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Veröffentlicht am 02.06.2023

Ein leises Buch mit japanischem Charme

Das Restaurant der verlorenen Rezepte (Die Food Detectives von Kyoto 1)
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Im List Verlag/Ullstein erscheint der Roman "Das Restaurant der verlorenen Rezepte" des japanischen Autors Hisashi Kashiwai. Die Food Detectives von Kyoto 1

Nagare und seine zwanzigjährige Tochter Koishi ...

Im List Verlag/Ullstein erscheint der Roman "Das Restaurant der verlorenen Rezepte" des japanischen Autors Hisashi Kashiwai. Die Food Detectives von Kyoto 1

Nagare und seine zwanzigjährige Tochter Koishi betreiben ein kleines Restaurant in Kyoto, das Kamogawa-Café. Dort werden Rezepte und traditionelle Gerichte der japanischen Küche wiederbelebt, die in Vergessenheit geraten sind. Nagare und Koishi kochen Gerichte nach, die ihre Gäste irgendwann einmal in ihrer Kindheit oder zu einem besonderen Anlass gegessen haben. Dazu benötigen die Köche auch etwas detektivischen Spürsinn und schenken mit ihren Gerichten Trost und schöne Erinnerungen.

"Das ist frittierter und anschließend mit Arame-Seegras gekochter Tofu. Hier panierte Fleischkroketten mit Okara. Shungiku-Salat mit Sesam, Tofu und weißem Miso. Sardine, gekocht in Kuramapfeffer. Frittierte Tofu-Gemüse-Bällchen. Schweinebauch, gekocht in... grünem Tee." Zitat Seite 10

Wer dieses Buch liest, sollte sich auf einen ruhigen Erzählstil einstellen, der hauptsächlich von den Stimmungen der Figuren und den Geschmacksnuancen der japanischen Gerichte lebt. Ich fand die Grundidee richtig schön, denn wer möchte nicht noch einmal das Lieblingsgericht essen, dass seine Großmutter selbst zubereitet hat.

Es ist interessant, die vielen, mit zum Teil fremden Produkte der japanischen Küche kennenzulernen, allerdings konnte ich mir aufgrund dieser Unkenntnis auch nur Teile der Gerichte vom Geschmack genau vorstellen. Während Nagare und seine Tochter auf Spurensuche zu den Gerichten unterwegs sind, lernt man das Duo auch besser kennen und kann hinter ihre Familiengeschichte schauen. Es ist schön zu lesen, wie sie sich immer mehr annähern und am Ende in ihren eigenen Erinnerungen vereint sind. Der Erzählstil lässt sich gut lesen, aber insgesamt hat mir die emotionale Tiefe gefehlt, die die einzelnen Gäste mit ihren Erinnerungen und persönlichen Geschichten verbunden haben. Da brauchte man schon etwas Vorstellungskraft, um diese Lücke zu füllen.

Deshalb konnte mich das Buch zwar gut unterhalten, aber doch nicht voll von sich einnehmen.

Dieses warmherzig wirkende, leise Buch hat mir die japanische Küche etwas näher gebracht. Der Erzählstil fängt den Charme der Menschen dort ein.

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Veröffentlicht am 17.05.2023

Eher seichte Gaunerkomödie als Krimi

Die Unverbesserlichen - Die Revanche des Monsieur Lipaire (Die Unverbesserlichen 2)
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Im Ullstein Verlag erscheint "Die Revanche des Monsieur Lipaire", es ist der zweite Fall aus der Reihe "Die Unverbesserlichen" von Klüpfel/Kobr.

Monsieur Lipaire, der Kopf der Gaunertruppe "Die Unverbesserlichen", ...

Im Ullstein Verlag erscheint "Die Revanche des Monsieur Lipaire", es ist der zweite Fall aus der Reihe "Die Unverbesserlichen" von Klüpfel/Kobr.

Monsieur Lipaire, der Kopf der Gaunertruppe "Die Unverbesserlichen", lebt zufrieden im wunderschönen Lagunenstädtchen Port Grimaud an der Côte d’Azur. Doch nun möchte die Familie Vicomte die Stadt unter ihre Herrschaft bekommen und daraus einen von Frankreich unabhängigen Staat machen und die armen Leute verdrängen. Da weiß selbst der Bürgermeister nicht weiter und es riecht förmlich nach einem neuen Fall für die ungleiche Ganoventruppe, die sich von nichts und niemandem aufhalten lässt.


Im ersten Band der Reihe haben mir die originellen Charaktere der Unverbesserlichen und ihre Art der abenteuerlichen, etwas dilletantischen Ermittlungen richtig gut gefallen. Nun startet diese Story mit einem neuen Fall, der mich schon von der Grundidee her nicht vom Hocker reißt. Aber ich habe mich auf die Handlung eingelassen und wurde von der ziemlich seichten, aber humorvollen Gaunerkomödie immerhin unterhalten.

Die Familie Vicomte führt sich auf wie eine alte Adelsfamilie und möchte unerwünschte Einwohner aus Port Grimaud vertreiben. Sie berufen sich auf eine alte Urkunde, die die Unverbesserlichen ihnen im ersten Band verschafft haben. Das war anscheinend ein großer Fehler und die Truppe muss sich etwas einfallen lassen, um diesen Fauxpas wieder auszubügeln.

Fangen wir mal mit den positiven Dingen an, die Charakterzeichnung ist gewohnt vielseitig und die Figuren wirken sehr lebendig, erscheinen aber naiv und recht skurril, das muss man mögen. Doch ich hatte Spaß an der besonderen Besetzung der Figuren, die für viele humorvolle Szenen sorgen. Allen voran mochte ich den charmanten Möchtegern-Franzosen Wilhelm Liebherr alias Guillaume Lipaire, den immer einsatzbereiten Karim, den schüchternen Paul, dem man nur dank seiner hünenhaften Statur und Kenntnis über Sprengstoff den Ex-Fremdenlegionär abnimmt und an die herzliche Delphine, sowie Lizzy, die Grande-Dame, die trotz ihres Alters noch so vieles mitbekommt und schafft.

Ich hatte mit ihnen meinen Spaß, fand aber ihre Ermittlungen sehr dürftig, denn von echter Recherche war keine Spur. Gestört man mich auch die eingebaute Hundegeschichte, die wohl die Handlung etwas aufpeppen sollte, ich aber überhaupt nicht gebraucht hätte.

Das Buch kann man gut lesen, aber leider kommt die Spannung insgesamt viel zu kurz, deshalb ist es eher ein Roman als ein Krimi.

Diese Gaunerkomödie ist sehr unterhaltsam durch die humorvoll angelegten Figuren und ihre skurrilen Aktionen. Auch das Flair der Côte d’Azur ist spürbar, der Krimifall aber etwas seicht für meinen Geschmack. Ich möchte Klufti zurück!!!

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Veröffentlicht am 08.05.2023

Eine tragische Heldin, die mich leider nicht überzeugt hat

Die unglaubliche Grace Adams
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Im Ullstein Verlag erscheint Fran Littlewoods Roman "Die unglaubliche Grace Adams".

Grace Adams ist an einem heißen Sommertag mit dem Auto auf dem Weg zur Geburtstagsfeier ihrer Tochter Lotte, doch sie ...

Im Ullstein Verlag erscheint Fran Littlewoods Roman "Die unglaubliche Grace Adams".

Grace Adams ist an einem heißen Sommertag mit dem Auto auf dem Weg zur Geburtstagsfeier ihrer Tochter Lotte, doch sie kommt einfach nicht weiter, lange Staus halten sie auf und so schlägt sie sich zu Fuß durch. Dabei läuft sie sich nicht nur Blasen, sie lässt auch die vergangenen Lebensjahre Revue passieren. Und diese Zeit war nicht sehr einfach, deshalb ist die Familie auch daran zerbrochen.

Bei diesem Roman war ich gespannt, was ich über die "unglaubliche" Grace Adams erfahren würde. Die Handlung fängt schon sehr interessant an, in Rückblenden wird man über Vorgänge und Erlebnisse in der Vergangenheit informiert und kann sich im Lauf der Handlung allmählich ein Bild über Graces Leben machen.

Als sensationelles Sprachtalent hatte Grace Adams eine unglaubliche Karriere vor sich, sie hatte eine Stelle als Moderatorin in einer Fernseh-Show. Wenn man so will, war sie ein Shooting-Star, aber dann verliebte sie sich und eine ungewollte Schwangerschaft lenkte ihr Leben in eine andere Richtung. Inszwischen ist Grace 45 Jahre alt, unglücklich mit ihrem Äußeren, sie steht vor den Wechseljahren und lebt verlassen von Mann und Tochter und fühlt sich schrecklich allein. Sie wünscht sich ihr altes Leben zurück.

Die Geschichte wird sehr locker mit absurden Situationen und umgangssprachlichen Dialogen erzählt, die Sätze wirken kurz und dadurch etwas abgehackt und der Erzählstil ist recht einfach gehalten.

Die inhaltliche Ausarbeitung bringt tiefer gehende Themen mit sich und lässt Einblicke in Graces Leben zu, die ihr Verhalten besser verstehen lassen. Aber trotzdem konnte mich die Geschichte stellenweise nicht richtig fesseln und die vielen nicht immer klar einzuordnenden Zeitsprünge haben es mir zusätzlich schwer gemacht.

Da die Gründe für die Risse in der Familie erst zum Ende der Geschichte richtig aufgelöst werden, konnte ich auch nicht so richtig mit Grace mitfühlen. Und ich habe es nicht verstanden, dass in der Familie so wenig über die Probleme gesprochen wurde.

Was mich berührt hat, ist die Tatsache, wie Grace versucht, sich durch die Schwierigkeiten mit ihrem Mann, ihrer zerbrochenen Ehe, der Beziehung zu ihrer Tochter und der verpatzten Karriere hindurch zu kämpfen. Aber wenn man dabei die eigene Trauer und Gefühle ignoriert, kann das einfach nicht gut gehen. Und man erfährt auch, was sie selbst getan hat, dass die familiäre Situation nicht mehr funktionierte.

Der Roman spricht wichtige Themen an, die mich nachdenklich gemacht haben. Doch die zeitlichen Sprünge und die vielen Nichtigkeiten haben es mir sehr schwer gemacht, bis zum Ende an Grace Adams Seite zu bleiben.


Ein turbulenter Roman, der mit einem Mix aus Tiefgründigkeit, Humor, Alltagsleben und Trauer aufwarten kann. Leider wirkt er durch die zeitlichen Sprünge manchmal etwas verworren.

Veröffentlicht am 06.05.2023

War mir ein bißchen zuviel Drama

Die Frauen der Villa Sommerwind. Das Glück am Horizont.
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Der historische Roman "Die Frauen der Villa Sommerwind - Das Glück am Horizont" ist das Debüt von Anna Husen und erscheint im Knaur Verlag.

Timmendorf 1903: Henriette ist 22 Jahre alt und hat einen Abschluss ...

Der historische Roman "Die Frauen der Villa Sommerwind - Das Glück am Horizont" ist das Debüt von Anna Husen und erscheint im Knaur Verlag.

Timmendorf 1903: Henriette ist 22 Jahre alt und hat einen Abschluss an der Hotelfachschule, der sie befähigt, ihrem Vater in Timmendort bei der Führung des Hotels Villa Sommerwind zu helfen. Hennies Mutter starb bei der Geburt ihres jüngeren Bruders und seitdem haben die Geschwister ein enges Verhältnis. Henriette verliebt sich in den Fischersohn Ole, doch es ist eine Liebe, die Hennies Vater nicht für sie vorgesehen hat. Sie soll den standesgemäßen Eduard Graf heiraten.

Die Geschichte wird mit bildhaften Beschreibungen erzählt, es gibt emotionale und spannungsgeladene Momente, schicksalshafte Wendungen und einige dramatische Szenen, die aus Eifersucht, Sehnsucht und Einsamkeit heraus erwachsen.

In diesem Roman ist Hennie die Hauptfigur, ich konnte mit ihr mitfühlen und leiden. Aber ich habe ihr auch nicht ganz abnehmen können, dass sie eine emanzipierte junge Frau ist, die sie aufgrund ihrer damals unüblichen Ausbildung ja sein sollte. Trotz aller Verantwortung, die sie für ihre Familie übernimmt, fand ich sie nicht so tatkräftig, das Thema Liebe stand meistens im Vordergrund. Meine Sympathieträgerin war ihre Freundin Mareike, die immer besonnen, einfühlsam und hilfsbereit auftritt und stets die rettende Kraft im Trösten und Unterstützen einnimmt.

Passend zu der Handlungszeit wird der Ausbruch des 1. Weltkriegs in der Handlung thematisiert, die historischen Hintergründe werden aber nur kurz gestreift. Von den Kriegserlebnissen zeugen die Gefallenen und verletzten Heimkehrer, die erahnen lassen, wie schrecklich der Krieg für alle Beteiligten war.

Leider bekommt man von Timmendort als Schauplatz des Geschehen nicht sehr viel mit, da habe ich mir schon etwas mehr Ostseeflair erhofft. Und auch der Hotelbetrieb läuft fast unsichtbar nebenher, es wird nicht ersichtlich, wie engagiert Hennie dort während der Kriegsjahre den Betrieb leitet. Das hätte man etwas mehr herausstellen können.

Insgesamt gesehen geht es im Roman um Höhen und Tiefen der Gefühle. Vor allem um eine unerfüllte, sehnsüchtige Liebe, um Verantwortung für die Familie, um Hoffnung, Zuversicht und leider auch um Streitigkeiten und verletzte Gefühle. Das Ende war für mich ziemlich vorhersehbar und wird dann ziemlich schnell abgehandelt. Außerdem kommt es in dieser sehr dramatisch angelegten Story dann doch ein wenig zu harmonisch und positiv daher. Aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache!

Der unterhaltsame, emotionsreiche Roman bietet eine schicksalshafte Geschichte, die eine Familie in Timmendorf in Trauer und Freude, in Schmerz und Glück begleitet.

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Veröffentlicht am 04.05.2023

Gute Unterhaltung, hat aber noch Luft nach oben

Sehnsucht nach dem Dünenhof
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"Sehnsucht nach dem Dünenhof" spielt auf Föhr und ist der erste Teil der historischen Familien-Saga von Anke Petersen, die im Knaur Verlag erscheint.

Anni ist Kinderkrankenschwester in der Charité ...

"Sehnsucht nach dem Dünenhof" spielt auf Föhr und ist der erste Teil der historischen Familien-Saga von Anke Petersen, die im Knaur Verlag erscheint.

Anni ist Kinderkrankenschwester in der Charité und begleitet eine Kindergruppe zur Erhohlung auf die Insel Föhr. Auf Föhr hat sie ihre Kindheit verbracht und freut sich nun auf das Inselleben. Kaum ist sie angekommen, stirbt ihr Großvater, zu dem sie seit ihrem Wegzug keinen Kontakt mehr hatte. Er vererbt ihr seinen alten Friesenhof und sie möchte Stadtkindern dort die Möglichkeit zur Erholung bieten. Der Hof mit Garten liegt in Strandnähe und wäre perfekt für so ein Heim. Ihre Idee findet praktische Unterstützung durch die Dorfbewohner. Und Anni verliebt sich in den Dorflehrer Martin. Es könnte alles so schön sein, doch dann bricht einiges auf sie herein.

Nachdem mir "Hotel Inselblick" von Anke Petersen so gut gefallen hatte, wollte ich auch ihre neue historische Reihe lesen, die auf Föhr spielt. Das Interesse für manche Geschichten hängt immer sehr von den Protagonisten ab, wird man mit ihnen nicht gleich warm, hat es das Buch schwer, sich beliebt zu machen. Leider war das auch bei "Sehnsucht nach den Dünenhof" so.

Der Schreibstil von Anke Petersen lässt sich gut lesen, bei der Beschreibung der Handlung geht sie meiner Meinung nach aber dann doch etwas zu detailverliebt vor. Das hemmt die Spannung und sorgt für unnötige Längen, die in einem Roman gut austariert sein müssen. Dafür hat mich die Atmosphäre auf Föhr ganz wunderbar mitgenommen und lockte mich mit dieser Inselliebe.

Die Charaktere der Insulander Föhrs sind vielseitig gezeichnet, man kann sie sich gut vorstellen und erlebt, wie tatkräftig sie Anni bei der Umsetzung ihres Traums vom Kindererholungsheim unterstützen. Diese Hilfe fand ich schon fast zu übertrieben, denn trotz aller dramatischen Schwierigkeiten und Hürden, ging alles immer glatt, dabei hatte jeder zu der damaligen Zeit genug daran, sein eigenes Päckchen zu tragen.

Annis Traum passt nicht so recht mit ihren Fähigkeiten zusammen, sie ist zwar als Kinderkrankenschwester den Umgang mit Kindern gewöhnt, aber ein Heim zu führen, ist eine ganz andere Aufgabe und bedeutet viel Verantwortung. Deshalb wirkt sie recht naiv auf mich und ich hatte das Gefühl, das Vorhaben hat sie auch überfordert. Irgendwie geht hier vieles zu glatt, es gibt einige Schwierigkeiten, die dann aber doch immer wieder gibt. Als Anni Martin kennenlernt, deutet sich schon eine Liebesgeschichte an, die dem Roman noch eine emotionale Note verleiht.

Bei diesem Roman wurde ich mit der Protagonistin nicht ganz warm, dafür überzeugte mich aber das wunderbare Inselflair und die Idee von der Errichtung eines Kinderheims.