Zeit nicht, wer hier wen manipuliert und wessen Einfluß sich am Ende durchsetzen würde.


Dieser faszinierend geschriebene und dennoch sehr bedrückende Roman ist lesenswert. Er ist durch seine Ehrlichkeit auf eine Art interessant und gleichzeitig auch abstoßend. Eine Art Leseerfahrung, die ich nur mit Vorsicht weiterempfehle. Man sollte sich nicht von den mental angeschlagenen Figuren mitreißen lassen und menschliche Abgründe interessant finden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.08.2022

Mal ganz was anderes! 4 Sterne!

0

Klappentext:

„Ein Roman von absoluter Modernität. Der Ton einer neuen Stimme aus Norwegen. In der Übersetzung von Gabriele Haefs und Andreas Brunstermann. Dreierlei Ich-Stimmen sind zu lesen: die der ...

Klappentext:

„Ein Roman von absoluter Modernität. Der Ton einer neuen Stimme aus Norwegen. In der Übersetzung von Gabriele Haefs und Andreas Brunstermann. Dreierlei Ich-Stimmen sind zu lesen: die der jungen Klimaforscherin Nina und ihres Mentors Njål, die gemeinsam ein Kind haben, Lotta. Die dritte Stimme gehört Sol, die vor Nina mit Njål zusammen war und die gern ein Kind mit ihm gehabt hätte. Trotz des gemeinsamen Kindes leben Nina und Njål nicht zusammen. Irgendetwas wurde Lotta angetan. Wie ein kalter Nebel zieht sich die Ungewissheit über das Geschehen durch das Buch. Nina, Njål und ihr Kind werden nach Svalbard, Spitzbergen, reisen. Um noch einmal zu versuchen zusammenzukommen? Oder gibt es ganz andere Gründe?

In der Dunkelheit der Polarnacht drängt Njål auf ein Wochenende in einer entlegenen Hütte. Ein Retreat in der absoluten Dunkelheit, dort, wo die Eisbären auf Futtersuche sind? Was wird in der Hütte am gefrorenen Meer geschehen?“



Das war mal wirklich ein besonderer Roman mit besonderen Themen und Protagonisten! Hier werden Themen angeschnitten, die schlussendlich jeden von uns treffen können oder eben auch nicht und dadurch fällt die Beobachtung für diese Geschichte ebenfalls besonders aus. Wir dürfen hier drei Stimmen folgen, drei Geschichten und schlussendlich drei Schicksalen und deren kaputte Welt erlesen. Lotta wird ein wenig zum Mittelpunkt aber liegt dieser wirklich in Lotta selbst? Schnell kommen beim lesen Fragen auf, Gedankengänge machen sich breit und somit hat die Autorin uns schnell gefesselt. Wir reisen einerseits mit den Menschen mit aber auch in deren besondere Natur. Alles spielt hier eine gewisse Rolle aber niemals die Hauptrolle. Alles wirkt hier sehr gut zusammen gesetzt und rund. Die Geschichte hat einen besonderen Spannungsbogen und so richtig weiß man als Leser nicht wo dieser abebben wird und somit ist man im Lesesog gefangen. Die Landschaft bringt in die Geschichte ihr ganz einmaliges Flair mit ein und wir können die Kälte förmlich spüren - nicht nur die, die von den Menschen ausgeht.

Mein Fazit: die Geschichte ist, wie bereits gesagt, wirklich besonders und ja, sie ist lesenswert. Sie hat einen gewissen Anspruch an die Leserschaft und bringt ein wirklich anderes Lesevergnügen als sonst. Ich kann den Roman nicht wirklich in ein Genre einordnen - muss man aber auch nicht, denn die Geschichte zählt schließlich als solches! 4 von 5 Sterne gibt es von mir!

Veröffentlicht am 04.08.2022

Eine eiskalte Ehrlichkeit

0

„Ein Kind zu bekommen ist der äußerste Egoismus, ein Versuch, sich selbst neu zu erschaffen, nur besser. Hat man das Recht, ein Kind zu neunzig Jahren leiden zu verurteilen, nur, um jemanden zu haben, ...

„Ein Kind zu bekommen ist der äußerste Egoismus, ein Versuch, sich selbst neu zu erschaffen, nur besser. Hat man das Recht, ein Kind zu neunzig Jahren leiden zu verurteilen, nur, um jemanden zu haben, in dem man sich wiedererkennt? Sex zu haben, um schwanger zu werden, das kann mir das kam mir absurd vor; nicht zu versuchen, den Samen zu blockieren oder abzutöten, fand ich absolut verantwortungslos.“ (S. 106)

Im Grunde begegnen wir nur drei Personen, aber denen umso intensiver. Denn die Perspektive wechselt reihum. Im Mittelpunkt steht Njal, ein Mann über 40, akademischer Klimaforscher mit dem Hobby der altertümlichen Ritterspiele. Sein Lebensziel, um scheinbar jeden Preis, ist es Vater zu sein und das Vatersein leben zu dürfen. An diesem Ziel ist seine Ehe mit der Pastorin Sol gescheitert. Und deshalb kam seine Kollegin Nina ins Spiel, erst eine Affäre, dann die Mutter seiner Tochter Lotta. Doch Nina leidet unter einer postnatalen Depression und hat Zwangsvorstellungen. Eine hochexplosive Mischung an Charakteren. Die Geschichte dreht sich um diese drei Personen, ihr Miteinander, das Kind und ein Forschungsauftrag, um den sich Nina und Njal streiten. Es soll in den hohen Norden zur Inselgruppe Svalbard gehen um dort das Abschmelzen der Polarkappen zu erforschen.
Ein zermürbendes Kammerspiel wird uns hier aufgeführt mit brutaler Ehrlichkeit. Alle kommen zu Wort aus ihrem tiefsten Inneren. Alle leiden, alle haben ihre Sorgen und die merkwürdigsten Gedanken. So mancher Gedanke, denn ich hier las, befremdete mich und bescherte mir Unbehagen. Ein Roman, in dem sexuelle Kontakte eine große Rolle spielen, ob gewollt oder nicht, ob kontrolliert oder nicht, ob richtig oder falsch. Ein Spiel mit der Psyche, bei allen dreien mit der eigenen und auch gegenseitige Manipulation ist hier vorhanden.
Ach, und die wütende Bärin, die hat nur einen kleinen Auftritt, dafür umso durchschlagender. Die meiste Zeit des Romans spielt im Frühjahr & Sommer in Bergen und erst dann verlagert das Geschehen sich auf den letzten Seiten in eine Hüte, gefühlt am Ende der Welt in die erbarmungslose Kälte.

Die norwegische Autorin Ingebjorg Berg Holm hat sprachlich einen sehr durchdringenden Roman vorgelegt. Die Prosa ist gut geschrieben und als Leserin konnte ich mich (leider) gut einfühlen. Auch bestens von Gabriele Haefs und Andreas Brunstermann übersetzt. Es hat sich ein bisschen so angefühlt beim Lesen als ob man an einer Brombeerhecke steht und die Brombeeren unbedingt essen möchte, sich aber beim Pflügen die Hand zerkratz. Und doch tut man es immer wieder. Keine Lektüre die schnell verklingt, keine Lektüre bei der man sich in Sicherheit wägt und sich wohlfühlen kann. Unbehagen macht sich breit und umklammert einen wie eine kalte nasse Decke, die sich nicht abschütteln lässt, denn es kommen viele extreme Themen zur Sprache wie Vergewaltigung, ungewollte Schwangerschaften, Unfruchtbarkeit, Abtreibungen, Mee too, Samenspende, Behinderungen bei Ungeborenen, psychologischer Druck. Das muss man aushalten können, der Roman ist intensiv und war für mich teilweise erschlagend.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere