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Veröffentlicht am 08.06.2018

Von dieser Geschichte hatte ich mir mehr versprochen!

Als meine Schwestern das Blaue vom Himmel holten
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Mia ist Journalistin, jobbt aber lieber als Garderobiere und wird von ihrem langjährigen Freund Lars gegen eine neue Freundin ausgetauscht und vor die Tür gesetzt. Sie versinkt im Selbstmitleid, wird planlos ...

Mia ist Journalistin, jobbt aber lieber als Garderobiere und wird von ihrem langjährigen Freund Lars gegen eine neue Freundin ausgetauscht und vor die Tür gesetzt. Sie versinkt im Selbstmitleid, wird planlos und kriecht bei ihrer Schwester Paula und deren Familie unter. Doch auch deren Eheglück steht auf dem Prüfstand. Mia ruft ihre Schwestern Lucy und Sophie zur Stelle und gemeinsam wollen sie Paulas Ehe retten.



Bei diesem Buch haben mir der lockere Erzählstil und die turbulente Handlung der umtriebigen und recht chaotischen Schwestern und die Rückblenden in ihre Jugend und Kindheit sehr gefallen. Susanna Mewe gibt einen Einblick in die Familiengeschichte, zeigt die Fehler, Macken und Eigenheiten der Schwestern detailliert auf und unterhält richtig gut. Besonders das Streitgebahren und der Konkurrenzdruck unter den Schwestern zeigt sich authentisch und direkt mit etlichen Beispielen versehen.

Aber leider dann nimmt die Handlung viele überflüssige Gedanken über Gefühle auf und Nebensächlichkeiten und diverse Zeitsprünge durch Rückblenden werden mir zu ausgiebig erörtert. Der Jargon von MiaDie Schwestern mutieren zu pubertären Figuren, die ihr eigenes Leben nicht energisch in die Hand nehmen. Sie mischen sich lieber aus lauter Gewohnheit in die Angelegenheiten der anderen Schwestern ein, ohne selbst ihr Leben im Griff zu haben. Das ist ermüdend und langweilig und hat mich an der Geschichte zweifeln lassen. Die Schwestern helfen sich gegenseitig nicht wirklich, sondern sorgen nur für noch mehr Probleme. Hier ist lediglich Paula eine einfühlsame Person, die aber an ihrer Aufgabe zerbrechen kann.

Immer wieder gibt es Szenen, bei denen ich die Hoffnung hatte, jetzt bewegt sich etwas und die wahren Probleme kommen mal offen auf den Tisch. Aber unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit wurde der scheinbar autistische Sohn Paulas nicht professionell behandelt, die Krankheit der Mutter nur mit ihrem Wunsch nach einem aufgeräumten Haus abgetan und die Selbstfindungsphase war bei den erwachsenen Schwestern auch noch lange nicht abgeschlossen.

Am Ende werden einige Dinge und Beziehungen wieder gekittet, man spürt ein neu erstarkendes Band zwischen den Schwestern, das auch ohne Einmischen und Bevormunden funktioniert. Sie scheinen auf dem besten Weg zu sein, in ein selbstverständliches Miteinander und auch Neuanfängen steht nichts mehr im Wege.

Dieser Roman hat mich nicht zufrieden gestellt, denn einige Szenen und Kraftausdrücke hätte es nicht gebraucht, die Handlung wirkte etwas aneinander gereiht und es fehlte Tiefgang. Besonders der Umgang und das fehlende Interesse an der Mutter der vier Schwestern hat mich enttäuscht.


Dieses Debüt hat noch viel Potential gehabt, der Schreibstil hat mir gefallen, aber bei der inhaltlichen Umsetzung und Problemlösung durch die Protagonisten gibt es noch Nachbesserungsbedarf. Schade, ich hatte wohl etwas anderes erwartet.

Veröffentlicht am 08.06.2018

Kindgerechte und spannende Geschichte über das Wanderverhalten von Haien

Michel, der kleine Meereswanderer
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Die Autoren haben es sich zur Aufgabe gemacht, Aufklärungsarbeit über Meeresschutz in Schulen zubetreiben und mit ihrem Sharkprojekt über das Ökosystem Meer und über Haie zu informieren.
Es gibt inzwischen ...

Die Autoren haben es sich zur Aufgabe gemacht, Aufklärungsarbeit über Meeresschutz in Schulen zubetreiben und mit ihrem Sharkprojekt über das Ökosystem Meer und über Haie zu informieren.
Es gibt inzwischen ein Michel-Lied, Schulprogramme in vielen Sprachen, ein Theaterstück mit Michel als Marionette und ein Mini-Hörbuch, erzählt von Hannes Jaenicke.

In diesem dritten Teil der Michel-Reihe begibt sich der kleine Hai Michel mit seinem Krebs-Freund Fridolin auf Wanderschaft und erlebt durch sein "Fernfieber" viele Abenteuer.

Dieses sehr anschaulich gestaltete Kinderbuch liefert spannende Erzählgeschichten rund um den kleinen Weißen Hai Michel und seinen vorlauten Freund Fridolin. In fünf Kapiteln zeigt Michel seine Welt und im Anschluss erfahren Kinder in einem Wissensteil interessante Informationen über das Wanderungsverhalten von Meerestieren wie Haien und Walen, die Eiablage der Meeresschildkröten, Walgesänge und über das Schwarmverhalten von Sardinen.

Mit dieser Buchreihe gelingt es auf spielerische Art, Kinder für die Natur und das Ökosystem Meer zu sensibilisieren und ihr Interesse für die Großhaie zu wecken. Michel und Fridolin sind sehr unterhaltsam und auch witzige Tierkinder, die Kinder mit in ihre Unterwasserwelt entführen.
Die Sachteile enthalten schöne Naturaufnahmen von Meeressäugern, Schildkröten und Fischen, die man sich gern ansieht. Man erfährt, warum Sardinen Schwärme bilden, wie die Eiablage der Schildkröten vonstatten geht und wie der Drescherhai erfolgreich jagt.
Dabei erzielt die Lektüre den Sinn, nicht nur Aufklärung zu bewirken, sondern die Kinder zu begeistern und weiter in die Welt der Meere eintauchen zu lassen. Ich habe selbst gemerkt, wie schnell hier bei der Lektüre Interesse geweckt wird, man die Tiere googelt und mehr über die Nahrungsquellen oder Lebensgewohnheiten erfahren möchte.

Nun erwähnen die Autoren über die Nahrungsgewohnheiten von Großhaien nicht viel, es wird immer lediglich von einem "Frühstück" gesprochen. Sicherlich liegt der Grund darin, die Kinder nicht zu sehr zu erschrecken, denn die Tatsache, dass Haie Seelöwen, Delphine und sogar Seeelefanten fressen, macht selbst Erwachsene betroffen.

Einige Informationen über die weiten Wanderungen der Weißen Haie im Infoteil haben mich sehr erstaunt und so finden auch Erwachsene viel Wissenswertes, dass sie an ihre Kinder weiter geben können.
Die Texte sind für Grundschüler als Vorlesebuch geeignet, das Sachwissen sollte man wohl mit den Kindern gemeinsam besprechen.

Diese Kinderbuchreihe ist eine tolle Idee, Kinder für das Ökosystem Meer zu begeistern. Spielerisch wird Interesse geweckt und mit sachlichen Informationen über die Meeresbewohner Wissen mitgeteilt. Für die Schule finde ich dieses Programm eine gelungene Aktion und empfehle es gern weiter.

Veröffentlicht am 08.06.2018

Einfach wunderbar geschrieben

Der Mann, der das Glück bringt
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Catalin Dorian Florescu, geboren 1967 in Timisoara in Rumänien, lebt als freier Schriftsteller in Zürich. Seine Werke wurden vielfach mit Preisen ausgezeichnet.

Ray und Elena lernen sich in einer dramatischen ...

Catalin Dorian Florescu, geboren 1967 in Timisoara in Rumänien, lebt als freier Schriftsteller in Zürich. Seine Werke wurden vielfach mit Preisen ausgezeichnet.

Ray und Elena lernen sich in einer dramatischen Nacht in New York kennen. Sie ist eine Fischerstochter aus dem Donaudelta, er ein erfolgloser Künstler, der noch an den Durchbruch glaubt. Sie muss die Asche ihrer Mutter nach Amerika bringen, er will erreichen, was sein Großvater für sich erhoffte. In New York treffen sich ihre Wege und sie erzählen einander ihre Familiengeschichten.

"Auf der einen Seite, am Hudson River, kamen die Lebenden an; auf der anderen, am East River, verließen die Toten die Stadt. ... Sie wussten nichts voneinander, sie trafen sich nie, aber sie nährten den ewigen Kreislauf des Lebens...
...New York nahm die Menschen im Westen auf und schied sie im Osten wieder aus. Dazwischen schenkte es wenigen ein gutes, sattes, bequemes Leben und quetschte die anderen aus wie eine Zitrone." (Zitat Seite 92)

Dieser Roman beginnt 1899 in New York. Damals finden Migranten, Glücksritter, Existenzlose und arme Seelen eine neue Heimat und hoffen darauf, ihr Glück zu machen. Doch für viele von ihnen ist es ein harter Überlebenskampf, der statt dem gewünschten Erfolg eher Krankheit, Armut, Hunger und Tod bringt.

Der Autor hat einen wunderbaren Erzählstil, der den Leser entführt in die glamourhafte Traumwelt des Broadways, in Kuriositätenhallen mit Zwergen und Bauchrednern und Einblick gibt in das einträgliche Geschäft der Bestatter und in das Elend des Molochs der Weltstadt New York.

Florescu bildet einen Brückenschlag und verbindet Amerika mit dem europäischen Kontinent: man taucht ein in das landschaftlich wunderschöne Donaudelta in Rumänien, wo die einfache Bevölkerung kaum Arbeit findet und später die Textilindustrie die Menschen ausbeutet, aber wenigstens ernährt.
In diesen beiden Welten leben die Hauptfiguren Ray und Elena, die der Autor mit viel Herzblut begleitet. Durch sie erfährt der Leser das Leben ihrer Großeltern und auch ihr eigenes, dass sie in Amerika zusammen führt.
Neben die Schwierigkeiten der menschlichen Existenz mit Leid oder Elend stellt der Autor in seiner schönen Erzählweise wunderschöne Bilder der Natur.
Was ist Glück, mag man sich fragen? Ist es die Liebe an sich oder das Glück zu überleben oder anderen Menschen zu helfen und in ihren schweren Zeiten beizustehen?

Rays Großvater hatte ein schweres Leben, er kannte Hunger und Kälte und Tote waren für ihn allgegenwärtig. Als Zeitungsjunge und als Schuhputzer überlebt er und lernt später die Liebe kennen, sein persönliches kurzes Glück.

Elena wächst ohne Mutter in Pflegefamilien auf, ihre eigene Mutter lebt in einer Leprakolonie. Elena erfährt, dass ihre Mutter ihr Glück in Amerika suchen wollte, die Krankheit hat diesen Traum vernichtet.
Elena bringt die Asche ihrer Mutter nach New York, gerät am 11. September in das Chaos des Terror-Anschlags.
Sie hat Glück, dass sie den 11.September überlebt. Dieses Ereignis hat mich überrascht, es erscheint mir an dieser Stelle schon etwas konstruiert. Doch zum Grundgedanken des Buches passt es, denn hier können die Überlebenden wirklich von Glück sprechen.


Die Kernaussage des Romans ist das Glück. Florescu lässt den Begriff "Glück" in vielfältiger Weise und Bedeutung entstehen. Am Schicksal leidgeprüfter, hoffnungsvoller und einfacher Menschen zeigt er, wie diese ihr Leben meistern. Er beschreibt, welche Bedeutung für sie in den verschiedenen Lebenssituationen Glück hat. Für Ray und Elena stellt sich mit dem Kennenlernen Glück ein, dessen Tragweite außerhalb des Romans weiter geht.

Mich hat dieser Roman sehr beeindruckt, auch wenn die Lebensumstände oft hart und der Tod allgegenwärtig war, bin ich dennoch gern eingetaucht in diese Welt zwischen Traum und Wirklichkeit. Ich vergebe volle 5 Sterne für diesen wunderbaren Roman.

Veröffentlicht am 08.06.2018

Spannender Pageturner zum Thema Amnesie!

Lauf, Jane, lauf!
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Es beginnt wie ein Alptraum: eine Frau findet sich blutbefleckt, mit den Taschen voller Dollarscheine und ohne Erinnerungsvermögen auf einer Strasse in Boston.
Wer ist dieser Mann, den man ihr als ihren ...

Es beginnt wie ein Alptraum: eine Frau findet sich blutbefleckt, mit den Taschen voller Dollarscheine und ohne Erinnerungsvermögen auf einer Strasse in Boston.
Wer ist dieser Mann, den man ihr als ihren Ehemann vorstellt und der sie so aufopfernd umsorgt? Was sind das für Medikamente, die ihr angeblich helfen sollen? Und warum fühlt sie sich plötzlich als Gefangene im eigenen Haus?

Zu Beginn des Buches wird man genau wie die ahnungslose Protagonistin Jane mitten in diese schreckliche Situation geworfen. Verzweifelt sucht man mit ihr und hofft auf Informationen durch die Polizei oder das Krankenhaus. Doch da gibt es nichts was wirklich Licht ins Dunkel bringt.
Beklommen und gefesselt verfolgt man als Leser die Handlung, sieht den aufopfernden Ehemann, der ihr Medikamente verabreicht und fragt sich nach den Gründen für das Blut. Die Amnesie verdeckt die Vergangenheit und die Identität der Frau und wirft auch den Leser in eine bedrückende Stimmung.

Relativ früh ahnt man den Täter, doch die Spannung bleibt bestehen. Die Zusammenhänge erschliessen sich erst am Ende richtig und bilden mit überraschender und realistischer Schilderung einen würdigen Abschluss.

Wenn ich an diesem Buch etwas zu bemängeln habe, dann sind es die vielen Medikamente, die Jane ohne zu zögern schluckt. Wie sie umnebelt nach ihrer Vergangenheit sucht, erscheint mir doch unglaubwürdig. Mit dem Tablettenkonsum könnte ich nicht einmal eine Einkaufsliste erstellen.
Auch zieht sich der Mittelteil ein wenig, Jane stellt zu viele mögliche Thesen über die Wahrheit auf. Als Leser weiß man nicht, was man noch glauben soll. Aber man ist so gefesselt, dass man immer weiter liest und erliegt diesem Pageturner vollkommen.
Die offenen Fragen werden alle logisch beantwortet und es stellt sich ein Aufatmen ein, eine erlösende Aufklärung der rätselhaften Dinge.

Wer das hilflose Gefühl von Amnesie kennen lernen will, der sollte zu diesem Buch greifen. Hier ist man hautnah betroffen und kämpft mit der Protagonistin um die Wahrheit. Ein gelungener Pageturner!

Veröffentlicht am 08.06.2018

Mir gefällt der Schreibstil, die authentische, gut durchdachte Handlung und der kauzige Ermittler mit Biss!

Iberische Hitze
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Südspanien: Es ist Hochsommer in Cartagena und Adolf Tschirner, 67, geschieden, leidet sehr unter der Hitze. Er lebt nach seiner gescheiterten Ehe hier in Spanien und bessert mit Gelegenheitsjobs seine ...

Südspanien: Es ist Hochsommer in Cartagena und Adolf Tschirner, 67, geschieden, leidet sehr unter der Hitze. Er lebt nach seiner gescheiterten Ehe hier in Spanien und bessert mit Gelegenheitsjobs seine deutsche Rente auf. Als seine spanische Schwiegertochter ihn bittet, den vermeintlichen Selbstmord des Mannes einer Freundin aufzuklären, sagt er seine Hilfe zu. Die Freundin kann nicht glauben, dass ihr Mann, ein Apotheker, sich mit einem Drogencocktail umgebracht hat. Dolf verbeißt sich in den Fall und eine grausam getötete Katze in seinem Hinterhof zeigt ihm, dass er der Wahrheit immer näher kommt.

Dieser Krimi hat mich die authentisch geschilderte Hitze in Südspanien fühlen lassen. Auch die vielen verwendeten spanischen Begriffe haben spanisches Ambiente vermittelt. Es gibt einen Anhang mit Übersetzungen, die Lesern ohne Spanischkenntnisse helfen.

Dolf ist ein verschrobener eigenbrötlerischer Typ, ein Rentner, der trotz gesundheitlicher Einschränkungen noch ziemlich agil ist. Als ehemaliger Wachmann hat er viel mit der Polizei zusammen gearbeitet und einen Blick für kriminelle Touren. Seine schroffe Art kommt in seiner derben Ausdrucksweise zum Ausdruck, sympathisch ist er nicht gerade, aber eigentlich ist er ein netter Kerl mit einer rauhen Schale. Leider hat er ein nicht unerhebliches Alkoholproblem, dass ihm auch gesundheitlich nicht gerade hilft.

Wie er den Fall seiner Schwiegertochter zuliebe übernimmt, hat mir imponiert. Jeder andere in seinem Alter hätte lieber darauf verzichtet. Er schreckt selbst dann nicht vor weiteren Ermittlungen zurück als ihn eine ekelig drapierte, getötete Katze zu Hause erwartet. Diesen Schneid muss man schon bewundern.

Seine Schwiegertochter ist willensstark, man kommt ihr aber nicht persönlich näher. Neben Dolf erscheinen mir die anderen Charaktere auch recht blass geschildert.

Hauptaugenmerk setzt der Autor auf die Nachforschungen des Falls. Das gelingt ihm in logischer Weise und ich fand die Handlung durchaus spannend. Die Aufklärung und das Showdown am Ende sind realistisch und für den Leser interessant gelöst.

Der Erzählstil ist relativ knapp gehalten, es gibt einige barsche Äußerungen Dolfs, die ihn gut charakterisieren. Die unverblümte Sprache passt meiner Meinung nach gut zu einem Krimi.

Mir hat dieses Debüt von Ulrich Brandt gut gefallen, es gibt noch Potential nach oben und ich bin gespannt, welche Fälle Dolf noch so zu lösen hat.