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Veröffentlicht am 19.04.2018

Ein echtes Lesevergnügen

Schutzpatron
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"Himmelarsch!" Zitat Seite 17.

Es beginnt mit einem mysteriösen Prolog über eine Gruppierung von Kriminellen mit Heiligennamen, die ihren nächsten großen Coup planen.
Mit dem oben genannten Zitat, einem ...

"Himmelarsch!" Zitat Seite 17.

Es beginnt mit einem mysteriösen Prolog über eine Gruppierung von Kriminellen mit Heiligennamen, die ihren nächsten großen Coup planen.
Mit dem oben genannten Zitat, einem für den Kemptener Kommissar Kluftinger typischen Ausspruch, springt die Handlung in die Gegenwart von Klufti. Es ist eine Krux, er findet keinen Parkplatz für seinen geliebten grauen Passat, der mittlerweile 390.000 km auf dem Tacho hat und von allen belächelt wird. Als das in Diebesaugen nicht gerade luxuriöse Auto gestohlen wird, verheimlicht er das vor seinen Kollegen und der Familie. Es wäre doch zu peinlich, dass gerade sein Auto geklaut wäre. Nun hält er die Augen offen nach möglichen Autodieben und muss ein wenig tricksen, um Mittel und Wege zu finden, immer einen fahrbaren Ersatz zu finden.
Vom ehemaligen Verkäufer erfährt Klufti vom sagenhaften Burgschatz, der nun in seiner Allgäuer Heimat ins Museum kommen soll.
Zufällig teilt sein Chef ihn genau für diesen Schatz als Leiter einer Sicherheits-Sondergruppe ein.

Bei diesem Krimi habe ich wieder viel gelacht, es gibt etliche komische und sonderbar gezeichnete Charakter, allen voran natürlich Kluftinger, der von einem Fettnäpfchen ins andere tritt. Unglaublich, dass gerade dieser trottelig wirkende Mann in seinen Ermittlungen in den entscheidenden Momenten den richtigen Riecher hat und die Täter dingfest macht. Er hat außerdem das Herz am rechten Fleck und so kann ihm eigentlich niemand böse sein, wenn er mal wieder verbal über die Stränge schlägt und Gerüchte in die Welt setzt, die vorne und hinten nicht stimmen.
Seine Mitarbeiter kennen das und nehmen seine Äußerungen und Ansichten Augen rollend hin.

Trotz der manchmal unseriös wirkenden Ermittlungstruppe, verbinden die Autoren ihre Figuren unterhaltsam und durchaus logisch in einen Fall, der die verschiedenen Vorgänge geschickt eint.


Dieser Krimi zeigt viel Allgäuer Atmosphäre, unglaublichen Humor und einen authenisch konstruierten Fall. Man hat die Personen bildhaft vor Augen und meint im Fall von Kluftis erstem Flug oder seinen Golferlebnissen, einem Sketch von Loriot zu folgen.


Klüpfel und Kobr haben mal wieder ein echtes Lesevergnügen geschrieben, bei dem sich Humor und Krimihandlung großartig ergänzen. Klufti bleibt sich selbst wunderbar treu und das ist ein toller Verdienst der Autoren.

Veröffentlicht am 19.04.2018

Einfach wie geschaffen für Gartenfreunde!

Mein Garten, mein Paradies
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Susanne Wiborg schreibt Gartenkolumnen. Ihr Buch ist eine geschriebene Liebeserklärung an ihren eigenen Garten, sozusagen ihr zweites Wohnzimmer. Welche Freuden und Widrigkeiten ihr in einem Gartenjahr ...

Susanne Wiborg schreibt Gartenkolumnen. Ihr Buch ist eine geschriebene Liebeserklärung an ihren eigenen Garten, sozusagen ihr zweites Wohnzimmer. Welche Freuden und Widrigkeiten ihr in einem Gartenjahr so zu Herzen gehen, hat sie auf wunderbare Weise mit viel Liebe und Humor zusammengefasst.

Wer selbst einen Garten hat, kann dieses Buch so richtig genießen und versteht die Begeisterung von Susanne Wiborg.

Sie läßt den Leser Anteil nehmen an ihren Streifzügen durch ihr persönliches Gartenjahr und beschreibt so manche Pflanze mit ihren Eigenheiten und Vorlieben näher, erzählt aber auch einige Anekdoten über die dort lebenden Tiere wie Eichhörnchen und Rotkehlchen und nicht zu vergessen: ihr kleiner Terrier Erbse, der wie ein Derwisch durch den Garten fegt und buddelt, was das Hundeherz hergibt.

Ihr Garten ist ihr zweites Wohnzimmer, ein kleines Paradies. Dort hat sie neben Clematis und Stockrosen auch Wein angepflanzt und freut sich über die Pracht ihrer Rosen. Sie gibt einige nützliche Tipps für Gartenfreunde, zeigt aber auch die negativen Seiten, ihren Kummer über die riesigen schattenspendenden Fichten des Nachbarn, die auf ihrem Grundstück vielen Pflanzen schlicht das Licht zum Atmen nehmen.

Wie sich ihr Garten im Laufe eines Jahres entwickelt, welche Arbeit zu tun ist und welche tierischen Gäste er beherbergt, weiß sie im wunderschönen Plauderton zu erzählen. Man erlebt mit ihr die ersten Frühlingsboten, erfreut sich an der Rosenzeit mit ihren Blush Ramblers und ihrer Tuscany Rose und sieht im Sommer die Mauersegler am azurblauen Himmel langsausen. Sogar dem wilden Efeu weiß sie positive Seiten abzugewinnen.

Dieser Garten steckt voller Leben, was ihrem Terrier Erbse wie Fernsehen für Hunde erscheinen muss. Schliesslich ziehen auch noch Hühner ein und bringen sich mit ihren lustigen Bewegungen und Blicken zusätzlich ein. Das weckt Interesse und man möchte am liebsten gleich mal dort vorbeischauen und alles ansehen.

Dieses wunderschöne Büchlein ist ein echter Genuss für jeden Gartenfreund. Einige gelungene Illustrationen erfreuen zusätzlich und neben der spürbaren Freude der Autorin gibt es noch nützliche Tipps und Anregungen für Hobbygärtner.

Veröffentlicht am 19.04.2018

Dieses wunderschöne Gartenbuch geht auch literarisch in die Tiefe!

Gartenlust im Frühling
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Wenn die ersten Frühblüher sich im Garten zeigen, dann ist die dunkle Jahreszeit überstanden und der Winterblues ist vorbei, es beginnt die Zeit für die intensive Gartenarbeit. Denn wer im Sommer einen ...

Wenn die ersten Frühblüher sich im Garten zeigen, dann ist die dunkle Jahreszeit überstanden und der Winterblues ist vorbei, es beginnt die Zeit für die intensive Gartenarbeit. Denn wer im Sommer einen schönen Garten haben will, muss sich früh im Jahr die Ärmel hochkrempeln und anpacken. Da wird gegraben, vertikutiert, Pflanzen gesetzt, aber sich auch über die ersten Blüten gefreut.

Johannes Roth unternimmt in diesem Büchlein einen frühlingshaften Gartenspaziergang und zeigt zu 17 Themenbereichen die gärtnerischen Besonderheiten. Dabei taucht er auch ein in literarische Abhandlungen von Ovid bis Goethe, die die Natur in schönster Weise verewigten.

Er beginnt mit der Magnolie, zeigt ihre bevorzugten Standplätze und geht vorbei an Maiglöckchen und Flieder, die mit ihrem unvergleichlichen Duft die Parfumgeschäfte der Natur darstellen.
Auch Rhabarber, der sich hervorragend zum Backen eignet, wird in einem eigenen Kapitel gehuldigt.
Weiter geht es mit der Grundlage vieler Gärten: dem Rasen. Was liebt er und wieviel davon, damit er immer frisch, voll und grün aussieht. Selbst dem meist so ungeliebten Klee widmet sich Roth, um dann von einzigartigen Päonien, schöner Azaleenpracht und Steingartenbesonderheiten zu schwärmen. Dabei gibt er immer wieder nützliche Tipps aus dem Gärtnerhandwerk zum besten, die man ruhig befolgen sollte. Als Abschluss werden zwei kleine Racker vorgestellt, die aus Gärtnersicht keine Freude auslösen. Die Rede ist von Maulwurf und Wühlmaus und was sie so treiben und vor allem, wie man sie vertreibt!

Man hat so seine wahre Freude an den einzelnen Abschnitten, es sind vor allem die literarischen Anklänge, die bezaubern und die Ewigkeit der Natur in den Vordergrund stellen.

Die gelungenen Farbfotos von Marion Nickig unterstreichen den zauberhaften Charme dieses Büchleins und sorgen für Freude beim Betrachter.


Mit diesem Frühlingsbuch kann man Gartenliebhabern eine große Freude machen. Durch die schönen Fotos wirken die einzelnen Miniaturen noch lange nach und man nimmt dieses Buch immer wieder gern zur Hand, um noch einmal Besonderheiten in der Pflege nachzulesen. Richtig schön und sehr handlich!

Veröffentlicht am 19.04.2018

Intelligentes Hörbuch

Der Susan-Effekt
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Dieses Buch dreht sich um die Ausnahmefamilie Svendsen, alle sind hochintelligent und zeigen ein Familienleben, das so anders ist als in einer Mainstream-Familie üblich. Selbst die Gespräche mit den 16-jährigen ...

Dieses Buch dreht sich um die Ausnahmefamilie Svendsen, alle sind hochintelligent und zeigen ein Familienleben, das so anders ist als in einer Mainstream-Familie üblich. Selbst die Gespräche mit den 16-jährigen Zwillingen erfolgen auf einem ganz anderen Level. Hier wird mit physikalischen Formeln das Leben beschrieben, selbst für die Liebe gilt für Susan eine wissenschaftliche Erklärung.

Diese abgehobene Position macht die Familie für mich zu einer irrealen Familie, die auch in einem Science Fiction Film spielen könnte. Daher kam ich zu den einzelnen Personen auch keine Beziehung aufbauen.

Auch Susans Ehemann, Laban Svendsen, hat dieses besondere Talent. Gemeinsam verstärkt sich durch ihre Verbindung der "Effekt". Was im Alltag auch ein Fluch sein kann, wird der Familie ein Rettungsanker, indem sie für einen hohen Politiker ein geheimes Protokoll der Zukunftskommission beschaffen soll. Im Gegenzug wird die Familie von verübten Verbrechen während eines Aufenthaltes in Indien rehabilitiert.
Es gestaltet sich gefährlich und schwierig und Susan erscheint als eine Art weiblicher James Bond. Die gesamte Familie steht vor Mordversuchen und man fragt sich, was an dieser Kommission so brisant sein könnte. Was Susan beim Ermitteln herausfindet, ist ein Geflecht aus weltweiten politischen Intrigen, Einflussnahme und Machtdenken und finanziellen Gründen. Was zunächst fiktiv erscheint, wird immer mehr real und existent in unserer globalen Existenz.

Peter Høeg stellt in diesem Roman die Frage, wozu die Wissenschaft fähig ist und was sie erreichen darf, auch welche Grenzen sie nicht überschreiten darf. Sein sprachliches Talent macht aus diesen Themen einen spannenden Roman, der mit einigen physikalischen Erklärungen überrascht. Genauso wie seine speziellen Ausnahmecharaktere.
Dabei löst er zum Ende zwar die Verschwörung auf, die Situation der Familie klärt sich jedoch nicht völlig auf.

Dieses Buch ist meisterhaft geschrieben, ich hatte aber so meine Schwierigkeiten mit dem Verständnis der Zusammenhänge. Auch die wissenschaftlichen Erklärungen sind nicht mein Interessengebiet, ich habe ihnen dennoch interessiert gelauscht.
Bei der Hörbuchversion hatte ich Probleme, die Personen richtig einzuordnen. Auch wenn die Sprecherin hier einen hervorragenden Job macht. Ihr ruhiger, voller Stimmklang ist angenehm zu hören und bringt ein gefälliges Hörerlebnis mit sich.


Wer sich auf ein etwas schwieriges Buch einstellen möchte, dem kann ich zu diesem Wissenschaftsthriller mit Zukunftsvisionen raten. Sprachlich ist es ein Genuss!

Veröffentlicht am 19.04.2018

Eine Frau geht ihren Weg

Die Frau, die allen davonrannte
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Aganetha ist ein einzigartiger Charakter, sie erzählt aus ihrer bewegten Vergangenheit, von ihrer Familie, ihrem Kampfgeist und ihrem Verzicht für die Läuferkarriere. Wenn man sie als alten Menschen kennen ...

Aganetha ist ein einzigartiger Charakter, sie erzählt aus ihrer bewegten Vergangenheit, von ihrer Familie, ihrem Kampfgeist und ihrem Verzicht für die Läuferkarriere. Wenn man sie als alten Menschen kennen lernt, erkennt man, wie sie durch ihr Leben geprägt wurde. Man erlebt mit ihr die emotionalen Höhen und Tiefen ihrer Läuferkarriere fast real mit und ist neugierig, wie ihr Leben sich weiter entwickelt.

Die Autorin hat einen wunderbaren Schreibstil, der die Gefühle der Protagonisten so authentisch einfängt, dass ich begeistert gelesen habe.
Es zeigt die traditonellen Zwängen unterworfene Rolle der Frau in den letzten 100 Jahren, in denen sich Frauen selbst im Sport erst etablieren mussten, um anerkannt zu werden. Die Geschichte baut dabei auf der ersten Olympiade mit weiblichen Teilnehmerinnen in den Leichtathletikdisziplinen 1928 in Amsterdam auf. Aganetha ist allerdings eine fiktive Figur. Doch dank ihr wird anschaulich gemacht, welchen Kampfgeist und welch hartes Leben diese Karriere erforderte.

Neben der interessanten Lebensgeschichte hat mich der Schreibstil mitgerissen und auch inhaltlich wurde ich nicht enttäuscht. Wie sich hier Spannung entwickelt, die vielen Figuren zu leben beginnen und es dann noch eine große Überraschung am Ende gibt, ist schon für ein Debüt meisterlich!

Man muss sich diesem Buch schon intensiv widmen, sonst sind die zeitlichen Sprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart nicht nachvollziehbar. Gerade diese Zeitwechsel geben dem Buch seinen dynamischen Fluss. Hier geht es um die Freundschaft, Familie, Erfolg und den Tod. Davon kann Aganetha viel erzählen, denn ihr langes Leben ist geprägt vom Abschied von geliebten Menschen und ihren Opfern für sportlichen Erfolg.

Was aber am meisten berührt, steht mehr oder weniger zwischen den Zeilen. Es ist das Vergessen, wie man die eigene Vergangenheit verdrängt, aber auch von der Nachwelt vergessen wird. Das gibt der Geschichte einen melancholischen Anklang.

Mir erschien dieser Charakter der Aggie sehr lebendig und der Autorin ist es gelungen, ihn so in die Handlung und den geschichtlichen Hintergrund einzubauen, dass es ein stimmiges Ganzes ergibt. Man glaubt, die echte erste Goldmedaillen-Gewinnerin vor sich zu haben.

Eine interessante Figur, die das Rollenbild der Frau im Sport zeigt, aber auch die familiären Zwänge deutlich macht.


Dieses Buch nimmt den Leser mit auf eine Reise und zeigt eine Frau, die ihren Weg geht, egal welche Schwierigkeiten sich ihr in den Weg stellen.