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Veröffentlicht am 13.04.2018

Familiendrama mit Argentinischer Geschichte vermischt

Drei Minuten mit der Wirklichkeit
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Dieser Roman ist eigentlich ein Familiendrama, doch der Autor begibt sich auch ins politische Fach, neben der Militärdiktatur Argentiniens wird auch die DDR-Vergangenheit zur Sprache gebracht. Was mich ...

Dieser Roman ist eigentlich ein Familiendrama, doch der Autor begibt sich auch ins politische Fach, neben der Militärdiktatur Argentiniens wird auch die DDR-Vergangenheit zur Sprache gebracht. Was mich gut unterhalten hat, sind die Erklärungen zum Tango, seine Wirkung, sein Ausdruck und wie man ihn in Argentinien allnächtlich zelebriert, hat mich sehr interessiert.
Dabei sind die Beschreibungen des Tango recht speziell und schon eher für echte Tangotänzer relevant.
Tango wird häufig als erotisch beschrieben, die Partner kommen sich sehr nah, dabei handelt der Tanz eigentlich nur von der Sehnsucht nach Liebe und von Hoffnungslosigkeit. Musik und Tanz bilden dabei eine Einheit.


In Buenos Aires trifft Giulietta auch wieder auf ihren Vater, der sich ihr als ein völlig Anderer präsentiert und die Geschichte bekommt melodramatische Züge. Auf einmal verbindet sich auch die deutsche Geschichte mit der argentinischen, die befreundeten Diktaturen waren sich damals sehr nahe.
Was mir zu viel übertrieben erschien, sind die Charaktere, sie sind zu stark betont, sie sind immer schön, heißblütig, hochbegabt, aussergewöhlich und intelligent. Hier hatte ich mehrfach die Vorstellung, Figuren aus einem Groschenroman vor mir zu haben.

Eine schöne Geschichte, mit dem spannendem Einblick in das Tänzerleben und die Geschichte Argentiniens hätte mir vollends gereicht. Leider entwickelt sich die Story dann jedoch zum Polit-Thriller und auch das Ende hat mir nicht gefallen.

Dieses Buch liess mich durch die vielen Informationen und die merkwürdig in die Handlung gebauten Figuren recht verwirrt zurück! Wer sich für Zeitgeschichte und Kultur Argentiniens interessiert, der Welt des Tango näher kommen möchte, der findet hier eine anschauliche Lektüre.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Wieder ein gelungener Wohlfühlkrimi vom Land mit Backideen!

Blutroter Flieder
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Auf diese Fortsetzung der Reihe habe ich mich schon gefreut und die Lektüre hat mir super gefallen. Ich war sofort wieder in die heimelige Stimmung vom ruhigen Burgheide eingetaucht und mich mit den Schwestern ...

Auf diese Fortsetzung der Reihe habe ich mich schon gefreut und die Lektüre hat mir super gefallen. Ich war sofort wieder in die heimelige Stimmung vom ruhigen Burgheide eingetaucht und mich mit den Schwestern auf Mörderjagd begeben.

Tessa fühlt sich inzwischen in Burgheide auch recht wohl, sie liebt ihre Hühner, nur mit Janas Tee kann sie nicht viel anfangen, ihr fehlt ein richtiger Kaffee. Deshalb bestellt sie per Expresslieferung einen Kaffeevollautomaten, aber das gestaltet sich problematischer als gedacht.

Dabei gibt es zur Zeit ein ganz anderes Problem, dass die Dorfbewohner erschüttert: der Tod einer Profireiterin stellt sich als Mord heraus. Deswegen zieht es auch den unfähigen Kommissar Kettel wieder nach Burgheide, der leider eher mit Martins wunderbaren Backwaren etwas anfangen kann als mit logischer Ermittlungsarbeit. Also gehen Tessa und Jana wieder auf Schnüffeltour und kommen dem Mordfall auf die Schliche.

Was eher nach romantischem Hofcafé aussieht, ist eigentlich das Polizeirevier, wo Martin, der Dorfpolizist wieder seine gelungenen Backkreationen herstellt. Scones, Butterkuchen mit Mandeln und ein ganz besonderer Baileys-Schokokuchen mit Schuß sorgen mit den beigefügten Rezepten für köstliche Unterhaltung und die Rezepte verlocken zum Nachbacken.


Mich hat der flotte, ungezwungene und amüsante Schreibstil der Autorin wieder durch die Handlung fliegen lassen und neben den ländlichen Schauplätzen haben auch die speziellen Charaktere für gute Unterhaltung gesorgt. Dabei ist die Krimihandlung gut durchdacht und die Tätersuche gar nicht so offensichtlich wie zuerst gedacht. Hier bringt Mareike Marlow wieder ordentlich Spannung in die Dorfidylle und man kann auch schön mitraten.

Dieser Wohlfühlkrimi zeigt niedersächsisches Landleben mit liebenswerten Protagonisten und ihrem trockenen Humor. Er macht gute Laune und weckt außerdem die Backlust, wenn man die leckeren Rezepte liest. Lesen, mitraten und geniessen!

Veröffentlicht am 13.04.2018

Unterhaltsamer SPO - Krimi über Tierschützer versus Pelzhandel

Friesen Fetisch
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Dieser Regionalkrimi hat mir gut gefallen, die vielen Einbindungen der Gegend habe ich mit eigenen Erlebnisse in St. Peter-Ording gut vor Augen gehabt. So ein Revival des Urlaubs gefällt mir und auch wenn ...

Dieser Regionalkrimi hat mir gut gefallen, die vielen Einbindungen der Gegend habe ich mit eigenen Erlebnisse in St. Peter-Ording gut vor Augen gehabt. So ein Revival des Urlaubs gefällt mir und auch wenn dieses Buch nicht mit Landschaftsbeschreibungen aufwartet, sind doch einige Adressen des Ortes erwähnt.

Der Titel zeigt schon die Thematik an: es geht um zweierlei Arten von Friesennerzen. Als althergebrachte Regenkleidung einerseits und dann der Nerz, also Pelz als Fetisch für besondere Wünsche.

Friesen Fetisch ist eine leichte, humorvolle Urlaubslektüre mit einem Hauch von Erotik, die aber nicht ordinär breitgetreten wird, sondern immer kultiviert und unterschwellig angedeutet wird.
Dabei wird eher Augenmerk gelegt auf die genante Art des häufig peinlich errötenden Nils Hansen und auf spezielle Vorlieben anderer Figuren. Man amüsiert sich auf Kosten dieser in bestimmte Situationen kommenden Personen und wie sie dort halbwegs normal wieder herauskommen.


Die Handlung ist logisch aufgebaut und recht spannend gemacht, es gibt einige Personen, die in den Kreis der Verdächtigen passen und als Leser rätselt man munter mit.

Dabei unterhalten die teilweise recht schrägen Charaktere mit ihren Besonderheiten recht gut. Mutter Hansens "Leichenschmaus" muss ich an dieser Stelle unbedingt als lustige Szene erwähnen.
Aber auch bei der Zusammenarbeit der Ermittler entwickelt sich eine heitere komische Nummer heraus. Die Kommissarin bringt ihren jungen Kollegen gern in Situationen, die ihn in seiner Unerfahrenheit ziemlich dumm dastehen lassen.
So hält er sich sogar als Polizist im Einsatz an die StVO. So kann man natürlich keine Gauner fangen!

Interessant gestaltet sich auch die Einbindung der umstrittenen Thematik von Tierhaltung, die sich angesichts der vielen Veganer immer mehr in den Vordergrund gesellschaftlichen Interesses schiebt. Die Nerzhaltung wird hier ansatzweise erklärt und auch auf die Problematik des Aussetzens "befreiter" Tiere wird hier eingegangen. Solche Inhalte bereichern selbst Regionalkrimis immer enorm und geben der Sache etwas mehr Tiefe.

Dieser Krimi sorgt für gute Unterhaltung, humorvolle Situationskomik und zeigt die nordfriesische Gegend mal von einer anderen Seite, im Friesennerz.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Schade, ich hatte mir mehr von diesem Buch versprochen!

Hexenkind
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Bei diesem Buch geht es hauptsächlich um das Leben und Handeln von Sarah und ihre Familie. Es geht nicht so sehr um die Aufklärung der Tat, als um die Erklärung der Umstände.
Rückblenden geben Aufschluss ...

Bei diesem Buch geht es hauptsächlich um das Leben und Handeln von Sarah und ihre Familie. Es geht nicht so sehr um die Aufklärung der Tat, als um die Erklärung der Umstände.
Rückblenden geben Aufschluss darüber, langweilen aber mit zu vielen Details und teilweise auch überflüssigen Angaben. Lange überlegte ich, ob es hier um eine Familiengeschichte oder um einen Krimi bzw. Thriller geht. Ich kann es bis heute nicht beantworten, es ist ein Mischmasch von jedem.

Die Charaktere haben mich enttäuscht, sie bleiben mir fremd und unsympathisch. Sarah ist nicht nur ihrem Mann gegenüber rücksichtslos, sondern geht sogar mit dem Freund ihrer Tochter ein Verhältnis ein. Da will ich gar nicht wissen, wer sie ermordet hat. Es gibt zu viele Einzelschicksale, die hier im Roman Beachtung finden, da bleibt das Interesse einfach auf der Strecke.


Dabei fehlt dem Roman an und für sich die Spannung, die einen dazu antreibt, weiter lesen zu wollen. Die Dialoge wirken aufgesetzt, die Auflösung ahnt man schon zur Hälfte des Buches und mit Zufällen hat es die Autorin bei diesem Buch wirklich übertrieben. Ich musste mich echt zusammen reißen, um weiter zu lesen. Dadurch wirkt die Story absolut konstruiert und das finde ich enttäuschend und langweilig.

Am Schreibstil kann man der Autorin nichts vorwerfen, sie erzählt wunderbar flüssig und dank der geschickten Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit kommt Dramatik und Abwechslung ins Spiel.

Am Ende kommt zwar noch etwas Spannung auf, aber nach diesen unglaubwürdigen Bausteinen, ist es einfach zu unrealistisch als logisch zu sein.
Schade, ich hatte mir mehr von diesem Buch versprochen!

Veröffentlicht am 13.04.2018

Ein interessanter Roman

Nach einer wahren Geschichte
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Die Schriftstellerin Delphine beschreibt ihr Schreiben und Leben und ihre Freundschaft zu L., einer Frau, mit der sie auf einer Wellenlänge zu sein scheint.
Bei diesem Roman wird dem Seelenleben der Frauen ...

Die Schriftstellerin Delphine beschreibt ihr Schreiben und Leben und ihre Freundschaft zu L., einer Frau, mit der sie auf einer Wellenlänge zu sein scheint.
Bei diesem Roman wird dem Seelenleben der Frauen und ihren Übereinstimmungen viel Raum gegeben. Anfangs sind sie mir nicht besonders nahe, zu diffus bildet sich die Persönlichkeit ab. Man fragt sich, wohin der Roman einen führt. Aber allmählich steht man inmitten der Personen und erlebt ein seltsames Spiel mit.

Die Gedanken kreisen um die Delphines Kinder, den Freund und natürlich L.
Aber was geschieht wirklich? Die einseitige Betrachtung aus der Sicht von Delphine verwehrt uns den wahren Blick. Nichts kann für wahr hingenommen werden.

Delphine hat eine Art Verrücktheit. "Ich dachte, L. habe meine kleine Verrücktheit erkannt und ich ihre. Vielleicht ist eine Begegnung, ob nun eine amouröse oder freundschaftliche, genau das, zwei Funken Wahnsinn, die sich erkennen und gefangen nehmen." Zitat S. 129

In der Beschreibung von L. erklärt Delphine sie so tief verstehend, dass man sich fragt, ob sie nicht doch ein und dieselbe Person sein könnten. Oder ist es nur ein Teil von Delphine, die sich nach einer solchen Person und guten Freundin sehnt? Hier meint man eventuell eine schizophrene Ausprägung bei Delphine zu sehen, es bleibt jedoch ungewiss.


Als L. bei Delphine einzieht, übernimmt sie die Kontrolle über Delphine, diese erlebt eine Schreibblockkade und verliert die Kontakte zur Außenwelt. Die Korrespondenz erledigt nun L.

Von diesem Moment an fragt man sich, was hat L. vor?

Das kann ich nun nicht weiter ausführen, der weitere Inhalt würde sonst verraten.


Die Geschichte wirkt empathisch und detailliert aus der Sicht von Delphine erzählt. Der Schreibstil ist angenehm und klug und man ist in einem Spiel um Wahrheit und Fiktion gefangen.


Ein interessanter Roman mit tiefen Einblicken in die wahre Geschichte, bei der man erstaunt liest.