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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.04.2018

ein spannender Krimi, bei dem man in menschliche Abgründe schauen kann.

Scherbenkind
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Nachdem "Blutopfer" mir unbeschreiblich gut gefallen hat, habe ich mich auf "Scherbenkind" gestürzt. Die psychologische Seite ist auch dieses Mal sehr ausführlich recherchiert und ausgearbeitet.

Man kann ...

Nachdem "Blutopfer" mir unbeschreiblich gut gefallen hat, habe ich mich auf "Scherbenkind" gestürzt. Die psychologische Seite ist auch dieses Mal sehr ausführlich recherchiert und ausgearbeitet.

Man kann die beiden Bücher unabhängig voneinander lesen, bekommt im ersten Band jedoch einiges über das Leben der allein erziehenden Kommissarin und ihrer Tochter mit.


Scherbenkind ist ein unvorhersehbarer Krimi, bei dem sich menschliche Abgründe auftun, die man nur schwer fassen kann. Man fiebert der Auflösung entgegen, die sehr logisch klingt und ist erstaunt über die anschaulich erklärten psychologischen Fälle. Mich hat diese Tiefe im Bereich von dissoziativen Störung jedoch verwirrt. Ich konnte die mit dieser Störung einhergehenden Handlungen nicht immer nachvollziehen. Zu groß war die Anzahl der abgesplitterten Persönlichkeiten in nur einer Person. Hier den Durchblick zu behalten, fiel mir wirklich schwer.
Anfangs vermutete ich ein Doppelleben von zwei Frauen und tippte auf Zwillinge. Die Situation stellte sich dann durch die psychologische Störung in anderer Ausprägung dar.

Verena hat mir wieder gut gefallen, sie zeigt unermüdlichen Arbeitseinsatz, lässt aber erneut die Grenze zwischen Beruflichem und Privatem ausser Acht. Auch ihr verbaler Schlagabtausch mit Staatsanwalt Triberg unterhält wieder gut, ihre gegenseitige Aversion ist unverändert und es schlagen negative Funken, wenn sie sich begegnen.
Die Charaktere aus dem Ermittlerteam wirken lebendig und sind gut gezeichnet, sie fügen sich angemessen in die Handlung ein, ohne die Spannung zu zerstören.
Auch der flüssige Schreibstil ist wieder wunderbar zu lesen, gerade die gekonnt dargestellte realistische Ermittlungsbeschreibung hat mir gut gefallen.

Womit ich aber ein Problem hatte, sind die besonderen Ausprägungen der dargestellten multiplen Persönlichkeitsstörung. Auch wenn ich die Erklärungen nachvollziehen konnte, gingen mir die Personen doch regelrecht durcheinander.


Für diejenigen Krimileser zu empfehlen, die sich mit psychischen Störungen auskennen. Ansonsten ein spannender Krimi, bei dem man in menschliche Abgründe schauen kann.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Nicht mein Fall

Britt-Marie war hier
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Auch wenn dieser Roman als Sonnenscheingeschichte ausgelobt wird, kann ich mich dem nicht anschließen.

Fredrik Backman schreibt in seinen Büchern stets über spezielle Charaktere, die ein wenig seltsam ...

Auch wenn dieser Roman als Sonnenscheingeschichte ausgelobt wird, kann ich mich dem nicht anschließen.

Fredrik Backman schreibt in seinen Büchern stets über spezielle Charaktere, die ein wenig seltsam anmuten und so ihre besonderen Macken haben. So erfindet er mit Britt-Marie eine pingelige, korrekte ältere Dame, die einem Putzteufel gleich durch das Buch geistert.
Auch wenn ich von ihr im wahren Leben doch genervt wäre, konnte ich mich ihr im Buch etwas annähern. Denn ich fühlte, wie sehr sie in ihrem Leben eine eigenverantwortliche Selbstverwirklichung vermisst hat. Als ihr die Traineraufgabe angeboten wird, greift sie zu. Mutig, denn von Fussball hat sie absolut keine Ahnung und so schlüpft sie in eine schwierige Rolle.
Nicht nur, dass ihr Fussball überhaupt nicht liegt, sondern auch die für sie fremde Umgebung mit lauten Kindern, unsauberen Verhältnissen und einer ungewohnten Mitbewohnerin stellt sie auf eine harte Probe.

Doch sie erkennt, dass in Borg durch die Finanzkrise den Bewohnern nicht mehr viel geblieben ist, außer ihrer Begeisterung für den Fussball. Langsam findet auch Britt-Marie Gefallen am Fussball und ihre bemutternde Art, wird ihr Rettungsanker. Sie wurschtelt sich mit Hilfe ihrer neuen Bekannten so durch, verliert auch ihre Putzwütigkeit etwas und man spürt den Wandel in ihr. Sie erkennt, was sie bisher im Leben vermisst hat und ist doch gefangen in alten gewohnten Mustern.

So weit, so gut!

Wenn mich die Geschichte auch interessiert hat, so fühlte ich mich durch den sehr einfachen Erzählstil an ein Jugendbuch erinnert. Die ewige Putzerei kam einer Zwangsneurose gleich und hat mich genervt, die Sprache ist mir zu sehr schlicht gefasst, die Dialoge klingen anspruchslos. Es gibt witzige Szenen und zum Ende versucht der Autor dem Ganzen z. B. durch die Erwähnung der Maslow´schen Bedürfnispyramide etwas mehr Tiefgang zu geben. Für mich hat dieser Roman 3 Sterne verdient.



Mit Britt-Marie erlebt man unerwartete Freundschaften, die sie auf ihrem Weg begleiten und etwas Schwung in ihr Leben bringen. Wie Menschen in ihren gewohnten Zwängen und Gewohnheiten gefangen sind, kann man hier gut nachempfinden.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Rittergeschichte mit Sagenursprung modern und unterhaltsam umgesetzt!

König Laurin
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Theodor, der Sohn des großen Königs Dietrich, ist viel zu klein für sein Alter. Trotz Streckbank wird er nicht größer, das macht seinem Vater großen Kummer, denn so kann Theo kein echter Ritter werden.
Als ...

Theodor, der Sohn des großen Königs Dietrich, ist viel zu klein für sein Alter. Trotz Streckbank wird er nicht größer, das macht seinem Vater großen Kummer, denn so kann Theo kein echter Ritter werden.
Als Theo dem geheimnisvollen Zwergenkönig Laurin begegnet, merkt er bald, dass auch Kleine Großes vollbringen können. Als das Königreich in großer Gefahr ist, beweist Theodor Stärke...


"Unheil lag in der Luft. Es war tiefste Nacht. Blau-schwarze Gewitterwolken hatten sich an den Spitzen der Berge verfangen und immer weiter aufgetürmt. Der Wind heulte durch die Täler."


Was mit einen richtigen Gewitter beginnt, wird schliesslich ein tolles Kinderbuch, ein Heldenepos für Kinder, wo die Kleinen am Ende die Gewinner sind.

Ewig hört Theodor von seinem Vater, König Dietrich, wie klein er ist und dass nur Großes gut ist.
Auch sein Vetter Wittich ärgert ihn damit und deswegen nimmt Theodor die Toutur der Streckbank auf sich, doch trotz dieser Qualen wird er einfach nicht größer. Als er auf den in die bleichen Berge verbannten Zwergenkönig Laurin trifft, beginnt für ihn ein großes Abenteuer und Theo tritt zu seinem ersten Ritterturnier an.



Die Grundlage dieses tollen Kinderbuchs ist die Südtiroler Sage um den Zwergenkönig Laurin, der einst einen echten Rosengarten versteinert haben soll.

Das Buch liest sich locker und sehr unterhaltsam, es enthält kurze Kapitel in großer Schrift und eignet sich dadurch gut zum selber lesen. Der Text ist bildhaft und sehr lebendig und spricht die heutigen Kinder an, dazu werden einige Dinge, wie z. B. Container, Flyer und Allergie die keinesfalls zur Ritterzeit existierten, mit eingebaut.

Man kann als Kind sich gut in die Rolle des kleinen Theo einfühlen und wird so beim Lesen zum Held.
Die hintergründige Botschaft gefällt mir gut. Hier wird deutlich gezeigt, wie auch im Kleinen die größte Kraft liegen kann und es nicht immer auf Körpergröße und Kraft ankommt.

Ein unterhaltsames Kinderbuch auf der Grundlage einer Südtiroler Sagenfigur, das auch Kleine groß rauskommen lässt.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Unterhaltsam geschriebener Amrumkrimi mit Inselflair

Jaspers letzter Flirt
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"Jaspers letzter Flirt" ist mal wieder ein Fall für die Kripo Wattenmeer. Dabei unterstützt Arne Zander seinen Kollegen Kuno Knudsen und ihre Zusammenarbeit passt perfekt. Gemeinsam machen sie sich auf ...

"Jaspers letzter Flirt" ist mal wieder ein Fall für die Kripo Wattenmeer. Dabei unterstützt Arne Zander seinen Kollegen Kuno Knudsen und ihre Zusammenarbeit passt perfekt. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem unbekannten Attentäter, der hinter dem notorischen Frauenhelden Jasper Erikson her ist. Dabei entdecken sie, dass Jasper die Steuerfahndung auf dem Hals hat und erfahren von seinen Frauengeschichten, die den ein oder anderen Ehemann verärgert haben könnten.

Ich bin seit Pfauenfedernmord Fan der Autorin und wieder schnell in die Geschichte eingetaucht. Die Handlung ist mit anschaulich beschriebenem Lokalkolorit untermalt, so bekommt man das Inselleben auf Amrum lebendig präsentiert und der Urlaubsneid wächst.

Die Charaktere sind vielfältig und der Erzählstil ist schön und sehr flüssig zu lesen. Besonders die Dialoge wirken sehr authentisch und gelungen. Die Frage nach dem Täter stellt sich schon früh, denn in einzelnen Szenen wird aus seiner Sicht erzählt. Man fragt sich die ganze Zeit, um wen es sich dabei wohl handeln könnte.



Der Spannungsbogen steigt mit jeder neuen kriminellen Tat, es gibt geschickt eingebaute Wechsel von Handlungsorten und Figuren, die die Situation der betroffenen Personen näher erklären und die unterschiedliche Motivlage darstellen. Leider hatte ich schon früh einen bestimmten Täter in Verdacht und lag richtig. Das hat mir etwas die Spannung genommen, die Lesefreude aber nicht wirklich getrübt.


Wer sich gern gedanklich auf die Urlaubsinsel Amrum in der Nordsee entführen lassen möchte und dabei einen unterhaltsamem Krimi folgen möchte, dem kann ich dieses Buch nur ans Herz legen.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Ein absolut gelungener Thriller

Der Traummacher
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Bei diesem Thriller hat Max Bentow alle Register der Thrillerkunst gezogen. Im Prolog lässt er den Leser teilhaben an einem irren Ritt auf einer fahrenden S-Bahn zu dem Simona ihren Bekannten Luis überredet. ...

Bei diesem Thriller hat Max Bentow alle Register der Thrillerkunst gezogen. Im Prolog lässt er den Leser teilhaben an einem irren Ritt auf einer fahrenden S-Bahn zu dem Simona ihren Bekannten Luis überredet. Was geht in ihnen vor, dieses Wagnis erleben zu wollen? Dieses riskante Unterfangen überleben sie, kurz darauf stirbt die junge Frau jedoch an einem Herzfehler.
Für ihre Mutter ist dieser Tod ein Trauma und sie wird verfolgt von Simonas Bild und Stimme, begleitet von einem gräßlichen Höllenhund. Ist sie verrückt geworden oder sind das die Folgen ihres Traumas? Auch im weiteren Verlauf erscheint Simona ihrer Freundin Alina und Freund Luis. Was wird hier gespielt? Gibt es eine Doppelgängerin oder erliegt der Leser hier seiner Phantasie? Max Bentow versteht es zu verwirren und man irrt durch die erschaffene Traumwelt und liest gespannt weiter, um endlich die Lösung zu wissen.


Nils Trojan kann sich keinen Reim auf die schrecklichen Vorkommnisse machen. Es sind Drogen im Spiel, so viel ist schnell klar. Da der Leser durch die Beschreibungen der Personen und die verstörenden Situationen allerdings immer ein wenig mehr weiß als Trojan, macht man sich auf die Suche nach den verbindenden und erklärenden Elementen. Doch hier hat der Autor mit geschickten Andeutungen und das Auslassen von Informationen an den entscheidenden Stellen einen raffinierten Handlungsverlauf geschaffen, der wirklich beeindruckt.

Um welche Art von Täter handelt es sich hier und warum werden an den Opfern grausame Bissspuren gefunden?

Trojan hat gerade auch private Probleme, seine Tochter Emily und seine Freundin Jana haben sich von ihm zurückgezogen und das macht ihm sehr zu schaffen.

Man befindet sich beim Lesen in einer traumatischen, unwirklichen Blase, einem Albtraum mit rätselhaften Ursachen und hat Mühe, Wahrheit und Traumwelt auseinanderzuhalten. Das hält den Spannungsbogen dauerhaft hoch angesetzt und macht für mich einen genialen Thriller aus.
Die Charaktere werden nicht zu intensiv erklärt, das vordergründige Anliegen legt der Autor auf die traumatischen Handlungsvorgänge. Was geschieht hier wirklich und was ist nur ein Traum?
Man ist hier gefangen in einer Welt, die in dunkle Abgründe führt und jenseits der normalen Vorstellungskraft zu liegen scheint.


Ein absolut gelungener Thriller, der mich gespannt lesen lies und bei dem ich erst am Ende wieder erleichtert aufatmen konnte. So muss ein Thriller sein!