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Veröffentlicht am 13.04.2018

Lizzi ist das beste Beispiel für echte Seniorenpower!

Lizzi und die schweren Jungs
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Anja Marschall hat einen unterhaltsamen 2. Band um ihre Senioren-Heldin Lizzi vorgelegt. Dank des flüssigen und erfrischenden Schreibstils, der mit lebendigen Figuren und einer Prise Humor aufwartet, begibt ...

Anja Marschall hat einen unterhaltsamen 2. Band um ihre Senioren-Heldin Lizzi vorgelegt. Dank des flüssigen und erfrischenden Schreibstils, der mit lebendigen Figuren und einer Prise Humor aufwartet, begibt man sich gemeinsam mit Lizzi auf den Hamburger Kiez und spürt einige üble Machenschaften auf. Die resolute Lizzi hat für ihr Alter noch genügend Lebensmut und lässt sich nicht einschüchtern. Sie hat ein kriminalistisches Gen oder vielleicht auch nur Bauernschläue und durchschaut so manches Schurkenstück, da staunt sogar die Polizei. Ob man will oder nicht, Lizzi wächst einem ans Herz und ist einfach natürlich sympathisch. Schön ist auch, wie Pfeiffer immer um Lizzis Schutz bemüht ist und sich bei ihren Abenteuern mit in die Schlacht wirft. Denn auch er ist das öde Rentnerleben satt und freut sich über weitere aktive Verbrechensaufklärung.

Lizzi ist das langweilige Leben in der Seniorenresidenz satt und nimmt die Aufforderung der Rocker "Dragon Balls" zur Suche nach dem vermissten Ehepaar Dehlbrück liebend gern an. Auch Mareikes Sohn Mirko verschwindet plötzlich und so verwickelt sich die kleine Detektivtruppe in mehrere Fälle.

Es geht mitten hinein ins Milieu auf St. Pauli und der Leser erlebt nicht nur Kiezgrößen und brutale Rocker, sondern auch die gefährliche Russenmafia hautnah mit. Dabei sind die lebensechten Charaktere das Herzstück des Krimis. Hier wird man mit ausgefallenen Figuren herrlich unterhalten und mit amüsanten Szenen einiger interessanter Nebenhandlungen erfreut. Diese schaffen eine entscheidende Atmosphäre, in der man gut miträtseln kann.

In diesem Krimi fliesst kein Blut, es gibt aber dennoch eine spannende Handlung und ein rasanter Showdown gibt am Ende noch das entscheidende Etwas, das mich als Leser überzeugt zufrieden stellt und gut unterhält.



Dies ist ein spannender und humorvoller Wohlfühl-Krimi, ohne Blut und mit abwechslungsreichen Charakteren. Man taucht ein in die Hamburger Rotlichtszene und erlebt wahre Seniorenpower.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Innovative Rezepte für jeden Geschmack

sweet & salty
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"Das ist wie bei Menschen. Gegensätze erzeugen Spannung. Auf der Zunge, im Kochtopf und auf Bildern. ...Gegensätze ziehen sich an. " Seite 10 Zitat

Diese Gegensätze waren der vorherrschende Grundgedanke ...

"Das ist wie bei Menschen. Gegensätze erzeugen Spannung. Auf der Zunge, im Kochtopf und auf Bildern. ...Gegensätze ziehen sich an. " Seite 10 Zitat

Diese Gegensätze waren der vorherrschende Grundgedanke für die innovativen und aussergewöhnlichen Rezeptzusammenstellungen von "sweet and salty"! Die Mischung von süß und salzig macht den feinen Unterschied und bewirkt ein Feuerwerk von Geschmacksexplosionen auf der Zunge.
Dabei sollen die vielfältigen Köstlichkeiten und Gerichte nicht nur satt machen und schmecken, sondern auch für die unterschiedlichen Verbraucher wie Vegetarier, Veganer und Normalesser eine bunte Palette bieten. Die Zubereitung ist in der Regel nicht sehr aufwändig, denn es soll ja nach dem Aufstehen schnell fertig sein.

Besonders gut gefallen mir die tollen Fotos. Hier wurden die Gerichte schön arrangiert und wundervoll in Szene, denn das Auge isst ja bekanntlich mit. Der Fotograf Jo Kirchherr hat hier hervorragende Arbeit geleistet.

Es gibt herrlich bunte Toasts, Pancakes und Waffeln, deren bloßer Anblick schon Appetit macht. Brot, Suppe und Salat sind ebenfalls auf der langen Rezeptliste zu finden.
Omeletts, Crepes, Smoothies und ausgefallene Dipps machen Lust auf ein Experimentieren mit neuen Ideen auf der Grundlage bekannter Dinge aus dem heimischen Familienkochbuch.
Der innovative Einfluss der modernen Küche wird durch angesagte Zutaten wie Chiasamen, Quinoa und modernen Zuckerersatz spürbar. Damit wird auch die junge Generation angesprochen und die Lust auf ein Frühstück, zu welcher Tageszeit auch immer, ist generationenübergreifend immer aktuell, weil lecker.

Die Pancakes finde ich für ein Frühstück mit spätem Ausgang richtig gelungen. Mit dem speziellen Pflaumenmus aus diesem Buch ist es sicher der Hit für alle kleinen und großen Kinder, aber auch mit Schinken oder Speck eine köstliche und reichhaltige Idee für die herzhaften Esser.

Filoteigpizza ist eine neue Idee für eine schnelle Pizza.
Müsli-Cupcakes mit Sweet Chili-Topping geben mal ganz andere Geschmacksvarianten frei.
Aber auch relativ unbekannte Gerichte wie Shakshuka, Kokossuppe und vietnamesische Pho-Suppe klingen außergewöhnlich und exotisch und erweitern den kulinarischen Horizont.

Manche Rezepte enthalten etwas zu viele Zutaten und nicht bei allen Gerichten schmeckt mir die Mischung von süß und salzig. Aber die Vielfältigkeit dieser Rezepte bieten schon eine breite Palette für viele Geschmäcker und Gelegenheiten.

Ein übersichtliches Rezeptregister am Ende des Buches vervollständigt dieses wundervolle Kochbuch, das mit seinem flexiblen Einband gut in der Hand liegt.


Dieses lebendig gestaltete Kochbuch mit Frühstücksvarianten vielfältigster Art ist für junge Leute ebenso hipp gestaltet, wie für routinierte Kochinteressierte mit neuen Ideen gefüllt. Ein Buch, das sich zum Verschenken sehr gut eignet und das gemeinschaftliche Event Frühstück richtig feiern will.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Ein wunderbares Familienepos! Unterhaltsam und fesselnd bis zum Schluss!

Die langen Tage von Castellamare
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Dieser Roman wird ganz wundervoll erzählt und es eröffnet sich dem Leser ein tiefgründiger Einblick in das Leben auf dieser Insel, eine Zeitspanne von fast einem Jahrhundert umfassend, beginnend 1914.


Um ...

Dieser Roman wird ganz wundervoll erzählt und es eröffnet sich dem Leser ein tiefgründiger Einblick in das Leben auf dieser Insel, eine Zeitspanne von fast einem Jahrhundert umfassend, beginnend 1914.


Um diese Zeit gibt es noch Eselskarren, die Menschen leben vom Fischfang und der Conte beherrscht die Insel. Als Arzt nimmt Amedeo Esposito aus Florenz auf der Insel seinen Platz. Er selbst ist ein Findelkind, fühlt sich auf Castellamare heimisch und beginnt, die alten Legenden aufzuschreiben. Als er die Frau des Conte von einem Jungen entbindet, bekommt seine Frau gleichzeitig einen Sohn. Zwillingsbrüder nennen die Dorfbewohner sie, weil sie mit Esposito den gleichen Vater haben. Doch dieser Seitensprung kostet Esposito seine Stellung als Arzt und so eröffnet er ein kleines Café, das seine Familie ernähren muss. Trotzdem kommen die Menschen zu ihm, wenn sie ärztliche Hilfe brauchen. Er wird dadurch zum Mittelpunkt der Insel.


Auf Castellamare ist es Brauch, sich alte Legenden und Sagen weiter zu erzählen. Dabei nimmt die Schutzheilige Santa Agata eine besondere Stellung ein, hat sie doch der Legende nach die Bewohner vor einem Erdbeben und anderen Katastrophen stets geschützt. Ihr Andenken wird über die Jahrzehnte stets bewahrt und ihr Name in Ehren gehalten. Bei drohender Gefahr ist sie die Erste, die die Bewohner in einem Gebet um ihren Beistand bitten. Dieser Zustand scheint sich auf der Insel nicht zu verändern. Auch wenn die Modernisierungswelle mitsamt Eismaschine und Tourismus und sogar eine Bank auf der Insel Einzug halten, so werden doch die alten Bräuche stets beibehalten.


Kriege und Krisen gehen über die Insel hinweg, verändern die Bewohner, auch die Modernisierung hält Einstand, nur die Schutzheilige Santa Agata bleibt bestehen.

Es ist ein Roman, der mich abtauchen lässt in eine wunderschöne Geschichte. Hier spielt das Dorfleben eine große Rolle, man sieht die Menschen auf die Welt kommen, älter werden, Familien gründen, wegziehen und einige wenige bleiben auf der Insel und bewahren die alten Legenden. Zu ihnen gehört auch die Tochter Espositos Maria-Grazia, denn von seinen 3 Söhnen überlebt nur Flavio psychisch angeschlagen den Krieg. Maria-Grazia gründet mit Robert, einem desertierten amerikanischen Soldaten, eine Familie. Jedoch erst mit ihrer Enkelin Maddalena wird die Familientradition auf der Insel weiter geführt.

Die Beschreibungen der jeweiligen Zustände im Laufe des Jahrhunderts sind so lebendig und authentisch, dass man meint, die Menschen und die Insel gut zu kennen. Die Charaktere werden mit ihren Gedanken, Sorgen und Ängsten gut geschildert und die Einflüsse der Kriege werden spürbar.


Catherine Banner beschreibt mit viel Einfühlungsvermögen das Leben der Familien auf dieser kleinen Insel und verknüpft ihr Schicksal mit den politischen Ereignissen und zeigt so auf, was im Großen und im Kleinen in dieser Zeit passierte.


Wer ein beeindruckendes Familienepos aus Italien lesen möchte, sollte sich dieses Buch näher anschauen. Es hat mir schöne Lesestunden bereitet und mich in fremde Schicksale eintauchen lassen.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Eine krasse Figur, dieses Stinktier

Flätscher – Die Sache stinkt
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Flätscher ist ein echter Skunk, recht eingebildet, aber dennoch liebenswert und nur manchmal stinkig. Er ist ein wagemutiger Typ und denkt nicht lange nach, er handelt einfach. Denn sein großer Vorteil ...

Flätscher ist ein echter Skunk, recht eingebildet, aber dennoch liebenswert und nur manchmal stinkig. Er ist ein wagemutiger Typ und denkt nicht lange nach, er handelt einfach. Denn sein großer Vorteil liegt in seiner Waffe: Mit seiner Stinkepistole schiesst er sich den Weg in brenzligen Situationen frei. Glücklicherweise haben die Bücher keine Geruchsbeispiele auf Lager. Kumpel Theo wird schnell sein Assistent und Freund und gemeinsam verfolgen sie die Spur eines dreisten Zechprellers.

Die Aufklärung ist nicht wahnsinnig spannend zu nennen. Vom nicht gerade umfangreichen Text her kann man bei diesem Buch schon fast von einem Cartoon sprechen. Es gibt Wortbildungen, die Kindern im Ohr bleiben werden, Sprechblasen und keine lange Handlung, dafür aber actiongeladene Situationen, die die Hinterhof-Detektive perfekt meistern.
In erster Linie begeistern mich die fantastischen, dunkel gehaltenen Zeichnungen von Jan Birck, die ziemlich düster wirken und damit ein wenig Gruselstimmung verbreiten. Im Detail erschliessen sich dem Betrachter noch tolle Einblicke, die immer für eine Überraschung gut sind.
Die beiden Hauptfiguren sind witzig, die jungen Leser können sich mit Theo gut identifizieren. Die Verfolgung ist rasant und man fliegt förmlich durch das Buch. Es erstaunt, wie gut Text und Bilder hier aufeinander abgestimmt sind.

Für weitere Unterhaltung sorgen noch einige Nebendarsteller, die die Geschichte aufpeppen. Ein süßes lila Skunkweibchen namens Cloe verdreht Flätscher den Kopf und die kleinen Helfer der O-Clique sorgen als tierische Helfer bei der Ermittlung munter mit.


Dieses Buch überzeugt mit spaßigen Cartoonbildern und zeigt eine ungewöhnliche Freundschaft und eine temporeiche Handlung. Das Buch ist sehr stabil und enthält als besonderen Clou noch ein Lesezeichen mit Flätscher-Stickern. Genial, logissimo!

Veröffentlicht am 13.04.2018

Alt, aber nicht tot

Eierlikörtage
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"Biologisch gesehen sei ein Mensch ab dem vierzigsten Lebensjahr überflüssig, denn dann sind die Kinder erwachsen und brauchen keine Eltern mehr. Der köperliche Verfall setze zu dieser Zeit ein, mit Haarausfall ...

"Biologisch gesehen sei ein Mensch ab dem vierzigsten Lebensjahr überflüssig, denn dann sind die Kinder erwachsen und brauchen keine Eltern mehr. Der köperliche Verfall setze zu dieser Zeit ein, mit Haarausfall und Lesebrille.Auch auf Zellniveau gehe es bergab." Zitat Seite 50

Herrlich trocken betrachtet Hendrik Groen die Welt der über 80-Jährigen. Er beginnt am ersten Tag des Jahres ein Tagebuch zu führen und lässt uns damit an seinem Alltag und seinen Gedanken teilhaben. Am Anfang klingt er noch ziemlich negativ und steht seinen Altersgenossen recht ablehnend gegenüber, doch am Jahresende ist er um viele Erfahrungen und Freundschaften reicher und macht sogar Pläne für die Zukunft.


In diesem Buch geht es natürlich inhaltlich um das Leben von alten Menschen, aber sie werden mit sehr viel Herz beschrieben, ihre Probleme werden klar benannt und ihr Alltag erscheint trist und grau. Doch als der Club Alanito (Alt-aber-nicht-tot) ins Leben gerufen wird, haben die Menschen wieder Freude und Hoffnung, denn die gesellige Gemeinschaft und ihre Unternehmungen lassen sie wieder positiv am Leben teil haben.
Es entwickelt sich ein funktionierendes Sozialgefüge, das man mit einer Wohngruppe vergleichen könnte. Es ist schade, dass hier nicht alle alten Menschen in diesen Genuss kommen können. Die Pflege und allgemeine Versorgung im Stift/Heim/Residenz kann die innersozialen Strukturen dieser Gemeinschaft nicht leisten. Hierzu bedarf es schon engerer sozialer Bindungen, die sich positiv auf das Lebensgefühl der alten Menschen auswirkt. Hendrik und sein Club Alanito zeigen das sehr deutlich.


Ich habe Hendrik durch seine Tagebücher näher kennen gelernt und mag es, wie er den Nagel auf den Kopf trifft und besonders seinen trockenen Humor. Ich fühle mich mit ihm regelrecht bekannt und finde seine lebenserfahrenen Bemerkungen einfach nur gut. Zu gerne würde ich seine echte Bekanntschaft machen, denn er ist mir regelrecht ans Herz gewachsen. Ich freue mich über seine liebenswerten Bemühungen um seine Bekannten, die sich an der Grenze zur Demenz befinden und über die gelungenen Ausflüge des Clubs Alanito, die den alten Leutchen noch einige frohe Erlebnisse bescheren.


"Von allen Sinnesorganen arbeitet meine Nase immer noch am besten. Das ist hier nicht immer ein Segen. Es riecht nach alten Menschen." Zitat Seite 73

Solche realisitischen Bemerkungen Hendriks lassen mich schmunzeln und man merkt, dass er noch klar denken kann und die Nachteile nicht einfach nur bejammert, sondern aktiv wird und das Beste daraus machen will.

"Wenn der Tod zu lange auf sich warten lässt, endet man als unverständlich brabbelndes, greises Kleinkind mit Windel und Rotznase." Zitat Seite 86

Gemeinsam mit anderen Bewohnern erstellt er zum Beispiel einen Notfallplan für eine Freundin, die langsam aber sicher an Demenz erkrankt.

Die Eintragungen lesen sich neben dem eintönigen Leben von Hendrik sehr locker. Er nimmt das Leben wie es ist und sein Aktivismus steckt andere Bewohner an. Spielerunden, Umtrunk mit Freund Evert, Spaziergänge mit einer neuen Liebe und Ausflüge mit Alanito. So kann man Spaß haben.

"Endlose Ströme nutzloser Wörter, die alles überwuchern wie erstickendes Unkraut." Zitat S. 245
Genauso erlebt Hendrik manche Gespräche der Mitbewohner mit.


Es geht hier um die allgemeinen Themen, die im Altenheim kursieren wie Inkontinenz, selbstbestimmtes Sterben oder die fehlende Mobilität, die Hendrik kurzerhand durch den Kauf eines Scooters wiederherstellt.
Interessant sind auch die Einbindungen der aktuellen politischen Situation wie der Lehmann Krise oder allgemeiner Nachrichten. Hendrik vergleicht sie häufig mit dem Leben in seinem Mikrokosmos Seniorenheim. Doch dann wird schnell wieder zur Tagesordnung übergegangen, die Folgen werden für diese Altersklasse nicht mehr relevant sein.

Die Lektüre wird durch den eingebauten Humor zu einem echten Genuss und man freut sich über die herzliche Art einiger Charaktere und gewinnt sie einfach gern.

Es gibt viele witzige Szenen, über die ich richtig lachen oder mich gefreut habe. So zum Beispiel als Hendrik, endlich wieder mobil mit seinem Scooter, der natürlich frisiert ist, einen Strafzettel kassiert oder als er sich noch einmal verliebt.


Hendrik Groens Tagebuch ist eine wunderbare Lektüre, die nachdenklich macht, amüsiert und den Leser soweit bringt, das er Hendrik einen Besuch abstatten möchte.